Leben fast ohne Berührung – was hilft?

Wenn du einsam lebst, sind gelegentliche Umarmungen vielleicht die einzige Quelle von Berührung. Fehlt auch diese Berührung, kann das großes Leid hervorrufen. Doch auch, wenn Alltags-Umarmungen möglich sind, hilft dir das vielleicht herzlich wenig. Trotz Kuschelparties, Free Hugs, Massagen und vielem mehr – Berührung ist dann erfüllend, wenn sie von einem vertrauten Menschen kommt. Gelegenheitslösungen bieten nur zeitweise Ersatz.

Der Verdacht des sexuellen Missbrauchs steht in Schulen, Massagepraxen und Gemeinden schnell im Raum – unter anderem auch deshalb, weil wir zu unseren eigenen sexuellen Wünschen vielleicht nur wenig Bezug haben. Erzieher sind sich unsicher, wieviel Zuneigung sie den Kindern geben dürfen. Opas nehmen keine Nachbarskinder mehr auf den Schoß, die Tanten schmatzen niemanden mehr ab (was erfreulich ist für die Kinder). In anderen Kulturen kommt es viel öfter zu Berührungen. Dort ist auch der Abstand zwischen den Menschen oft viel geringer, wenn sie sich unterhalten. Was also tun, wenn man alleine lebt und die Haut bereits schmerzt von der brutalen Nicht-Berührung?

Intime Beziehungen brauchen nicht unbedingt Sex

Eine „intime Beziehung“ zu haben bedeutet nicht unbedingt, einen Sexualpartner zu haben. Eine intime Beziehung kann auch eine vertraute Freundschaft sein. Es gibt Gespräche, in denen man sich emotional so verstanden und beführt fühlt, dass es ist, als sei man auch körperlich berührt worden. Das Problem des „Lebens ohne Berührung“ ist einerseits der tatsächliche Mangel an körperlicher Berührung. Andererseits neigen wir manchmal auch dazu, uns generell zu verschliessen. Dann ist es schon schwierig, sich allein emotional berühren zu lassen. Doch wie kannst du deine Tür wieder aufmachen?

Können Hund, Katze und andere Haustiere den Berührungsmangel ausgleichen? Teilweise ja. Empfehlenswert ist es auch, eine Massagepraxis zu finden, zu der man Vertrauen aufbauen kann. Ich finde insbesondere die Thai-Yoga-Massage empfehlenswert, weil dort der Körperkontakt eng und zugleich distanziert ist. Auch Kontaktsportarten können helfen. Die Kleidung kann man dabei anlassen.

Kreativität hilft

Wenn du dich gerade im Flow fühlst und kreativ bist, wenn du von Projekten träumst und Zukunftspläne hast, dann spürst du den Berührungsmangel etwas weniger. Dann bist du in Berührung mit dir selbst, deinen Projekten und den Menschen, die dir helfen, deine Pläne zu verwirklichen. Nach Kreativität kannst du doch nicht zwanghaft suchen. Sie zeigt sich zwischendurch. Oft wird sie unterdrückt mit einem „Ja, aber“ – das ist wie ein Schluckauf gegen die Kreativität. Hier ist es wichtig, einmal auf die vielen kleinen inneren Verbote zu achten. Sicherheit kommt nicht nur von aussen, sondern besonders auch von innen.

Wenn du an Berührungsmangel leidest, stellst du vielleicht manchmal fest, wie schnell du davon „geheilt“ sein kannst, wenn du dir eine schwere Erkältung zugezogen hast. Die körperlichen Reize sind dann zwar äußerst unangenehm, aber sie haben dich dann „ganz im Griff“. „Nur gesund werden“ lautet die Devise. Alles andere ist egal. Aus psychosomatischer Sicht könnte man sogar sagen, dass so manche Erkrankung, so mancher operativer Eingriff, ihre Ursache am Leiden an Berührungslosigkeit hat.

Bewegung hilft manchmal ein bisschen

Bei Berührungsmangel kann körperliche Bewegung manchmal ein bisschen helfen. Auch extreme Wetterbedingungen wie Hitze, Kälte oder Wind können helfen, den Körper zu beruhigen, wenn er lange auf Berührungen verzichten musste. Das Leben in der Natur ist ebenfalls hilfreich (siehe: „Waldfrau Britta“, die mit 90 Jahren meistens draussen schläft: Youtube). Am Meer oder in den Bergen lässt sich Berührungsmangel manchmal ausgleichen. Auch durch Musik kann man sich berühren lassen – wohl am stärksten dann, wenn man selbst ein Instrument spielt oder im Chor singt und mit anderen zusammen musiziert. Viele merken auch, wie sehr ihnen Essen, insbesondere Schokolade, hilft.

„Hund!“ schrieb mir jemand auf X.com

Immer wieder sinkt das Sehnsuchts-Fieber auch einfach so mal ab und das Leiden an der Berührungslosigkeit ist für eine Weile gemildert. Stress lenkt ab – vielleicht sind wir unter anderem deshalb eine gestresste Gesellschaft. Aber natürlich hilft alles nicht so richtig – außer Warten und Suchen. Mit Intuition Freunde, Haustiere oder einen Partner finden ist auf Dauer das Einzige, was oft wirklich hilft. Offen sein, wahrnehmen, sich wieder verschließen, wenn man es braucht. Ein Schiff wird kommen.

Verwandte Artikel in diesem Blog:

Interessanter Link:

Payer, Margarete:
Internationale Kommunikationskulturen
Nonverbale Kommunikation/Gesten, Körperbewegungen, Körperhaltungen und Körperkontakt als Signale
www.payer.de/kommkulturen/kultur042.htm

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 16.9.2016
Aktualisiert am 24.7.2025

4 thoughts on “Leben fast ohne Berührung – was hilft?

  1. Dunja Voos sagt:

    Liebe Simone,
    danke auch sehr für das „Seele streicheln“ :-)
    Ja: Worte, Texte, Poesie, Geschichten – sie können so berühren, dass sie eine körperlichen Berührung manchmal gleichkommen.

  2. Simone sagt:

    Nicht zu unterschätzen ist auch die Berührung über den Geist. Texte, fixierte Gedanken und Gefühle, an denen uns der Verfasser Anteil nehmen lässt, können unglaublich tief, auch körperlich spürbar tief berühren/umhüllen. Auf viele Texte dieses Blogs trifft dies zu. Ich danke hiermit der Verfasserin für dieses wundervolle Teilen und „Seele streicheln“.

  3. Christiane Philipp sagt:

    Einmal wieder Zeitverschwendung. Wieder einmal schreiben ohne Echo und Antwort und zumindest verbale Berührung. Nichts mehr. Nichts mehr sagen, nur noch alles anonym. Das ist es eben. Nicht einmal DHL bringt noch ein Paket in den 3. Stock. Gestern nacht habe ich gespürt, wie die Kraft aus meinem Körper ging, wie der nicht mehr wirklich vorhandene Magen, den ich nicht mehr lokalisieren kann, schneller wurde und die Arme immer dünner wurden. Auch wenn es schon fast morgens war, habe ich noch zwei Dosen Makrelenfilets und eine Pizza gegessen, die ich glücklicherweise noch hatte, in aller Eile, um dagegen zu gehen, nach der Erfahrung, dass der Magen sich fast für immer verschlossen hat.
    Alles Gute.

  4. Schon seit 20 Jahren habe ich keine Berührungen mehr, für die fast 10jährige Wachkomabegleitung einer hochgeistigen charismatischen Mutter nach einem tragischen Unfall wurde ich nur gestraft, in dem Heim der Diakonie, vorletzte Station, wollten sie nur an ihr Geld, dann, als sie ihre körperliche Hülle verlassen durfte, wollten sie an meine letzten Reserven, taten alles um sie zu bekommen und mich wegzubringen. Alle Kreativität, Heilung wurde zerstört, durch permanente Störungen, Hetze, Verfolgung, Strafbefehl weil ich angeblich schlecht über dieses Heim geredet hatte obwohl meine Mutter dort nicht mehr war, unter der Erde und im Himmel zugleich, und ich nach neuen Wegen suchte. Da schlugen sie zu, erbarmungslos, Ecclesia, Iustitia, Res Publica, diese mächtigen Instanzen, denen keiner ausweichen kann, wohlwissen, dass keiner sonst mehr da war und ich einsam und erschöpft. Viele Jahre lang. Auf der Suche nach Freiraum habe ich dann fast alles verloren, die letzten Reserven, Hab und Gut, bin ohnehin Typ Anorexia Nervosa, alles lebensbejahende was ich so mühsam erarbeitet hatte wurde zerstört, rohe Eier und Steine in die Scheiben, und es hört nicht auf, 2 mal wurde ich fast obdachlos, und hier in Sasbachwalden im Schwarzwald habe ich zwar wieder ein eigenes Reich für mich bekommen, mit Sozialhilfe, ohne Auto, aber es kommt keiner, ich bin total isoliert, schlage mich durch als „lyrische Strassenkünstlerin“, da ich alle meine schönen Eingaben auswendig kann, zwischen hupenden Autos, auf Parkplätzen, immer auf der Hut vor der nächsten Attacke durch die Hüter von CRATOS = weltliche Hässlichkeit, Begradigung und diabolische Vollstreckung, die vom wahren COSMOS = himmlische Schönheit, Ordnung und göttliche Vollendung nichts wissen wollen, gestern war da wieder ein Wagen, da bin ich schnell fortgefahren mit dem Rad. Die Wirbelsäule ist eingebrochen, die Sehnen verkürzt, Kontakt gibt es schon solange nicht mehr, ausser Schläge. Die Vögel sind meine Freunde geworden, leider musste ich meine liebe kleine Freundin, das Rotkehlchen, vor 2 Wochen begraben, da sie leblos auf dem Balkonboden lag. Der Unfall meiner Mutter hatte 30 Jahre unterdrückte Gefühle aufgelöst, die mich dann zur spirituellen Künstlerin und Autorin werden liessen, aber das will keiner hören, das interessiert keine, sie haben alle schon andere, und eigentlich bin ich hier schon lange nicht mehr, essen geht nicht mehr, ich bleibe wenn dann beim Biocappucino Mount Hagen. Vor 2 Jahren hatte ich mich dazu entschlossen, doch noch ein wenig zu tun, ging zum Schwimmen, aber jetzt werde ich ja diskriminiert weil ich mich nicht beuge, weil ich an Gott und Jesus glaube und mich nicht impfen oder testen lasse, da ich GESUND bin, „crank“ werde ich nur gemacht, alles was schön und gross war wurde klein gemacht und zusammengeschlagen. Und immer wenn ich aufstehe werde ich wieder zerschlagen. Das was ich noch an meinem Instrument spiele, dem historischen Blüthner Flügel aus dem Jahre 1901 der zu meiner Eingabe zur Frauenkirche Dresden gehört kann ich nicht mehr als spielen bezeichnen, es sind ein paar gequälte Takte von 21 Uhr 50 bis 22 Uhr, dann ist ja Schluss. Es hat alles seine Spuren hinterlassen, Ich warte nur noch auf den Moment, in dem ich hier abfliegen darf. Eisig ist es geworden, nicht mehr auszuhalten.

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