Gequälte Zustände sind ein Graus – wir grübeln zwanghaft und meinen vielleicht, wir hielten dieses Gequältsein ohne Medikamente und Alkohol nicht aus. Alles Leben sei Leiden, hören wir in Beiträgen über den Buddhismus. Und denken vielleicht: Die haben keine Ahnung von komplexer posttraumatischer Belastungsstörung und von entsetzlicher Qual schon in frühester Kindheit. Es seien alles nur Gedanken, hören wir. Und vielleicht versuchen wir ständig, dem Leiden aus dem Weg zu gehen. Doch „richtig leiden“ will gelernt sein, um ein tieferes, weniger gequältes Leben führen zu können. Wir können es vielleicht vergleichen mit dem Körpergefühl, das wir haben, wenn wir durch Moor oder Watt wandern: Manchmal lässt das Grübeln davon nach.Weiterlesen
„Immer, wenn ich in einer Beziehung bin, weiß ich selbst nicht mehr, was ich will.“ Wir haben oft den hohen Anspruch, stets zu wissen, „was wir wollen“, dabei ist es oft so schwierig, besonders im Zuzweitsein. Je nachdem, wie wir aufwuchsen, fällt es uns zudem sehr schwer, zu äußern, was wir wollen. Vielleicht hatten wir eine verletzliche Mutter, der jede Form der Trennung Angst gemacht hat. Trennung fängt schon da an, wo die Mutter etwas meint und das Kind etwas anderes meint. Wenn wir bemerkten, wie verletzlich die Mutter war, redeten wir ihr nach dem Mund, weil wir spürten, dass wir sie dadurch emotional stabil halten konnten. Wir schauten vielleicht stets nach der Mutter und versuchten, sie zu lesen. Die Frage „Was kann sie nun wollen?“ wurde zur zentralen Lebensfrage und auf einmal merkten wir: Ich weiß gar nicht mehr, was ich selbst eigentlich will. Weiterlesen
Die ständige Sorge über die „unschönen Teile deines Körpers“ (Body Dysmorphic Disorder) kann unerträgliche Züge annehmen und hängt eng mit vielen anderen Leiden zusammen. Weil du meinst, dass dein Aussehen extrem unschöne Seiten hat, kann es sein, dass du dich zurückziehst und sogar soziale Kontakte meidest (Soziale Phobie). Die Körperdysmorphophobie kann auch mit abstossenden Empfindungen in Bezug auf Dein Geschlecht oder Gewicht zusammenhängen. Vielleicht aber belasten dich auch ganz konkrete Formen wie zum Beispiel ein Überbiss, eine auffällige Nase, die Folgen einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte als Baby, OP-Narben, X-Beine, schiefe Zähne und vieles mehr. Das Leiden bezieht sich oft auf Körperteile, die hervor ragen.Weiterlesen
Wenn wir eine strenge Mutter hatten, dann brauchen wir eine weiche Psychotherapeutin, damit wir eine emotional korrigierende Erfahrung machen können. Nur so können wir gesund werden. Meinen wir. Doch so leicht geht es oft nicht. Wir sehnen uns so sehr danach, selbst eine „emotional korrigierende Erfahrung“ zu machen oder sie unseren Patienten zur Verfügung zu stellen, dass wir uns da vielleicht manchmal verausgaben. Auch wir selbst als Psychotherapeuten suchen immer wieder nach Chancen, bisher negativ Erlebtes endlich einmal in einer positiven Variante erleben z können.Weiterlesen
Initiationsrituale kommen in der ganzen Welt vor. Sie sind dazu da, den Heranwachsenden in die Gemeinschaft aufzunehmen und ihm zu sagen: „Jetzt bist Du so weit, jetzt gehörst Du dazu, jetzt bist Du erwachsen.“ In vielen Urvölkern gibt es gefährliche oder gar brutale Rituale. Hierzulande sind die Initiationsrituale vielleicht nur mäßig gewaltsam, aber immerhin auch schmerzhaft. Das Kind wird ins Jugendalter geführt, indem ihm eine Zahnklammer verpasst wird – auch, wenn der Außenstehende kaum „schiefe Zähne“ feststellen kann. Tinnitus, Kopfschmerzen, Nackenverspannungen, Karies unter der Spange und andere Folgen werden inkauf genommen. Weiterlesen
Wenn wir grossen Kummer oder Schmerzen haben, knien wir uns mitunter hin und wippen vor und zurück. Kleine Kinder, die verwahrlost und alleingelassen sind, wippen ebenfalls vor und zurück. Dies kann ein Zeichen des „Hospitalismus“ sein, also eines Zustandes, der in Isolation entstehen kann. Das Wippen erinnert das Kind vielleicht an das frühe Geschaukeltwerden im Mutterleib. Das Wippen wirkt schmerzstillend, beruhigend und bindungsfördernd – Endorphine und das Bindungshormon Oxytocin können infolge des Wippens ins Blut ausgeschüttet werden (Ignaz Roob, 2015). Auch einige Kinder mit schwerem Autismus wippen vor und zurück. Weiterlesen