Kinder aus Patchwork- oder Ein-Eltern-Familien sind nicht so gesund wie Kinder, die mit beiden leiblichen Eltern aufwachsen. Das hat eine Studie von Susanne Seyda und Thomas Lampert ergeben. Die Wissenschaftler erhoben Daten der KiGGS-Studie (Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen) des Robert-Koch-Instituts. Hier zeigte sich, dass Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 17 Jahren eher psychisch auffällig waren und ihre Gesundheit als schlechter bewerteten, wenn sie in Stieffamilien oder bei einem alleinerziehenden Elternteil groß wurden. Weiterlesen
Unter Müttern wird heiß diskutiert: Wieviel Kinderbetreuung ist nötig? Wieviel kann/darf die Mutter arbeiten und wie sehr sollte sie sich um die Kinder kümmern? Die „Herdprämie“ hat diese Diskussion angeheizt. (Als „Herdprämie“ wird das Betreuungsgeld bezeichnet, das Eltern erhalten, wenn sie ihre Kinder selbst betreuen und nicht in die Kindertagesstätte schicken.) Gerade unter Müttern wird viel über den „Herd“ diskutiert – er ist ein interessantes Symbol unserer Zeit. Weiterlesen
Wir alle kennen Situationen, in denen wir uns so schämen, uns so schuldig fühlen oder so wütend sind, dass wir den anderen gerade nicht anschauen können. Ein Erwachsener bittet vielleicht seinen Partner einmal, ihn anzuschauen. Doch in der Regel nehmen wir es hin, wenn uns ein anderer Erwachsener gerade nicht anschauen kann. Viele Eltern gehen jedoch mit ihren Kindern ganz anders um. Sie fordern sie eindringlich immer wieder auf: „Guckst du mich bitte an? Haben wir uns verstanden?“ Über die Maßen zwingen sie das Kind dazu, sie anzuschauen. Das Kind ist ohnmächtig – was soll es anderes tun, als zu gehorchen? Wer einmal genau beobachtet, wie erniedrigt sich ein Kind in so einer Situation fühlt, wird wahrscheinlich vorsichtiger mit seiner Aufforderung sein. Auch Kinder haben ein Recht darauf, ihre Eltern nicht anzuschauen.
Dieser Beitrag erschien erstmals am 19.6.2013
Aktualisiert am 30.5.2014
Mütterliche Zuwendung hat Einfluss auf die Gene des Kindes. Der kanadische Forscher Michael Meaney wies in einem Tierexperiment nach, dass Rattenkinder, die zu wenig Zuwendung von der Mutter erhalten hatten, als ausgewachsene Tiere besonders stressanfällig waren. Der Grund: Bestimmte Gene konnten dauerhaft nicht mehr abgelesen werden. Das Forschungsfach, das sich mit diesen Zusammenhängen beschäftigt, heißt Epigenetik. Weiterlesen
„Geh in dein Zimmer und komm erst wieder, wenn du dich beruhigt hast!“ So hieß es früher. Heute heißt es (etwas kontrollierter): „Setz dich für zwei Minuten auf die stille Treppe.“ Ein kleines Kind in einer verfahrenen Situation mit einer „Auszeit“ zu strafen, ist modern, aber oft nicht gut. Auch, wenn es Eltern und Kindern möglicherweise dazu dienen kann, sich zu beruhigen, sollte diese Methode nur mit Vorsicht angewendet werden. „Auszeit“ ist ein Begriff aus Erziehungsprogrammen wie dem Triple P (Positive Parenting Programme). Dabei trennen sich Bezugsperson und Kind für eine überschaubare Zeit, um jeweils wieder zu sich selbst zu finden.
Die Auszeit ist für viele Eltern und Kinder ein möglicher Ausweg aus einer wütenden Situation. In Elterntrainings wird dieses Werkzeug vermittelt. Wenn Eltern jedoch Schwierigkeiten damit haben, ihre eigenen Gefühle mit Abstand anzuschauen, ist die Versuchung groß, mit der Auszeit als Strafe einfach die eigene Wut abzureagieren. Das Kind wird auf den Stuhl gesetzt und basta. Sind die Eltern sehr autoritätsgläubig, dann vertrauen sie dem Trainer des Elterntrainings mehr als ihren eigenen Gefühlen und wenden die Auszeit an, obwohl sich sich selbst überhaupt nicht wohl damit fühlen.
Für das Kind selbst bedeutet die Auszeit, von der Bezugsperson getrennt zu sein. Besonders kleine Kinder können diese Trennung oft kaum verkraften. Die Kinder können auch noch nicht verstehen, dass nur ihr Verhalten gestraft werden soll, dass sie selbst als Person jedoch nicht abgelehnt werden. Doch im Eifer des Gefechts ist diese Unterscheidung selbst für die reifesten Erwachsenen nicht immer leicht. Die Auszeit mag helfen, dass sich Kind und Erwachsener tatsächlich beruhigen.
Oft kommt es jedoch auch vor, dass das Kind in der Auszeit nur vordergründig ruhig wird. Innerlich ist es unruhig – es fühlt sich herabgesetzt, zurückgewiesen und gedemütigt. Seine innere Wut wächst.
So kann es passieren, dass hinter der Fassade des Erfolgs Wut und Verzweiflung des Kindes wachsen. Kommen solche Situationen öfter vor, wird das Kind immer öfter in aller Stille wütend. Es entwickelt eine chronische Wut, die die Beziehung zwischen Mutter („Mutter“ steht hier der Einfachheit halber für nahe Bezugspersonen) und Kind stört. Oft ist diese chronische Wut des Kindes auch nur ein Spiegelbild der Wut der Mutter.
Ist das Kind noch zu jung, um sich selbst beruhigen zu können, ist es mit der Auszeit absolut überfordert. Seine innere Not wird größer: Angst und Ohnmacht beherrschen nun das kleine Kind. Doch Gehorsam aus Angst ist kein guter Weg. Wer also die Auszeit anwendet, sollte das nicht gedankenlos tun und immer auf die eigenen Gefühle achten. Die gute Beziehung zum Kind und das gute Gefühl bei Mutter und Kind sollte immer Vorrang vor „Erziehungstipps“ haben.
Quellen:
Heidi Simoni:
Wie erleben und verstehen kleine Kinder Strafen?
Zeitschrift „undKinder“ Nr. 80, Dezember 2007: 31–37
Thomas Gordon:
Die neue Familienkonferenz.
Kinder erziehen ohne zu strafen.
Heyne Verlag, München 2007
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 30.1.2010
Aktualisiert am 1.11.2019
Wut, Ohnmacht, Unverständnis – das erleben wohl die meisten, wenn klar wird, dass ein Kind in der Schule gemobbt wird. „Mob“ ist das englische Wort für „Meute“. Mobbing bedeutet, dass ein Täter sich ein Opfer aussucht und es gemeinsam mit seinen Mitläufern triezt. Wann immer Menschen zu einer Gruppe zusammenfinden, kann sich eine Mobbing-Situation entwickeln. Den Opfern geschieht dabei großes Leid. Doch auch der Täter bringt mit seinen Taten zum Ausdruck, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Weiterlesen
Endlich! Die Diskussion um die Vojta-Therapie bei Babys hat ihren Weg in die Medien gefunden! Die Mai-Ausgabe 2014 der Zeitschrift ELTERN berichtet über die Vojta-Therapie. Die Redakteurin Nora Imlau hat einen sehr ausgewogenen Artikel geschrieben, in dem Pro- und Kontra-Stimmen ihren Platz haben. Die Kontra-Stimme kommt natürlich von mir – das Interview finden Sie auf S. 43: „Vojta schadet Kinderseelen“.
„Ich beobachte nicht, ich schaue“, sagt der Schweizer Schriftsteller Peter Bichsel in der Dokumentation „Zimmer 202“ (von Eric Bergkraut, 3SAT, 23.2.2014). Bichsel erklärt den Unterschied wunderbar. Seither fällt mir immer wieder auf, wieviel wir beobachten und wie wenig wir einfach schauen. „Beobachten“ kann heißen, schon eine Meinung oder Erwartung zu haben und den Beobachteten daraufhin zu beobachten, ob sich das Gedachte bestätigt. „Beobachten“ kann sein wie „Krallen“, mit dem Blick fest in den Griff nehmen. Schauen ist ganz anders. Weiterlesen
Von der Internationalen Vojta-Gesellschaft (IVG) erhielt ich nun eine Stellungnahme zu meiner Vojta-Beitragsreihe. Ich möchte betonen, dass meine eigene Meinung zur Vojta-Therapie in dem Kapitel „Vojta-Therapie bei Babys – eine Kritik“ zu lesen ist. Ich distanziere mich ausdrücklich von der Meinung der Vojta-Gesellschaft. Ich möchte Mütter weiter dazu ermuntern, auf ihr Gefühl zu hören und bei einem unguten Gefühl nach anderen Therapiemöglichkeiten (z.B. Bobath) zu suchen. Worte auf dem Papier klingen oft schön – doch wer die Schreie der Babys hört und einfühlsam ist, wird auch ihre große Not erspüren. Weiterlesen