„Das Strukturniveau ist gering integriert“, liest man in Psychotherapieberichten. Hier fehlt die Information, worin das „Niveau“ integriert ist, um den Satz zu verstehen. Und es stellt sich auch die Frage: Kann ein Niveau überhaupt irgendwo integriert sein? Diese sprachliche Ungenauigkeit sorgt manchmal für Verwirrung. Was ist gemeint? Ein Niveau wird eigentlich durch Höhenangaben näher beschrieben: Es gibt ein hohes, mittleres und unteres Niveau. [Weiterlesen…] Infos zum Plugin Struktur, Strukturniveau und die psychotherapeutische Sprache
Diagnostik
OPD: Achse III (Konfliktachse)
Mithilfe der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (OPD) können psychische Störungen beschrieben werden. Die „Achse III“ bietet eine Orientierung, um die Konflikte des Patienten einzuordnen: [Weiterlesen…] Infos zum Plugin OPD: Achse III (Konfliktachse)
Paranoid-schizoide und depressive Position
Die Psychoanalytikerin Melanie Klein (1882-1960) hat die Begriffe „paranoid-schizoide Position“ und „depressive Position“ geprägt. Gemeint sind damit unter anderem Entwicklungsstadien, die ein Kind nach Melanie Kleins Theorie durchläuft. Mit „Position“ ist ein psychischer Zustand, eine psychische Entwicklungsstufe bzw. eine „Organisationsform“ gemeint. Melanie Klein ging davon aus, dass sich das Baby als ein Teil seiner Mutter wahrnimmt. Seelische Teile von sich selbst, z.B. Wut, projiziert es auf die Mutter. (Text & Bild: © Dunja Voos) [Weiterlesen…] Infos zum Plugin Paranoid-schizoide und depressive Position
Color Trails Test (CTT™)
Mit dem Color Trails Test™ (CTT™) kann die Aufmerksamkeit von Menschen im Alter von 18-89 Jahren untersucht werden. Die Testperson muss dabei zum Beispiel die Zahlen 1-25 der gleichen Farbe mit einem Bleistift verbinden. Der CTT™ kann bei der Firma PAR® oder bei der Testzentrale (Hogrefe-Verlag) gekauft werden.
Alpha-Wellen im EEG
Im Elektroenzephalogramm (EEG, Hirnstrombild) zeigen sich Alpha-Wellen bei leichter Entspannung, zum Beispiel im Zustand zwischen Wachen und Schlafen oder beim Autogenen Training. Alpha-Wellen haben eine Frequenz von 8-13 Hertz (Hz), also erscheinen 8-13 Wellen pro Sekunde in der EEG-Aufzeichnung. Gut erklärt werden die EEG-Wellen auf der Website www.epilepsie-gut-behandeln.de (ucb-Pharma).
Pittsburgh Schlafqualitätsindex (PSQI)
Der Pittsburgh-Schlafqualitätsindex (PSQI) gibt einen Anhaltspunkt dafür, wie gut jemand schläft. Der PSQI wird ermittelt mithilfe eines Fragebogens. Der Fragebogen enthält 19 Items, die der Patient beantworten soll. Er gibt an, wie gut er subjektiv schlafen kann, wie lange er zum Einschlafen braucht (Schlaflatenz), wie lange und tief er schläft, wie erholsam der Schlaf ist, ob Schlafstörungen bestehen, ob Tagesmüdigkeit besteht oder ob der Patient Schlafmittel einnimmt. Der Fragebogen bezieht sich auf den Schlaf in den letzten 4 Wochen. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Wartegg-Zeichentest (WZT)
Mit dem Wartegg-Zeichentest (seit 1968) sollen Persönlichkeitszüge bzw. momentane Stimmungen erfasst werden können. Der Test besteht aus 8 Abbildungen, in denen Zeichnungen angefangen wurden, die der Patient vervollständigen soll. Der Test soll unter anderem Hinweise darauf liefern, wie durchsetzungsstark, integriert (strukturiert) und sensibel ein Patient ist. Der Wartegg-Zeichentest ist bei der Testzentrale erhältlich (ca. 14 Euro).
Internalisierung und Externalisierung
Zur „Internalisierung“ gibt es verschiedene Definitionen, z.B. ist damit oft die Übernahme von Moralvorstellungen in das eigene Selbst gemeint. Häufig aber wird mit den Begriffen „Internalisierung und Externalisierung“ der Umgang mit Gefühlen beschrieben. Bei internalisiertem Verhalten sind Personen z.B. ängstlich, traurig, zurückgezogen, in sich gekehrt oder schüchtern. Bei externalisiertem Verhalten zeigen sie Wut, Ärger, aggressives Verhalten und Launenhaftigkeit. [Weiterlesen…] Infos zum Plugin Internalisierung und Externalisierung
Psychoanalytiker stellen andere Diagnosen als Psychiater
Psychiater und Psychoanalytiker sind nicht gerade die besten Freunde. Während die Psychiater vergleichsweise schnell mit Diagnosen und Medikamenten zur Hand sind, verhalten sich die Psychoanalytiker zurückhaltender – sie beobachten erst einmal, was in der Beziehung genau passiert.
Altbekanntes in neuem Gewand
Störungen, die in der Psychoanalyse schon lange bekannt sind und behandelt werden, erhalten durch neue Namensgebungen in der Öffentlichkeit ihre Aufmerksamkeit. Oft hat man das Gefühl, die Störungen seien brandneu und gerade entdeckt. Dabei wird vieles, was längst bekannt ist, nur in neuen Kleidern präsentiert.
Äußere und innere Zustände
Bestes Beispiel ist wohl das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) – hier werden eine Reihe von Symptomen aufgelistet und dann unter dem Namen „ADHS“ zusammengefasst. Als „Komorbiditäten“, also als „Nebenerkrankungen“, werden dann weitere Störungen wie z.B. Ängste aufgelistet. Doch die Ängste sind ein Teil des Problems, keine Nebenerkrankung.
Psychoanalytiker behandeln Menschen mit ADHS schon lange. Nur stehen bei ihnen nicht die Symptome im Vordergrund, sondern die inneren Zusammenhänge. Dabei lassen sich Zusammenhänge herstellen zwischen Kummer und Unruhe, zwischen Sprachlosigkeit, Vaterlosigkeit, Verdrängung und Bewegungsdrang, zwischen der lähmenden Depression der Mutter und der antreibenden Unruhe des Kindes. Dabei spielt bereits die frühe Entwicklung des Kindes eine Rolle: Schreibabys können ihre Unruhe behalten und unter Umständen ADHS-Symptome entwickeln.
Die innere Welt ist den Psychoanalytikern wichtig
Die Analytiker konzentrieren sich auf die innere Welt des Patienten, also auf seine Psychodynamik, wohingegen sich Psychiater hauptsächlich auf die äußeren Anzeichen beziehen. Und auch hier werden verschiedene Begriffe verwendet. Der Psychiater sagt: „Das Kind hat Schwierigkeiten mit seinen exekutiven Funktionen.“ Schaut man in den Lehrbüchern nach, so findet man schnell Parallelen zum Begriff Ich-Funktionen aus der Psychoanalyse. Gemeint ist in beiden Fällen unter anderem die Fähigkeit, Gefühle und Affekte zu steuern. Nur wer seine Affekte kennt und verarbeiten kann, ist fähig, sich zu organisieren, Handlungen zu planen und angemessen zu handeln.
ADHS, Asperger, Hypersensibilität
Immer neue Begriffe machen die Runde. Wo man früher einfach „Hysterische Neurose“ sagte, gibt es heute die „Histrionische Persönlichkeitsstörung“, die „Konversionsstörung“ und die „Dissoziation“. Auch der Begriff „manisch-depressiv“ ist aufgrund seiner negativen Färbung nur noch selten anzutreffen, stattdessen spricht man von „bipolarer Störung“.
Wenn man sich auf einen Diagnosenamen festlegen will, ist das unglaublich schwierig, denn jeder Mensch ist viel zu komplex, um sich auf eine Diagnose reduzieren zu lassen. Es hier nicht wie bei körperlichen Erkrankungen, wo man den Gallenstein im Ultraschall sieht. Psychologische Diagnosen beruhen auf Beobachtungen, Theorien und Erfahrungen. Die Namen für die „Störungen“ entstehen dann erst nach einer Weile des Beobachtens. Und so überrascht es viele, dass auch die Diagnose „Asperger“ nicht neu ist – den Analytikern ist sie schon lange als „schizoide Neurose“ vertraut. Zwei Namen, die eigentlich dasselbe beschreiben.
Der Vorteil und Nachteil der Namen
Wer psychisch leidet, sucht schnell nach einer Lösung. Gerade Eltern, die mit ihren Kindern nicht weiter wissen, lesen alles, was ihnen unter die Augen kommt und versuchen, das einzuordnen, was sie mit ihrem Kind erleben. Diagnosenamen und Medikamente können erst einmal für Erleichterung sorgen. Doch auf Dauer kehren die Fragen und Unsicherheiten zurück. Oft fühlen sich die Betroffenen irgendwie dafür schuldig, dass sie nicht ins Schema passen. Diagnosenamen für Orientierung sorgen, aber auch stark verunsichern und verwirren. Je besser sich die Betroffenen kennenlernen, desto unabhängiger werden sie von irgendwelchen Diagnose-Bezeichnungen.
Verwandte Artikel in diesem Blog:
- DIE eine Diagnose gibt es selten
- Die wichtigsten ICD10-Diagnosen der Psychotherapie
- Werden Schreibabys zu ADHS-Kindern?
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 7.11.2011
Aktualisiert am 30.5.2015
Schizophrenie (F20)
Die Begriffe „Schizophrenie“ und „Psychose“ werden häufig gleichgesetzt, denn sowohl bei der Schizophrenie als auch bei der Psychose verlieren die Betroffenen den Bezug zur Realität, leiden unter Wahnvorstellungen („Ich werde verfolg“) oder Halluzinationen wie z.B. Stimmenhören. Die Schizophrenie dauert jedoch meistens lange an und die Betroffenen kreisen in ihren Gedanken um ein ganzes Wahnsystem.
Das Denken, die Wahrnehmung und die Gefühle sind verändert
Oft sind die Emotionen bei der Schizophrenie abgeflacht. Die Betroffenen erinnern an autistische Patienten, jedoch lösen sie in der Gegenübertragung häufig mehr Emotionen aus – das heißt, die Gefühle sind da, aber „versteckt“: „Ich habe meine Gefühle weggeschlossen“, sagen die Betroffenen vielleicht. Die Btroffenen sind in der Regel bei klarem Bewusstsein, wirken jedoch häufig verlangsamt oder schläfrig.
Die veraltete Bezeichnung für die Schizophrenie lautet „Spaltungs-Irresein“. „Schizo“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „gespalten“. „Phren“ ist das griechische Wort für „Zwerchfell“, wobei im alten Griechenland das Zwerchfell als Sitz der Seele angesehen wurde.
Verwandte Artikel in diesem Blog:
- Neville Symington: The Psychology of the Person
- Schizophrenogene Mutter – gibt es sie?
- Neurose und Psychose
- Akute schizophreniforme psychotische Störung (F23.2)
- Wahn
- Halluzination
- Wie entsteht Schizophrenie?
- Affektstörung oder Stimmungsstörung?
- Affektive Psychose
Links:
Schizophrenie
Gesundheitsberichterstattung des Bundes
Herausgeber: Robert-Koch-Institut
Themenhefte, Heft 50, Mai 2010
Soteria-Netzwerk
Internationale Arbeitsgemeinschaft Soteria (IAS)
Dr. Karl Mätzler
Kinderpsychotherapeut in Salzburg mit dem Spezialgebiet „Störungen des autistisch-psychotischen Formenkreises“:
www.maetzler.info
Forum der Psychoanalytischen Psychosentherapie
Schriftenreihe, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht
Frankfurter Psychoseprojekt e.V.
Überregionaler Verein für psychoanalytische Psychosentherapie
Peter Widmer, Michael Schmid:
Psychosen: Eine Herausforderung für die Psychoanalyse
Transcript-Verlag
Dieser Beitrag erschien erstmals am 22.12.2009
Aktualisiert am 28.1.2015