NMDA-Rezeptoren, Glutamat, GABA und Pregabalin (Lyrica)
Der N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptor (NMDA-R) ist ein Glutamatrezeptor, also ein Eiweiß, das in der Nervenzellmembran sitzt und den Stoff Glutamat aufnimmt. Der NMDA-Rezeptor spielt eine wichtige Rolle beim Lernen, für das Gedächtnis, die Motorik und die Emotionen. Er steuert unter anderem den Stoffwechsel des Acetylcholins.
Glutamat ist ein erregender Botenstoff (Neurotransmitter) im zentralen Nervensystem. Glutamat ist eine Aminosäure. Es kommt besonders stark in der Hirnrinde (Cortex) und im Hippocampus vor. Glutamat aktiviert einen Rezeptor namens „NMDA-Rezeptor“. Die NMDA-Rezeptoren können auch durch den Stoff N-Methyl-D-Aspartat aktiviert werden – daher der Name. NMDA-Rezeptoren werden auch „Glutamat-Rezeptoren“ genannt, weil sich Glutamat mit ihnen verbindet.
Wenn sich zu viel Glutamat mit zu vielen NMDA-Rezeptoren verbindet, können Hirnzellen zugrundegehen. Das ist der Fall, wenn das Gehirn besonders aufgeregt ist, zum Beispiel bei einem Unfall oder bei einer Minderdurchblutung. Diese Übererregung (Excitation = englisch: Erregung) wird als Excitotoxizität (Exzitotoxizität) bezeichnet, weil die Erregung selbst wie ein Gift (Toxin) wirkt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass dieser Mechanismus durch bestimmte Medikamente verhindert werden kann, nämlich durch die NMDA-Rezeptor-Antagonisten (Antagonist = Gegenspieler). So ein NMDA-Rezeptor-Antagonist ist zum Beispiel der Wirkstoff Memantine. Viele Ärzte verordnen Patienten mit einer Demenz Arzneimittel mit diesem Wirkstoff.
Aus Glutamat wird GABA: GABA ist ein natürlich vorkommender Stoff im zentralen Nervensystem. GABA ist die Abkürzung für Gamma-Aminobuttersäure (englisch: Gamma-Aminobutyric Acid) und wird im Körper aus der Aminosäure Glutamat hergestellt. GABA setzt sich an passende Rezeptoren im Nervensystem. Dadurch wird das zentrale Nervensystem gehemmt. Hierdurch entsteht „Entspannung“. GABA wirkt somit auch angstlösend. Viele Psychopharmaka wirken auf den GABA-Stoffwechsel und die GABA-Rezeptoren ein wie zum Beispiel der Wirkstoff Pregabalin.
Pregabalin ist ein Wirkstoff, der bei generalisierter Angststörung eingesetzt wird. Es ist eigentlich ein „Antikonvulsivum“, also ein Medikament, das gegen epileptische Anfälle wirkt. Seine angstlösende (= anxiolytische) Wirkung soll jedoch schnell einsetzen, oft schon am 4. Tag der Behandlung. Es kann relativ viele Nebenwirkungen hervorrufen, wie z.B. Schwindel, Gleichgewichtsstörungen und Benommenheit. Einige Patienten berichten davon, dass sie sich wie betrunken fühlen und beim Gehen torkeln. Ein Handelsname von Pregabalin ist Lyrica® (Firma Pfizer).
Wie so oft bei Psychopharmaka fällt auch hier der „schöne, lyrische Name“ des Medikamentes auf. Medikamentennamen werden sorgfältig gewählt, damit sie sich gut verkaufen lassen. Lyrica® ist seit 2004 in Deutschland zugelassen. Pregabalin ist ähnlich aufgebaut wie der Neurotransmitter Gamma-Aminobuttersäure (GABA), der im Nervensystem natürlicherweise vorkommt. GABA ist im Nervensystem für die Hemmung verschiedener Vorgänge verantwortlich. Pregabalin wirkt zwar ähnlich wie GABA, aber der Wirkungsweg ist ein anderer. Pregabalin blockiert bestimmte Kalziumkanäle im zentralen Nervensystem, wodurch weniger Kalzium in die Nervenendigungen einströmt. Hierdurch soll der Stoffwechsel von Noradrenalin, Substanz P und Glutaminsäure normalisiert werden.
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Links
Nestoros JN.:
Gabaergic mechanisms and anxiety: an overview and a new neurophysiological model.
Can J Psychiatry. 1984 Oct;29(6):520-9.
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/6149012
GABA
www.wormbook.org/chapters/www_gaba/gaba.html
Dieser Beitrag wurde erstmals verfasst am 27.11.2008
Aktualisiert am 8.8.2025