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Aktuelle Seite: Startseite / Begriffe / Psychosen verstehen, Psychopharmaka absetzen – wer kennt sich aus? (Psychose-Serie 7)

Psychosen verstehen, Psychopharmaka absetzen – wer kennt sich aus? (Psychose-Serie 7)

26.12.2016 von Dunja Voos 4 Kommentare

Wer in der Psychiatrie die Medikamenteneinnahme verweigert, hat oft einen schweren Stand. Ärzte und Therapeuten werfen den Patienten vor, sie könnten nicht vertrauen, sie hätten keine Krankheitseinsicht, sie würden sich trotzig wie ein Kind benehmen und vieles mehr. Zum Glück gibt es Psychiater und Psychoanalytiker, die sich für die nicht-medikamentöse Behandlung und das Verstehen von Psychosen einsetzen. Dem New Yorker Psychiater Peter Breggin ist es ein Anliegen, Psychosen zu verstehen und keine Psychopharmaka zu verordnen.

Je stärker die Antipsychotika die Psychiatrie eroberten, desto weniger Raum blieb für psychologische Erklärungen, sagen viele erfahrene Psychiater.

Dies wird besonders deutlich, wenn man die Beiträge des Psychoanalytikers Harold Frederic Searles (1918-2015) (IPA) liest. Er arbeitete in der Privatklinik Chestnut Lodge in Maryland, USA, und verstand Menschen mit Psychosen zutiefst. Er konnte ihre Psychosen in sinnvolle Zusammenhänge übersetzen.

Harold Searles zeigt praktisch, was Bion meint. Der Psychoanalytiker Thomas Ogden (IPA) schreibt in seinem Beitrag „Reading Harold Searles“: „Searles’s work provides clinical shape and vitality for Bion’s often abstract theoretical constructions, such as the concept of the container-contained, the human need for truth, and the relationship of conscious and unconscious experience.“
(The International journal of psycho-analysis (2007), Volume: 88, Issue: Pt 2, Pages: 353-369)

Harold Searles (1918-2015) macht neugierig

Als ich das erste Mal die Beiträge von Harold Searles las („Der psychoanalytische Beitrag zur Schizophrenieforschung“), bekam ich direkt Lust, in eine psychiatrische Klinik zu gehen und in Gesprächen auszuprobieren, ob sich Psychotiker wirklich so verstehen ließen, wie er es beschrieb. Meine frühen Erfahrungen als Ärztin in psychiatrischen Kliniken waren mehr als enttäuschend, denn alle psychotischen Patienten wurden gleich mit Medikamenten behandelt. So erhielt ich erst in meiner eigenen Praxis die Chance, mit Menschen mit der Diagnose „Psychose“ in Ruhe zu sprechen.

Ich bin manches Mal erstaunt, wie genau psychotische Menschen beobachten und wieviel „Wahres“ sie erzählen in verschlüsselter Form. Das Psychotische ist dem Traum sehr nahe. Ich war anfangs auch erstaunt, dass die Betroffenen meine Deutungen verstehen und dass sie ebenso erleichtert darauf reagieren wie Patienten, die offiziell nicht die Diagnose „Psychose“ erhalten haben. Dass ich überhaupt erstaunt war, zeigt mir, was für ein enges Bild die ärztliche Ausbildung über Psychosen vermittelt.

Daniel Dorman, Los Angeles, versteht sogenannte Psychosen

Der Psychoanalytiker Daniel Dorman (Los Angeles Psychoanalytic Institute, Mad in Armerica) beschreibt psychotische Symptome in seinem Youtube-Video „Psychosis as a Fact of the Human Condition“. Er therapierte die ehemals schizophrene Patientin Catherine Penney ohne Medikamente.

Diese psychoanalytische Therapie dauerte acht Jahre lang. Daniel Dorman sah seine Patientin 6-mal pro Woche für je 50 Minuten, wobei die meisten Sitzungen zunächst schweigend verliefen. Das zeigt, wie intensiv eine psychoanalytische Behandlung eines psychotischen Menschen sein muss, bis sie nachhaltig Früchte trägt. Es ist die Zeit, die ein Kind normalerweise bei gesunden Eltern mindestens braucht, um sich gesund zu entwickeln.

Daniel Dorman war in der psychiatrischen Klinik ein Einzelkämpfer. Er hatte kaum Unterstützer. Sein Buch „Dante’s Cure“ wurde von 53 Verlagen abgelehnt, ehe es endlich gedruckt wurde. Es erschien 2003 im Verlag Barnes&Noble. Der Youtube-Film „Take these broken wings“ (von Daniel Mackler) erzählt unter anderem die Geschichte dieser psychoanalytischen Behandlung.

Manchmal kann es ganz leicht sein

Peter Breggin beschreibt, wie leicht es sein kann, mit einem psychotischen Menschen zu sprechen. Er sagt den Patienten, dass er sie nicht einsperren wird und dass er ihnen keine Medikamente gegen ihren Willen geben wird. Sie dürfen alles sagen, was ihnen durch den Kopf geht. Und dann erzählen sie mitunter ganz frei.

Dabei wird klar: Psychosen beziehen sich auf Beziehungen.

Die Betroffenen fühlen sich verfolgt oder sie fühlen sich isoliert und haben das Gefühl, dass niemand auf dieser Welt sie verstehen könnte. Sie haben das Gefühl, von allem abgeschnitten zu sein. Sie können nichts und niemandem mehr vertrauen. Auf Youtube hat Peter Breggin seine Reihe „Simple Truths about Psychiatry“ veröffentlicht. In der 4. Folge mit dem Titel „How to Help Deeply Disturbed Persons“ beschreibt er, wie sehr Schizophrenien mit dem Familiensystem zusammenhängen.

Absetzen von Psychopharmaka in Deutschland

In Deutschland setzt sich der Privatdozent Dr. med. Dr. phil. Jann E. Schlimme M.A. für das Absetzen von Psychopharmaka ein. Er ist Psychiater und Psychotherapeut in freier Praxis und leitet die „Sprechstunde für begleitetes Absetzen“ an der Psychiatrischen Institutsambulanz der Charité, Berlin.

Auch der Psychiater Professor Dr. Uwe Gonther, Chefarzt am AMEOS-Klinikum Bremen, hilft beim Absetzen von Medikamenten.

Der Sozialpädagoge Dr. phil. h.c. Peter Lehmann gründete 1986 den Antipsychiatrieverlag. 1998 veröffentlichte er sein Buch zum Thema „Erfolgreiches Absetzen von Psychopharmaka“. Außerdem engagiert er sich für die Stärkung des Selbstbestimmungsrechts und entwickelte eine Psychosoziale Patientenverfügung.

Schweiz: „Psychex“ hilft. In der Schweiz möchte die Vereinigung Psychex (www.psychex.ch) Patienten helfen, die gegen ihren Willen in der Psychiatrie eingeschlossen sind. Auf ihrer Website heißt es: „Wohl nirgendwo auf der ganzen Erde werden so viele Menschen eingesperrt wie in der Schweiz“. Die Vereinigung schreibt: „Ein Telefonanruf genügt und der Verein wird aktiv.“

Das Verstehen von „Stimmenhören“ liegt dem niederländischen Professor Marius Romme am Herzen. In seinem Beitrag „Recovering from voices by changing your relationship with them“ (PDF) schreibt er über die Ursachen und den Verlauf des Stimmenhörens. Er sagte einmal, dass man vielleicht nicht in der Psychiatrie vom Stimmenhören geheilt werden könne, denn da gebe es nur Medikamente und Desinteresse, aber man könne sehr wohl in der Welt da draußen vom Stimmenhören geheilt werden.

Verwandte Artikel in diesem Blog:

  • (6) Menschen mit Psychose nehmen vieles wörtlich
  • Um zu denken, braucht man Gedanken und einen Denkraum
  • (5) Konkretistisches Denken kommt häufig bei Psychosen vor
  • „Phase relativer klinischer Stummheit“ nach Eissler (Psychoanalyse und Psychose)
  • Wie entsteht Schizophrenie?
  • Stimmenhören und innere Objekte

Links:

AMEOS
Förderverein zur Unterstützung seelischer Gesundheit
www.ameos.eu

Martin Harrow et al. (2005):
Do Patients with Schizophrenia Ever Show Periods of Recovery?
A 15-Year Multi-Follow-up Study
Schizophr Bull (July 2005) 31 (3): 723-734
doi: 10.1093/schbul/sbi026

Harrow M1, Jobe TH, Faull RN (2012):
Do all schizophrenia patients need antipsychotic treatment continuously throughout their lifetime?
A 20-year longitudinal study.
Psychol Med. 2012 Oct;42(10):2145-55
doi: 10.1017/S0033291712000220. Epub 2012 Feb 17

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Kategorie: Begriffe, Medikamente, Psychoanalyse, Psychose Stichworte: Medikamente, Psychoanalyse, Psychose

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Melande meint

    22.11.2020 um 18:58

    Liebe Rita Orth-franke,

    VIELEN DANK für Ihre Reaktion
    und den Hinweis und link zu den Soteria-Einrichtungen!

    Ich bin freudig überrascht, dass es mittlerweile schon so viele Kliniken mit diesem Konzept IN DEUTSCHLAND gibt! Ich hatte davon schon in der Zeit nach meiner zweiten Psychose in den 1980-ger-Jahren gehört und auch damals schon gewußt, dass so eine Einrichtung für mich gut gewesen wäre.
    Heute habe ich eine Reihe Freund*innen, für die 40 Jahre lang und länger zur Rückfallprophylaxe Neuroleptika quasi das wichtigste sind (wie für ihre behandelnden Psychiater*innen auch).
    Vielleicht kann ich das Wissen um die Soterias mal weitergeben. Danke!

    Mit einem vor-adventlichen Gruß!

    Melande

  2. Rita Orth-franke meint

    13.11.2020 um 16:32

    Liebe Melande, danke für Ihre Offenheit.
    Ihr Kommentar hat mich sehr berührt!
    Liebe Grüße
    Rita

    Auch hier möchte ich auf den Link „Internationale Arbeitsgemeinschaft Soteria“ verweisen.
    In aller Kürze: Es werden dort sowenig wie möglich und soviel wie nötig an Psychopharmaka gegeben. Es wird auf die persönliche Beziehung zum Verständnis und Stabilisieren von Menschen mit psychotischen Erfahrungen gesetzt. Das Haus ist offen! D.h.: keine geschlossene Abteilung! Ich wünsche mir als Therapeutin, dass es mehr Soterias gibt!

  3. Melande meint

    21.01.2020 um 0:15

    Auf die Frage in der Überschrift dieses Beitrags: „Psychosen verstehen, Psychopharmaka absetzen. Wer kennt sich aus?“ würde ich gerne antworten: „Ich.“, zumindest, was meine beiden psychotischen Episoden im Alter von 19 und 25 Jahren (bin jetzt 67 J.) und meine Absetzerfahrungen anbelangt. Aber vielleicht habe ich auch einfach nur Glück gehabt; verallgemeinern würde ich meine Erfahrungen nie. Es gibt m. E. so viele Psychose-Erfahrungen, wie es Menschen gibt, die Psychose(n) erleben.

    Ich würde mich gerne mit Menschen austauschen, die wie ich eine oder mehrere Psychosen durchlitten haben, einige Zeit, vielleicht Jahre, mit Neuroleptika gelebt haben, sich dann von dieser „Krücke“ befreit haben und nie wieder darauf zurückgegriffen haben.

    Für mich war immer klar: Je mehr GESUNDES ich in mir aufbaue (durch Therapien, Erfolgserlebnisse, Änderungen/Wagnisse im leben, Lernen, sich um sich selbst zu kümmern, wie eine gute Mutter um ihr Kind, und, und….), umso weniger gerate ich in die Gefahr, wieder in eine Psychose zu „flüchten“. Mit 29 Jahren, 4 Jahre nach meiner 2. Psychose (1981) hatte ich die Gewissheit, dass ich nie wieder so eine „Krise“ durchmachen werde. Was sich auch bewahrheitet hat.

    Wer schreibt was hierzu?

    Liebe Grüße
    Melande

  4. tzranner meint

    26.12.2016 um 12:52

    Liebe Frau Voos, ich freue mich immer wieder über ihre Artikel und versuche bei meiner Tätigkeit als Psychiater in einer psychiatrischen Akutklinik mit möglichst wenigen Psychopharmaka auszukommmen, was durchaus möglich ist unter Intensivierung psychotherapeutischer Handlungsoptionen. In diesem Zusammenhang erlaube ich mir auch den Hinweis auf die nachfolgende Veröffentlichung vom DGPPN in der Ärzte Zeitung vom 15.12.2016, der uns doch bestätigt!

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