Langeweile ist eines der furchtbarsten Gefühle, die man haben kann. Eine unendliche, lähmende Weite tut sich da auf. Langeweile kann beängstigend sein. Oder einfach langweilig. Ähnlich wie Müdigkeit kann Langeweile die Abwehr von Aggression sein. Langeweile hat meistens mit Beziehung zu tun. Wer einsam ist, dem ist es oft langweilig. Schlimmer aber ist oft noch die Langeweile in der Beziehung. Langeweile ist auch ein körperliches Gefühl: Kleine Kinder sagen manchmal, ihnen sei langweilig, kurz bevor sie sich übergeben müssen. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Kinder und Langeweile
Wenn Kinder sagen: „Mir ist so langweilig!“, meinen sie damit vieles. „Ich bin so beziehungslos“, könnte es heißen. Oder: „Die Welt ist mir zu sicher“, oder: „Ich habe heute schon zu viele ‚Neins‘ gehört“, oder: „Niemand interessiert sich für das, was ich tue, was ich will, was ich bin.“ Es ist ähnlich wie mit der Liebe: Wir können uns selbst leichter lieben, wenn andere uns liebend anblicken. Wenn wir Kinder haben und Interesse für das aufbringen können, was sie gerade tun und für das, was sie bewegt, wenn wir Anteil nehmen, dann halten wir auch das Innere des Kindes lebendig. Das Kind wiederum interessiert sich brennend für das, wofür wir uns interessieren. Deshalb ist gekauftes Spielzeug auch viel langweiliger als das Telefon, das wir in der Hand halten.
Abhängigkeit führt zu Langeweile
Manchmal fühlt man sich in einer Beziehung wie gelähmt. Man fühlt sich abhängig. Man glaubt, man könne keinen Schritt ohne den anderen gehen. Manche glauben, sie würden ihren Partner verlieren, wenn sie den Schritt in die Selbstständigkeit wagten. Andere glauben, sie müssten ständig das gut finden, was der Partner gut findet, um sich seine Liebe zu sichern.
Wenn man sich aber aus der Abhängigkeit löst, merkt man, dass das eigene Leben zurückkommt. Wenn man wieder das isst, was man selbst am liebsten mag oder sich für den Arbeitsweg entscheidet, der einem am meisten liegt, dann wird die Kreativität wieder wach. Man fühlt sich wieder vital. In einer gesunden Beziehung kann man das Eigene leben, ohne den anderen zu verlieren.
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Links:
Rudolf Bensch:
Psychoanalyse der Langeweile
frommann-holzboog-Verlag, 1999
Website Psychosozial-Verlag
Ursula Kreuzer-Haustein
Zur Psychodynamik der Langeweile
Forum der Psychoanalyse
June 2001, Volume 17, Issue 2, pp 99-117
http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs004510100086
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 8.10.2013
Aktualisiert am 15.10.2016
LeaWillLeben meint
Sehr einfühlsam geschrieben. Danke schön.
Es stimmt schon, dass selbstständige Unternehmungen helfen. Sich selbst und seine eigenen Bedürfnisse, Strömungen und Vorlieben zu finden, ohne den anderen kann auch ein spannender Weg sein, der alles andere als langweilig ist.
Aber, wenn Langeweile aus der Beziehungslosigkeit hervorgeht, wäre auch die Frage, wie es mit der Partnerschaft und auch dem Freundeskreis aussieht. Kommt man dort mit den eigenen Bedürfnissen und Themen wirklich an? Manchmal merkt man bei genauerer Betrachtung, dann doch eine große Kluft. Was aber auch eine Chance für eine Entwicklung sein kann. Es kann dazu führen neue Kontakte zu suchen und zu finden. Das müssen gar nicht viele sein, manchmal reichen schon 1-2 neue Kontakte, mit denen man die eigenen Interessen teilen kann und wo man herzlich angenommen wird. Auch das kann dazu führen, dass die Lage sich merklich entspannt.
Stefan Wichmann meint
Mir war es zum Glück noch nie langweilig, da ich ein sehr unternehmungslustiger Mensch bin. Auch unsere Kinder wurden stets mit basteln, malen, spielen etc. beschäftigt. Somit hatten sie Spaß und lernten etwas dabei.
Sportmedium meint
Ein schöner Artikel und ein interessanter Blog. Ich lese gerne hier zu den verschiedenen psychologischen Themen.