„Wünsche dir alles, erwarte nichts und werde reich beschenkt“, so lautet der Titel des Buches des Yogalehrers R. Sriram, das 2012 bei Gräfe und Unzer (GU-Verlag) erschienen ist. Das Buch macht Mut, denn es vermittelt das Gefühl, dass Wünsche wirklich wahr werden können:
„Ich bin überzeugt: Wenn wir uns etwas von ganzem Herzen wünschen, werden wir es bekommen. Diese Überzeugung war für mich selbst nicht nur eine Erfolgsformel, sondern auch eine Kraftquelle“, schreibt Sriram (S. 8).
Schritt für Schritt
In seinem 176 Seiten starken Buch erklärt Sriram Schritt für Schritt, wie man sich einen Wunsch erfüllen kann. „Das Entscheidende beim Wünschen ist, dass wir wirlich wissen, was wir wollen, und dass wir es uns innig wünschen – unbeirrt davon, dass es scheinbar unrealistisch ist oder uns vermeintlich nicht zusteht“ (S. 15).
Sriram schreibt darüber, dass jede Wunscherfüllung auch mit Verantwortung und Verbindlichkeit einhergeht, dass das Freiheitsgefühl aber dennoch bestehen bleiben kann. Wichtig dabei ist die Beziehung zu anderen Menschen: „Es gibt auf der Erde absolut keinen Wunsch, den man vollkommen im Alleingang verwirklichen kann“ (S. 81).
Um sich Wünsche zu erfüllen, braucht man die anderen. Manchmal muss man sich anderen gegenüber auch im Konflikt behaupten, doch hier sei es wichtig, sein Mitgefühl zu zeigen. Dabei müsse man das echte Mitgefühl vom „Falschen Mitleid“ unterscheiden:
„Oft handelt es sich um falsches Mitleid, wenn wir etwas rund machen wollen“ (S. 86). Ecken und Kanten bleiben bei der Wunscherfüllung nicht aus.
Dranbleiben!
Das Schwierigste an der Wunscherfüllung ist häufig das „Dranbleiben“. Sriram beschreibt, wie man die Trägheit besiegt und wie man sich bewusst machen kann, dass das „Leben Tun“ ist. „Aussteigen funktioniert nicht“, schreibt er und meint damit, dass das Tun selbst befreien kann. „Es ist nicht die Tätigkeit an sich, die uns das Gefühl gibt, abhängig zu sein und die Sehnsucht nach mehr Freiheit wachsen lässt. Es ist vielmehr die Erwartungshaltung, die uns bindet und unfrei macht“ (S. 93). Die Erwartung loszulassen und offen zu bleiben für Unerwartetes kann sehr schwierig sein. Es scheint auch etwas paradox, Erwartungen aufzugeben, wenn man ein Ziel vor Augen hat, aber Sriram schreibt:
„Die Erwartung ist wie ein Schloss, mit dem wir die Tür zu unserem Glück verriegeln.“ … „Es ist deshalb klüger, feste Vorstellungen loszulassen und mehr die Hoffnung zu pflegen. Die Hoffnung geht einher mit der Demut, dass wir das Ergebnis nicht in der Hand haben.“ (S. 165)
Hier zeigt Sriram auf, wie leicht ein Wunsch in eine Anspruchshaltung übergehen kann und wie daraufhin wieder Erwartungen entstehen. Er beschreibt, wie problematisch Erwartungen in Beziehungen sind und wie die Hingabe aufhört, echte Hingabe zu sein, wenn wir eine Erwartung damit verknüpfen (S. 165). „Erst wenn wir uns von ihr (der Erwartung) befreien, werden wir zu tiefen Gefühlen fähig.“ (S. 166)
Ein sehr empfehlenswertes Buch, das sehr motivierend geschrieben ist. Manchmal habe ich darin den Blick auf psychisch kranke Menschen vermisst, die aus unteren sozialen Schichten kommen und die keine gebildeten Menschen um sich haben, die ihnen behilflich sein könnten. Für sie ist es oft sehr viel schwieriger, sich selbst zu befreien und sich Wünsche (wie z.B. nach Bildung oder gesunder Beziehung) zu erfüllen. Dieser Aspekt kommt in dem Buch zu kurz, wie ich finde. Auch der Umgang mit sehr schmerzhaften unerfüllten Wünschen (wie z.B. Kinderwunsch) hätte aus meiner Sicht ausführlicher erwähnt werden sollen, aber vielleicht habe ich hier auch einen „zu konkreten“ Blick. In jedem Fall aber ist es ein sehr lesenswertes, erholsames Buch für jeden, der sich zutiefst einen innigen Wunsch erfüllen möchte.
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Ein mutmachendes Video zum Thema „Wünschen“ hat Sukadev von Yoga-Vidya erstellt:
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