
„Ich möchte sterben!“, denkt man, während man sich übergibt. Der Magen zieht sich zusammen und macht, was er will. Die Muskeln des Magen-Darm-Trakts, der Bronchialwege, der Blutgefäße und der Sexualorgane gehören zur sogenannten „glatten“ Muskulatur. Sie können wir nur zu einem relativ geringen Grad mit unserem Willen beeinflussen. Zieht sich die Bronchialmuskulatur zusammen, können wir einen Asthma-Anfall erleben. Krampft der Darm, kommt es zum Durchfall und unsere schönsten Pläne werden durchkreuzt. Die glatte Muskulatur kann uns alles vermasseln, so scheint’s. Wir fühlen uns ihr ausgeliefert. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Wir wollen uns bewegen, also tun wir es
Über die sogenannte „quergestreifte“ Muskulatur des Bewegungsapparates haben wir mehr Kontrolle: Gesunde Menschen können ihr Bein heben, wenn sie wollen. Wir können wegrennen, wenn Gefahr droht. Wenn wir innerlich unruhig sind, verschaffen wir uns durch unruhige Arm- und Beinbewegungen etwas Erleichterung. Wir führen unsere Energie, unsere „Affekte“ über die quergestreifte Muskulatur ab. Wenn das nicht geht, kann sich die glatte Muskulatur merklich melden: „Mir dreht sich der Magen um“, sagen wir. Oder es steigt innerlich der (Blut-)Druck.
Eine „Bauchentscheidung“ ist eigentlich eine „Glatte-Muskulatur-Entscheidung“.
Reflexe und Training
Unsere quergestreifte Muskulatur können wir willentlich trainieren: Wir können unsere Muskeln dehnen, stärken, aufbauen und ausdauernder machen. Was mehr oder minder jedoch gleich bleibt, sind die Reflexe. Wie stark sie sind, hängt ein wenig von der Muskelmasse ab, aber im Grunde sind die Reflexe bei Gesunden gleichbleibend. Sie hängen mit der Funktionsfähigkeit der Nerven zusammen. Doch wie ist es bei der glatten Muskulatur? Es gibt z.B. den Schluckreflex: Wenn Essen kommt, schlucken wir. Aber dann gibt es noch andere Reflexe: Wenn wir die Schwiegermutter sehen, dann steigt der Blutdruck. Wenn wir in ein Auto steigen, in dem uns einmal schlecht geworden ist, wird uns wieder schlecht. Hier können wir z.B. durch Feedbackmethoden schon Einfluss auf die Reflexe nehmen.
Wie entscheidend die glatte Muskulatur unser Leben und unsere Verfassung bestimmt, zeigt sich besonders am Anfang und am Ende des Lebens: Die Geburt – ein Ausscheidungsprozess – wird von der glatten Muskulatur bestimmt. Und während die meisten Menschen am Ende des Lebens Angst vor Schmerzen haben, sagen Palliativmediziner, dass Atemnot und Übelkeit häufig das größere Problem sind.
Damit ein Reflex der quergestreiften Muskulatur ausgelöst wird, braucht es in der Regel einen äußeren Reiz (es sei denn, wir „stolpern“ im Traum). Damit sich die glatte Muskulatur regt, müssen wir in der Regel nur an unsere letzte Latein-Arbeit denken. Doch auch die quergestreifte Muskulatur kann sich bei bestimmten Gedanken und Gefühlen anspannen.
Seelische Verfassung
Wie unsere glatte Muskulatur reagiert, hängt sehr von unserer seelischen Verfassung ab: Sind wir müde und wollen wir nicht in den Urlaub fahren, sind wir leicht reisekrank. Sind wir ausgeschlafen, mögen wir die Leute, mit denen wir reisen und freuen wir uns auf das Reiseziel, ist die Wahrscheinlichkeit, reisekrank zu werden, geringer. Aber oft ist es auch umgekehrt: Wenn wir als Kind unangenehm berührt wurden, kann es uns übel werden, wenn wir wieder so berührt werden, obwohl die Situation eine ganz andere ist. Wir werden dann traurig darüber, dass uns unser Körper so sehr im Griff hat.
„In Ihrem Magen herrscht Krieg. Und in Ihrem Magen wird entschieden über Krieg oder Frieden.“ Marco Riema
Stärkung ist möglich
Wenn wir unseren Körper stärken, geht es uns auch psychisch besser. Fühlen wir uns krank, können wir uns kaum berühren lassen. Fühlen wir uns gesund, dann genießen wir Berührung. Durch Meditation, Yoga, Tai Chi und ähnlichem können wir unsere glatte Muskulatur in ein Gleichgewicht bringen. Wir fühlen uns dann besser „tonisiert“, also in besserer Verfassung. Wir fühlen uns „innerlich“ ausgeglichener und können somit auch unser Seelenleben stärken.
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