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Aktuelle Seite: Startseite / Begriffe / Buchtipp: Und Nietzsche weinte

Buchtipp: Und Nietzsche weinte

01.05.2017 von Dunja Voos Kommentar verfassen

Wer sich für Psychotherapie, Psychoanalyse und Einsamkeit interessiert, der wird an dem Buch „Und Nietzsche weinte“ (btb-Verlag, 7. Auflage, München 2009) seine wahre Freude haben. Der Autor, emeritierte Psychiatrieprofessor und Psychotherapeut Irvin D. Yalom wird zwar oft selbst für einen Psychoanalytiker gehalten, aber er hat keinen Ausbildungsabschluss in Psychoanalyse (siehe Lebenslauf, und persönlich nachgefragt). Doch er versteht es wunderbar, die Gedanken der Psychoanalyse und Psychotherapie aufzugreifen und plastisch darzustellen. Die Vermischung zwischen Fiktivem und wahren historischen Begebenheiten in seinen Romanen ist nicht immer leicht zu verdauen. (Rezension: Dunja Voos, Bild: btb-Verlag)


Verzweiflung

Die Geschichte dreht sich um die (fiktive) Freundschaft des Arztes Josef Breuer (1842-1925) und Friedrich Nietzsche. „Friedrich Nietzsche und Josef Breuer sind sich im Leben nie begegnet“, schreibt Yalom im Nachwort (www.yalom.com/wnwnotecontent.html). Verbunden sind die beiden im Roman durch Lou Salomé (1861-1937), die Nietzsche „im Frühjahr 1882 durch Paul Rée kennenlernte“ (Nachwort). Der Leser taucht ein in die Welt des 19. Jahrhunderts und wird schnell gefangen genommen: Nietzsche, der an tiefer Verzweiflung leidet, kommt über Lou Salomé in Verbindung mit Josef Breuer, der seine Verzweiflung heilen soll. Lou Salomé, in die Nietzsche unsterblich verliebt ist, hat Breuer überredet, Nietzsche zu helfen. Allerdings weiß Nietzsche davon nichts.

Der kalte Nietzsche

Breuer baut geschickt Kontakt zum menschenscheuen Nietzsche auf, der an einer furchtbaren Migräne leidet. Breuer versucht erfolglos, Nietzsche in Gespräche zu verwickeln, um ihn zum Thema „Verzweiflung“ und „Lou Salomé“ zu lenken. Mit seinem Freund Sigmund Freud tauscht sich Breuer regelmäßig darüber aus. Eines Nachts wird Nietzsche in seinem Hotel von einem schrecklichen Migräne-Anfall heimgesucht. Er schluckt so viel Chloral, dass er bewusstlos wird und schließlich eine lebensbedrohliche Tachykardie erleidet. Breuer kommt gerade zur rechten Zeit und rettet ihn durch die Massage des Sinus Caroticus, einer Druckstelle am Hals. In seiner Bewusstseinseinstrübung fleht Nietzsche: „Hilf mir!“ So erkennt Breuer, dass in Nietzsche noch ein anderes „Ich“ schlummert als das kalte Ich, das er nach außen hin immer zeigt. Breuer kann Nietzsche überreden, ein Zimmer in seiner Wiener Lauzon-Klinik (fiktiv) zu beziehen. Breuer gibt vor, dass er auf Nietzsches Hilfe für seine eigene Verzweiflung angewiesen ist.

Psychoanalytische Theorien werden mit eingewebt. Hier findet sich z.B. die Theorie von Bion’s „Second Thoughts“ wieder: „Möglich, dass die bewussten gedanklichen Manifestationen Nachgedanken sind – Vorstellungen, welche sich im nachhinein bilden, damit der Anschein der Oberherrschaft gewahrt bleibe“, sagt Nietzsche auf S. 145/146.

Anna O.

Breuer ist verzweifelt, weil er immer an seine Patientin Bertha Pappenheim (Deckname „Anna O.“) denken muss. Er versuchte dieser hysterischen Patientin zu helfen, indem er sie in Trance versetzte und sie an den Ursprung der Symptome herankommen lassen wollte. Eines Tages zeigte sich bei Bertha eine Scheinschwangerschaft. Seine Frau Mathilde wurde so eifersüchtig, dass Breuer sich gezwungen sah, Bertha in eine Klinik zu schicken. Doch Breuer konnte an nichts anderes mehr denken, als an sie. Breuer und Nietzsche treffen sich jeden Tag, um über Breuers Problem zu sprechen. Die Männer kommen in einen spannenden Austausch über Einsamkeit, Wahrheit und Lebenssinn.

„So weit ich zurückdenken kann, habe ich mich vor der Leere in mir selbst gefürchtet. Wenn auch das Alleinsein nichts mit der An- oder Abwesenheit anderer Menschen zu tun hat. Wissen Sie, was ich meine?“, fragt Breuer (S. 331).
„Macht kommt der Nähe ins Gehege“ (S. 129): „… wir empfinden Haß gegen die, welche … uns bei zärtlichen Gefühlen ertappen. Was wir in diesen Momenten benötigen, sei nicht Mitempfinden, sondern die Gelegenheit, die Beherrschung über unsere Gefühle wiederzuerlangen“, sagt Breuer auf S. 129.

Freiheit

Nietzsche macht Breuer klar, dass Breuer nichts mehr fürchtet als die Freiheit. Breuer fühlt sich in seinem Familienleben gefangen. Er ist sich nicht sicher, ob er sein Leben so wollte oder ob er nur seinen Verpflichtungen folgte. Er weiß nicht, wie er die quälenden Gedanken an Bertha loswerden kann. Dann entdecken Breuer und Nietzsche, dass die Bedeutung des Symptoms eine große Rolle spielt. Sie müsse man entdecken, damit sich das Symptom abschwächen kann. Bei einem gemeinsamen Spaziergang über den Friedhof kommen Breuer und Nietzsche zu einem Wendepunkt, als Nietzsche auf dem Grabstein entdeckt, dass Breuers Mutter ebenfalls „Bertha“ hieß. Breuer kehrt von diesem Spaziergang zutiefst verunsichert zurück. Nietzsche sagte ihm, dass er seine Ehe nur retten könnte, wenn er sie aufgebe. Breuer lässt sich von Freud hypnotisieren und begibt sich in Hypnose auf eine große Reise. Er „verlässt“ seine Familie und besucht die Klinik, in der Bertha behandelt wird. Er sieht sie mit einem anderen Arzt spazieren gehen. Sie verhält sich bei dem neuen Arzt genau so, wie sie sich bei ihm verhalten hatte. Gleichzeitig spürt er eine riesige Sehnsucht zurück zu seiner Familie.

Aufgewacht

Aus der Hypnose aufgewacht, fühlt sich Breuer wie befreit. Er kann wieder etwas für seine Frau Mathilde empfinden und spürt, dass er das Leben, das er führt, selbst so will. Er spürt seine Angst vor der Freiheit, aber er hat auch ein neues Freiheitsgefühl erlangt. Während er dies Nietzsche erzählt, kommt auch Nietzsche zu einer Wendung. Endlich erzählt er von seiner Verzweiflung und seiner Liebe zu Lou. Die beiden Männer gestehen sich die letzten Geheimnisse. Breuer beichtet Nietzsche den Kontakt zu Lou Salomé und auch hier zeigt sich: Lou hat sich bei Breuer genau so verhalten wie bei Nietzsche. Nietzsche und Breuer werden zu Freunden. Nietzsche ist über diese Freundschaft und die emotionale Berührung so gerührt, dass er weint. Breuer lädt ihn ein, Weihnachten mit seiner Familie zu feiern. Doch so sehr Breuer die Freiheit fürchtet, so fürchtet Nietzsche die Verbundenheit und die Familie. Beide Männer umarmen sich und gehen, den inneren Frieden gefunden, auseinander.

„Nietzsche, das Gesicht in den Händen vergraben, nickte. „Seltsam, aber im nämlichen Augenblick, da ich … meine Einsamkeit in ihrer ganzen Bodenlosigkeit … zu erkennen gebe, in diesem selben Augenblick schmilzt die Einsamkeit weg! Im nämlichen Augenblick, da ich Ihnen sagte, mich habe noch nie jemand berührt, in eben diesem Augenblick ließ ich mich erstmals berühren“ … „Ein Paradox!“, sagte Breuer. „Einsamkeit existiert nur in der Einsamkeit; sobald sie geteilt wird, löst sie sich auf.“ S. 435
Fazit Eine unglaublich spannend geschriebene Geschichte mit viel Seelenbalsam. An unzähligen Stellen hört man förmlich den eigenen Psychotherapeuten zu sich sprechen.

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Kategorie: Begriffe, Buchtipps, Psychoanalyse Stichworte: Buchtipp, Psychoanalyse, Psychotherapie

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