Wenn Du richtig wütend bist – wie fühlt sich das an? Wie ein Erdbeben? Wie eine Wallung, die von unten hoch kommt? Zittern deine Hände? Wirst Du rot und möchtest ganz laut schreien? Wut ist ein sehr, sehr starkes Gefühl. Wenn man wütend ist, bekommt man ungeheure Kraft. Und es wird einem alles egal – man will die Wut nur los werden. Wir glauben manchmal, dass wir explodieren, wenn wir jetzt nicht jemanden anschreien. Kleine Kinder schlagen einfach zu, wenn sie wütend sind. Das ist wie ein Reflex: Zack, ist die Schaufel auf dem Kopf des anderen.Weiterlesen
Vielleicht hast Du Dich auch schon mal unter größten Zweifeln operieren lassen. Am liebsten wärest Du noch aus dem Vorbereitungsraum geflohen, aber Du hast Dich nicht getraut. Die psychischen Vorteile einer Operation können darin liegen, dass Du berührt und getragen wirst, dass Du Dich fallenlassen kannst und je nach Art der Narkose schöne und erotische Träume hast. Du kannst Deinen Freundinnen davon erzählen und wirst geschont. Jeder sieht, wie schlecht es Dir geht. Gleichzeitig kann eine zweifelhafte Operation aber auch ein Akt der Aggression gegen Dich selbst sein: Du leidest und somit kannst Du Schuldgefühle eindämmen und Dich selbst in der Kasteiung freier von psychischem Leid fühlen. Weiterlesen
Es war, als sei ich eines Tages, mitten im Leben, aufgewacht inmitten einer großen Leere. Wie konnte ich nur hierhin gekommen sein? Wo waren die anderen? Die anderen waren im Kreise ihrer Familie. Dort waren sie geboren, feierten ihre Feste, heirateten und starben dort. Mir wurde kalt. Im Alltag, im Beruf, da war ich im Kreise meiner Freunde und Arbeitskollegen. Aber Mengenleere ist grausam: Sobald die Feiertage kommen, ziehen sich alle in ihre Kreise zurück. Unruhe machte sich breit. „Neidisch ist man besonders auf die, deren Ziele man theoretisch auch selbst hätte erreichen können“, hörte ich. „So weit wie Du kommen die meisten mit Deinen Startbedingungen gar nicht“, tröstete mich eine Freundin. Weiterlesen
Eine Untersuchung mit 200 Menschen im Alter von 50-68 Jahren hat ergeben: Einsame Menschen haben gegenüber nicht einsamen Menschen einen um 10-30 mmHg erhöhten systolischen Blutdruck (die erste Zahl der Blutdruckmessung ist also erhöht). Das ist das Ergebnis einer Studie der Psychologin Louise Hawkley und Kollegen, Universität Chicago (2006): Loneliness is a unique predictor of age-related differences in systolic blood pressure. Psychology and Aging 2006, Mar 21 (1): 152-164, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16594800Weiterlesen
Medizinerwitz: „Was ist eine Tautologie? Schwarzer Rappe, alter Greis, alkoholkranker Chirurg.“ Unter bestimmten Umständen kann man als alkoholkranker Arzt die Berufserlaubnis verlieren. Der körperlich kranke Arzt wird hingegen meistens akzeptiert, der erschöpfte Arzt auch. Aber was ist mit dem psychisch kranken Arzt oder Psychotherapeuten? Lassen sich Parallelen zu den Lehrern ziehen? Bei ihnen war früher die Verbeamtung gefährdet, wenn sie an einer psychischen Erkrankung litten. Inzwischen stellt eine psychische Erkrankung nicht mehr so eine große Gefahr für Lehrer dar: „… jedoch lässt sich aufgrund der zunehmenden Häufung von psychischen Erkrankungen festhalten, dass eine Psychotherapie inzwischen kein generelles Ausschlusskriterium für den öffentlichen Dienst darstellt“, schreibt Rechtsanwalt Janus Galka auf anwalt.de (11/2023).Weiterlesen
Zuerst ist man noch ganz gelassen – glaubt daran, das Baby beruhigen zu können. Doch wenn es sich wieder und wieder nicht beruhigen lässt, kommen die Selbstzweifel. Es beginnt die Suche nach den Ursachen und Schuldgefühle entstehen. Die Erschöpfung wächst. Manchmal hat man noch nicht einmal mehr die Kraft, Hilfe zu suchen. Die psychoanalytische Kleinkindforscherin Beatrice Beebe zeigt in einem Video (Youtube), wie sich eine Mutter und ihr Kind, das an Dreimonatskoliken leidet, aufeinander abstimmen.Weiterlesen
Jeden Tag dasselbe. Jede Nacht dasselbe. Dieses unaushaltbare, unaufhörliche Das. Nicht nur, wer im Gefängnis sitzt, ist gefangen. Das Alltagsrad lässt keinen Ausgang zu. „Wie lange noch?“, fragt man sich, obwohl das Ende der Fahnenstange schon längst erreicht ist. Wie ruhig soll ich denn noch werden? Kein Schlaf, keine Ruhe, keine tröstenden Worte. Keine Achtsamkeitsübung, die hilft. Wie fühlt sich das Unaushaltbare an? Über Jahre, Jahrzehnte? Die Vorteile des Alleinseins versiegen irgendwann, die Kreativität schwindet. Da ist nur noch die Qual der Abwesenheit. Zu unruhig zur Meditation. Sie verstärkt das Unaushaltbare , falls das überhaupt möglich ist – glaubt man.Weiterlesen
Vielleicht hast Du schon mal Dein Kind geweckt, weil Du nachts so enorm wütend warst. Vielleicht hast Du es beschimpft oder sogar geschlagen. Vielleicht hattest Du danach schreckliche Schuldgefühle, doch der Drang, das Kind aufzuwecken, war einfach zu groß. Versuche, Dich selbst zu verstehen. Wenn wir starke Gefühle haben und es ist niemand für uns da, dann kann das enorm schwierig sein. Vielleicht wurdest Du als Kind sehr oft von Deinen Eltern alleingelassen. Vielleicht schliefen sie – betrunken oder einfach so – während Du in höchster emotionaler Not warst. Wenn Du so aufgewachsen bist, dann findest Du es vielleicht unerträglich, wenn Dein Partner oder Dein Kind schlafen, während Du innerlich in Aufruhr bist. Weiterlesen
Oft ist es nichts weiter als eine Kette von Zufällen und Fügungen: Die Grundschullehrerin ermuntert das Kind, Klavier zu lernen, sie empfiehlt das Gymnasium. Der Mathelehrer kommt rein, glaubt an das Kind und wird zum Vorbild. Das Kind lernt eine neue Welt kennen: die Welt der Bildung. Es geht ruhiger zu, es gibt mehr Worte und weniger Geschrei, es gibt die Möglichkeit zu sprechen, zu kommunizieren, die Kreativität zu entdecken. Und plötzlich hat man das Abitur geschafft und denkt über ein Studium nach. Weiterlesen