Schlechte Tage und Biorhythmen annehmen

Es gibt diese Tage: Da fällt uns gleich das Marmeladenbrot aus der Hand, das Kind verschläft, der Computer muckt, der Bus kommt zu spät. „Heute sind’se aber alle komisch drauf“, sagt die Nachbarin. Und man selbst denkt es auch. Es gibt sie anscheinend, diese „komischen Tage“. Manchmal kämpfen wir dagegen an, rennen mit dem vermeintlich kaputten Computer direkt zum Fachmann, ermahnen uns, uns zusammenzureißen, versuchen, das Wackelige doch noch festzuzurren. Aber es geht auch anders: Wir können bemerken, dass heute so ein „komischer Tag“ ist und uns ohne großen Aktionismus darauf einstellen.
In einer Reportage über die regelmäßigen Unwetter in Santa Barbara, USA, sagt ein Mann: „Wenn morgens das Kindermädchen schon zickt, man sich komisch fühlt und sich der Himmel verfärbt, dann weiß man hier an der Küste: Heute ist wieder so ein Tag. Man zieht sich zurück, wartet ab und versucht erst gar nicht, da was zu wuppen. Morgen wird’s wieder besser.“
Ob nun Santa Barbara oder Köln – die Menschen kennen das. Und wenn wir uns darauf einstellen und uns an solchen Tagen einfach gehen lassen, können wir diese Zeit nutzen, um neue Kraft zu sammeln. Am nächsten Morgen oder ein paar Tage später spüren wir, dass die Welt wieder anders aussieht und neue Kräfte da sind.
„Räum die Spülmaschine später aus.“ Tagesrhythmen beachten gibt Kraft
Ich stehe morgens früh auf – manchmal will ich gleich effektiv sein und räume mit sehr viel Mühe die Spülmaschine aus. Jede Tasse scheint extra Kraft zu kosten. „Erledige zuerst das Unangenehme, denn danach fühlst du dich gut“, lese ich in. Manchmal ist es ja so. Aber an diesem Morgen stellt sich nur Erschöpfung ein.
Vielleicht ärgerst Du Dich auch oft über die nicht ausgeräumte Spülmaschine und fragst Dich, warum Du es immer so weit kommen lässt, dass sich alles anhäuft. Unordnung kostet Kraft. Manchmal freust Du Dich, wenn Du Dich morgens aufgerafft hast und später in ein ordentliches Zuhause zurück kommst. Doch oft ist es doch vielleicht auch so: Eine Freundin ruft an oder Du hörst einen interessanten Podcast. Du stehst an der Spülmaschine und räumst sie wie im Traum aus. „Hab ich das jetzt so einfach gemacht?“, fragst Du Dich.
Der Chronobiologie vertrauen. Es gibt vielleicht Zeiten im Laufe des Tages, da geht Dir vieles wie von selbst von der Hand. Die Aufgabe, für die Du morgens noch das Bundesverdienstkreuz erwartet hättest, erscheint gegen Abend vielleicht wie ein Kinderspiel. Manche Dinge müssen erledigt werden, jetzt und auf der Stelle. Vieles ist anstrengend. Aber vieles wird leichter, wenn Du Deinen augenblicklichen Widerwillen und Deine Schwäche ernst nimmst und warten kannst auf den Augenblick, in dem Du spürst: Jetzt geht’s leichter.
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Dieser Beitrag erschien erstmals am 6.7.2016
Aktualisiert am 14.11.2025