Manche Menschen sagen, der Glaube habe sie gesund gemacht. Doch was meinen sie damit? Gerade junge Menschen mit schweren psychischen Störungen suchen oft in der Religion oder in Glaubensgemeinschaften ihr Heil. Doch die Beschäftigung mit Glaube und Religion führt bei manchen, besonders Frühtraumatisierten, dazu, dass sie sich psychisch noch schlechter fühlen. Der Grund: Sie haben oft kaum sichere Bindung erfahren. Sie verfügen kaum über ein gutes „inneres Objekt“, das sie in Ruhe lässt und ihnen wirklich gut tut. Weiterlesen
Wir halten nur wenig von unserem Vorgesetzten und müssen trotzdem tun, was er sagt. Wir lernen in Schule, Studium und Ausbildung unzählige sinnlose Dinge. Wir müssen etwas auf eine bestimmte Art durchführen, obwohl wir wissen, dass es bessere Wege gibt. Wir rebellieren innerlich, aber wir arbeiten die Dinge stillschweigend ab, weil uns scheinbar nichts anderes übrig bleibt, wenn wir Frieden haben wollen. Manchmal aber brechen Rachsucht und Rebellion durch und wir verletzen die anderen zutiefst. Weiterlesen
Es ist anstrengend. Das Kind, es schätzt den Alkoholpegel rasch und sicher ein. Zuverlässiger als jedes Messgerät. Es kennt die Anzeichen – die Dauer der Schlüssellochsuche, das Schmatzen und Schnalzen, den Verlauf der Zunge beim Sprechen. Es ist anstrengend. Das Kind, es dirigiert. Nach vorn geschaut und aufgepasst! Schau nach vorn, schau mich an, hör mir zu, bevor dir ein dreckiger Witz einfällt: Lass nur ja keinen Gedanken aufsteigen. Denn wenn es zu spät ist, ist es zu spät. Geh schön zu deinem Sessel und sieh zum Fernseher, damit ich hinter dir vorbeihuschen kann, bevor deine Hände tatschend suchen. Der Weg ins Zimmer, er ist geschafft. Hier bleibst du jetzt, denkt das Kind. Im Gefängnis. Beschützt vor der Außenwelt – immerhin. Weiterlesen
„Gerade wolltest du noch Roller fahren! Ich hol‘ dir jetzt nicht dein Fahrrad raus! Du musst schon wissen, was du willst!“, sagt die Mutter, die gerade ihr Fahrrad aus der Garage zieht. Der „Eben-wolltest-du-noch-Satz“ ist wohl einer der Sätze, der uns Eltern am häufigsten über die Lippen geht. Wir ärgern uns, schütteln den Kopf, wollen unserem Kind klarmachen, dass es so nicht geht. Dabei spricht unser Kind nur aus, was in ihm vorgeht und was wir auch als Erwachsene gut kennen. Hin- und Hergerissen zu sein ist etwas Menschliches. Das Seelenleben ist voller Konflikte (siehe Leon Wurmser: „Der Konflikt und die Freiheit, 2013, Youtube). Wir sind so oft ambivalent.Weiterlesen