Hypnose – was ist das und wie fühlt es sich an?

Die Hypnosen aus dem Fernsehen haben’s eigentlich kaputt gemacht: das realistische Bild von der Hypnose. Die Showhypnose wurde von den Hypnoseforschern Meeker und Barber 1971 genau untersucht (siehe unten). Menschen, die an einer Showhypnose auf der Bühne teilnehmen, stehen unter einem hohen sozialen Druck. Allein deshalb „gehorchen“ sie dem Hypnotiseur besonders gut. Zur Showhypnose gibt es viele Verdächtigungen, z.B. dass die „freiwilligen Teilnehmer“ zum Team das Hypnotiseurs gehören, dass der Hypnotiseur Zaubertricks anwendet oder dass er auf den Karotissinus am Hals drückt, wodurch der Blutdruck so weit sinkt, dass der Teilnehmer in Ohnmacht fällt (Karotissinus-Trick). Wer also an die Show-Hypnose denkt und dann einen Hypnose-Kurs besucht, könnte zunächst enttäuscht sein. Irgendwie meint man ja doch, man würde in einen Narkose-ähnlichen Zustand geraten, tief schlafen, unkontrolliert herumhampeln, Aufträge des Hypnotiseurs erfüllen oder nicht mehr aufwachen. Zunächst einmal: Aufwachen tut jeder wieder.

Wer in Hypnose ist, der ist in Trance. Und eine Trance kennt jeder von uns: Schon das Tagträumen, das Schauen auf einen entfernten Punkt während eines langweiligen Vortrags ist eine Trance. Eine leichte Trance. Trancen können verschieden tief sein. Bei der Hypnose hilft ein Hypnotiseur einem Menschen in den Trancezustand hinein. Der hypnotische Zustand bzw. der Trance-Zustand fühlt sich je nach Tiefe unterschiedlich an. Man kann mit offenen Augen träumen und dabei in einer leichten Trance sein: Das, was um einen herum ist, nimmt man nicht mehr so richtig wahr.

Trance ist eine fokussierte Aufmerksamkeit, eine Konzentration nach innen.

Wer schon einmal autogenes Training oder progressive Muskelentspannung gelernt hat, wird ähnliche Gefühle während einer Hypnose wiederfinden. Hypnose ist NICHT Schlaf. Dennoch kann man so entspannt sein, dass es schwerfallen kann, seine Hand zu heben oder sich zu bewegen (Katatonie). Wenn man aber wirklich will, geht das natürlich auch. Wenn man sich nicht mehr wohlfühlt in der Trance, kann man sie jederzeit selbst beenden. Therapeuten erkennen das Unwohlsein daran, dass der Patient beginnt, sich unruhig auf seinem Stuhl oder auf seiner Unterlage zu bewegen.

Hypnotherapie heißt, dass der Psychotherapeut den Patienten in einen Trancezustand führt und dann therapeutische Methoden anwendet. Dazu kann gehören, dass er den Patienten kräftigt, indem er ihn zum Beispiel motiviert, sich einen sicheren Ort, innere Helfer oder äußere Schutzschichten vorzustellen.

Während eines Hypnose-Kurses in einer Gruppe sieht man, dass manche Teilnehmer dabei auch einschlafen. Interessant ist jedoch, dass auch sie meistens wieder aufwachen, sobald der Therapeut beginnt, aus dem Trancezustand herauszuführen.

Trance erweckt die Sinne

Bei der Trance werden insbesondere die Sinne angesprochen. Der Teilnehmer fühlt den Sand, auf dem er in der Vorstellung steht. Er riecht das Meer, das er sich vorstellt. Er „sieht“ die Sonne am Horizont, hört die Wellen und schmeckt das Salz. Alle Bereiche der Sinneswelt werden angesprochen (VAKOG: visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch, gustatorisch). Der Eindruck dabei ist relativ intensiv, weil er in Entspannung zustande kommt. Daher kann das Gefühl auch in der Erinnerung wieder leicht aufgerufen werden.

Übung macht den Meister

Wer sich selbst regelmäßig in Trance versetzt (Selbsthypnose), dem gelingt es immer leichter, diesen Zustand zu erreichen. In der Selbsthypnose stellt man sich bestimmte Bilder oder Körperzustände vor (z.B. die Hände sind warm). Der Zustand kann sich ähnlich anfühlen wie der Zustand der Meditation. Allerdings handelt es sich bei der Meditation eher um das Wahrnehmen der jetzigen Situation (Achtsamkeit). Nicht immer lassen sich die Begriffe jedoch so leicht trennen. Die Methoden und Zustände können ineinander übergehen – jeder findet das, was ihm selbst gut tut.

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Links:

Werner Eberwein:
Was ist der Unterschied zwischen Hypnose und Meditation?

Meeker, William B. & Barber, Theodore Xenophon (1971):
Toward an explanation of stage hypnosis.
Journal of Abnormal Psychology, 77, 61-70.

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 10.1.2016

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