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Aktuelle Seite: Startseite / Begriffe / Die Dunkelheit in uns kennenlernen

Die Dunkelheit in uns kennenlernen

27.05.2017 von Dunja Voos 3 Kommentare

dunkelheit_kennenlernenManchmal fühlen wir uns, als sei alles nur noch dunkel. Ich meine damit nicht die „Schattenseiten“ in uns, von denen der Psychoanalytiker Carl Gustav Jung sprach (gut erklärt auf der Website der Psychologin Sabine Standenat). Es geht nicht um die Seiten in uns, die wir nicht haben wollen, wie z.B. Neid, Gier, Aggressionen etc. Ich meine die Dunkelheit in uns, die wir manchmal lange oder weniger lang in uns spüren. Diese Dunkelheit ist wie eine tiefe innere Einsamkeit. Wie eine Gewissheit, dass es wohl keinen Menschen gibt, der „das“, dieses Namenlose, jetzt nachvollziehen kann. (Text & Bild: © Dunja Voos)

Es fühlt sich „absolut“ an

Es ist die absolute Hoffnungslosigkeit, das Gefühl, dass es einem nie mehr besser gehen wird. Es ist das Gefühl, sich weder alleine noch in Anwesenheit anderer jemals wieder wohlfühlen zu können. Es ist das Gefühl, dass selbst die Natur, der schönste Sonnenaufgang, der eisigste Bach, nicht mehr in der Lage dazu wären, einen aus dieser Tiefe zu holen. Man fühlt sich so gewiss, dass einem kein anderer Mensch mehr helfen kann. Diese Dunkelheit zeigt sich oft auch körperlich, z.B. durch Druckgefühle im Kopf, eine unruhige Müdigkeit oder eine schwache Stimme.

Der Kampf gegen die Dunkelheit

Manche nennen es „Depression“. Die Idee kommt auf, dass Tabletten für den Serotoninstoffwechsel des Gehirns helfen könnten. In der Psychiatrie versucht man der Dunkelheit auch heute noch mit der Elektrokonvulsionstherapie (EKT, Elektrokrampftherapie) Herr zu werden. Manche Betroffene gehen in die Kirche und hoffen, im Glauben Licht zu finden. Bei manchen klappt es, bei anderen nicht. Manche Menschen nehmen sich in dieser Dunkelheit, in dieser unendlichen Einsamkeit, das Leben.

Licht kommt nicht herein

Was die Dunkelheit oft noch schlimmer erscheinen lässt, sind die Versuche der anderen, zu helfen. Die Lichtangebote von außen führen dazu, dass sich die Dunkelheit innen noch weiter ausdehnt – wie ein Universum. Das Problem mit der Dunkelheit ist, dass auch andere sie fürchten. Menschen, denen man sich in der Dunkelheit anvertraut, bekommen vielleicht einen Schrecken. Sie werden unruhig und wollen unbedingt helfen. Sie haben Angst. Um den Betroffenen, aber auch um sich – dass sie da mit reingezogen werden könnten.

Die Dunkelheit anerkennen

In der Dunkelheit ist es wichtig, sie erst einmal anzuerkennen. Wunderbar ist es, wenn es da draußen einen Menschen gibt, der sie mit anerkennt und der sie vielleicht selber kennt und die Angst aushält. Der Psychoanalytiker James Grotstein hat ein Buch über seinen Lehrer Wilfred Bion geschrieben. Er hat es „A beam of intense darkness“ (Ein Strahl intensiver Dunkelheit) genannt. Das zeigt, dass es auch andere Menschen gibt, die sich intensiv mit dieser Dunkelheit auseinandergesetzt haben. Bion sagte, dass man diese Dunkelheit manchmal nur dann erfassen könnte, wenn man sich selbst erlaubt, blind zu sein. Man tappt häufig im Dunkeln.

Traumata machen es so dunkel

Diese Dunkelheit in sich kennen wohl die meisten Menschen für einen mehr oder weniger langen Zeitraum. Doch wenn man sich das Leben der schwer Betroffenen anschaut, wird man wohl häufig schwere Traumata finden können. Wer als Baby oder Kind Gewalt erfuhr, der erfuhr die ganze Dunkelheit. Wer den Krieg erlebte, ebenfalls. Manche Familiendramen sind wie ein Krieg. Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki (1920-2013) sagte einmal, dass er das Leben nicht mehr schön finden könne, nach dem, was er erlebt hatte. Und doch wurde er 93 Jahre alt und hatte wahrscheinlich noch viele genussvolle Momente.

Die Dunkelheit ist bei traumatisierten Menschen ein gefürchteter Begleiter. Sie kehrt immer wieder zurück und bleibt unterschiedlich lange. In dieser dunklen Zeit fühlt man sich wahrscheinlich so, wie man sich fühlte, als man das Trauma erlebte. Jedes Trauma ist einzigartig und enthält eine Art „Ewigkeit“. Für das, was man selbst erlebt hat, gibt es keine Selbsthilfegruppe. Dieses Wissen kann die Einsamkeit verstärken.

Was man liest, macht Angst

Auch unsere Gesellschaft wehrt die Dunkelheit ab. Überall ist zu lesen, dass man sich „früh“ Hilfe holen sollte. Dass man Einsamkeit „bekämpfen“ kann, wenn man nur will. „Einsamkeit ist so schädlich wie Zigarettenrauchen“ steht dann da in einer Zeitung. Jetzt kommen also erschwerend Angst und Hoffnungslosigkeit hinzu, denn hat man selbst nicht schon alles probiert? „Warum klappt’s bei den anderen, aber bei mir nicht?“, fragt man sich.

Die Selbstwirksamkeit scheint auf Null reduziert zu sein.

Und dann ensteht ein Kreislauf wie bei körperlichen Schmerzen auch: Je größer die Angst vor dem Schmerz, vor der Dunkelheit, desto eher hat man das Gefühl, dass man es nicht mehr aushalten kann.

Projektion und projektive Identifizierung ist auch für das „Gute“ möglich
Bei den Abwehrformen „Projektion“ und „Projektive Identifizierung“ geht es meistens darum, dass wir negative Gefühle wie Neid, Wut, Hass oder Ärger aus uns auslagern und es einer anderen Person anheften oder „in sie hinein“ tun. Vergessen wird oft, dass wir auch gute, sonnige Anteile von uns hinausverlagern können, zum Beispiel dann, wenn wir Schuldgefühle haben. Wir erlauben es uns nicht, uns wohl zu fühlen. Der andere hat dann das „sonnige Gemüt“, das eigentlich auch ein Teil von uns selbst ist.

Es gibt viele Menschen, die damit leben können

„Mein Mann starb, als ich 46 war. Ich fand nie mehr einen Partner. Nun bin ich 96. Es ist kalt – innerlich und äußerlich kalt, ohne den anderen in einem Bett zu schlafen.“ Diesen Satz hörte ich von einer Jüdin. Sie ist eine gesunde alte Frau. Obwohl Einsamkeit so schädlich sein soll, obwohl Dunkelheit so gefährlich sein soll, hat sie überlebt. Es war und ist schwer. Menschen wie sie machen Mut. Sie wissen, was Verzweiflung heißt. Sie haben sie angenommen und einen Weg gefunden, mit dieser Verzweiflung zu leben.

Und doch das Schöne suchen

Die Dunkelheit kann machen, dass man sich blind fühlt. Und manchmal ist es eben doch die pure Erschöpfung, die einen so fühlen lässt, wie man sich fühlt. Wenn man dann mal Ausschau hält nach Kurz-Urlauben oder es schafft, sich etwas Gutes für die Zukunft zu denken, kann doch wieder ein Lichtstrahl einfallen. Das Problem ist, dass uns heute vorgegaukelt wird, die Dunkelheit müsse schnell wieder vergehen. Ähnlich, wie heute viele Frauen nicht mehr die Chance haben, Wehen zu erleben, weil doch „Schmerzen unnötig“ sind, so gibt es auch hektische Bewegungen, wenn sich ein Mensch im Dunklen befindet.

Die Dunkelheit kann eben häufig viel länger dauern als gedacht. So manche Alleinerziehende, so mancher pflegender Angehöriger, so mancher Familienvater kann sich Jahrzehnte lang wie ein Gefangener fühlen im Rad der Verpflichtungen. Aber: Vieles wird eben „doch noch“ kommen und uns erleichtern. Wichtig ist es, Ausschau zu halten und wahrzunehmen. Wir werden finden, was wir suchen – selbst, wenn wir noch nicht einmal wissen, was wir da gerade suchen.

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Dieser Beitrag erschien erstmals am 2.10.2016
Aktualisiert am 27.5.2017

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Kategorie: Begriffe, Burnout, Depression, Lebenshilfe, Psychoanalyse Stichworte: Depression, Einsamkeit, Lebenshilfe, Psychoanalyse

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Dunja Voos meint

    31.12.2017 um 7:36

    Liebe Kati,

    es freut mich sehr, dass Sie sich verstanden fühlen! Vielen Dank für Ihre Rückmeldung und alle guten Wünsche für 2018!

    Dunja Voos

  2. Kati meint

    31.12.2017 um 0:35

    Danke liebe Frau Voos für diesen Artikel!

    Sie beschreiben genau meinen Gefühlszustand seit mehreren Monaten, ich empfinde es als unaushaltbar, Es ist als sei da eine Macht in mir die gegen mich arbeitet. Alles erscheint bedeutungslos und sinnlos, nicht einmal mit mir selbst kann ich etwas anfangen. Und ich habe Angst meine Umwelt genau so hilflos zu machen, wie ich es bin!!
    Aber Ihre Texte machen mir immer wieder Mut weiter zu machen, da ich mich dadurch einfach verstanden fühle – da beschreibt jemand genau das, was ich fühle, wie es in mir aussieht, das ist was sehr Wohltuendes!

    Lieben Dank!
    Kati

  3. ricardo meint

    22.09.2017 um 23:21

    Genauso fühle ich mich schon lange..Im Moment kaum aushaltbar.. Ich hab keine wirkliche Heimat in mir.. In Therapie bin ich seit 20 jahren

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