Die „Semiotik“ ist eine Wissenschaft, die sich mit den Zeichen auseinandersetzt. In unserem Computer-Schreibprogramm finden wir „Zeichen und Symbole“. Der Psychoanalytiker Dr. Manfred Schmidt (DPV) hat in seinem Vortrag „Über den Umgang mit Symbolisierungsstörungen“ wichtige Unterschiede zwischen Zeichen und Symbolen dargestellt. Er beschreibt, wie symbolhaftes Denken aus körperlichen Empfindungen heraus entstehen kann. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Übersicht (nach Manfred Schmidt, September 2016):
Zeichen:
Zeichen kündigen ihre Gegenstände an und vertreten sie. Es gibt:
- Natürliche/indexikalische Zeichen: Hierzu gehören z.B. Rauch, der anzeigt, dass es brennt oder die Rauchzeichen der Indianer
- Intentionale Zeichen: Hierzu gehören:
- ikonische Zeichen (z.B. eine Rose als Zeichen der Diskretion. „Ikonisch“ = „bildhaft, darstellend“, z.B. nennen wir den Vogel „Kuckuck“ nach seinen Lauten oder beschreiben mit dem Wort „S-Kurve“ die Form.)
- konventionelle Zeichen wie z.B. Straßenschilder („Halteverbote und andere dergleich schreckliche Dinge“, so Schmidt.) („Intentional“ = es steckt ein Zweck, eine Absicht dahinter.)
Symbole:
Symbole bewegen dazu, sich den Gegenstand vorzustellen. Hierzu zählen:
- präsentative Symbole wie z.B. Mimik
- diskursive Symbole (verbal, begrifflich) („Diskursiv“ bedeutet, dass das eine logischerweise zum nächsten führt, so ist z.B. das Denken diskursiv im Gegensatz zur Intuition.)
Wie fühlt sich das an?
„Das fühlt sich an wie ein Stein im Bauch“, sagen wir. Hier zeigt sich, wie symbolisches Denken aus Körperempfindungen hervorgehen kann. Kleine Kinder sind darauf angewiesen, dass Eltern ihre Körperempfindungen auch symbolisch verstehen können und nicht im Konkreten stecken bleiben.
Manfred Schmidt gibt ein einleuchtendes Beispiel:
Das kleine Kind übernachtet das erste Mal bei Tante Erna. Es ruft die Mutter an und weint: „Mama, ich habe schreckliche Bauchweh!“ Wenn die Mutter antwortet: „Sag‘ der Tante Erna, sie soll Dir eine Wärmflasche machen“, ist dem Kind damit nicht geholfen. Geholfen ist ihm aber, wenn die Mutter sagt: Mama: „Ich verstehe, dass Du Heimweh hast. Ich denke an Dich, mein Schätzchen.“
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Quelle:
Über den Umgang mit Symbolisierungsstörungen
Vortrag von Dr. rer. soc. Dipl.-Psych. Manfred G. Schmidt, Psychoanalytiker (DPV/IPA), 1.6.2017
Psychoanalytische Arbeitsgemeinschaft Köln-Düsseldorf
Weitere Informationen auf Klett-Cotta.de
Literatur:
Umberto Eco (1981):
Zeichen
Einführung in einen Begriff und seine Geschichte
Frankfurt, Suhrkamp-Verlag
Charles Sanders Peirce (ausgesprochen wie englisch „Purse“) (1932):
Phänomen und Logik der Zeichen
Frankfurt, Suhrkamp-Verlag
Susanne K. Langer (1942/1984):
Philosophie auf neuem Wege. Das Symbol im Denken, im Ritus und in der Kunst
Frankfurt am Main (Fischer Taschenbuch) 1984
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