
Wenn kleine Kinder großen Kummer haben, können sie zeitweise nicht spielen. Sind Mama und Papa dabei und ist alles in Ordnung, zeigen die Kinder wieder Interesse an ihrer Umwelt und finden ins Spiel. Wenn Kinder spielen, sind sie innerlich im „Als-ob-Modus“ (englisch: „As-if-mode“). Dieser psychische Zustand, in dem wir innerlich spielen, uns Dinge vorstellen, planen oder träumend unseren Gedanken nachhängen, ermöglicht es uns, psychisch zu funktionieren. Es ist gut, wenn Eltern auf den „Als-ob-Modus“ spielerisch reagieren können.Weiterlesen

Liebe sei nichts anderes als die hohe Konzentration des Bindungshormons Oxytocin, sagen manche. Und doch spürst du: Liebe ist nicht nur Chemie, Biologie und Physik. Da ist mehr. „Die Psychoanalyse lässt sich nicht messen“, sagen manche – und ich meine es auch. Der Grund ist vielleicht der, dass sich die Liebe ebenso wenig messen und festhalten lässt wie eine flüchtige und überraschende Kommunikation von „Unbewusst zu Unbewusst“. In der engen Beziehung zwischen Psychoanalytiker und Patient passiert viel. Doch es sind Momente, die oft nicht vorhersehbar und nicht experimentell wiederholbar sind. Ähnlich wie Wolkenformationen lassen sich die Begegnungen nie ganz berechnen. Weiterlesen
Wenn Du Dich in die Notaufnahme eines Krankenhauses begibst, musst Du meistens lange warten – besonders an Weihnachten oder Ostern. Der Warteraum quillt über! Und zwar sehr oft mit Patienten, die in seelischer Not sind. Da ist der „Asthma-Anfall“, der sich als pure Hyperventilation entpuppt, da sind die Bauchschmerzen, die Kopf- und Ohrenschmerzen, die Herzbeschwerden, die sich größtenteils als völlig ungefährlich erweisen. Die Kunst besteht für die Ärzte darin, die bedrohlichen Symptome von den unbedrohlichen zu unterscheiden. Erfahrene Ärzte können oft relativ schnell sagen, was „ernst“ ist und was nicht. In jedem Fall aber könnte ein Psychosomatiker im Warteraum die Situation in der Notaufnahme entspannen. Weiterlesen

Wenn wir richtig traurig sind und weinen, dann können wir uns nach einer Weile etwas beruhigen und das Weinen hört auf. Doch dann kommt eine neue Welle und wir müssen wieder schluchzen. Bei Panikattacken ist es ähnlich: Die Panikattacke schwillt an, bleibt auf einem Plateau, lässt nach Minuten etwas nach und beginnt wieder von vorne. Auch bei Übelkeit und Erbrechen können wir diese Wellen spüren. Das vegetative Nervensystem spielt hier eine große Rolle. Weiterlesen

Der „Now Moment“ ist ein Moment tiefen Verstehens, der Verbundenheit, der Resonanz. In den „Now Moments“ in Psychotherapie und Psychoanalyse findet Veränderung statt. Wenn Resonanz, Verstehen und Liebe da sind, werden wir satt. Wenn uns solche Erfahrungen in der Beziehung fehlen, dann wollen wir immer mehr: mehr Geld, mehr Essen, mehr vom anderen, mehr Abenteuer. Doch im Grunde werden wir von all dem, was wir erleben, nur dann satt, wenn wir eine befriedigende Beziehung zu uns selbst und anderen haben.Weiterlesen

Es sind oft nicht die großen Ereignisse des Tages, die uns nachts im Traum wieder erscheinen, sondern die Nebensächlichkeiten. Was wir in der Hektik des Tages kaum bemerken, wird im Traum wirkungsvoll. Das kann manchmal logisch sein: Wenn es im Haus brennt, kann eine funktionierende Türklinke zum Lebensretter werden. Oft sagen wir: „Ich weiß gar nicht, wieso dieses oder jenes Detail im Traum so wichtig war.“ Wenn wir an den heutigen Tag oder den Vortag erinnern, fallen uns häufig Zusammenhänge auf. Die Erinnerungsstücke, die wir vom Vortag in den Traum einbauen, heißen Tagesreste (englisch: day residues, französisch: restes diurnes). Weiterlesen