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Medizin im Text - Blog

Rund um Psychoanalyse :: Worte statt Pillen

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Aktuelle Seite: Startseite / Borderline / Perverse Charakterstörung

Perverse Charakterstörung

14.12.2016 von Dunja Voos 5 Kommentare

Jetzt geht’s rund. Perversion bedeutet Aufregung, Faszination und „Böses“. Dieser Beitrag handelt nicht von der sexuellen Perversion, sondern von Menschen mit perversen Charakterzügen. „Pervertere“ ist das lateinische Wort für „verdrehen“. Wir alle lieben es, auch mal die Dinge auf den Kopf zu stellen, um mit den harten Realitäten des Alltags klarzukommen. Jeder hat auch „perverse“ Züge in sich. Bei einigen Menschen ist der Grad der Perversion jedoch so groß, dass sie selbst und andere darunter leiden. „Perverse Menschen“ (ein diskriminierender Ausdruck, wie ich finde) haben in ihrer Kindheit meistens schwere Traumata erlebt. (Text & Bild: © Dunja Voos)

Echte Begegnung vermeiden

Menschen, die zur Perversion neigen, wollen echte Begegnungen unbedingt vermeiden. Emotionales Berührtsein macht ihnen unglaubliche Angst. Gefühle von Trauer, Schmerz, Einsamkeit, Neugier oder Leere möchte die Betroffenen um alles in der Welt vermeiden. Als sie Kind waren, gab es meistens niemanden, der da war, um ihre Gefühle mitzutragen. Keiner war da, um zu trösten oder um zu verstehen. Daher stellen die Betroffenen alles an, um ja nicht berührt zu werden. Sie schaffen das, indem sie sich selbst „kalt“ stellen und äußerlich für Aufruhr sorgen.

Unterschiede sollen ausgelöscht werden

Menschen mit Perversionen neigen dazu, alles zu durchmischen. Der Grund: Wenn man klar und deutlich bemerkt, dass andere anders sind als man selbst, dann spürt man die Trennung vom anderen. Das kann mit Lebenslust, aber auch mit Schmerz verbunden sein. Trennung macht Angst, weil der andere nicht mehr kontrollierbar ist. Die Trennung vom anderen ist so schwer für den Betroffenen auszuhalten, dass er ein Chaos verursacht. Er sprengt alle Konventionen, triumphiert über die „Angepassten“ und löscht Unterschiede aus, indem er sich und alle anderen verwirrt. Nach einem Streitgespräch mit einem „perversen“ Menschen weiß man nicht mehr, wo oben und unten ist und wer was wie wann gesagt hat. Der „Perverse“ verdreht dem anderen die Worte im Mund.

Gesetze gelten nicht

„Perverse Menschen“ erheben sich oft über das Gesetz. Sie erwarten von anderen, dass sie sich genau an Regeln halten, doch sie selbst stehen darüber. Dieses Verhalten ist oft „ich-synton“, das heißt, es kommt den Betroffenen nicht „falsch“ oder „fremd“ vor, sondern ganz natürlich. Irgendwie „fehlt da was“.

Fehlende Identifikation mit dem Vater

Oft können Psychologen bei perversen Männern feststellen, dass die Identifikation mit dem Vater fehlt. Der Vater steht ja für das „Gesetz“, für die „Regeln“, für das „Realitätsprinzip“. Der Vater führt das Kind normalerweise hinaus in die weite Welt. Als Kind waren die Betroffenen oft sehr eng verbunden mit der Mutter – oder sie waren sehr bemüht, die Liebe der Mutter zu erhalten. War der Vater gewalttätig oder missachtend, war es nicht erstrebenswert, sich mit ihm zu identifizieren. Der Junge springt in so einer Situation direkt vom Kindsein zum Erwachsensein, ohne Weg und ohne eine gewisse Art von „Anstrengung“. Das kann sich zum Beispiel darin äußern, dass die kleinen Jungen anders spielen als andere Kinder. Während der Junge normalerweise „so tut, als ob er wie der Vater die Zeitung liest“, glaubt der traumatisierte Junge, dass er wirklich schon groß ist, wenn er die Zeitung liest. Oft wird die Entwicklung dadurch erschwert, dass die betroffenen Kinder tatsächlich intellektuell weit gereift sind. Es gibt sozusagen einen Sprung vom kleinen Jungen direkt zum Erwachsenen hin – der Weg dorthin fehlt. Es gibt eine Lücke, weil der Sohn niemanden hatte, mit dem er sich auf gesunde Weise identifizieren konnte. Es gab niemanden, dem der Junge nachstreben wollte. Verstärkt wird diese Entwicklung dann, wenn die Eltern sich nicht verstehen und die Mutter den Vater entwertet.

Abhängigkeit gibt es nicht – der „Perverse“ ist Gott

Der erwachsene „Perverse“ hatte oft so eine traumatisierende Kindheit, dass er nur so schnell wie möglich da heraus wollte. Abhängigkeit darf es für ihn nie mehr geben – zu schmerzhaft war es, abhängig von den Eltern zu sein und statt Gutes fast nur Schlechtes zu bekommen. Statt Verstehen nur Unverständnis. Statt Schutz oft Gewalt. Statt Verbindung zu frühe Trennung. Abhängigkeit war also etwas, das nur weh tat. Darum erhebt sich der „Perverse“ (der „Verdreher“) zu einem Gott. Und damit kommt er in einen anstrengenden Teufelskreis, weil er sich und anderen immer wieder beweisen muss, dass er tatsächlich „Gott“ ist. Er allein hat die Macht und bestimmt, wo es lang geht. Oft werden die „Perversen“ beruflich zu Chefs – das ist mit ein Grund, warum Angestellte oft unter ihren Chefs leiden.

Der „Perverse“ in der Liebesbeziehung

„Perverse“ Menschen treffen oft auf Menschen, die ähnliche Traumata erlebt haben. Die „perverse Liebesbeziehung“ ist oft sehr stabil. Es wird viel gestritten und gerangelt und auch hier wird wieder die echte Begegnung vermieden. Manchmal versucht einer der beiden den anderen emotional zu erreichen, doch das ist meistens ein aussichtsloses Unterfangen. Oft ist die perverse Beziehung auch ein „gemeinsames Werk“. Stabilität findet das Paar zum Beispiel darin, indem es andere extrem abwertet. Wenn einer von beiden die perverse Beziehung verlassen möchte, kostet das sehr viel Kraft, denn der „Perverse“ lässt erst spät los. Einer von beiden oder auch beide haben oft Angst vor dem Ende der Beziehung. Irgendwie muss die Beziehung aufrecht erhalten werden – oft geraten Mann und Frau dann in „Zank-Schleifen“, die immer wieder von vorne beginnen.

„Helfen“ geht nicht

Manchmal möchte der andere Partner dem „Perversen“ irgendwie helfen, ihn heilen – doch ähnlich wie in der Beziehung zum Alkoholiker kann das meistens nicht gelingen. Meistens muss sich derjenige, der spürt, dass etwas nicht stimmt, trennen. Aber auch das ist oft sehr schwierig, denn auch der Partner des „Perversen“ hat Sicherheit in der Beziehung gefunden. Die französische Psychoanalytikerin Marie-France Hirigoyen schreibt in ihrem Buch „Die Masken der Niedertracht“, dass Frauen, die aus der Beziehung aussteigen wollen, oft nur Hilfe finden, wenn sie sich nach außen öffnen und das Gericht einschalten. Mit dem Gericht kommt die Realität ins Spiel.

Alles ist eine Bühne, die anderen sind die (verwirrten und faszinierten) Zuschauer

Doch auch der Weg nach draußen ist oft nicht oft nicht einfach, weil der „Perverse“ alles als Bühne nutzt. Auch vor Gericht, im Krankenhaus oder an anderen öffentlichen Stellen tritt der „Perverse“ als „Gott“ auf. Er will die anderen faszinieren und kontrollieren, was ihm auch meistens gelingt. Wenn ein Patient mit einer perversen Charakterstörung eine Psychotherapie/Psychoanalyse beginnt, ist es auch für den Analytiker eine große Herausforderung. Denn der perverse Patient ist intelligent und eloquent (= redegewandt). Wenn der Analytiker mit derselben Eloquenz reagiert, kann eine Art Wettbewerb bestehen. Patient und Analytiker geraten dann in eine gemeinsame Abwehr. So finden dann wieder die echten Gefühle des Patienten keinen Platz. Doch dem Betroffenen kann erst geholfen werden, wenn er in der Therapie die Erfahrung macht, dass seine Gefühle gehalten werden (Containment); erst dadurch kann der Patient mit sich selbst in Kontakt kommen und sich dennoch geschützt fühlen. Erst durch die wiederholte Erfahrung, dass der Patient mit seinen Schmerzen nicht allein gelassen wird, kann er seine Abwehr stückweise abbauen.

Verstrickung vermeiden

Menschen mit Perversionen wollen den anderen unbewusst ausbeuten, damit sie selbst „der Große“ bleiben können. Sie wollen Macht über den anderen haben, damit sie sich selbst nicht ohnmächtig und abhängig fühlen müssen, denn das wäre das Schlimmste für sie. Oft reizen die Betroffenen eine andere Person so lange, bis sie wütend, gereizt, hysterisch oder „pathologisch“ reagiert. Dann fühlt sich der „Perverse“ überlegen – er hat gesiegt und die Reaktion hervorgerufen, die er sehen wollte. Oft ist das ein komplizierter Vorgang, denn der Perverse „setzt die Wut in den anderen hinein“, die er selbst unbewusst spürt. Es ist der Vorgang der „Projektiven Identifikation“, der immer wieder stattfindet.

Der andere soll sich so fühlen, wie man sich selbst fühlt

Das bedeutet unter anderem, dass der Perverse alles macht, damit der andere sich so fühlt, wie er sich eigentlich selbst fühlt (was er aber bewusst nicht spürt). In der Psychoanalyse gerät auch der Therapeut oft innerlich in Wut, Anspannung, Verzweiflung und Ohnmacht. Der Patient „macht“ also, dass der Therapeut (oder auch der Partner, der andere allgemein) sich so fühlt, wie der „Perverse“ sich fühlt. Der Therapeut kann so das ganze Ausmaß der Verzweiflung spüren, das der Patient in sich trägt. Schrittweise und in mühevoller Kleinstarbeit kann es in einer Psychoanalyse gelingen, dem Patienten seine „Gefühlsteilchen“ wieder zurückzugeben. So wird er wieder eine „ganze Person“ und muss nicht mehr die anderen gebrauchen, um quasi sich selbst zu steuern. Die britische Psychoanalytikerin Betty Joseph hat hierzu ein tolles Buch geschrieben: „Psychisches Gleichgewicht und psychische Veränderung“.

Erregung auf allen Ebenen

Da es dem „Perversen“ so schwer fällt, sich wirklich auf einen anderen einzulassen, emotional „intim“ zu werden und sich berühren zu lassen, bleibt auch sein Sexualleben manchmal trostlos. Nicht selten leiden „perverse Männer“ unter Impotenz. Die fehlende Sexualität wird dann dadurch ersetzt, dass der Perverse immer und ständig versucht, sich und andere zu erregen. „Erregung“ ist dabei ein weit gefasster Begriff. Der „Perverse“ möchte andere wütend machen, in Aufregung versetzen und faszinieren. Sobald die anderen beginnen, sich zu langweilen, gibt der „Perverse“ wieder Gas. Das Erregungskarussell muss aufrechterhalten werden – es darf keine Ruhe einkehren, denn sie fließt oft direkt in eine unterträgliche Weite und Leere hinein.

Sieht aus wie Liebe, ist aber Gewalt

„Ich hab‘ das doch nur dir zuliebe getan“ – der „Perverse“ kann seinen Partner ganz „jeck“ reden. Er kann sich so darstellen, dass er wie der Gute, Liebende erscheint, während der andere derjenige ist, der die Liebe nicht zu schätzen oder anzunehmen weiß. Auch hier mag so mancher „Perverse“ „nachspielen“, was er in der Kindheit selbst erlebt hatte: Seine Liebe zu Mutter oder Vater fand keinen fruchtbaren Boden. Der „Perverse“ wendet oft das, was der Partner ihm im Vertrauen gezeigt hat, gegen den Partner. Hier kommt sein ganzer Hass zum Vorschein. In der perversen Beziehung sind auch „Hass“ und „Liebe“ verdreht. Beides ist oft verklumpt und es ist gar nicht klar, was Hass und was Liebe ist. Säuglingsforscher nehmen an, dass sich das kleine Kind zu Beginn des Lebens ebenfalls in diesem Gefühls-Wust befindet. Hier wird besonders deutlich, dass die „Perversion“ auch als „Frühe Störung“ gilt.

„Besonders“

Perverse Menschen halten sich oft für etwas ganz Besonderes – für besonders talentiert, gestört, groß, reich, intelligent etc. Hier zeigt sich, dass die Perversion fast eigentlich untrennbar ist von den Störungen „Narzissmus“ und „Schizoidie“ („Asperger-Syndrom“). Denn in der Tat sind die „Perversen“ oft zu Außergewöhnlichem fähig. Ihre schwere Kindheit hat sie oft angetrieben, so gut und schnell wie möglich aus der Misere herauszuwachsen. Der Kontakt zum Vater fehlte und/oder war gestört, was es einem Kind auch schwermacht, den Weg aus der Zweierbeziehung zur Mutter nach draußen zu finden. Das heißt, die Betroffenen hatten oft wenig Freunde und wenig Kontakt zur äußeren Realität. So konnten sie ihre eigenen Fähigkeiten exzellent schulen. Das Gefühl, besonders zu sein, stimmt dann oft mit der Realität überein – häufig eben aber auch nicht. Viele „Perverse“ sind besonders leistungsfähig oder gewissenhaft. Nicht selten sind es Manager in Banken oder in ähnlichen Berufen, die mit Macht, Geld oder Zahlen zu tun haben.

Oft können die Betroffenen nur deshalb so leistungsfähig sein, weil sie sich selbst gegenüber „gefühllos“ sind. Sie gehen über die Grenzen ihres Körpers hinweg und beuten sich selbst aus. Häufig haben sie eine große Lust am Risiko. Außerdem sprechen die Betroffenen oft in einer besonderen Weise – sie sind z.B. besonders schrill, sie sprechen besonders leise, laut oder undeutlich. (Auch hier wieder zeigt sich die Ähnlichkeit zum Asperger-Syndrom: Patienten mit einem Asperger-Syndrom haben häufig eine auffällige Sprache, wobei sie meistens ebenfalls über ein ungeheures Vokabular verfügen.)

Es geht sehr schnell

In der Beziehung zu Menschen mit einer perversen Störung geht alles ganz schnell: Der Angriff, das Worteverdrehen, der Wutausbruch, die Gegenwehr, das Verwirren mit wenigen Sätzen – das alles ist so schnell da, dass man das Geschehen kaum erfassen kann. In der Psychoanalyse kann das Geschehen entzerrt werden. Die einzelnen Szenen können unter die Lupe genommen werden, sodass Patient und Analytiker verstehen können, was da immer so schnell passiert.

Die Perversion gehört zu den unsympathischen „Diagnosen“

Die Bezeichnung „perverser Charakter“ ist unsympathisch und hat etwas sehr Abwertendes. Ähnlich wie bei den Diagnosen „Borderline“ oder „Alkohol-Sucht“ klingelt’s bei vielen und sie denken: „Bloß nicht.“ Während man bei Patienten mit Angststörungen oder Depressionen Mitleid hat, gerät man bei Patienten mit „Perversion“ leicht in Anspannung. Hier ist es wichtig, gut informiert zu sein und „am Ball zu bleiben“. So, wie der britische Psychoanalytiker Peter Fonagy in mutmachender Weise über die Borderline-Störung spricht, braucht es auch Therapeuten und Autoren, die zum Thema „Perversion“ Mut machen können.

Über Ihre Kommentare und Buchempfehlungen freue ich mich. Sie sind herzlich eingeladen, Ihre Meinung ins Kommentarfeld zu schreiben – ich schalte die Kommentare zeitverzögert frei.

Verwandte Artikel in diesem Blog:

Asperger-Syndrom
Hassliebe
Narzissmus
Schizoidie
Projektive Identifizierung
Hans-Otto Thomashoff: Versuchung des Bösen

Quellen:

Delaram Habibi-Kohlen:
„Ich hasse dich – ich kann nicht ohne dich“
Zum psychoanalytischen Verständnis der perversen Paardynamik.
Vortrag vom 9.4.2013
Psychoanalytische Arbeitsgemeinschaft Köln-Düsseldorf e.V.

Marie-France Hirigoyen:
Die Masken der Niedertracht
dtv
Link zu amazon

Janine Chasseguet-Smirgel:
Creativity and Perversion
Link zu amazon

Janine Chasseguet-Smirgel
www.psychoanalytikerinnen.de

Joyce McDougall:
Plea for a measure of abnormality
Brunner/Mazel, Publishers – New York (1978) 1992
amazon

Joyce McDougall (geb. 6.4.1920 in Dunedin, Neuseeland; gestorben 24.8.2011)
http://www.guardian.co.uk/society/2011/oct/24/joyce-mcdougall-obituary
www.psychoanalytikerinnen.de

Friedemann Pfäfflin, Franziska Lamott, Thomas Ross:
Narzisstische Persönlichkeitsstörung und Perversion
S. 465-485: www.geps.info/downloads/publikationen/BeitragPfaefflin.pdf

„Eine auch nur annähernd einheitliche … inhaltliche Definition von Perversion gibt es nicht. Nur innerhalb der psychoanalytischen Fachwelt ist Perversion ein Terminus technicus, allerdings mit einem breiten Spektrum von Bedeutungsgehalten.“ (S. 466)

„Funktionell dient die Perversion dem Überleben, nicht dem so genannten Sexualleben. Wenn der Patient dessen gewahr wird, kommt es zu Schamreaktionen, oft auch zu suizidalem und anderem Agieren. Entspannung und Erleichterung stellen sich ein, wenn die in der perversen Szene implizierte symbolische Vernichtung überlebt wird.“ (S. 481)
(Friedemann Pfäfflin, Franziska Lamott, Thomas Ross)

Gesellschaft zur Erforschung und Therapie von Persönlichkeitsstörungen e.V. (GePS)
www.geps.info

Paul-Claude Racamier
Les Perversions Narcissiques
Payot-Verlag
www.amazon.de/perversions-narcissiques-Paul-Claude-Racamier/dp/2228907790

Dieser Beitrag wurde erstmals erstellt am 10.4.2013
Aktualisiert am 14.12.2016

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Kategorie: Borderline, Glossar Psychoanalyse, Psychische Störungen, Psychoanalyse Stichworte: Borderline, GlossarPsychoanalyse, Psychoanalyse, Trauma

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. rosalie meint

    21.06.2015 um 15:09

    Hallo Proustienne,

    im französisch-sprachigen Raum gibt es sehr wertvolle Lektüre – auch Videos -, um sich schnellstmöglich aus der Verstrickung mit einem Perversen zu befreien.
    Isabelle Aga-Nazare bietet ein effektives Arbeitsmanual mit Übungen, um der perversen Kommunikation die Stirn zu bieten. Es gibt auch deutsche Übersetzungen hierzu.
    Es ist zwar interessant zu wissen, wie die Perversen so agieren. Warum sie das tun, darüber streitet sich die Wissenschaft. Es ist auch völlig nebensächlich, über das Warum herumzuspekulieren, wichtig scheint mir, wieder Handlungsspielraum für sein Leben zu gewinnen und den Kopf freizubekommen für andere Lebensbereichen.
    Die Lektüre von Marie-Frankce Hirigoyen fand ich zwar sehr hilfreich, um in einem ersten Schritt einen Perversen zu erkennen. Aber in einem zweiten Schritt muss man natürlich auch effektive Hilfsmittel in die Hand bekommen, um diesen Leuten besser die Stirn bieten zu können.
    Bei Isabelle Aga-Nazare wird sehr viel präziser als bei Hirigoyen benannt, wie die Perversen vorgehen, um ihre Oper zu verstricken.
    Man sollte immer darauf achten, wie klar und eindeutig jemand kommuniziert, um die Spreu vom Weizen trennen zu können. Und natürlich sollte man Gefühle des Missbehagens ernst nehmen im Kontakt mit Menschen..
    Ich habe den Eindruck, dass es wirkliche Opfer sehr selten gibt. Am Arbeitsplatz habe ich bei Mobbingphänomenen beobachten können, wie stark und konsequent die allermeisten sich aus solchen Situationen befreien. Der Rest rennt zum Anwalt oder zum Therapeuten, wo er unter Umständen erneut zum Opfer wird, weil man seine Verzweiflung finanziell auszubeuten versucht.
    Bei mir in München nimmt die erste Adresse für Mobbingopfer nur Privatpatienten. Pfui möchte man da sagen. Aber schwache Menschen, die gerne bemitleidet werden und sich in der Kindchen-Rolle wohlfühlen und dazu ein wenig denkfaul sind,, sind natürlich die idealen Patienten für solche Leute.
    Vertrauen würde ich nur bei einem solchen Therapeuten schöpfen, der mich von Anfang an wie einen Erwachsenen behandelt, der mir Wege aufzeigt, wie man der Ohnmacht, in die einen der Perverse ja zunächst versetzt, entrinnen kann.
    Aber wer es jahrelang mit einem Perversen ausgehalten hat, dürfte einen solchen aufrichtigen Therapeuten kaum zu schätzen wissen.

  2. Nekro meint

    06.01.2015 um 17:30

    @Jay, nein, Psychopathie ist etwas anderes, es gibt zwar Überschneidungen, aber ich würde Psychopathie eher als „praktisch erfolgreiche“ dissoziale Störung bezeichnen.

    Vielen Dank für diesen Artikel, in dem ich mich an vielen Stellen selbst wiederfinden konnte. Die Parallelen und Überschneidungen zu Asperger, sexueller Perversion und einigen Persönlichkeitsstörungen (insbesondere narzißtische, schizoide, teils Aspekte anderer wie z.B. dissozialer, paranoider, Borderline) finde ich bemerkenswert treffend für mich selbst. Auch die hohe Leistungsfähigkeit und eine gefühlte Ambivalenz kenne ich. Allerdings habe ich bis auf diesen Artikel hier über die Google-Suche nicht einen inhaltlich so vergleichbaren Text gefunden, lediglich Texte über die einzelnen aufgeführten Begriffe. Gibt es zu dieser „Charakterperversion“ eine Klassifizierung bzw. ein bereits definiertes Krankheitsbild, oder gehört zu dieser speziellen, klar umrissenen Beschreibung dieser von Ihnen erfundene Begriff? Schade, daß in Bezug auf die Frühstörung lediglich betroffene Jungen thematisiert werden. Bei einem Mädchen könnte das Vehältnis zu Vater und Mutter teilweise anders sein, darüber wurde nichts geschrieben. Die Schwierigkeit einer Therapie liegt übrigens genauso auf Therapeutenseite, d.h. als Betroffener überhaupt jemanden zu finden.

  3. Jay meint

    16.09.2014 um 3:00

    Der Perverse erscheint mir fast deckungsgleich mit dem klassischen Psychopathen.
    An psychopathischen Gewalttätern wie Ted Bundy, Jack Unterweger oder auch Charles Manson können wir, wie durch ein Vergrößerungsglas, die oben beschriebenen Eigenschaften des ’normal Perversen‘, übersteigert, bis ins gesellschaftlich nicht mehr tragbare, betrachten.
    Alle diese Täter waren extrem manipulativ – vom ersten Kontakt zu ihren späteren Opfern, bis in den Gerichtssaal, wo sie ihre Show abzuziehen wussten.
    Interessanterweise waren sie alle extrem charismatisch und anziehend. Ted Bundy hatte gar eine weibliche ‚Fangemeinde‘, die sich regelmäßig im Gerichtssaal versammelte, obwohl sie über ihn bescheid wussten.
    Die einzige Emotion, welche diese Täter ungefiltert empfinden konnten, war Wut – bis hin zum Kontrollverlust.

  4. Proustienne meint

    23.08.2014 um 23:59

    Hallo, Frau Dr. Voos,
    als ich heute einer Freundin von den Agressionen meines Vaters mir gegenüber erzählte, nannte sie mir o.g. Krankheitsbild. Diese ständige Abwerten meiner Person und jegliche Provokationen hatten mich bereits aufmerksam werden lassen – das „Chefsein“ hatte ich mir auch schon gedacht. Dass der Vater seinerseits die Mutter betrogen hatte, war mir aufgefallen, nur konnte ich als Laie keine Verbindung ziehen.
    So ganz hab ich die Motive noch nicht verstanden. Auch ich hab wenig Liebe bekommen, bin aber weder Soziopathin oder persönlichkeitsgestört. Im Gegenteil: ich habe zu viel Empathie und bekomme immer zu wenig zurück.
    Meine Frage lautet, und das vermisse ich in sämtlichen Abhandlungen über die Perversion im Internet: wie genau gehe ich mit diesen Menschen um? Zur Muttter ist kein Kontakt mehr, aber zu ihm schon, da die Kinder noch den Großvater behalten sollen. Nur sollen sie die Erniedrigungen von ihm nicht mitbekommen, diese Aggressionen, die genauso schnell wieder verklingen, wie sie anfangen und sehr schmerzlich sind. Warum ich Grund für seine Wut bin, versteh ich immer noch nicht.

    Vielen Dank für Ihr Verständnis,
    mit lieben Grüssen

    xxxx

  5. Kerstin meint

    10.04.2013 um 17:37

    Liebe Frau Dr. Voos,

    wie spannend! Während Marie-France Hirogoyen den Perversen aus der Sicht der Viktimologin beschreibt, schildern Sie ihn aus der Perspektive der den Perversen behandelnden Analytikerin. **Zwischenruf an die Wunschfee: Bitte Herrn Hare, Frau Hirogoyen, Frau Stout, Frau Voos und einen nach Rogers arbeitenden Tätertherapeuten in einer Diskussionsrunde zusammenbringen!**

    Dass die parteiliche Viktimologin einen Perversen quasi als Monster beschreibt: klar.
    Stout und Hare sprechen von Psychopathen und der dunklen Triade, in der die Elemente der von Ihnen beschriebenen Perversion nahezu das geringste Übel sind. Der Cluster-B Psychopath bleibt zudem schwer greifbar, da die Motivation zu aufrichtiger therapeutischer Arbeit kaum vorhanden sei.

    Spannend finde ich insofern dass Sie den Bereich der autistischen Störungen aufgreifen. In einem Seminar von Dr. Jochen Eckert (Gesprächspsychotherapeut nach Rogers, Schwerpunkt Persönlichkeitsstörungen) erwähnte dieser, dass Klienten mit der Diagnose „Schizoide Persönlichkeitsstörung“ für den Behandler oft wenig angenehm sind, der Begriff „schwarzes Loch“ fiel, insofern als dass anschließend oft eine Gefühlsleere beim Behandler auftrete.

    Die Schizoidie beschreiben Sie als – unter erheblichem Aufwand – therapierbar. Mein intuitiver und unwissend-unbedarfter Gedanke ging in Richtung „Hinzuziehen des autistischen Spektrums ermöglicht Wertschätzung und erlaubt Hoffnung auf Wirksamkeit der Behandlung.

    Falls Sie zu dem Thema irgendwann wieder einmal schreiben wären Aspekte, die ich spannende finde:
    Sehen Sie den von Ihnen beschriebenen Perversen als deckungsgleich mit dem Typus, den Marie-France Hirogoyen beschreibt, bzw. wo lägen entscheidende Unterschiede?
    (Wo) sehen Sie eine Grenzen zwischen dem Perversen und dem Psychopathen, den Martha Stout ihrer Ratgeberliteratur beschreibt?
    Wenn man von einem Kontinuum ausginge, wo läge – wenn es ihn gäbe – ein Punkt, an dem Sie die Behandlung abbrächen?

    Vielen Dank für diesen anregenden Artikel!

    Herzliche Grüße,
    Kerstin Zander

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