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Schnelles kommt oft aus dem Unbewussten

„Ich hab‘ mir gleich auf die Zunge gebissen, aber es war zu spät.“ Manchmal sticht jemand in unser persönliches Wespennest, woraufhin wir kopflos zurückstechen. Manchmal kommen uns Freud’sche Versprecher über die Lippen, bevor uns klar ist, wie uns geschieht. Oder wir werden knallrot. Wann immer es schnell geht, ist für gewöhnlich das Unbewusste beteiligt. Wie ein Reflex kommt die eigene Reaktion daher – manchmal ist es hilfreich, lustig, befreiend, manchmal aber auch zerstörerisch. Vor diesem reflexhaften Sprechen oder Handeln können wir uns kaum schützen. Es kann uns immer und überall passieren. Weiterlesen

Auch Geschwister leiden unter der Vojta-Therapie

Die Vojtatherapie (eine spezielle Form der Krankengymnastik) bei Babys ist eine aus meiner Sicht so quälende Therapie, dass sie meiner Meinung nach nicht bei Babys/Kleinkindern angewendet werden sollte. Der mögliche Nutzen steht in keinem Verhältnis zur psychischen Qual. Als Alternativen bieten sich Bobath, Osteopathie, Feldenkrais oder achtsame Aktivierung an. Doch nicht nur die Mütter/Väter und Babys leiden entsetzlich, sondern ganz besonders auch die – oft noch kleinen – Geschwister. Nicht selten erhalte ich Hilferufe von (älteren) Geschwisterkindern, die mich fragen, was sie tun können, wenn ihr Bruder/ihre Schwester aus tiefster Not schreit. Auch, wenn ich finde, dass die Vojtatherapie einer Kindesmisshandlung gleichkommt, so kann ich den Geschwistern doch oft nichts raten. Da mich die Folgen der Vojtatherapie bei Babys interessieren, sammle ich Mails mit Erfahrungsgeschichten. Du kannst mich unter voos at medizin-im-text.de erreichen.

Unter Verdacht

Das Kind, es durfte nie die Tür zumachen. Es wurde älter und entdeckte sich selbst. Der Vater, er kam immer hinein. Wut stieg auf in dem Kind. Es durfte nie allein sein. Eines Tages schloss es die Tür ab. Aber es schämte sich sehr. Denn wenn die Tür zu ist, so dachte es, weiß der Vater, was ich tue. Das Kind schämte sich, den Vater auszuschließen. Die Gedanken des Vaters waberten durch die verschlossene Tür. Das Kind war unter Verdacht. Noch mehr, als entdeckt zu werden, schämte es sich, die Tür zu verschließen. Die Scham wuchs und wuchs. Entdeckt werden wollte das Kind nicht. Verdächtigt werden auch nicht. Die Türe abzuschließen hätte Entdecktwerden bedeutet. Das Kind sah keine Lösung. Also vergrub es seine Sexualität. Bis heute.Weiterlesen

Psychosen verstehen, Psychopharmaka absetzen – wer kennt sich aus? (Psychose-Serie 7)

Wer in der Psychiatrie die Medikamenteneinnahme verweigert, hat oft einen schweren Stand. Ärzte und Therapeuten werfen den Patienten mitunter vor, sie könnten nicht vertrauen, sie hätten keine Krankheitseinsicht, sie würden sich trotzig wie ein Kind benehmen und vieles mehr. Zum Glück gibt es Psychotherapeuten wie den New Yorker Psychiater Peter Breggin (geboren 1936) – er setzte sich sein Leben lang dafür ein, Psychosen zu verstehen und keine Psychopharmaka zu verordnen. Je stärker die Antipsychotika die Psychiatrie eroberten, desto weniger Raum blieb für psychologische Erklärungsmodelle und Psychotherapie. Weiterlesen

Psychoanalyse: Bei psychischen Erkrankungen enden die guten Affekte so schnell

Eigentlich macht man ja eine Psychoanalyse, damit man erleuchtet oder auf immer glücklich wird, oder damit noch alle Lebenswünsche in Erfüllung gehen. Hat man begriffen, dass das nicht geht, dann kann man sich dem eigentlichen Ziel zuwenden: dass man in guten...

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Warum es mit der Dankbarkeit oft nicht klappt

Jetzt gibt es Dankbarkeits-Apps wie z.B. „GET.ON“, ein Programm der Leuphana-Universität, Lüneburg. Menschen, die eine Psychotherapie machen oder die Kirche besuchen, können manchmal verweifeln: Überall wird gesagt, dass man Dankbarkeit lernen, üben und ausweiten könne. Der bekannte Mönch David Steindl-Rast spricht im TED-Talk (2013) über das Glücklichwerden durch Dankbarkeit. Jeder Tag sei ein Geschenk, so Brother David. Doch nicht wenige Menschen empfinden die überwiegenden Tage in vielen Lebensphasen als quälend – ihnen erscheint das Leben oft wie eine Verdammung. Vielleicht gehörst Du dazu. Da will es mit der Dankbarkeit nicht klappen – vielleicht, weil es für die Dankbarkeit Grundvoraussetzungen gibt, an denen es Dir vielleicht sogar schon lange mangelt. Weiterlesen

Psychosen-Psychotherapie: Der Patient kommt nicht, weil er sich für zu gefährlich hält (Psychose-Serie 26)

Menschen mit Psychosen in der ambulanten Psychotherapie lassen ihre Sitzungen oft aus den unterschiedlichsten Gründen ausfallen. Ein Grund, der oft auftritt, ist das Gefühl, zu gefährlich zu sein. Wer unter dem impulshaften Gefühl leidet, er könnte den Therapeuten angreifen oder umbringen, bleibt lieber von der Stunde fern. Das Nicht-Erscheinen zur Stunde ist dann nicht als Widerstand anzusehen, sondern als Versuch des Patienten, sich selbst, den Therapeuten und die Therapie zu schützen. Eine Online-Sitzung kann dann manchmal hilfreich sein. Als Therapeut kann man diese Art der Selbstregulation des Patienten und seinen Wunsch, sich und andere zu schützen, würdigen. Weiterlesen

Operation ist auch Aggression: Warum lässt Du Dich oder Dein Kind operieren?

Vielleicht hast Du Dich auch schon mal unter größten Zweifeln operieren lassen. Am liebsten wärest Du noch aus dem Vorbereitungsraum geflohen, aber Du hast Dich nicht getraut. Die psychischen Vorteile einer Operation können darin liegen, dass Du berührt und getragen wirst, dass Du Dich fallenlassen kannst und je nach Art der Narkose schöne und erotische Träume hast. Du kannst Deinen Freundinnen davon erzählen und wirst geschont. Jeder sieht, wie schlecht es Dir geht. Gleichzeitig kann eine zweifelhafte Operation aber auch ein Akt der Aggression gegen Dich selbst sein: Du leidest und somit kannst Du Schuldgefühle eindämmen und Dich selbst in der Kasteiung freier von psychischem Leid fühlen. Weiterlesen

Körpersymptome als Aggression gegen den Partner oder Traumafolge?

Das Paar will ins Konzert und die Frau bekommt Migräne. "Vielleicht haben Sie die Migräne ja bekommen, weil Sie wütend waren auf Ihren Mann. So konnten Sie ihm das Leben vermiesen, ohne selbst schuld zu sein." Eine Zeitlang war es modern in der Psychoanalyse,...

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Identifikation mit dem Aggressor – ein komplizierter Begriff

Wenn man als Kind geschlagen wurde und später selbst sein Kind schlägt (obwohl man das eigentlich nicht will), hat wahrscheinlich eine „Identifikation mit dem Aggressor“ stattgefunden. Gemeint ist hier, dass man irgendwann so wird, wie der eigene Angreifer war. Man hat sich mit ihm „identifiziert“. Zudem benutzt man dieselben Argumente, die damals der Angreifer benutzte. Aus „Du bist ja selbst schuld und du hast es nicht anders verdient“, wird „Ich bin ja selbst schuld – ich habe es nicht anders verdient. Mein Vater (mein Angreifer/Aggressor) hatte schon recht.“ Doch ist der Begriff „Identifikation mit dem Aggressor“ nicht unglücklich gewählt?Weiterlesen