
Der Psychoanalyse-Raum in der Ausbildung ist ein eigenes Kapitel. Zum Beispiel müssen Psychologen während der Psychoanalyse-Ausbildung in Nordrhein-Westfalen einen Raum benutzen, der in unmittelbaren Nähe eines Lehrtherapeuten liegt. So müssen sie einen Raum im Ausbildungsinstitut, in einer Lehrpraxis oder Klinik anmieten. Ärzte sind in der Psychoanalyse-Ausbildung schon approbiert und können sich so frei einen Raum aussuchen. Dann kommt die Frage auf: Soll man den Analyse-Raum teilen? Oder ist einem der Raum „heilig“, sodass man ihn alleine nutzen möchte? (Text & Bild: © Dunja Voos)
Eine schützende Hülle
Der Psychoanalyse-Raum wird von manchen Autoren auch als „Uterus“ (Gebärmutter) beschrieben. Er ist eine schützende Hülle, ein Nestchen für Analytiker und Analysand. Wie empfindlich der Raum ist, zeigt sich bereits bei der Frage, ob man seinen Praxis-Raum fotografieren und auf der Website abbilden sollte oder nicht. Manche Patienten und Analytiker würden sich sehr unwohl damit fühlen, wenn ein Bild vom Behandlungsraum im Internet zu finden ist.
Wer noch nie eine Psychoanalyse gemacht hat, wird vielleicht denken: „Wie kann man nur so ein Theater machen?“ Ja, der Raum ist auch eine Bühne, auf der sich viel abspielt. Wer sich selbst auf die Couch legt und eine Psychoanalyse macht, wird schnell begreifen, warum man so ausführlich über einen Raum sprechen kann und warum man ihn so sehr schützen möchte.
Teilen ist etwas Besonderes
Manche denken an die Kosten und möchten anfangs den Raum teilen, um Kosten zu sparen. Doch schnell wird es mit der Organisation schwierig: Da gibt es die eigene Familie, berufliche Termine und die Lebenswirklichkeit der Patienten. Einen Behandlungs-Termin für einen Patienten zu finden, kann da schon ein echtes Kunststück sein. Umso mehr, wenn Analyse-Patienten viermal pro Woche kommen. Dann noch einen Kollegen zu berücksichtigen, der auch seinen Stundenplan hat, ist oft sehr schwierig.
Manchmal ist es leicht. Manchmal ist das Teilen aber auch ganz leicht, z.B. wenn man halbtags in einer Klinik arbeitet und den Raum zu bestimmten Zeiten sowieso nicht nutzen könnte.
Der Raum bekommt eine Farbe
Der Raum erhält – bildlich gesprochen – über die Zeit eine bestimmte Farbe. Man kann sich als Analytiker seine Patienten aussuchen, man möchte bestimmen, wer diesen Raum betritt und wer nicht. Patienten empfehlen den Therapeuten weiter, aber nicht nur den Therapeuten als Person, sondern auch die Therapierichtung und das Gesamtbild. Ob man hier ganz alleine wirken möchte oder ob man auch teilen kann und will, hängt vom eigenen Gefühl und von der Person, mit der man den Raum teilen wird, ab.
Der Raum in der Psychoanalyse
Die Philosophin Claudia Intelmann (geborene Guderian, siehe „Die Magie der Couch“) hat ihre Doktorarbeit dem Thema „Der Psychoanalytische Raum“ (PDF) gewidmet. Hier beschreiben 20 ehemalige Analysanden, wie sie den psychoanalytischen Raum empfunden haben. Was bedeutet ihnen der Psychoanalyse-Raum? Welchen Einfluss hat er auf das Geschehen? Zum Psychoanalyse-Raum kann man sich zahlreiche Gedanken machen.
Verwandte Artikel in diesem Blog:
- 37 Psychoanalytiker werden: Auf die Ohren achten
- Die Magie der Couch (von Claudia Guderian)
- Mark Gerald: Bilder von Psychoanalytikern in ihren Praxen
- 28 Wie wird man Psychoanalytiker? Eine Couch finden
- 26 Einen Praxisraum kaufen
- Raum und Atmosphäre in der Psychoanalyse
Dieser Beitrag wurde veröffenlticht am 1.4.2015
Aktualisiert am 28.7.2018
Schreibe einen Kommentar