
Wenn wir unter Stress geraten, reagiert unser Körper mit Alarmsignalen: Entzündungswerte im Blut erhöhen sich, wozu das sogenannte „Interleukin-6“ (IL-6) gehört. Aber auch Lipopolysaccharide (LPS) aus Fettzellen können Zellen im Körper dazu anregen, Interleukin-6 zu bilden (Hoch M. et al., 2008). Interleukin 6 spielt bei der Immunabwehr eine wichtige Rolle und fördert entzündliche Prozesse. Es wird vor allem in Immunzellen (Makrophagen und Monozyten) hergestellt. Eine amerikanische Studie aus dem Jahr 2010 kam zu dem Ergebnis, dass regelmäßiges Yoga-Üben die IL-6-Konzentration im Blut senken kann. (Text & Bild: © Dunja Voos)
50 Studienteilnehmerinnen ließen sich unter Stress setzen
Janice K. Kiecolt-Glaser und Kollegen (Ohio State University, USA) setzten 50 gesunde Frauen (Durchschnittsalter: 41 Jahre, echtes Alter: 30-65 Jahre) mit verschiedenen Methoden unter mentalen und körperlichen Stress. 25 der Frauen waren Yoga-Anfängerinnen und 25 Frauen erfahrene Yoginis.
Die Anfängerinnen hatten 6- bis 12-mal an Yoga-Kursen teilgenommen oder mit Yoga-Videos geübt. Die erfahrenen Yoginis hatten regelmäßig 1- bis 2-mal pro Woche für 75 bis 90 Minuten geübt und das seit mindestens zwei Jahren und mindestens 2-mal pro Woche innerhalb des letzten Jahres.
Janice Kiecolt-Glaser und Kollegen untersuchten die Interleukin-6-Konzentrationen, den löslichen IL-6-Rezeptor, die Konzentrationen von Tumornekrosefaktor(TNF)-alpha- und CRP sowie die LPS-stimulierte Produktion von IL-6 und TNF-alpha.
Interleukin-6 (IL-6) fördert die Bildung von C-reaktivem Protein (CRP), einem Entzündungs-Eiweiß. Eine niedrige IL-6-Konzentration im Blut bedeutet oft gleichzeitig, dass die CRP-Konzentration erniedrigt ist. Beides bedeutet vereinfacht gesagt: weniger Entzündung im Blut.
Yoginis reagierten deutlich weniger stark auf die Stresssituation
Die Interleukin-6-Konzentrationen (IL-6-Konzentrationen) im Blut der Anfängerinnen waren um 41% höher als die Konzentrationen im Blut der erfahrenen Yoginis. Auch war die Wahrscheinlichkeit für erhöhte CRP-Werte (C-reaktives Protein, ein Entzündungszeichen) bei den Yoga-Anfängerinnen 4,75-mal höher als bei den erfahrenen Frauen.
Die erfahrenen Yoginis reagieren anscheinend weniger stark auf Stress als die Anfängerinnen. Die Erfahrenen produzierten weniger LPS-stimuliertes Interleukin 6 als Antwort auf eine Stresssituation. Die geringe IL-6-Konzentration geht gleichzeitig mit einer niedrigen CRP-Konzentration einher. Die Autoren gehen davon aus, dass Yoga die stressbezogenen Reaktionen abschwächen kann. Interessant dabei ist, dass auch Muskelzellen selbst Interleukin-6 produzieren können und die IL-6-Konzentration bei Muskelübungen im Blut steigt (Pedersen und Febbraio, 2008). Es wäre interessant, mehr über das genaue Zusammenspiel zu erfahren.
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Studien:
Janice K. Kiecolt-Glaser et al. (2010):
Stress, Inflammation, and Yoga Practice
Psychosom Med. 2010 Feb; 72(2): 113.
Published online 2010 Jan 11. doi: 10.1097/PSY.0b013e3181cb9377
www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2820143/
Bente K. Pedersen, Mark A. Febbraio (2008)
Muscle as an Endocrine Organ: Focus on Muscle-Derived Interleukin-6
Physiological Reviews Published 1 October 2008 Vol. 88 no. 4, 1379-1406
DOI: 10.1152/physrev.90100.2007
http://physrev.physiology.org/content/88/4/1379.short
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