Traumatisiert durch Psychoanalyse? Wenn Psychotherapie alles schlimmer macht

Vielleicht hast du sehr schlechte Erfahrungen mit der Psychoanalyse gemacht – du fühlst dich regelrecht traumatisiert. Du hast vielleicht das Gefühl, dass dein Selbstwertgefühl nach der Psychoanalyse noch schwächer ist als es vorher je war. Du hast dich dem Psychoanalytiker anvertraut, aber du wurdest im Regen stehengelassen.

Es ist „normal“, dass die Psychoanalyse in einer angemessenen Dosis auch retraumatisiert. So lässt sich das Trauma bearbeiten. Doch vielleicht war bei dir die Retraumatisierung zu gross – sie hat dich überfordert und dein Analytiker war vielleicht nicht in der Lage die Situation gut zu halten. Vielleicht hast du eine kalte oder wilde, (sexuell) übergriffige Psychoanalyse erlebt – ohne Antworten, ohne Resonanz, ohne Wärme und Halt. Wie kannst du damit umgehen?

Die Selbstzweifel können riesig sein, doch der Abstand wirkt mit der Zeit. Auch bei der größten „Störung“ gibt es ein zumindest kleines Grundgefühl, das sagt: Dieser Psychoanalytiker tut mir gut oder eben nicht. Dieses Grundgefühl kannst du von der allerersten Stunde an ernst nehmen und – wenn möglich – mit deinem Analytiker darüber sprechen. Das ist natürlich nicht leicht, weil auch Übertragungen immer eine Rolle spielen – das heißt, es kann sein, dass du grundsätzlich so wenig Vertrauen zu anderen Menschen hast, dass du vielleicht bei jedem Therapeuten ein mulmiges Gefühl bekommst.

Die Psyche wird verletzlich

In einer Psychoanalyse machst du dich sehr verletzlich. Es entsteht für einen umgrenzten Zeitraum eine emotionale Abhängigkeit vom Analytiker. In der Ausbildung bekommen die Psychoanalytiker in einer eigenen Lehranalyse ein Gespür dafür, was das bedeutet! Weil die Seele quasi so „offen“ da liegt, können Verletzungen sehr leicht auftreten. Wenn Psychoanalytiker selbst zu wenig Lehranalyse hatten, um ihre eigenen Verletzungen zu behandeln, oder in einer Krise sind, kann die Psychoanalyse für den Patienten schwierig werden.

Wer schlechte Erfahrungen mit einem Psychoanalytiker macht, der verliert leicht das Vertrauen in die Methode. Wichtig ist es aber, sich dennoch eine Chance zu geben. Die Psychoanalyse bei einem anderen Analytiker, bei einem anderen Menschen, kann so ganz anders sein. Doch auch der Ausweg in die Selbsthilfe, z.B. in die Zen-Meditation, kann hilfreich sein.

Der Begriff „Psychoanalytiker“ ist nicht geschützt und jeder darf sich so nennen. Man kann sich jedoch erkundigen, welche Ausbildung der Analytiker absolviert hat. Besonders intensiv werden Psychoanalytiker bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) und der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft (DPG) ausgebildet. Bei den Gesellschaften gibt es Ethikkommissionen, an die man sich wenden kann. Vielleicht hast du auch die Nase so voll, dass du dich lieber an Patientenverbände, an einen Seelsorger oder die Psychotherapeutenkammer wendest, also an Stellen ausserhalb der Systeme der Vereinigungen.

Es ist oft eine Crux mit besonders intelligenten und gut ausgebildeten Psychoanalytikern: Manche vertreten noch eine recht kaltherzig wirkende Analyse, in der du dich sehr verloren fühlen kannst. Manche sprechen gar nicht über sich selbst und du hast keinen Abgleich, ob deine Wahrnehmungen stimmen. Das kann das Gefühl hervorrufen, „verrückt“ zu werden.

Nicht alles wegwerfen

Wer sich durch eine Psychoanalyse traumatisiert fühlt, verliert leicht das Vertrauen in diese Methode. Hier können Gespräche mit Ethikkommissionen und Vertrauensleuten weiterhelfen. Wenn z.B. sexuelle Grenzüberschreitungen stattgefunden haben, kann eine erneute Analyse bei einem anderen Analytiker den Weg aus der Not bereiten.

In der Psychoanalyse geht es um das psychische bzw. geistige Leben. Die Assoziation zur Kirche, zu tröstenden Gesprächen, zu Beichtgesprächen und Intimität liegt da ganz nah. Analytiker lernen, ihre Phantasien wahrzunehmen und sie innerlich zu bearbeiten, anstatt sie in Handlungen umzusetzen. Zudem haben Psychoanalytiker der Gesellschaften wie DPV oder DPG strenge Abstinenzregeln. Und doch ist auch bei besten Absichten keine Psychoanalyse vor krankmachenden Situationen geschützt.

In der Psychoanalyse finden normalerweise keine Berührungen statt – außer ggfs. dem Händeschütteln zur Begrüßung und zum Abschied. Du kannst dich sich selbst fragen: Bleibt der Analytiker seinen Abstinenzregeln treu? Wo habe ich Zweifel? Kommt mir irgendetwas komisch vor? Fördert mein Psychoanalytiker das Gefühl, dass ich etwas ganz Besonderes bin? Rät er dir vielleicht sogar, mit anderen nicht über die Analyse zu sprechen, damit das „Material“ in der Analyse bleibt?

Zweifel hilft

Gerade in der Psychoanalyse ist es wichtig, einen Fuss in der Realität zu halten und in gutem Kontakt mit Menschen zu sein, die nichts mit der Psychoanalyse zu tun haben. Hoffnung über lange Zeit in tiefen emotionalen Löchern ist berechtigt. Zweifel und Kritik sollten immer offen geäussert werden dürfen. Wenn du dich so eingeengt fühlst, dass du über deine Zweifel nicht mehr sprechen darfst, suche dir einen anderen Analytiker oder ruf die Telefonseelsorge an. Auch der Gang zu einem Verhatenstherapeuten oder einem guten Yogalehrer kann dir aus dem „Zweifel-Loch“ heraushelfen. Wie hat Jan-Josef Liefers so schön ironisch in der Corona-Zeit gesagt? „Verzweifeln Sie ruhig – aber zweifeln Sie nicht!“ Der Zweifel ist ein wichtiges „Gedankengefühl“, das dir den Weg hinaus zeigen kann.

Die Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (www.dgpt.de) empfiehlt Analytikern, in ständigem und ehrlichem Austausch mit Kollegen und Kolleginnen zu bleiben. Intervisionen, Supervisionen und weitere Selbsterfahrungen können dazu beitragen, mit schwierigen Situationen in der Psychoanalyse umzugehen.

Nebenwirkungen der Psychotherapie

Jedem 10. Patienten geht es nach einer Psychotherapie schlechter als vorher (Gehirn & Geist, Sept. 2010). Bei manchen Patienten verschlimmern sich Symptome wie Ängste oder Zwänge, bei anderen macht sich ein dumpfes Gefühl bemerkbar, das sie nicht näher beschreiben können. Es ist oft schwierig, zu sagen, ob das schlechte Befinden auf die Psychotherapie zurückzuführen ist, auf die Technik des Therapeuten, die Person des Therapeuten, die Passung zwischen Therapeut und Patient oder die Besonderheiten des Patienten und seiner Lebensumstände.

Manchmal treten Verschlechterungen auch zwangsläufig ein, wenn sich die Patienten auf einmal mit schwierigen Themen beschäftigen, die sie lange verdrängt haben.

Macht Psychotherapie alles nur schlimmer?

Wenn es dir psychisch sehr schlecht geht, fühlst du dich gerade am Anfang der Therapie in gewisser Weise „abhängig“ von deinem Therapeuten. Deine Hoffnung: Der Therapeut behält den Überblick wie ein Kapitän auf tosender See. Ähnlich wie wir mit einem entzündeten Blinddarm darauf angewiesen sind, dass der diensthabende Chirurg schon alles richtig machen wird, so sind wir bei starkem seelischen Leiden auch darauf angewiesen, dass der Psychotherapeut fähig ist, uns wirklich zu helfen.

Gerade der erste Gang zu einem Psychotherapeuten erscheint vielen wie ein großes Wagnis. Da bist du schließlich allein mit einem Therapeuten, den du noch gar nicht kennst. Allein diese Zweiersituation macht dir vielleicht grosse Angst – besonders, wenn du Gewalt in der eigenen Familie erlebt hast oder wenn du durch eine enge Beziehung erst so richtig krank geworden bist. Nimm dich selbst und deinen Zweifel immer ernst.

So wirklich „allein zu zweit“ ist man meistens nicht. Viele Psychotherapeuten und Psychoanalytiker gehen ihr Berufsleben lang zur Supervision. Hinter einem Psychotherapeuten steht meistens auch ein Gutachter, eine Krankenkasse, die Ärztekammer bzw. Psychotherapeutenkammer oder der Ethikrat des Verbandes, dem der Psychotherapeut angehört. Hier kannst du als Patient*in jederzeit anfragen, wenn du Zweifel am Therapeuten hast.

Probleme in psychoanalytischen Therapien und in Verhaltenstherapien

Wenn du eine Verhaltenstherapie machst, stößt du mitunter auf andere Probleme als wenn du eine psychoanalytische Therapie machst. In einer Verhaltenstherapie kannst du als Angstpatientin von Expositionsübungen überfordert sein, während du in einer psychoanalytischen Therapie unter zu frühen Deutungen des Therapeuten leiden kannst, unter (scheinbar) fehlendem Mitgefühl, unter zu langem Schweigen oder unter dem, was dir in der Therapie nach und nach bewusst wird.

Manche Sitzungen verlässt du da vielleicht in großer Verzweiflung, Verwirrung oder Wut. Sehr oft aber lösen sich diese unangenehmen Zustände im Verlauf der Therapie wieder auf. Im Nachhinein lassen sich diese Gefühle oft verstehen und du siehst klarer. Mit dem Therapeuten – wenn möglich – im Gespräch zu bleiben, ist wichtig. Du kannst auch einen Dritten einschalten, z.B. einen weiteren Psychotherapeuten, eine Beratungsstelle oder die Ärztekammer/Psychotherapeutenkammer.

Wenn du eine psychoanalytische Therapie machst, erlebst du wahrscheinlich immer wieder, dass heftige und beängstigende Gefühle geweckt werden. Altbekannte Beziehungsprobleme zeigen sich irgendwann auch in der Beziehung zum Therapeuten. Doch anders als in Beziehungen „da draußen“ kannst du hier genau untersuchen, was vor sich geht – so jedenfalls die Theorie. Doch das klappt nicht immer. Frage dich, ob du eine sogenannte „therapeutische Ich-Spaltung“ erleben kannst, das heißt, dass du zwar unter den entstandenen Beziehungsproblemen zum Therapeuten leidest, aber dass du auch merkst, dass darunter ein Band des Vertrauens liegt und dass dein Erleben wahrscheinlich einen therapeutischen Sinn ergibt. Du wirst deinen Therapeuten vielleicht auch idealisieren, aber im Laufe der Therapie wirst du merken, dass es nur ein normaler Mensch ist.

Meistens werden diese heftigen Gefühle, die in der Therapie entstehen, von der Therapie selbst wieder aufgefangen, verarbeitet und verdaut. In diesem Prozess erlebst du immer wieder Zeiten, in denen es dir tatsächlich schlechter gehen kann als vorher. Das kann mitunter lange dauern. Über die Zeit gesehen nehmen die Emotionen jedoch meistens in ihrer Heftigkeit wieder ab und im Therapieverlauf werden viele neue Erfahrungen möglich: Erfahrungen der Erleichterung und der Beruhigung.

Die eigenen Gefühle ernst nehmen

Es mag Zeiten geben, da fühlst du dich als Patient*in selbst zu geschwächt, um das Gefühl zu haben, dass du die Therapie selbst mitgestaltest. Du fühlst dich vielleicht völlig ausgeliefert. Doch wo immer es geht, solltest du deine Zweifel direkt beim Therapeuten ansprechen. Sei ehrlich. Das A und O bei der Therapeutenwahl ist, dass dir Therapeut (wenigstens etwas) sympathisch ist. Vielleicht fällt es dir anfangs schwer, sagen zu können, ob du deinen Therapeuten sympathisch findest oder nicht. Aber vielleicht fühlst du ein kleines Band des Vertrauens, das da ist. Das reicht in vielen Fällen schon.

Die Ausbildung des Therapeuten ist ein wichtiger Faktor

Was in er Therapie mit heilt, ist die Beziehung zum Therapeuten. Mindestens ebenso wichtig wie – zumindest das Fünkchen – Sympathie ist die gute Ausbildung des Therapeuten. Psychoanalytiker in Ausbildung machen selbst eine „Lehranalyse“ und arbeiten somit an sich selbst. Auch Psychotherapeuten anderer Richtungen machen „Selbsterfahrungskurse“, die jedoch nicht so intensiv sind. Dennoch: Nur nach einem abgeschlossenem Studium und nachfolgender Psychotherapieausbildung darf man sich „Psychotherapeut“ nennen.

Die meisten Psychotherapeuten sind Ärzte („ärztliche Psychotherapeuten“, häufig mit dem Titel „Dr. med.“) oder Psychologen („psychologische Psychotherapeuten“, häufig mit dem Titel „Dr. phil.“). Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (KJP) sind häufig Diplom-Pädagogen (Dipl.-Päd.). Unter den Psychoanalytikern findet man auch Analytiker, die Theologie, Jura oder ein anderes Fach studiert haben.

Heilpraktiker für Psychotherapie

Der Heilpraktiker für Psychotherapie darf sich nicht Psychotherapeut nennen. Er muss sich „Heilpraktiker für Psychotherapie“ („Psychothearpeut HP“) nennen. Zur Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie ist kein abgeschlossenes Studium notwendig – Voraussetzung für die Ausbildung ist ein Realschulabschluss oder ein Hauptschulabschluss plus abgeschlossene Berufsausbildung.

Es gibt jedoch auch einige Psychologen und Pädagogen, die die Erlaubnis zur Patientenbehandlung mithilfe des Titels „Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz“ erlangen. Ärzte benötigen den Titel „Heilpraktiker für Psychotherapie“ nicht – er ist in der Approbation sozusagen schon enthalten.

Natürlich gibt es auch Situationen in der Therapie, die einen sofortigen Abbruch verlangen – hierzu gehören z.B. der sexuelle Missbrauch oder andere Arten von Grenzverletzungen, bei denen du deutlich spürst: „So geht es nicht!“

Verwandte Artikel in diesem Blog:

Links:

Risiken und Nebenwirkungen von Psychotherapie (2015)
PiD – Psychotherapie im Dialog 2015; 16(04): 16-19
DOI: 10.1055/s-0041-105242).
thieme-connect.com

Beipackzettel für die Psychotherapie
Deutsches Ärzteblatt, August 2010

Misserfolge in der Psychotherapie
Deutsches Ärzteblatt, März 2006

Stefanie Schramm:
Nebenwirkungen
Beipackzettel für die Psychotherapie.
Wenn Menschen eine Therapie beginnen, ahnen sie nichts von möglichen Nebenwirkungen.
ZEIT-online, 6.12.2012

Barbara Dribusch:
Abhängigkeit vom Psychotherapeuten
Keiner versteht mich so wie er
taz.de, 18.5.2012
www.taz.de/!93611/

Annegret Conrad:
Nebenwirkungen von Psychotherapie aus Klientensicht
Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie,
Kongresspräsentation 2010

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 20.2.2015
Aktualisiert am 4.12.2025

11 thoughts on “Traumatisiert durch Psychoanalyse? Wenn Psychotherapie alles schlimmer macht

  1. Dunja Voos sagt:

    Lieber Seelenbummler, liebe Fischmondfahrt,

    „Wenn ich meiner Therapeutin von dem Schmerz erzähle, dann empfindet sie Mitleid. Heilt das?“, schreiben Sie, lieber Seelenbummler. Ja, ich denke, genau das ist es, was heilt. „Mitleid“ kann man aber auf verschiedene Weise haben. Das Mitleiden des Analytikers kann als wirklicher Prozess erlebt werden. Es ist vielleicht ein bisschen so, als würde sich der Analytiker sozusagen „psychisch einklinken“ und tatsächlich mitleiden. Der Psychoanalytiker tritt in Resonanz mit seinen eigenen bekannten Schmerzen.

    Ja, der Schmerz in der Psychoanalyse wird sogar manchmal größer und man merkt, wie das Schmerzhafte bleibt. Manchmal, wenn ich uralte Tagebücher von mir lese, bin ich erstaunt: Das, was ich geschrieben habe, ist teilweise das, was mir Analytiker später auch sagten. Ich komme mehr und mehr zu der Überzeugung, dass es weniger wichtig ist, was ein Analytiker sagt, sondern dass die Präsent 4-mal pro Woche das ist, was „heilt“. Einige entscheidende Dinge haben mir geholfen, weil sie gesagt worden sind und ich sie logisch und emotional nachvollziehen konnte. Mindestens denselben Anteil an der Heilung hat aber auch das Gefühl, dass durch die Psyche eines anderen meine eigene Psyche gestärkt wurde.

    Der ursprüngliche Schmerz bleibt, manchmal bleibt sogar die Überwältigung. Aber etwas wächst in einem, dass einen damit dann arbeiten lässt. Es ist dann möglich, sich durch Gedichte, Lieder oder berührende Texte mehr in Verbindung mit dem anderen Menschen zu setzen, der ähnliche Schmerzen kennt und daraus eine Kunst gemacht hat. Die Verbindung zur Welt ist denke ich das, was heilt. Und diese Heilung geschieht durch die körperliche und psychische Präsenz des Analytikers, so mein Eindruck. Vielleicht würde es jeder auch anders beschreiben.

    Dunja Voos

  2. Fischmondfahrt sagt:

    Liebe Frau Voos, könnten Sie vielleicht ein paar Sätze zu den interessanten und wichtigen Fragen von Seelenbummlers Beitrag „Wie wirkt denn die Psychoanalyse nun?“ rückmelden? Ich würde mich freuen. Fischmondfahrt

  3. Seelenbummler sagt:

    Wie wirkt denn die Psychoanalyse nun?

    Gerade habe ich das Gefühl, intensive Gefühle durchleben zu müssen, die ich lange verdrängt habe. Ich erlebe jede Trennung als extrem schmerzhaft, der Abschied von meiner Freundin am Morgen ist, als würde ich sie nie wieder sehen, ich merke zum ersten Mal, wie ich es kaum schaffe, Menschen in positiver Erinnerung zu bewahren, wie schnell die gefühlte Bindung wieder verloren geht und ich einsam und einzeln durch den Tag stolpere. Ich weiß, dass ich das Gefühl schon immer habe, wie ich sogar Freundschaften und positive Bindungen zum Beispiel zu Kollegen, vermeide, um diesen Schmerz nicht spüren zu müssen. Ein Stück bin ich wohl dabei, neurotisches Leid in reales Leid zu verwandeln. Aber wieso geht es mir jetzt nicht besser? Der Schmerz ist real, der Schmerz lässt nicht nach! Was ist der wichtigste Wirkmechanismus in der Theorie der Psychoanalyse?

    Einsicht und Verstehen? Vielleicht kann ich jetzt, wo ich diesen Schmerz kenne, meine Beziehungen anders gestalten. Ich kann den Schmerz bei mir suchen, muss ihn nicht in meine Partnerin projezieren (von der ich mich verlassen fühle). Wenn ich alleine bin, muss ich den Schmerz dennoch aushalten, konstant gute Gefühle zu bewahren und Freude über vorhandene Bindungen zu empfinden, fällt mir immer noch schwer, und ich weiß nicht, ob und wie ich das jemals lernen kann.

    Katathymes Erleben? Wird der Schmerz weniger, wenn ich ihn erlebe? Angeblich haben Gefühle einen reinigenden, abführenden Charakter, erlebte Schmerzen müssten ja dann irgendwann weniger werden, die erlittene Verletzung vielleicht ein wenig verheilen, vernarben… Aber das fühle ich gar nicht, ich habe das Gefühl, der Schmerz geht weiter und weiter und weiter. Habe ich ihn noch nicht genug verstanden? Ist da noch so viel übrig? Muss ich mir einfach noch mehr Zeit lassen?

    Nachbeelterung? Wenn ich meiner Therapeutin von dem Schmerz erzähle, dann empfindet sie Mitleid. Heilt das? Was ist die neue Beziehungserfahrung, die diesen Schmerz heilen könnte? Sie kann ja nicht rundherum verfügbar sein, wie ich es bräuchte, um diesen Schmerz nicht mehr zu spüren, jeder Abschied, jedes Nicht-da-Sein tut aber weh. Kann ich unter den Bedingungen so etwas wie Vertrauen in ein Doch-da-im-Nicht-da-Sein aufbauen? Nur weil ich darüber rede, warum es bisher nicht geglückt ist?

    Wie wirkt die Psychoanalyse? Warum geht es mir nicht besser, wenn ich neurotisches Leid in reales Leid verwandle? Oder habe ich einfach meinen Schmerz noch nicht gut genug verstanden?

  4. Seelenbummler sagt:

    Danke Kerstin, für Deine Beschreibung des psychoanalytischen Prozesses, obwohl er doch sachlich geschrieben war, hat er mich sehr berührt!!!
    Interessant wäre, wie es Dir über ein Jahr später mit dem Teufelskreis geht, hast Du das Gefühl herausgekommen zu sein, oder fühlst Du Dich an der selben Stelle noch gefangen?

  5. Seelenbummler sagt:

    Ich habe eine Psychoanalyse gemacht, 300 Kassenstunden und noch einmal ca. 150 Stunden selbst gezahlt, dann habe ich die Analyse beendet, weil ich wieder meinen Alltag leben wollte. Ein halbes Jahr später habe ich mich in eine Frau verliebt und war wieder zurück auf der Couch. Die ersten vier Jahre habe ich viel Halt erfahren, viel Verständnis, mein Analytiker hat mich durch eine schwere Lebenskrise begleitet (Tochter mit einer Frau, mit der ich nicht zusammenleben konnte, Trennung nach einem Jahr, riesige Verlustangst und Gestaltung der Beziehung zu meiner getrennt lebenden Tochter), meine Bindungsbedürfnisse sind irgendwie zu kurz gekommen, ich hatte immer das Gefühl, mein Analytiker ist „nur“ Profi, ich bin „nur“ sein Klient/Patient. Wut wurde in der gesamten Zeit fast gar nicht thematisiert, auch nicht zum Abschied.
    Dann nach einem halben Jahr Therapieende habe ich mich wieder verliebt, in eine Frau, alle Gefühle, die ich mir in meiner Analyse nicht eingestanden habe (Liebe, Wut, alleine gelassen zu werde, Wut nicht bemuttert zu werden) kamen nach einem halben Jahr mit solcher Heftigkeit, dass ich wieder eine Therapie gesucht habe, jedoch diesmal bei einer Frau, weniger verständnisvoll, jedoch mehr Raum für meine Wut, für mich selbst, leider wurden mir zunächst nur 25 Stunden bewilligt, und ich habe große Angst, dass die Kasse mir keine komplette Analyse mehr zahlen will. Ich weiß nicht, wie die PA wirkt, aber ich habe noch große Hoffnung, dass ich in meinem Leben etwas ändern kann. Ob die Zeit bei meiner vorherigen Analyse vor allem in der Länge verschwendet war, werde ich wohl erst mit der Zeit erfahren, vielleicht hätte ich früher mal etwas anders machen sollen, ich habe mich unreif gefühlt und abhängig und hatte das Gefühl, ich komme mit meiner Situation, mit meinem Leben alleine nicht klar.
    Jetzt frage ich mich, wie die PA wirkt. Und was mir helfen wird und was ich noch ändern kann. Ich hoffe sehr, noch eine tragfähige Beziehung gestalten zu können und vielleicht auch noch einmal Vater zu werden, in meinem Leben.

  6. Discard sagt:

    Ich schließe mich den Vorschreibern an, und hoffe, dass bei Analytikern auch endlich mal ein wenig von dem ankommt, was Patienten an Kritik üben und dies nicht rein unter dem Aspekt „verwirrte Patientensicht“ weggewischt wird.

  7. Kerstin Liewald sagt:

    Hallo,

    da eine Psychoanalyse viel mehr ist, als nur eine Begegnung zwischen Therapeut und Patient, habe ich letztes Jahr -Das Drama des Patienten – geschrieben. Ich traue mich mal, dass hier zu veröffentlichen. Ich habe das Gefühl, dass die Beziehungsebene innerhalb dieser Begegnung nicht wirlich gesehen wird. Es geht mir bei der Betrachtung nicht um eine sexuelle Partnerschaft zum Therapeuten. Es geht mir um das Vertrauen, und das Gefühl was dabei entsteht, wenn man jemanden über einen so langen Zeitraum alles erzählt. Ich verwende die männliche Form der Einfachheit.
    Eine Pschoanalyse ist Vielschichtig und Facettenreich. Ich glaube, da gibt es noch viel zu entdecken.

    Das Drama des Patienten

    Es ist „nur“ eine Analyse – eine therapeutische Konstruktion-.

    Es treffen sich zwei Menschen,
    ca 3-4 Mal die Woche.
    Der eine kann, darf, soll alles erzählen
    was in seinem Kopf so vorgeht.
    Der andere hört zu und deutet hin und wieder.
    Nicht immer aber hin und wieder schon.
    Gefühle und Wünsche sind erwünscht und erlaubt.
    Sie sind notwendig aber erfüllt werden sie nicht.

    Es ist „nur“ eine Analyse – eine therapeutische Konstruktion-.

    Übertragung soll geschehen.
    Alte Konflikte sollen am Therapeuten abgearbeitet werden.
    Der Patient öffnet sich, vertraut, wiederholt was ihm belastet.
    Es ist die Chance zu erkennen und zu verstehen.
    Der Patient, liebt, fühlt, hasst.
    Er erfährt Zurückweisung, knallt gegen die Wand der Abstinenz.

    Es ist „nur“ eine Analyse – eine therapeutische Konstruktion-.

    Die Gefühle des Patienten für den Therapeuten sind echt.
    Der Therapeut versteckt sich hinter seiner Mauer.
    Er dient nur zur Reflexion.
    Es ist eine Übertragung – es gelte nicht dem Therapeuten.
    Die Gefühle gehören zu jemand anderem.
    Aber der Therapeut löst es aus!
    Der ist ja auch nur ein Mensch – oder nicht?
    Irgendetwas muss er ja tun, damit diese „Übertragung“ funktioniert.
    Raum schaffen für dieses Vertrauen.
    Endlich darf der Patient mal ALLES erzählen, aussprechen.
    ALLES darf angeschaut werden.
    Vertrauen entsteht – Wachstum – reden können – Liebe.
    Dann die Katastrophe.

    Es ist alles „nur“ eine Analyse – eine therapeutische Konstruktion-.

    Es ist alles nur eine Übertragung.
    Der Therapeut erwidert die Gefühle nicht.
    Darf es nicht. So sind die Regeln!
    Fühlt er überhaupt etwas hinter seiner Mauer?
    Die Liebe gilt nicht ihm?
    Aber der Patient liebt doch, fühlt doch in der therapeutischen Atmosphäre.

    Es ist alles „nur“ eine Analyse – eine therapeutische Konstruktion-.

    Eine tief empfundene Liebe für einen echten Menschen scheitert.
    Erneute Enttäuschung.
    Die Liebe, das Vertrauen geht weit über die Analyse hinaus.
    Was fühlt der Therapeut? Was empfindet er nach so einer langen Zeit?
    Der Patient erfährt es nicht.
    Muss wohl selbst erst Analytiker werden, um es zu erfahren.

    Es ist „nur“ eine Analyse – eine therapeutische Konstruktion-.

    Eine Liebe zum Scheitern verurteilt.
    Und dennoch so wichtig.
    Denn ohne diese Liebe keine Analyse.
    Es hätte nicht funktioniert.

    -Das Drama des Patienten-

    Es ist „nur“ eine Analyse – eine therapeutische Konstruktion-.

    Der Therapeut ist dein Lehrmeister, damit du dich selbst verstehst.
    Damit du erkennst, wo deine Gefühle herkommen,
    wo dein Schmerz, dein Leid feststecken.
    Er hilft dir, deine Ressourcen zu finden und zu entwickeln.
    Entwicklung findet statt – innerhalb der Analyse-
    Ausgelöst durch diesen Prozess.
    Er begleitet dich über eine lange Zeit.
    Irgendwann musst du alleine weiter gehen.

    Es war „nur“ eine Analyse – eine therapeutische Konstruktion-.

    Von meiner Seite bleibt eine tiefe Verbundenheit.
    Eine tiefe Liebe, die dem Therapeuten gilt und niemand anderem.
    Wo hat man sonst die Möglichkeit sein Leben so zu erforschen?
    Es ist nicht alles nur eine Übertragung.
    Der Therapeut macht es erst möglich!!!
    Der Therapeut hört zu!!! Schafft den Raum!!!
    Eine verzwickte und irritierende Situation.

    Es ist nicht „nur“ eine Analyse – es ist eine zwischenmenschliche Aktion!-

    Irgendwann kann man alleine weiter gehen.
    Man braucht diesen „Lehrmeister“ nicht mehr.
    Der Patient hat gelernt, sein Wissen aktiv für sich selbst zu nutzen.
    Er erkennt nun ganz genau seine Gefühle, versteht sich immer besser.
    Er erkennt seine Gefühle, seine Irritationen.
    Er versteht die Zusammenhänge.

    Es war „nur“ eine Analyse –
    – Eine therapeutische Konstruktion – eine zwischenmenschliche Aktion, –
    die eine tiefe Verbundenheit zum Therapeuten mit sich bringt-.

    (c) Kerstin Liewald

  8. Dunja Voos sagt:

    Liebe Antje Ritter,

    vielen Dank für Deinen Kommentar! Ich kann Dir da nur zustimmen: Der tragfähige Kontakt zwischen Patient und Therapeut ist der wichtigste Bestandteil in der Psychotherapie bzw. Psychoanalyse – alles baut darauf auf.

    In der Psychoanalyse, wenn der Patient liegt, sieht er den Analytiker zwar nicht, aber dennoch besteht ein enger Kontakt. Gerade wenn der Analytiker viel schweigt, kann der Kontakt sehr intensiv sein – intensiver noch als bei einer Therapie im Sitzen, bei der mehr gesprochen wird und bei der sich Patient und Therapeut anschauen können. Bei der Therapie im Sitzen und bei lebhaften „Gesprächen“ ist die Realität stark im Vordergrund. Die Therapie im Liegen hat dagegen viel „Träumerisches“.

    In der Psychoanalyse kommt viel Non-Verbales zum Vorschein. Viele Patienten fühlen sich gerade durch das Schweigen besonders gehalten. Manchmal fühlen sie sich aber auch alleingelassen oder gar angefeindet, was wiederum viele Erinnerungen wachruft, sodass die dazugehörigen Gefühle untersucht werden können.

    Wichtig bei dieser schwierigen Arbeit, bei der auch leicht Wut entstehen kann, ist das Gefühl, dass der Analytiker grundsätzlich versucht, dem Patienten zu helfen.

    Wenn fast ständig das Gefühl überwiegt, dass der Analytiker eher Feind als Freund ist, wird es natürlich sehr schwierig. Die Frage, ob dann ein Ende der Therapie bei diesem Analytiker sinnvoll ist, gehört zu den schwierigsten überhaupt. Meistens gibt einem das eigene Gefühl irgendwann die richtige Antwort.

  9. Antje Ritter sagt:

    Die Überzeugung, dass Kontakt grundlegend ist für persönliche Entwicklung und daher auch in der Therapie von größter Bedeutung ist, war Anfang des letzten Jahrhunderts ausschlaggebend für Fritz und vor allem auch Lore Perls, sich von der klassischen Psychoanalyse Freuds abzuwenden und eine Therapierichtung zu entwickeln, die den Kontakt in den Mittelpunkt stellt, die Gestalttherapie. Wie Du auch schon ausführst, liebe Dunja, hat sich die Psychoanalyse seitdem ja auch weiterentwickelt (genauso wie die Gestalttherapie übrigens und vermutlich auch alle anderen Richtungen) und festgestellt, dass Kontakt doch ganz sinnvoll ist, und so ist die intersubjektive Psychoanalyse entstanden, in der der Analytiker auch als Gegenüber präsent ist (schön zu lesen in allen Romanen von Irvin Yalom, z. B. in „Als Nietzsche weinte“ und „Die rote Couch“). Ich glaube zunehmend, dass nicht die Therapierichtung das wichtigste Kriterium ist für die Wirksamkeit einer Psychotherapie, sondern die Beziehung zwischen Therapeut/-in und Patient/-in. Und ich würde mir wünschen, dass es zwischen den verschiedenen Therapierichtungen mehr Wertschätzung und weniger Konkurrenz gäbe und dass sie sich eher hin zu einer allumfassenden Psychotherapie entwickeln würden, die vor allem das Wohl der Patientinnen und Patienten im Blick hat.

  10. Luisa Sievers sagt:

    Liebe Frau Liewald,
    vielen Dank für diese persönliche Schilderung. Ich glaube, dass es eine traumaadaptierte Psychoanalyse geben sollte und ja teilweise auch schon gibt. Viele traumatisierte Menschen ertragen ja schon nicht den mangelnden Augenkontakt und das Liegen.
    Gerade traumatisierte Menschen brauchen ein Gegenüber und eine Rückmeldung um neue Beziehungserfahrungen machen zu können.
    Ich durfte zum Glück eine ganz andere Psychoanalyse erfahren. Die wünschen ich Ihnen auch.
    Mit freundlichen Grüßen
    Luisa Sievers

  11. Kerstin Liewald sagt:

    Schattenseiten einer Psychoanalyse (von Kerstin Liewald)

    Wer schon einmal mehrere 100 Stunden auf der Couch verbracht hat, kommt irgendwann an den Punkt, an dem er an der Abstinenz des Therapeuten scheitert.
    Die Psychoanalyse ist die längste Therapie, sie geht durchaus mehrere 100 Stunden.
    Sicherlich ist die Abstinenz des Therapeuten wichtig. Natürlich darf der Therapeut seine Bedürfnisse nicht am Patienten befriedigen. Aber eine Psychoanalyse hat noch einen zweiten Teil. Sie verwehrt alle Bedürfnisse des Patienten. Der Patient ist in einer Frustration zu halten. Es wird weder zum Geburtstag gratuliert noch sonst etwas.
    Aber dem Patienten alle Bedürfnisse zu verweigern und diesen in einer dauerhaften frustrierenden Schwebe zu halten, halte ich doch recht fragwürdig. Wie soll ein Patient denn Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen bekommen, wenn alles verwehrt wird? Wie kann von einem Patienten eine hohe Frustrationstoleranz verlangt werden. Menschen, die in die Analyse kommen, haben bereits einen hohen Leidensdruck.
    Ein Patient soll dem Therapeuten vertrauen und alles erzählen. Das ist durchaus hilfreich und sorgt auch für Erleichterung. Aber der Patient ist natürlich auch gewissermaßen daran interessiert, eine echte Beziehung zu erfahren. Der Patient erfährt aber das er eigentlich nur gegen die Wand redet. Der Patient liegt auf der Couch, er sieht den Therapeuten nicht. Er kann nicht erfahren, was der Therapeut denkt, er sieht die Reaktion nicht. Aber traumatisierte Menschen brauchen die Reaktion des Gegenübers. Einen Patienten auf Teufel komm raus auf der Couch zu halten, kann sehr kontraproduktiv sein.
    Es entsteht ein furchtbarer Teufelskreis für den Patienten, den er nicht durchschauen und durchbrechen kann.
    Der Patient erfährt das Vertrauen und die starke Abstinenz. Er erfährt wohltuendes Zuhören und schmerzhafte und enttäuschende Zurückweisung durch den Therapeuten.
    Natürlich wird alles als Übertragung gewertet. Aber ist denn wirklich alles Übertragung? Ist vieles nicht auch dem therapeutischen Setting geschuldet? Der Patient kommt aus seiner Schleife gar nicht raus. Er wird ja in der Frustration gehalten. Egal was er macht. Der Patient erfährt niemals eine Befriedigung seiner Bedürfnisse. Ist es nicht gerade das, was einen Menschen verzweifeln lässt? Ist es nicht gerade das, was einen Menschen in schwere Depressionen führen kann???
    Folgedepressionen sind also nicht ausgeschlossen.

    Teufelskreis:

    – Patient vertraut dem Thearapeuten, erzählt alles
    – Therapeut hört sich alles an
    – Patient entwickelt Bedürfnisse und richtet diese an den Therapeuten
    -Therapeut weist diese Bedürfnisse zurück
    – Patient ist enttäuscht und verzweifelt
    – Patient legt sich Stunde für Stunde auf die Couch und spricht über seine Verzweiflung / entwickelt erneut Bedürfnisse
    usw… ein nicht enden wollender Teufelskreis!
    Patient Therapeut weist diese wieder zurück

    Worum geht es in der Psychoanalyse wirklich? Abstinenz um jeden Preis? Operation gelungen Patient tot? Psychoanalytiker können technisch alles richtig machen, aber bekommt es auch dem Patienten? Geht es auch um das Wohlergehen des Patienten?
    Wieso kann es in der Therapie keinen Methodenmix geben. Es gibt so viele weitere Methoden, die behilflich sind, unbewusste Themen sichtbar zu machen. Wenn ich keine Worte finde, wieso soll ich mich dann auf der Couch quälen? Wieso nicht kreative Methoden mit einfließen lassen. Zeichnen, schreiben, Aufstellung von Situationen oder ähnliches.
    Wenn ein Patient die Therapie beenden möchte, so kann es auch bedeuten, dass der Patient die Behandlung nicht mehr erträgt. Die Abstinenz kann ein unerträgliches Unterfangen werden! Es bedeutet mit Sicherheit nicht immer, dass der Patient kurz vor einem Durchbruch steht. Eher ist es ein Selbstschutz, sich dieser Tyrannei nicht mehr länger auszusetzen.
    Also warum kann man die positiven Anteile, das Reden und alles in Worte fassen können nicht mit anderen Methoden kombinieren? Ich bin mir sicher, dass der ein oder andere traumatisierte Patient, viel mehr aus solch einer langen Therapie ziehen kann und durchaus Selbstbewusster wird und sich innerlich aufrichten kann.
    (Kerstin Liewald)
    Psychoanalytischer Teufelskreis (von Kerstin Liewald)

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