
Angehende Psychoanalytiker sind sehr engagiert und brauchen oft viel Kraft: Die Zeit will sorgsam gemanagt und das Geld zusammengetragen werden. Besonders die intensiven Ausbildungen bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) und Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft (DPG) führen nicht selten dazu, dass man zeitweilig fast nur noch für die Ausbildung lebt. Die Psychoanalytikerin Dr. med. Diana Pflichthofer (DPG) macht in dem Buch „Grenzen“ (DGPT, 2017) einen sinnvollen Vorschlag:
„Deswegen folgt hier eine weitere mentalgymnastische Übung: Sollte man nicht eigentlich jedem Ausbildungskandidaten raten, ja es fast zur Bedingung machen, dass er, wenn er diese Ausbildung beginnt, mindestens noch eine andere Ausbildung mache, sei es in der Musik, der bildenden Kunst, im Sport oder wo auch immer – Hauptsache woanders? Wenn er bloß die Zeit dazu hätte!“ (Grenzen. Eine Publikation der DGPT. Psychosozial-Verlag 2017: S. 164)
Die Vorbedingungen machen es leichter oder schwerer
Sich neben der Ausbildung mit etwas anderem zu beschäftigen erscheint oft kaum möglich. Wohl für jeden ist diese Ausbildung ein schwieriger Weg – beschäftigt man sich doch mit den eigenen existenziellen Fragen, die nicht nur in der Lehranalyse, sondern aus verschiedenen Richtungen immer wieder auftauchen: von Seiten des Instituts, der Supervisoren, der Patienten, der Kontoauszüge, der körperlichen und psychischen Beschwerden. Jeder beginnt mit höchst individuellen Voraussetzungen. Manche kommen rasch durch, haben gute Unterstützung, ein intensives Hobby, eine große Familie oder einen erfüllenden Erstberuf. Andere wiederum müssen besonders hart für die Ausbildung kämpfen und fühlen sich allein.
Anderes ergänzt die Ausbildung
Besonders unter schwierigen Bedingungen ist es wichtig, sich die eigenen Kräfte gut einzuteilen und vielleicht nach einem raschen Start wieder langsamer zu werden. Andere Dinge können die Ausbildung wunderbar ergänzen. Die Beschäftigung mit Yoga, Buddhismus, Kunst, Literatur und verschiedenen Lebensweisen kann die eigene Arbeit bereichern. Sich neben der Ausbildung mit etwas anderem zu beschäftigen führt zu einem gesunden Abstand und gleichzeitig zu einer schöneren, „freieren Nähe“ zur Ausbildung.
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