Eine Alternative zur Lösung
„Arbeiten Sie auch lösungsorientiert?“, werde ich oft gefragt. Nein. Ich arbeite mit Menschen, die sich in lang anhaltenden Situationen befinden, für die es oft keine Lösung gibt. Aus dieser Arbeit können sich über die Zeit oft Lösungen ergeben, aber ich arbeite nicht primär lösungsorientert. Die Sehnsucht nach Lösungen ist groß, wenn die Zeit der Spannung kaum noch auszuhalten ist. Alles Leiden soll möglichst schnell aufgelöst und weggefegt werden. Wir wollen die unangenehmen Gefühle von uns lösen und dazu benutzen wir unsere zahlreichen Abwehrformen. Doch das Problem drängt sich immer wieder auf und wir merken: Die Lösung ist nicht die Lösung.
Beobachten und Erleben allein führen häufig zu einer Veränderung. Tolerieren und Aushalten ist oft viel schwieriger, als aktiv eine Lösung zu suchen. Sicher lassen sich Lösungen für umschriebene Probleme finden. Doch zur Psychoanalyse kommen meistens die Menschen, die für etwas Überwältigendes bisher keine Lösung finden konnten oder für das es keine Lösung im herkömmlichen Sinne gibt.
Neue Wege gehen
Ich arbeite daran, einen Raum zu schaffen, damit das Unangenehme, das Spannende, das nicht gleich aufgelöst werden kann, mehr Platz bekommt, um sich zu entfalten. Wenn dieser Raum geschaffen ist, dann können wir das Unangenehme anschauen, erleben, beobachten und betrachten. Wir können auch das Überwältigende beobachten und erfahren. Dazu müssen wir uns manchmal dem Größeren überlassen. Und oft stellen wir mit der Zeit fest, dass das, was unlösbar erschien, sich löst – ganz von allein. Und wir fragen uns, wie das geschehen konnte.
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 27.7.2017
Aktualisiert am 19.10.2025