„Ich habe Angst vor Nähe, vor Berührung, vor Zärtlichkeit“, sagt der Eine. „Ich habe manchmal noch das Gefühl, dass meine Mutter in mir wäre und alles argwöhnisch beobachten würde. Ich fühle mich dann von ihr verfolgt und will sie loswerden“, sagt der andere. Vielleicht werden Sie denken: „Solche Ängste kenne ich auch.“ Ja – solche Ängste gehören zum Normalen, zum Menschlichen. Menschliche Begegnung macht Angst. Vieles, was sich in der eigenen Psyche abspielt, spielt sich auch in der Psyche der anderen Menschen ab. Vieles sind uralte Ängste, menschliche Ängste. Es ist wichtig, die Grenze zu finden, die zwischen dem Bereich trennt, in dem man noch etwas „wegtherapieren“ will und dem Bereich, in dem man sagen kann: „Ok, das ist so. Ein menschliches Problem.“
Eine lange Spanne
Zwischen „krank“ und „gesund“ liegt eine lange Spanne. Es ist sinnvoll, ein wenig zwanghaft zu sein, denn so kommen wir jeden Tag pünktlich zur Arbeit. Sind wir aber so zwanghaft, dass wir den Herd so lange kontrollieren, dass wir zu spät zur Arbeit kommen, dann wird der zwanghafte Zug dysfunktional. „Krank“ ist, wer übermäßig an bestimmten Eigenschaften leidet. Da ist Psychotherapie sinnvoll. Es gibt aber auch eine Art „normales Leid“. Das zu erkennen ist ein wichtiger Teil der Psychotherapie.
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