Fünf Tipps gegen Burnout und wie du dein Burnout verstehen kannst

Nicht nur Menschen mit einer großen beruflichen Verantwortung und einem Haufen Überstunden leiden an der „Manager-Krankheit“. Auch Du bist vielleicht betroffen, obwohl du nur einen „ganz normalen Beruf“ hast. Vielleicht bist du in einer psychoanalytischen Ausbildung, du bist alleinerziehend oder musst Verwandte pflegen.
Ausgelaugt fühlen sich vor allem Menschen, die eine äußerst verantwortungsvolle Aufgabe haben, dabei aber wenig Entscheidungsspielraum. Ein Ungleichgewicht von hoher Anforderung, geringer Wertschätzung und wenig Freiheitsgraden ist auf Dauer kaum auszuhalten. Schwierige Arbeitsbedingungen können sogar eine koronare Herzkrankheit begünstigen (Siegrist et al. 1990). Wenn die beruflichen Strukturen ungünstig sind oder die Anforderungen über die eigene Kompetenz hinausgehen, dann bleibt für manche am Ende nur die Kündigung.
Was kann ich tun?
Lange, bevor du dich zur Kündigung oder Trennung entscheidest, hast du vielleicht schon innerlich gekündigt. Du tust deinen Dienst nach Vorschrift, doch innerlich quält dich die Resignation. Öffne dich für Ideen von aussen – schaue, was du zufällig im Radio hörst oder auf Tiktok siehst. Versuche, dein „Ja, aber“ auf ein Mindestmass herunter zu regulieren :-)
Vielleicht bist du noch oder wieder auf der Suche nach dem für dich Richtigen. Hohe Ansprüche an dich selbst und Angst vor Strafe können häufig ein Grund für Burnout sein, doch wir dürfen nicht vergessen, dass es in der Tat fiese Arbeitsstellen gibt mit überstrengen Vorgesetzten, die Angst auslösen können. Auch Sorgen in deiner Beziehung oder Familie, Geldsorgen und gesundheitliche Probleme können zum Burnout beitragen.
Vielleicht hast du auch manchmal das Gefühl, dass bei der Arbeit ohne dich gar nichts geht. Das ist äußerst belastend und je nach beruflicher Position vielleicht auch berechtigt. Doch schau einmal, ob dieser Gedanke vielleicht auch von einem Hochgefühl begleitet ist. Stelle dir vor, dass es auch „ohne dich“ gehen kann. Das kann sich ernüchternd anfühlen, aber auch ein Gefühl von mehr Bodenständigkeit mit sich bringen. Für manche, wie z.B. Alleinerziehende, ist es fast unmöglich, so zu denken. Da hilft dir vielleicht beständiges Mitgefühl mit dir selbst und die Meditation im Hamsterrad.
Vielleicht denkst du über eine Frühberentung nach und erhoffst dir dadurch ein besseres Leben. Das kann gut sein – besonders, wenn du vielleicht schwer frühtraumatisiert bist. Doch denke gut darüber nach, denn für viele ist es auch eine Enttäuschung. Es kann sein, dass du dich zumindest anfangs noch ausgelaugter und sinn-entleerter fühlst. Hier kannst du nur Schritt für Schritt mit viel Bedacht überlegen.
Erlaube dir immer auch, dem zu folgen, was dir liegt. Ein Berufswechsel oder eine Umschulung ist auch in höherem Alter möglich – selbst, wenn du dafür Geld sammeln müsstest, zum Beispiel via Crowdfunding.
Depressionen und Burnout
Das Burnout-Syndrom ist ein Prozess, der in eine Depression münden kann, so heisst es oft. Manchmal äußert sich jedoch auch eine Depression durch Burnout-Symptome. Oft sind Burnout und Depression der Ausdruck dafür, dass du nicht das lebst, was dir entspricht. Der Beruf macht in hohem Maße die eigene Identität aus. Wer nicht sagen kann, was er beruflich macht, dem fehlt ein wichtiges Etikett. Der richtige Beruf kann das Selbstwertgefühl nähren, der falsche Job hingegen lässt einen immer mehr an sich selbst zweifeln.
Der Psychoanalytiker Marc Solms wurde Neurowissenschaftler, weil er besser verstehen wollte, warum sein Bruder nach einem schweren Unfall so wesensverändert war. Doch obwohl das so offensichtlich ist, hat er diese Tatsache erst in seiner eigenen Psychoanalyse so richtig begreifen können.
Vielleicht hast du deinen Beruf auch gewählt, weil deine Eltern es sich so wünschten oder weil du so sein wolltest wie sie. Oder du hast dir aus Protest das ausgesucht, was sie nie wollten. Aus „Rache“ sozusagen. Solche Aspekte können bei der Berufswahl immer dabei sein. Doch deswegen musst du nichts ändern. Wirklich frei ist, wer „Ja“ sagen kann, obwohl der andere auch „Ja“ sagt.
Wahrscheinlich weisst du, warum du ein Burnout hast, aber du findest nicht heraus aus dem Hamsterrad. Oft zwingt uns das Leben dazu, viel länger in echt schweren Lebenssituationen zu bleiben, als wir je wollen. Wir haben uns etwas ausgesucht, doch wir haben uns es nicht ausgesucht, dass es so schwer und langwierig ist. Es ist schmerzlich, darüber nachzudenken, etwas aufzugeben, an dem man sehr hängt.
Aber auch Durchhalten kann schmerzlich sein. Und manchmal müssen wir auch denken: „Selbst, wenn ich dabei sterbe, so will ich jetzt da durch.“ Vielleicht denkst du, nach so langer Zeit auf einem Weg nicht mehr ausbrechen zu können. Der Abschied von äußeren Umständen kann genauso schwierig sein wie der Abschied von inneren Einstellungen und Wünschen. Welchen Weg du letzten Endes gehst, sei gewiss: In der Erschöpfung wirkt auch immer die Kraft der Veränderung.
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Links:
ICD-10: Z73 Ausgebranntsein (Burnout, Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung)
Nora Imlau (2024)
Bindung ohne Burnout: Kinder zugewandt begleiten ohne auszubrennen
Beltz, amazon
Wolfgang Schmidbauer:
Hilflose Helfer.
Über die seelische Problematik der helfenden Berufe
Rowohlt-Verlag, amazon
Elliot Aronson, Ayala M. Pines, Ditsa Kafry:
Ausgebrannt – vom Überdruß zur Selbsterfahrung.
Klett-Cotta, amazon
Herbert Freudenberger, Gail North:
Burn-out bei Frauen.
Über das Gefühl des Ausgebranntseins
Fischer Taschenbuch Verlag, amazon
Der deutschstämmige Psychoanalytiker Herbert Freudenberger (1927-1999) prägte den Begriff des Burnout-Syndroms im Jahr 1974. Obwohl die Betroffenen erschöpft sind, leiden sie gleichzeitig unter einer inneren Anspannung. Der Psychologie-Professor Elliot Aronson sagt, dass jemand, der sich ausgebrannt fühlt, vorher entflammt gewesen sein muss. Viele Betroffene waren vorher „Feuer und Flamme“ für ihren Beruf und haben ihn aus purem Idealismus ergriffen. Die Realität zeigt aber, dass viele Träume auf der Strecke bleiben müssen.
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 19.5.2010
Aktualisiert am 24.11.2025
6 thoughts on “Fünf Tipps gegen Burnout und wie du dein Burnout verstehen kannst”
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Liebe Dunja, jaaa genau! „Das Gefühl nicht weg zu können“ , das kann ich mir dabei auch gut vorstellen. Oder das Gefühl, gefangen zu sein, gelähmt, gefesselt, fremdgesteuert zu werden usw. Manchmal kommt vielleicht auch der Ärger später noch dazu, der sich in depressiver niedergedrückter Stimmung äußert „ich fühle mich gefangen, obwohl ich frei sein will“ und sowas.
Danke dir!
VG Saskia :-)
Liebe Saskia,
ich könnte mir vorstellen, dass es so etwas wie Schulangst ist: das Gefühl, nicht weg zu können, da sein zu müssen, sich beweisen zu müssen könnte dazugehören. Arbeit findet oft ja auch in schlecht belüfteten Räumen statt, immer wieder auch ohne Fenster. Dieses „Nicht-Rauskönnen“ macht vor allen Dingen Frühtraumatisierten zu schaffen.
Viele Gruesse,
Dunja :-)
Liebe Dunja, sagt dir der Begriff „Arbeitsplatzphobie“ etwas? Wie würde in der Psychoanalyse mit Patienten wo sich rausstellt oder sie von sich sagen, sie hätten eine Arbeitsplatzphobie umgegangen werden?
Viele Grüße Saskia
genau, dieses scheiss- Funktionieren, dieser Druck, der ist so zum Kotzen. Man sollte nie erwachsen werden müssen und einfach immer nur spielen, träumen und auf Bäume klettern können.
Der Begriff Burnout impliziert eine Ursache des Scheiterns am Arbeitsplatz im eigenen Verhalten oder der Lebenseinstellung. Oft ist aber Mobbing am Arbeitsplatz oder von aussen auferlegter zu hoher Leistungsdruck die Ursache eines Zusammenbruchs.
Hallo,
im Leben ist es nicht immer leicht.
Vor allem der oft geforderte Leistungsdruck verlangt viel von uns ab.
Die eigenen Grenzen kennen und sich auch setzen, kann helfen.
Klar schafft man das nicht immer.
Ich selbst versuche mir Auszeiten zu nehmen und zeitliche Grenzen einzuhalten.
Nichts ist so wichtig, als dass es nicht auch morgen erledigt werden könnte