Über sexy Unterschenkel, Fußfetischisten und die Bedeutung von Schuhen

Sie spielen eine wichtige Rolle in Märchen und Mythen: Füße und Schuhe. Cinderella verliert ihren Schuh auf der Treppe. Den bösen Schwestern werden Zehe und Ferse abgeschnitten, damit sie in den Schuh passen. „Ruckediguh! Blut ist im Schuh“, surren die Tauben.
In Grimm’s Märchen „Die zertanzten Schuhe“ ist es wichtig, dass die Mädchen barfuß tanzen. In dem Phantasiestück „Gradiva“ von Wilhelm Jensen spielen Fußabdrücke eine besondere Rolle. Fußwaschungen finden zu Ostern statt. Und so mancher Schuh- und Fußfetischist lässt sich von Stöckelschuhen erregen. Woher kommt das Interesse an den Füßen?
Eine faszinierende Antwort gibt die Zeichentrickserie „Tom und Jerry“: Hier sieht man neben Kater Tom immer nur die Unterschenkel von Frauchen, nie die ganze Person. Und ähnlich wie es Kater Tom geht, so geht es auch Babys und Kleinkindern, die krabbeln und laufen lernen: Sie sehen von der Mutter immer wieder Schuhe, Unterschenkel und Rockzipfel.
Wenn man bedenkt, wie stark die Eindrücke auf ein Kind wirken, wenn wir uns an unser erstes rotes Förmchen im Sandkasten erinnern, dann wird auch deutlich, warum Füße und Unterschenkel auf uns so eine Faszination ausüben. Es ist die Körperregion, die wir als Kleinkinder ganz besonders oft zu sehen bekommen. Und wenn wir dann barfuß durch den warmen Sand laufen und am Meer spazieren gehen, merken wir auch, wie sehr die Füße eine Quelle von Wohlgefühl und Lebenslust sind.
Psychoanalyse und Fussball
Der Psychoanalytiker und Hobby-Fußballer Ekkehard Gattig beschreibt, worin die Gemeinsamkeiten von Psychoanalyse und Fußball bestehen. Beides sei eine Art Kunst. Und über die Kunst sagt Gattig: „Ich bin davon überzeugt, dass kreative Prozesse, zum Beispiel in der Kunst, unter ähnlichen Bedingungen zustande kommen. Kreative Leistungen erbringen zu können, setzt eben viel Arbeit und viel Üben voraus. Deswegen dauert auch die Ausbildung zum Psychoanalytiker so lange.“ Ekkehard Gattig: Psychoanalyse jenseits der Traumdeutung. Moderner Fußball und die Extension des Selbst. Bulletin 61, 28 Okt. 2007, www.epf-fep.eu
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Links:
Sigmund Freud:
Der Wahn und die Träume in W. Jensens Gradiva
Projekt Gutenberg
Freud (1927):
Fetischismus
Projekt Gutenberg
Ricardo A. Rubinstein:
Sports on the Couch
Karnac 2017
Dieser Beitrag erschien erstmals am 26.8.2016
Aktualisiert am 22.11.2025