Adaptationssyndrom – wenn man sich an Stress „gewöhnt“
Wer lang anhaltend gestresst ist, reagiert in drei Phasen auf diesen Stress. Ist der Körper bei der letzten Phase angelangt, spricht man vom „Adaptationssyndrom“ (= allgemeines Anpassungssyndrom). Der Begriff geht auf Hans Selye (1907-1982), den „Vater der Stressforschung“ zurück. Zu Beginn des Stresses zeigt der Körper eine Alarmreaktion, bei der die Stresshormone (insbesondere Adrenalin und Noradrenalin) im Blut ansteigen. Das sympathische Nervensystem läuft auf Hochtouren mit allen dazugehörigen Symptomen: schnelle Herzfrequenz, erhöhter Blutdruck, verlangsamte Verdauung, Erweiterung der Bronchien, Fettabbau.
Das Hormon Kortisol ist erhöht. Die Immunabwehr wird geschwächt, es können leicht Infektionen entstehen: Viren und Bakterien haben nun leichteren Zugang zum Körper (Open-Window-Phänomen), weshalb zum Beispiel auch leichter Magengeschwüre durch das Bakterium Helicobacter pylori hervorgerufen werden können. Auch Wochen nach dem Stress sind wichtige Abwehrzellen, wie zum Beispiel die T-Lymphozyten, im Körper vermindert vorhanden.
Hält der Stress weiter an, folgt die Widerstandsphase, in der die Stresshormone weiterhin erhöht sind. Allerdings beginnt das parasympathische Nervensystem mit der Gegenregulation. Der Kortisolspiegel im Blut sinkt, so dass Entzündungsreaktionen auftreten können. Aber auch, wenn der Stress nachlässt, können durch Absinken des Kortisolspiegels Entzündungen in Gang gesetzt werden; das ist ein Grund, warum zum Beispiel im Urlaub erst einmal viele Menschen krank werden oder unter Entzündungen verschiedenster Art leiden.
Schließlich kommt es bei weiter anhaltendem Stress zum Erschöpfungssyndrom: Der Körper weiß nicht mehr, was er tun soll. Die Regulationsmechanismen sind aus dem Gleichgewicht geraten: Gewichtsprobleme, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und vieles mehr können die Folge dauerhaften Stresses sein.
Synonyme:
Adaptationssyndrom = Anpassungssyndrom = allgemeines Adaptationssyndrom (AAS) = generalisiertes Anpassungssyndrom (GAS) = Selye-Syndrom (benannt nach Hans Selye (1907-1982), dem „Vater der Stressforschung“).
Links:
Werner Stangls Arbeitsblätter:
Stresstheorien
www.wissenschaft-online.de:
Stress