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Geräusche haben bei frühen Störungen eine besondere Bedeutung

Als "Frühe Störung" bezeichnet man in der Psychoanalyse solche psychischen Störungen, die bereits in der vorsprachlichen Zeit entstanden sind. Schon die frühe Mutter-Kind-Bindung war hier oft gestört. Psychoanalytisch spricht man auch von der "präödipalen Phas...

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Cluster-B-Persönlichkeitsstörung: Borderline und mehr

Menschen mit einer Cluster-B-Persönlichkeitsstörung zeichnen sich dadurch aus, dass sie besonders launisch und instabil sind. Die Betroffenen sind sehr emotional – alles scheint bei ihnen sehr dramatisch zu sein, wie auf einer Bühne. Das ist natürlich auch eine kulturelle Frage: Ein Brasilianer erhält vielleicht eher die Diagnose „Cluster-B-Persönlichkeitsstörung“ als ein Norweger. Zu den Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen zählen Persönlichkeitsstörungen mit dramatischem, emotionalem und launenhaftem Verhalten, also vereinfacht gesagt die Borderline-Störung, die histrionische, die narzisstische und die dissoziale (antisoziale) Persönlichkeitsstörung (APS). Weiterlesen

„Ich hasse mich!“ Was passiert eigentlich bei Selbsthass?

Was passiert eigentlich, wenn wir sagen: „Ich hasse mich!“? Wer ist „Ich“ und wer ist „mich“? „Ich“ bin der Steuermann, während das „Mich“ unser Kern ist, unser Selbst, insbesondere auch unser Körper („Ich schneide mich“). Das „Ich“ ist der Aktuer, das „Mich“ ist derjenige, der erlebt, der erfährt, dem etwas widerfährt. Allerdings gibt es viele Definitionen von „Ich“ und „Selbst“, die dann dieses Bild auch wieder durcheinanderbringen. Sigmund Freud sagte: „Das Ich ist vor allem ein Körperliches“ (Freud: Das Ich und das Es, 1923, Projekt Gutenberg. Zeichnung dort: Vdgt = Verdrängtes). Wir spüren unser Ich durch unseren Körper und sagen: „Ich habe Hunger. Ich bin hungrig.“ Weiterlesen

Hass – ein tiefes Gefühl

hass

Auf einer Skala von eins bis zehn – wie groß ist Dein Hass? Hass taucht dann auf, wenn wir zutiefst verletzt werden und uns niemand versteht. Es gibt verschiedene Arten von Hass. Die Mutter hasst den Vater, der ihr das Baby wegnimmt – oder umgekehrt. Es ist ein Hass ohne Boden, ein Leere-Hass, ein Angst-Hass, ein Verzweiflungs-Hass, ein unerträgliches Gefühl der Ohnmacht. Du wirst fallen gelassen. Das Kind hasst die Lehrerin, die es zu etwas zwingt, was es nicht will. Hass entsteht, wo einer von einem anderen abhängig ist und wo einer dem anderen Böses tut oder etwas abverlangt, was völlig gegen den eigenen Willen ist. Es gibt Hassgefühle, die entstehen durch einen gewaltsamen Kontakt, aber auch Hassgefühle, die entstehen, weil etwas gewaltsam entzogen wird. Je tiefer der Schaden, desto größer der Hass.Weiterlesen

Soll man als Psychotherapeut während der Sitzung mitschreiben?

„Meine alte Therapeutin hat während der Sitzung immer mitgeschrieben“, sagt ein Patient. Er ist irritiert, dass ich nicht mitschreibe. Er fragt sich, ob mich mir alles merken kann. Während der Sitzung mitzuschreiben kann Vorteile haben, weil man die Informationen ordnen kann. Durch das Mitschreiben können sich manche Therapeuten besser konzentrieren. Beim Patienten kann dadurch das Gefühl entstehen, dass das, was er sagt, gut gehalten wird und einen Platz findet. Er spürt, dass es wichtig ist, was er sagt. Das Mitschreiben hat jedoch auch Nachteile. Manche Therapeuten schreiben gerade zu Beginn ihrer Therapeuten-Tätigkeit sehr viel mit. Weiterlesen

„Ich bin Gott!“ – Warum Psychotiker das vielleicht oft glauben

Viele Psychotiker haben in der frühesten Kindheit die schlimmsten Dinge erlebt. Nicht wenige konnten nur überleben, indem sie sich „tot“ stellten oder wie Gott erlebten. Wenn ein psychotischer Patient kommt und behauptet, er sei Gott, ist die Versuchung groß, ihm zu zeigen, dass es nicht so ist. Manche Patienten wollen sogar, dass man sie bestätigt. Doch dann würde der Therapeut sich unglaubwürdig machen. Daniel Knafo und Michael Selzer stellen dieses Dilemma in ihrem Buch „From Breakdown to Breakthrough“ (Routledge, 2024, S. 40-43) eindrücklich dar. Sie schlagen vor, auf eine spezielle Art nachzufragen, z.B. so: „Seit wann weißt Du, dass Du Christus bist?“ (S. 42) So kann der Patient sich ernst genommen fühlen, seine Welt mit dem Therapeuten teilen und durch Nachdenken gleichzeitig nach alternativen Sichtweisen suchen. Der Therapeut dürfe nicht vergessen, dass der Patient in einem komplizierten Wahnsystem stecke, so Knafo und Selzer (S. 40 ff.). Weiterlesen

Das Trauma in mir

Das Trauma, es ist immer in mir. Ich erinnere mich (nicht). Ich habe (keine) Bilder dazu. Ich sehe außen so vieles davon wieder. In Gesichtern, Absichten, Körperhaltungen, Tageslichtern. Worten. Täglichen Gefängnissen. Doch wie soll ich leben und arbeiten, wenn es immer in mir ist? Ich spüre: Es ist nicht starr. Ich kann es hin- und herbewegen. Und ich kann meinen Körper bewegen. Manche Körperhaltungen bringen mich dem Trauma näher. Und wieder weiter weg. Das Trauma will gesehen, gefühlt, besprochen, beschwiegen, gehalten und gewürdigt werden. Aber es ist auch das andere da. Das Gute und Gesunde und das Unbeschädigte. Das Leben ist wie eine Welle – es geht auf und ab. Weiterlesen

Schnell wechselnde Fratzen beim Einschlafen können Angst machen

Im Dämmerzustand kurz vor dem Einschlafen haben wir vielleicht rasend schnelle Bilder, die alle ineinander übergehen. Häufig sehen wir Gesichter, ja "Fratzen". Sie schweben und sind ohne Boden - kein Wunder, denn wenn wir ins Dunkle schauen vor die geschlos...

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90 Wie werde ich Psychoanalytikerin? Wie sieht eine Psychoanalyse-Prüfung aus? (Beispiel DPV-Ausbildung)

„Da musstest Du ja sicher viel lesen und Theorien lernen“, hörte ich manchmal, wenn ich sagte, dass ich eine Ausbildung zur Psychoanalytikerin bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) gemacht (aber nicht abgeschlossen) habe. Doch diese Ausbildung ist anders als ein Medizin- oder anderes verkopftes Studium. Besonders in Prüfungen – sei es im Vorkolloquium, im Zentralseminar oder im Kolloquium – wird das deutlich. Worauf es in einer Psychoanalyse-Prüfung ankommt, zeigt aus meiner Sicht die wunderbare arte-Dokumentation „Dirigenten – jede Bewegung zählt“. Sie erzählt die Geschichte eines jungen Dirigenten, der an einem Wettbewerb teilnimmt und weit hinten landet, obwohl er über Talent, Musikalität, Technik, Wissen und Können verfügt. Er solle es noch einmal in zwei Jahren versuchen, wird ihm gesagt. Weiterlesen

Die Retterphantasie des Psychotherapeuten

Je schwerer eine Erkrankung, desto größer manchmal die Retterphantasie, könnte man vielleicht sagen. Ärzte, die mit dem Defibrillator zum Herzkranken laufen, sind – je nach Situation – hoch motiviert und wollen helfen. Schaffen sie es, so haben sie den Patienten gerettet. In der Psychotherapie- und Analyse-Ausbildung lernen Kandidaten oft, dass sie sich vor der Retterphantasie hüten sollten. Doch auch in der Psychotherapie kann man sich durch psychisch schwer kranke Patienten besonders herausgefordert fühlen. Da sich mehr oder weniger bewusste Retterphantasien nicht „verhindern“ lassen, ist es wichtig, sie zu bemerken. Eine Retterphantasie kann z.B. als Gegenübertragungsphantasie oder -Gefühl auf einen Patienten entstehen, der selbst einen „Größenwahn“ hat. Weiterlesen