„Du musst lernen, Dich selbst zu lieben“ oder: „Nimm Dich an, wie Du bist“, sind wohl die häufigsten Sätze, die fallen, wenn sich jemand unzufrieden mit sich selbst zeigt. Diese Sätze sind so leicht daher gesagt, doch Selbstliebe und Selbstakzeptanz sind die schwierigsten Kunststücke unseres Lebens. Es macht wenig Sinn, sich die Selbstliebe aufzuerlegen und sie zu üben. Selbstliebe und Selbstinteresse entstehen vor allem dadurch, dass wir von anderen liebevoll und mit Interesse angeblickt werden. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Selbstliebe hängt auch von „inneren Objekten“ ab
Wir alle leben mit „inneren Stimmen“ und mit den Bildern von den Menschen, die uns ganz nahe waren. Besonders stark wirken Mutter und Vater in uns nach. „Du sollst Dir nichts gönnen“, könnte ein typischer Satz eines „schlechten inneren Objektes“ sein, also vielleicht hat uns unsere Mutter so eine Einstellung vermittelt. Wir leben auch nicht gerne in einem Wohnzimmer, dass wir mit spitzen, hässlichen, dunklen, lieblosen Gegenständen zugestellt haben. Wir wünschen uns eine aufgeräumte, gute Wohnung, in der wir uns wohlig fühlen können. So ist es auch mit unseren „inneren Objekten“. Wenn wir es überwiegend mit „guten Menschen“ zu tun hatten, können wir uns selbst auch leichter lieben. Die innere Beziehung zu den inneren Objekten zu verändern, ist oft eine lebenslange Aufgabe.
Hass und Liebe sind so nah
Liebe kann ganz schnell in Hass umschlagen, wenn der, den wir lieben, uns nicht zurück liebt. Wenn wir unseren Körper lieben wollen und der antwortet mich Kopfschmerzen, wird’s schwierig. Wir lieben uns nicht nur, sondern wir hassen uns auch. Außerdem greifen wir uns innerlich oft selbst an, wenn wir den anderen vor unseren Angriffen schützen wollen. Wenn der andere uns wütend gemacht hat, wir ihn aber nicht verletzen wollen oder Angst vor ihm haben, dann kann es passieren, dass wir die Aggression gegen uns selbst richten. „Selbst schuld“, klagen wir uns an, „hättest Du mal nicht dies und jenes.“ Der Vorwurf, den wir gegen uns selbst richten, sollte eigentlich zum anderen gehen.
Um sich selbst zu lieben, sind liebevolle Beziehungen notwendig
Wer wenig liebevolle Eltern hatte, dem fällt es oft sehr schwer, sich selbst zu lieben und anzunehmen. Allzu oft versuchen die Betroffenen, ihren Mangel durch Leistung wettzumachen. Häufig suchen sie sich Freunde aus, die ähnlich kritisch, grenzüberschreitend oder verächtlich sind wie die Eltern es waren. Fast unbemerkt bleibt man am Gewohnten und Vertrauten hängen. Viele Menschen haben erst in einer gesunden Liebesbeziehung, in einer respektvollen Lehrer-Schüler-Beziehung, in einer Psychotherapie oder Psychoanalyse das Glück, mit neuen Augen angesehen zu werden. Der verständnisvolle, liebevolle, wohlwollende und interessierte Blick eines anderen weckt oftmals erst das Gespür dafür, dass man ein liebenswerter Mensch ist.
Unser Körper bestimmt mit, wie sehr wir uns selbst lieben
Ob wir uns lieben können oder nicht, hängt auch stark mit unserem Körper zusammen. Ist er gesund? Können wir uns auf ihn verlassen? Haben wir uns mit ihm ausgesöhnt? Finden wir uns zu dick, zu dünn, zu ungelenk? Viele Menschen haben als Kinder irgendwelche Therapien durchlitten – Krankengymnastik, Sprachtherapie, Ergotherapie oder ähnliches. Diese Therapien haben ihnen oftmals vermittelt, dass mit ihnen etwas nicht stimme. Sie haben gequält und eingeengt und gedrückt. Manche Kinder werden mitten in der Stadt groß, ohne dass sie je die Erfahrung machen können, dass warmer Regen auf ihre nackte Haut fällt, sie barfuß über Wiesen rennen oder frischer Wind sie streichelt. Oftmals sind Aktivitäten, die dem Körper gut tun, wertvolle Aktivitäten, die auch die Selbstliebe wachsen lassen.
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 25.9.2012
Aktualisiert am 1.1.2017
Fips meint
Finde ich auch, @Roland.
Roland meint
Vielleicht sollte man statt dessen einfach sagen: „Ich hab dich gern!“