„Schreiben Sie doch mal auf, für was Sie alles dankbar sind!“ Es kann erleichternd sein, sich zu vergegewärtigen, was man schon erreicht hat und wieviel Gutes einem widerfahren ist. Doch warum fühlst du dich nicht wirklich besser? Du schreibst auf, wofür du theoretisch dankbar sein könntest, aber dein Herz bleibt unberührt. Kein Wunder: Du bemühst dich. Doch dankbar zu sein kostet keine Mühe. Weiterlesen
„Du sollst nicht töten. Du sollst pünktlich sein. Du sollst nur eine Stunde am Tag dein Handy benutzen. Und keine rassistischen Bemerkungen!“ Und so weiter. Wir können aber auch sagen: „Fühlst Du, dass der andere genau so fühlt wie Du? Ihn machen dieselben Dinge froh und ihn schmerzen dieselben Dinge wie Dich.“ Das reicht. (Inspiriert von Gert Scobel)
Am Niederrhein sagt man „Tich“ und „Fich“. Das gehört sozusagen zur Kultur. Doch tatsächlich wird Sprachtherapie gelegentlich genau deswegen verordnet. Das ist fast so, als wollte man einem bayerischen Kind das rollende „R“ abgewöhnen. Von „Schitismus“ sprechen Sprachtherapeuten, wenn das „SCH“ nicht richtig ausgesprochen wird. Weiterlesen
„Da musst Du ja sicher viel lernen!“, sagen mir manche, wenn sie hören, dass ich eine Psychoanalyse-Weiterbildung mache. Ich werde dann immer etwas verlegen, weil ich das Gefühl habe, dass ich bisher noch gar nichts „gelernt“ habe. Jedenfalls nicht mit Anstrengung. Ich setze mich nicht mit einem Lehrbuch hin, um dieses oder jenes zu lernen ohne Sinn und Verstand. Weiterlesen
„Jeder ist seines Glückes Schmied“, heißt es. „Jeder kann selbst Verantwortung für sein Leben übernehmen. Jeder hat sein Schicksal in der Hand.“ Die, die das sagen, sind oft Menschen, die nie wirklich erlebt haben, wie hoffnungs- und aussichtslos die Lage mancher Menschen ist. Kinder, die in „Bildungsferne“ aufwachsen, die Gewalt und Vernachlässigung erleben, haben oft nur geringe Fähigkeiten, sich zu spüren, auszudrücken oder zu mentalisieren. Weiterlesen
„Jetzt sind mein Freund und ich schon zwei Jahre zusammen, aber mein Kind macht immer noch einen Riesen-Aufstand, wenn er bei mir übernachten will! Es muss kapieren, dass es mich nicht mehr für sich alleine hat. Es muss kapieren, dass es nicht immer im Mittelpunkt stehen kann. Wie kann das endlich funktionieren?“, fragt eine Mutter im Beratungsgespräch. Wenn der „Dritte im Bunde“ nicht der „echte“ Vater ist, dann kann es psychisch kompliziert werden. Kinder fühlen sich der Mutter verbunden und ebenso dem Vater. Es weiß: „Von diesen Eltern stamme ich ab. Ich bin ein Teil von ihnen.“ Wenn die Eltern sich trennen, sagen die Eltern auf eine Art „Nein“ zu sich gegenseitig. In der (unbewussten) Phantasie sieht es dann so aus: Die Mutter, die den Vater des Kindes ablehnt, lehnt auch einen Teil des Kindes ab.
Die Mutter lehnt – aus Sicht des Kindes – den „väterlichen Teil“ des Kindes ab. Wenn nun der fremde Mann bei der Mutter übernachtet, kann sich das Gefühl des Abgelehnt- oder Zerrissenseins verstärken. Der eigene Vater rückt noch weiter weg. Egal, wie liberal unsere Gesellschaft geworden ist: Die Phantasie und die Gefühle der Kinder sind „konservativ“. Sie spielen auch heute noch „Mutter-Vater-Kind“. Sie wollen fast immer Vater und Mutter wieder zusammenbringen.
Was Kinder in ihrer „gesunden“ Ursprungs-Familie bewältigen müssen, fällt ihnen schon schwer genug. Gesunde Liebesbänder erleichtern die schwierige Entwicklung. Eifersucht kann so leichter überstanden werden. Doch „der Neue“ wird nicht selten wie ein Fremdkörper empfunden. Die Mutter ist in Liebe, aber das Kind kann sich unter Umständen gnadenlos zurückgestoßen fühlen. Sobald das Kind jedoch spürt, dass Mutter und Vater es in dieser speziellen Not sehen, wird es häufig leichter. Man muss häufig nichts großartig verändern.
Das Kind spürt, wenn die Mutter versteht: „Es ist nicht Dein ‚echter‘ Vater, mein Kind. Ich sehe das. Das Band zwischen Deinem Vater und Dir bleibt bestehen. Ich sehe, dass Dir diese besondere Situation unglaublich schwer fällt.“ Auch der Mutter/dem Vater kann es unglaublich schwer fallen, denn Mutter/Vater wollen das Kind nicht verletzen. Und auch sie selbst haben einst von einer „heilen Familie“ geträumt und müssen verschmerzen, dass das Leben anders verläuft als ursprünglich ersehnt. Da braucht es viel Zeit und guten Mut und Verstehen.
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 12.12.2016
Aktualisiert am 2.12.2023

Märchen und Geschichten handeln davon: Vom Kampf zwischen Gut und Böse in uns selbst. Melanie Klein (1882-1960) war eine Psychoanalytikerin, die hier ganz eigene Theorien über diese inneren Kämpfe in unserem Unbewussten aufgestellt hat. Schon der Säugling erlebt einen Todestrieb, so Melanie Klein. Dieser ist so groß, dass der Säugling Angst bekommt. Er bekommt Angst vor seinem eigenen inneren Trieb. Er fühlt sich verfolgt und bedrängt – so, als ob die Gefahr von einem „Objekt“ (also einer Figur oder einem Menschen) in seiner eigenen Innenwelt ausgeht. (Text & Bild: Dunja Voos) Weiterlesen