In der Psychoanalyse verändert sich nicht nur der Patient – auch der Analytiker entwickelt sich weiter. Die Psychoanalyse hängt immer auch mit der Person des Psychoanalytikers zusammen, mit seiner Geschichte, mit dem, was er erlebt hat und damit, wie es ihm gerade geht. Über die „Intersubjektivitätstheorie in der Praxis“ schreibt der Psychoanalytiker Chris Jaenicke in seinem Buch „Das Risiko der Verbundenheit“. „Niemand aber ist jemals vor den Risiken der Verbundenheit geschützt, denn der Preis eines offenen Herzens ist immer die eigene Verwundbarkeit. Nur das Wissen um die abtötenden Folgen eines Lebens mit versteinertem Herzen gibt uns den Mut, emotional verfügbar zu bleiben“ (S. 126). … „Sobald Liebesgefühle auftauchen, sind Verlustängste nicht fern“ (S. 199).
Berührung
Aus der Verbundenheit zwischen Patient und Analytiker ergeben sich viele Chancen, aber auch zahlreiche Gefahren. Ich konnte Jaenickes Ansätzen gut folgen, aber er geht mir dann doch zu weit, als er schreibt, wie er eine Hand auf den Kopf seiner Patientin legt (S. 199). Aus meiner Sicht sollte die Psychoanalyse für den Patienten in dieser Hinsicht immer eine sichere Burg sein: Keine Berührungen außer dem Händeschütteln am Anfang und am Ende der Stunde. Ob die Berührung für manche Patienten gut ist? Ich weiß es nicht. An dieser Stelle bereitete mir das Buch jedenfalls großes Unbehagen. Auch Jaenickes Begründungen für seine Intervention konnten daran nichts ändern.
Die Position, den Patienten auf keinen Fall zu berühren, vertritt auch die Psychoanalytikerin Danielle Quinodoz in ihrem Buch „Worte, die berühren“.
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Buch:
Chris Jaenicke
Das Risiko der Verbundenheit – Intersubjektivitätstheorie in der Praxis
Klett-Cotta Leben Lernen, Stuttgart 2006
24,95 Euro
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