Wer geht eigentlich eine „psychoanalytische Therapie“? Das haben sich die Schweizer Psychologin Dr. Puspa Agarwalla, der Psychoanalytiker Professor Joachim Küchenhoff und Kollegen auch gefragt. Sie untersuchten im Rahmen der „Forschungsinitiative Psychoanalytische Psychotherapie“ (FIPP) die Daten von 57 Patienten aus dem Zeitraum 2003-2005: Drei Viertel waren weiblich, das Durchschnittsalter betrug 35 Jahre. Ein hoher Prozentsatz der Patienten war unverheiratet. Nur 16 der 57 Patienten (28%) lebten in einer Lebensgemeinschaft oder Ehe und mehr als die Hälfte hatten keine Kinder. Die Forscher führen dies auf fehlende soziale Unterstützung oder auf Schwierigkeiten im Beziehungsbereich zurück.
Die PatientInnen waren zwar arbeitsfähig, aber doch schwer beeinträchtigt
Am häufigsten litten die Patienten und Patientinnen unter affektiven Störungen und unter Persönlichkeitsstörungen. Die meisten hatten einen höheren Bildungsgrad und waren trotz ihrer psychischen Beschwerden noch so funktionsfähig, dass sie arbeiten konnten.
Dennoch: Bei fast allen (92%) lag nach Angaben der Therapeuten zu Therapiebeginn eine deutliche, ausgeprägte oder außerordentlich schwere Erkrankung vor.
Die Therapeuten schätzten drei Viertel der PatientInnen als mäßig oder gering strukturiert ein. Da die untersuchte Patientengruppe nur sehr klein ist, kann hier leider nicht verallgemeinert werden – dennoch bietet dieses sogenannte „naturalistische Studiendesign“ möglicherweise ein realistisches Abbild von PatientInnen, die eine Analytische Psychotherapie beginnen.
Quelle:
Agarwalla P (Puspa), Knauss C, Hunziker H, Schneider R, Küchenhoff J:
Forschungsinitiative Psychoanalytische Psychotherapie:
Welche PatientInnen nehmen psychoanalytische Psychotherapien in Anspruch?
Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie 2007; 5: 206-216
Volltext hier kostenlos erhältlich: http://www.sanp.ch/for-readers/archive/archive-1997-2012/sanp-2007/sanp-2007-i05/
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