„Treat your body as if it were a wound“ – Erkältungen wirkungsvoll vorbeugen
Ob wir uns mit einem Virus anstecken, hängt einerseits von der Menge und Aggressivität der Viren ab, andererseits von unserer körperlichen Abwehrkraft. Es ist eine Frage von „Virulenz und Resistenz“. An unserer Resistenz können wir arbeiten. Manchmal reichen schon ein paar längere Ausatmungen, um unsere Abwehrkraft zu stärken.
Wenn wir gestresst am Schreibtisch sitzen, können wir einmal darauf achten, ob wir flach atmen oder ob wir uns noch einen tiefen Atem erlauben. Du wirst vielleicht erstaunt sein, wie oft du in der Hektik flach atmest oder die Luft hältst, ohne es zu merken. Damit bekommen wir nicht nur zu wenig Luft in die Lunge, sondern wir verkrampfen auch unseren Bauch und somit unseren Darm, der wichtige Abwehrfunktionen hat. Nach traditionell chinesischer Medizin (TCM) hängen Darm und Lunge eng zusammen.
Manchmal ist uns einfach alles zu viel. Wir haben die Nase voll, unser „Kamm schwillt an“ und unser Kopf brummt. Krankwerden wäre jetzt nicht das Schlechteste, denken wir insgeheim. Eine Erkältung hat manchmal auch eine psychische Funktion: Sie erlaubt es uns, uns aus dem Alltag zurückzuziehen und sie signalisiert den anderen: „Lasst mich in Ruhe!“
Es kann sehr hilfreich sein, sich so eine Auszeit auch ohne Grippe zu gönnen.
Es wäre so schön, wenn es möglich wäre, bei der Arbeit mit diesen Worten anzurufen: „Ich fühle mich erschöpft und hart an der Grenze – ich möchte heute zu Hause bleiben, um neue Kraft zu schöpfen und nicht ganz krank zu werden.“ Ein Präventiv-Tag zu Hause kann oft mehrere „echte“ Krankheitstage verhindern. Vorhänge zu, Heizung und Fernseher an, ab auf die Couch – wenn du dein Krankheitsgefühl einen Tag lang zelebrierst, können deine Kräfte zurückkommen.
Halte Nase und Ohren warm. Überprüfe zwischendurch, ob Nase und Ohren warm sind. Die Nase ist eines unserer kühlsten Körperteile, aber auch mit das wichtigste Organ, das uns vor Erkältungen schützt – es ist das äussere Ende der Lunge. Wärme deine Hände an einer Teetasse und reibe dann mit Deinen Händen Nase und Ohren warm. Das stärkt den gesamten Körper, denn die Viren setzen sich gerne auf kalte und schlecht durchblutete Schleimhäute. Wenn Du eine heiße Tasse Tee trinkst, kannst du die Tasse auch vorsichtig abwechselnd an den linken und rechten Nasenflügel halten. Du wirst merken , wie dich das im Ganzen aufwärmt.
Überhaupt ist es wichtig, den Körper warm zu halten – die Umgebungsluft darf hingegen ruhig etwas kühler sein. Wenn du im Büro sitzt, kannst du warm angezogen streckenweise bei geöffnetem Fenster arbeiten. Leg dir eine Wärmflasche unter die Füße. Wärmend sind auch Stulpen für Waden und Unterarme. Wadenstulpen lassen sich unter weiteren Hosen gut tragen, ohne dass sie zu sehen sind. Gehe auch im Herbst und Winter für kürzere Strecken draussen barfuss spazieren – aber sei auch hier warm angezogen und tue das nur, wenn du dich gesund fühlst.
Trinke über den Tag verteilt viel warmes oder heisses Wasser.
Schlaf gut – oder lege dich zumindest lang genug hin
Schlafmangel kann das Risiko für eine Erkältung erhöhen (Cohen et al., JAMA 2009). Wann immer unser Immunsystem geschwächt ist, werden wir empfänglicher für krankmachende Keime – diese erhöhte Bereitschaft, Viren und Bakterien aufzunehmen, wird auch als „Open-Window-Phänomen“ bezeichnet. Auch Stress kann uns anfällig für Infekte machen. Kleinkinder geraten oft besonders dann in Stress, wenn wir ihnen zu viele Trennungen zumuten müssen. Wenn die Lieblingskindergärtnerin Urlaub hat oder das Kind länger in der Kita bleiben muss, als es verkraften kann, dann wird es infektanfällig.
Mithilfe eines Infektes holt sich dein Kind wieder die Nestwärme, die es braucht. Die Psychoanalytikerin Ann-Kathrin Scheerer sagt: „Krippenkinder sind infektanfälliger als ‚Familienkinder‘ – das ist lange bekannt, und wird immer noch allzu häufig als ‚willkommene Immunisierung‘ rationalisiert. Man muss aber jeweils differenzieren, ob die Krankheitsanfälligkeit nicht in vielen Fällen eher ein psychosomatisches Stressymptom darstellt.“ (Ann-Kathrin Scheerer: „Krippenbetreuung als ambivalentes Unternehmen“. Psychoanalyse-aktuell, Oktober 2008) Natürlich fliegen in der Kita besonders viele Keime herum. Die Infektanfälligkeit, die durch „Bindungsmangel“ hervorgerufen wird, sollte jedoch nicht unterschätzt werden.
Beziehungsstress und Trennungssituationen können das Immunsystem stark herunterfahren. Achte darauf, deine Beziehungen gut zu pflegen und dich und den anderen ernst zu nehmen.
Bewegung hilft, sich gesund zu halten, denn die Muskeltätigkeit wirkt sich direkt auf das Immunsystem aus. Doch raffe dich nicht zum Sport auf, wenn du merkst, dass du dich extrem schlapp fühlst. Bewege dich dann lieber nur sanft oder verzichte ganz auf die Bewegung. Ruhe dich so lange aus, bis du dich wieder fit für die Bewegung fühlst.
Selbstgemachter Hustensaft: Gut für die Lungen, gut bei Husten: Schneide ein Stück Rettich ab. Lege die Scheibe Rettich auf einen Unterteller und höhle die Mitte mit einem Messer etwas aus. Fülle die Mitte mit etwas Honig und lasse den Rettich nachts abgedeckt stehen. Am nächsten Morgen kannst Du einige Teelöffel der entstandenen Flüssigkeit zu Dir nehmen. Vielleicht merkst Du, wie gut Dir das tut.
„Treat your body as if it were a wound“
„Behandele Deinen Körper, als sei er eine Wunde.“ Was vielleicht übertrieben klingt, kann jedoch zu guter Achtsamkeit führen. Wenn du deinen Körper in geschwächten Zeiten so vorsichtig behandelst, kannst du merken, wie er mit der Zeit wieder kräftiger wird. Fühlst du dich wieder kräftiger, kannst du auch wieder „normaler“ mit deinem Körper umgehen.
Heilung in kleinen Häppchen: „Healing takes place on the mat“
„Ich will jetzt jeden Tag eine halbe Stunde ums Feld spazieren“, sagen wir uns. Ein guter Vorsatz, doch oft wird er zum Krampf. Manchmal schaffen wir es, doch oft gehen wir mit uns hart ins Gericht, weil wir es „schon wieder nicht“ geschafft haben. Doch schon kurze Momente auf der Yogamatte können ausreichen, um sich zu stabilisieren.
Wir können alles, was uns gut tut, zu unserer Heilung nutzen. Schön ist es, die Ordnungstherapie wiederzuentdecken, die durch Pfarrer Kneipp populär wurde. Ist die Umgebung sauber und ordentlich, fühlen wir uns oft gleich wohler. Anstatt uns schwierige Dinge vorzunehmen, können wir im Alltag viele kleine Dinge verwirklichen, die alle wie kleine Gesundheitshäppchen wirken.
Wir können uns freuen, wenn wir mal einen Tag ausgedehnt spazieren gegangen sind. Am nächsten Tag setzen wir uns vielleicht lieber gemütlich mit einem Buch hin. Wir haben uns den Bauch vollgeschlagen und bereuen es. Aber wir können danach bewusst einen Espresso genießen.
Jeder Tee, den wir uns kochen, jedes Kerzlein, das wir anzünden, jedes heiße Dusche oder gute Musik im Auto ist ein Baustein zum gesunden Leben.
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Links:
Harriet J. Vermeer & Marinus H. van Ijzendoorn (2006):
Children’s elevated cortisol levels at daycare: A review and meta-analysis.
Early Childhood Research Quarterly, 21, 390-401; doi: 10.1016/j.ecresq.2006.07.004
www.sciencedirect.com/…
Hardy AM, Fowler MG (1993):
Child care arrangements and repeated ear infections in young children.
Division of Health Interview Statistics, National Center for Health Statistics, Hyattsville, MD
Am J Public Health, September 1993; 83(9): 1321-1325
Dieser Beitrag erschien erstmals am 2.11.2016
Aktualisiert am 18.12.2025