Soll mein Kind an den Nikolaus glauben?

„Heute Nacht kommt die Zahnfee“, „Morgen kommt das Christkind“, sagen die Eltern. „Kannst du nochmal unter dem Bett nachgucken, ob da wirklich kein Monster ist?“, fragt das Kind. Das Problem mit guten Geistern: Sie sind nicht allein. Erzählt du deinem Kind etwas von einer guten Fee, dann kann im Unbewussten auch schnell die Vorstellung von einer bösen Hexe auftauchen.

Feen und Zauberer sind nicht nur gut – sie sind auch unkontrollierbar. Kleine Kinder haben noch keine sicheren psychischen Grenzen. Es ist nicht immer klar, was Realität ist und was Phantasie. Sie befürchten leicht, dass Erwachsene ihre Gedanken lesen könnten. Auch Erwachsene mit einer Psychose glauben, dass andere ihre Gedanken lesen können. Was, wenn der Nikolaus das auch kann?

Wenn ein Erwachsener sagt: „Der liebe Gott sieht alles“, oder: „Das Christkind weiß, was du dir wünschst“, kann das für das Kind innerlich bedrohlich sein. Wenn du deinem Kind mit einem Augenzwinkern erzählst, dass es das Christkind gibt und ihm so ein bisschen deutlich machst, dass es schön ist, so etwas zu glauben, aber eben doch nicht ganz wahr, dann ist es in Ordnung (siehe: „Als-ob-Modus„). Wenn Zweifel und Aggressionen ausgesprochen werden dürfen, wenn auch Traurigkeit erlaubt ist, dann können wir uns gemeinsam mit unseren Kindern über den Weihnachtsmann freuen.

Die Angst vor Monstern reduzieren

Gerade wenn Kinder Probleme mit dem Einschlafen haben, Angst vor dem schwarzen Mann, vor Monstern und Einbrechern haben, kann es hilfreich sein, sie nicht allzu sehr mit Feen, Zauberern und allwissenden Nikoläusen zu bedrängen. Es ist vielleicht gut, die Situationen zu nehmen, wie sie kommen und mit dem Kind zu sprechen, wenn es auf dem Markt den Weihnachtsmann sieht und Fragen stellt. Nimm ernst, was dein Kind dir sagt und nimm auf, was es glaubt, ohne ihm „besserwisserisch“ zu widersprechen. Es kann auch traurig sein, zu sehen, dass dein Kind einen Kinderglauben vielleicht ablehnt, wenn du selbst einen schönen Weihnachtsglauben hattest. Andererseits können Phantasie und Kinderglauben an das Christkind auch ein Zeichen von psychischer Gesundheit sein. Lass dich von deinem Kind ein bisschen leiten.

Ein Vater sagte mir einmal, dass er seinen Kindern auf dem Flug in den Urlaub nicht zeigen wollte, dass er große Flugangst hat. Der Vater nimmt dann jedes Mal ein Beruhigungsmittel ein, macht am laufenden Band Scherze und ist gleichzeitig von den Tabletten benommen. Das regt die Phantasie der Kinder unglaublich an. Unbewusst spüren sie die Angst des Vaters wahrscheinlich – aber sie können sie nicht fassen, nicht benennen.

Wenn der Vater nicht über seine Angst spricht, sondern den Kindern etwas vormacht, dann bekommen die Kinder das Gefühl, dass da etwas ganz und gar nicht stimmt. Es ist, als wollten sie die Wahrheit anschauen, aber als würde sie ihnen immer versperrt. Dabei können diffuse Angstgefühle entstehen, manchmal sogar die Angst vor dem Verrücktwerden.

Es ist wichtig, über die Gefühle des Kindes nachzudenken. Dann macht es oft Spaß, so ein bisschen gemeinsam ans Christkind zu glauben. Wenn wir aber feststellen, dass sich unser Kind allzu sehr ängstigt, ist es oft besser, wenn wir bei der Wahrheit bleiben. Wenn Dein Kind sich etwas wünscht und Du es ihm schenkst, ist es ebenso schön. Dein Kind weiss: Es wird geliebt. Von den Eltern.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 19.12.2013
Aktualisiert am 1.12.2025

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Dunja Voos:
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2 thoughts on “Soll mein Kind an den Nikolaus glauben?

  1. Jay sagt:

    Ich hatte als Kind sehr viel Angst vor Geistern, Monstern und anderen unheimlichen Wesen.
    Meine Eltern waren leider extrem unsensibel in dieser Hinsicht und oft fielen Sätze wie „Stell dich nicht so an!“
    Leider waren sie selber Schuld an meiner Ängstlichkeit. Voller Stolz erzählt meine Mutter heute noch, wie sie und mein Vater mich im Urlaub nachts alleine im Ferienhaus oder dem Hotelzimmer zurückließen, um ungestört ausgehen zu können – ich hätte ja nie Probleme gemacht, immer friedlich geschlafen, als sie in den frühen Morgenstunden nach Hause kamen.
    Ich bin froh, dass die frühkindliche Amnesie mich vor den Erinnerungen an diese Nächte bewahrt. Als ich älter wurde, ließ ich mir dies nicht mehr gefallen. lief nachts alleine im Schlafanzug durch die Hotellobby, wurde vom Personal oder anderen Gästen aufgegriffen.
    Meine Eltern beantworteten dies mit Vorwürfen mir gegenüber „Dich kann man ja überhaupt nicht mehr alleine lassen! Du blamierst uns!“
    Unter diesen Gesichtspunkten finde ich es nicht verwunderlich, dass ich als Erwachsener eine Angststörung entwickelt habe.
    Ich kann bis heute nicht gut schlafen, wenn ich alleine bin.
    Das Thema Gruselgestalten, Geister, usw. löst bei mir dennoch eine Faszination aus. Ich habe mich in der Vergangenheit intensiv mit Spiritismus, Okkultismus, „Ghost Hunting“ usw. beschäftigt und auch selber an entsprechenden Unternehmungen teilgenommen und in vermeintlichen
    Spukhäusern und -wohnungen Untersuchungen angestellt.
    Heute weiß ich, dass an diesen Dingen absolut nichts dran ist und ich bin in das Lager der Skeptiker gewechselt, aber ich glaube, es war ein Weg für mich, diese alten Ängste zu bearbeiten.

  2. Anette sagt:

    Als Kind fand ich es immer schön, dass mir die Geschichte vom Christkindchen erzählt wurde. Das war eine richtige Tradition, die zelebriert wurde. Wir Kinder durften erst ins Wohnzimmer rein, wenn das Christkindchen geläutet hatte. Es war aber für uns immer klar, dass es ein Märchen ist, da wir so neugierig waren und immer gespickelt haben und dabei immer unsere Eltern gesehen haben. Es hieß dann immer dass unsere Eltern dem Christkindchen ein bisschen helfen würde. Es war schön.
    Nicht schön finde ich es, wenn Kindern ganz ernsthaft vermittelt wird, dass es den Weihnachtsmann gibt und sie wirklich denken, dass es ihn gibt. In der Schule habe ich das so erlebt, dass andere Kinder gesagt haben, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt und das wurde dann für das glaubende Kind etwas ganz Schreckliches und sehr Verunsicherndes. Es bricht eine heile Welt zusammen.

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