„Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung“, sagt der Lehrer und legt seine warmen Hände um meine Hand. „Na? Hamm’wers geschafft?“, sagt der beste Freund und klopft mir auf die Schulter. „Es macht Spaß, mit dir Musik zu machen“, sagt der Kollege und packt seinen Cellokasten. „Free Hugs“, steht auf dem Schild eines Mannes in der Fußgängerzone. „Das macht dann 40 Euro“, sagt der Physiotherapeut nach der Massage. Und alle gehen sie nach Hause. Zu ihrer Frau. Zu ihrer Familie. (Text & Bild: © Dunja Voos)
„Die Schlafzimmertür der Eltern ist nun mal verschlossen – die Eltern sind ein Paar und das Kind hat da nichts zu suchen“, sagt der Analytiker. „Das Kind muss verschmerzen, dass es das gegengeschlechtliche Elternteil nicht für sich haben kann. Es muss sich vertrösten auf später, wo es als Erwachsener seinen Partner finden wird“, sagt das Lehrbuch. Es sagt nicht: „Jemand, der als Kind täglich von seiner Mutter gequetscht, gedrückt und festgehalten wurde, für den gibt es oft kein ‚Später‘. Er kann aufgrund körperlicher Warnsysteme zu große Schwierigkeiten haben, einen Partner zu finden.“
Der wässrige Mund trocknet einfach aus, während das Fieber der Sehnsucht ins Unermessliche steigt.
„Achtung! Vojta-Therapie bei Babys und Kindern kann zur Berührungsunfähigkeit und jahrzehntelangem Alleinsein führen.“ Das müsste eigentlich auf dem Beipackzettel zur Vojta-Therapie stehen, den jede Mutter in die Hand gedrückt bekommen sollte. Denn so, wie in der kurzen Geschichte oben beschrieben, sieht das Leben so mancher Menschen aus, die als Baby bzw. Kind die Vojta-Therapie erhalten haben. Das ist meine Erfahrung aus zahlreichen Gesprächen.
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 5.8.2016
Aktualisiert am 25.9.2019
Melinas meint
Meine Tochter hat mit ca. 12 eine Vojta Therapie bekommen (sie hat sich meinen Rundrücken abgeguckt scheinbar – den ich mir von den vielen Schlägen eingehandelt hatte glaub ich) und ihr hat das geholfen, sie ist zwar 1,79 m groß aber jetzt kerzengerade.
Aber bei den Babies ja, das kann ich mir schon vorstellen, dass das schlimm sein kann – man kann es ihnen ja nicht erklären.