Die Amygdala ist ein Teil des Gehirns, der für die Gefühle zuständig ist. Er sieht anatomisch aus wie eine Mandel und wird daher auch „Mandelkern“ genannt. Wie sich das Gehirn entwickelt, ist besonders von den Erfahrungen der frühen Kindheit abhängig. Christina Moutsiana und Kollegen des University College London haben eine beeindruckende Langzeitstudie ausgewertet die zeigt: Wer als Kind unsicher gebunden ist, hat als Erwachsener ein besonders großes Amygdala-Volumen. Das kann bedeuten, dass er als Erwachsener besonders ängstlich und schreckhaft ist und zu empfindlichen vegetativen Reaktionen (z.B. Durchfall) neigt.
Über die Hälfte der Kinder waren unsicher gebunden
Die Forscher hatten vor 22 Jahren 59 Kinder einer Studie zur postpartalen Depression untersucht. Sie stellten fest, dass 24 dieser Kinder sicher gebunden und 35 Kinder unsicher gebunden waren. Das Alter der Kinder betrug damals 18 Monate. Mit 22 Jahren stellten sich diese Kinder zu weiteren Untersuchungen zur Verfügung. Die Wissenschaftler untersuchten das Gehirn der Studienteilnehmer mittels Magnetresonanztomografen (MRT, Kernspin).
Das Ergebnis
Die ehemals unsicher gebundenen Kinder haben heute als Erwachsene eine deutlich größere Amygdala als die ehemals sicher gebundenen Kinder. Ein weiterer wichtiger Teil des Gehirns, der für die Emotionen zuständig ist, ist der „Hippocampus“. Dieser Teil des Gehirns war jedoch bei den ehemals unsicher gebundenen Kindern genauso groß wie bei den sicher gebundenen Kindern.
Ursache und Wirkung
Es lässt sich also vermuten, dass die Art der Bindung einen Einfluss auf die Amygdala hat. Wie meistens bei solchen Studien ist damit jedoch nicht bewiesen, dass eine unsichere Bindung die Amygdala vergrößert. Es lässt sich zwar vermuten, dass es so ist, aber um sicher zu sein, müssen erst noch weitere Studien durchgeführt werden. „Warum dann diese Überschrift?“, könnten Sie fragen. Weil’s einfach einfacher ist für den Leser.
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Quelle:
Christina Moutsiana et al.
Insecure attachment during infancy predicts greater amygdala volumes in early adulthood
Journal of Child Psychology and Psychiatry, Early View
Article first published online: 23 AUG 2014
DOI: 10.1111/jcpp.12317
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jcpp.12317/full
Jay meint
Die forensische Psychologin Lydia Benecke, die sich beruflich mit Psychopathen und schwerst auffälligen Straftätern beschäftigt, spricht gar von einer „Vergiftung“ des kindlichen Hirnes mit Botenstoffen wie z.B. Cortisol, wodurch es zu prägenden neuroplastischen Veränderungen im Erwachsenenalter kommt.