Manche Menschen spüren, dass sie unbedingt in ihrem Leben etwas verändern wollen. Da brechen Beziehungen auseinander oder es mangelt schon seit Jahren an Lebensfreude. Da arbeitet man in einer beruflich hohen Position, hat aber das Gefühl, nur noch zu funktionieren. Das Leben scheint keinen Sinn mehr zu ergeben. Manche denken dann über eine Psychoanalyse nach. Doch lässt sich die Zeit aufbringen?
Überraschung
Viele, die mit einer Psychoanalyse in einer Frequenz von 3- oder 4-mal pro Woche beginnen, sind bald überrascht, dass sich die Stunden viel besser ins Leben einplanen lassen als gedacht. Dadurch, dass es nur um einen selbst geht, bekommt man bald das Gefühl, Zeit zu gewinnen. Dort, wo man sich vorher selbst im Wege stand, wird häufig der Weg frei. Neue Kraft und Kreativität können sich entfalten. Natürlich nicht sofort, natürlich nicht immer, natürlich nicht bei jedem. Doch diejenigen, die von ihrer Psychoanalyse profitieren, sagen sehr oft, dass sie die Psychoanalyse nicht als zeitraubend, sondern als zeitgewinnbringend empfinden.
Wie lange dauert die hochfrequente Psychoanalyse und was kostet sie?
Wenn man von 300 Stunden mit einer Frequenz von 4-mal pro Woche ausgeht, kann man mit einer Dauer von etwa 2 Jahren rechnen. Kostet die Psychoanalyse-Stunde 80 Euro, so zahlt man als Selbstzahler 24.000 Euro.
Krankenkassen übernehmen oft die Kosten für eine psychoanalytische Therapie mit 3 Sitzungen pro Woche. Möchte man eine hochfrequente Psychoanalyse machen, so ist es möglich, die 4. Stunde selbst zu zahlen (IGEL-Leistung = Individuelle Gesundheitsleistung). Bei diesem Konzept sieht die Rechnung so aus: Angenommen, man geht 46 Wochen im Jahr jeweils 3-mal pro Woche zur Psychoanalyse, kommt man auf 138 Stunden. Die Kasse zahlt also etwa 138 * 80 € = 11.040 €. Besucht man 4 Sitzungen pro Woche, so kommt man auf 184 Stunden. Also müsste man 46 Stunden selbst zahlen. Das macht etwa 3680 € Eigenanteil pro Jahr bei einer hochfrequenten Psychoanalyse mit 4 Stunden pro Woche.
Dieser Beitrag erschien erstmals am 8.7.2014
Aktualisiert am 17.1.2015
Dunja Voos meint
Für viele ist die Psychoanalyse 4-mal pro Woche eine Behandlung, die ihr Leben grundlegend verändert. In der Medizin und Psychologie steht so viel in den Richt- und Leitlinien geschrieben. Doch was dem einzelnen Menschen wirklich gut tut, steht da nicht immer drin.
Karin Lindner meint
„Wenn die Krankenkasse 3 Sitzungen pro Woche zahlt, und man die 4. Stunde aus eigener Tasche zahlt,…“
Ist diese Schummelei richtliniengerecht ? Man erschleicht (erkauft) sich so eine Psychoanalyse, obwohl eine „orthodoxe“ durchgehend 4-stündige Analyse kein Verfahren ist, das von den „Psychotherapie-Richtlinien“ genehmigt werden kann.
§ 20 Behandlungsfrequenz
(1) Die Behandlungsfrequenz ist in den psychoanalytisch begründeten Verfahren wie auch in der Verhaltenstherapie auf maximal 3 Behandlungsstunden in der Woche zu begrenzen, um eine ausreichende Therapiedauer im Rahmen der Kontingentierung zu gewährleisten.
(2) Eine durchgehend hochfrequente Psychotherapie kann im Rahmen dieser Richtlinie keine Anwendung finden. Bei der Therapieplanung oder im Verlauf der Behandlung kann es sich jedoch als notwendig erweisen, ggf. einen Abschnitt der Psychotherapie in einer höheren Wochenfrequenz durchzuführen, um eine größere Effektivität der Therapie zu gewährleisten. Der entsprechende Abschnitt darf nicht das gesamte Kontingent eines Bewilligungsschrittes umfassen. Die Notwendigkeit einer abschnittsweisen höheren Wochenfrequenz ist in der Antragstellung differenziert zu begründen.
Karin Lindner