In der Psychoanalyse-Ausbildung (Beispiel DPV) muss man seine Sitzungen nach jeder 4. Stunde einem Supervisor vorstellen. Hier kommt es auf das „szenische Verstehen“, also mitunter auf viele Details an. Das kann dazu führen, dass man anfangs jede Stunde detailliert aufschreibt. Beim ersten Analyse-Patienten, der 4-mal pro Woche kommt, klappt das noch wunderbar, doch beim zweiten Patienten kann es im Arbeitsalltag schon eng werden. Dieses detaillierte Aufschreiben nach jeder Stunde für jeden Patienten ist in der hochfrequenten Psychoanalyse kaum möglich und auch nicht sinnvoll. Was kann man tun?
Punktuelle Ausführlichkeit
Sinnvoll ist es, wichtige Stunden ausführlich aufzuschreiben. Auch Stunden, die man im kasuistisch-technischen Seminar (KT) vorstellen möchte, schreibt man ausführlich auf. Oft reicht es auch, die Stunde vor der Supervsion genau aufzuschreiben und sich zu den restlichen drei Stunden grobe Notizen zu machen. Manche Supervisoren brauchen auch nichts Schriftliches, sondern gehen die Stunden nach Erinnerung mit einem durch, sodass man sich nur für die eigene Doku Notizen machen muss.
Ich drucke die Stunden immer noch aus und nehme sie im Ordner zum Supervisor mit. Viele Kollegen nehmen nur noch ihren Laptop mit.
Wenn Patienten in einer Sitzung lange schweigen, gehen einem viele Gedanken durch den Kopf. Hier kann es sinnvoll sein, die eigenen Gedanken und Gefühle genauer aufzuschreiben. Bei anderen Stunden wiederum reicht die Essenz. Entscheidende Punkte wie z.B. die Erzählung des ersten Traums (Initialtraum) in einer Analyse sollten natürlich besonders ausführlich aufgeschrieben werden.
Anonym: In den Patientengeschichten sollten keine Namen und Städtenamen auftauchen. Es reicht der erste Buchstabe. Dennoch sollte natürlich in Supervisionen der ganze Name ausgesprochen werden, denn Namen haben eine unbewusste Bedeutung (z.B. wenn ein narzisstischer Patient mit Nachnamen „(Auf-)Schneider“ heißt).
Weniger ermüdend: Notizblöcke
„Ich habe für jeden Patienten ein eigenes Notizbuch“, sagt eine Kollegin. Die handschriftliche Arbeit auf Papier ist oft weniger ermüdend als das Eintippen am Rechner.
Zwar müssen Patientendokumentationen auch elektronisch gespeichert werden, aber da reichen Zusammenfassungen. Die Notizbücher kann man zusammen z.B. mit USB-Sticks in verschließbaren Fächern lagern.
Spracherkennungsprogramme
Manche Kollegen nutzen auch die Diktierfunktion auf dem IPad oder Spracherkennungsprogramme wie „Dragon“ (nuance.com) sodass die Stunde einfach auf’s Laptop aufgesprochen werden kann. Das Programm verschriftlicht das Ganze dann. Für das iPhone eignen sich Apps wie z.B. „Diktat – Sprache zu Text“.
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 24.7.2016
Aktualisiert am 9.5.2020
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