„Wildgans Qigong hat mich gerettet und mir buchstäblich Flügel verliehen“, sagt die freiberufliche Unternehmerin Snezana Galijas. Sie flattert mit dieser Methode ihren Sorgen und Ängsten einfach davon. Als die dreifache Mutter und freiberufliche Werbetexterin nach der Trennung plötzlich alleinerziehend war, gesellten sich zu den gelegentlichen Tagen der Antriebslosigkeit teilweise massive Sorgen. Existenzangst und die Verantwortung für die Kinder führten sie zu der Frage: Wie kann ich als Selbstständige die nächsten Jahre physisch und vor allem psychisch gesund und leistungsfähig bleiben? (Text: © Snezana Galijas, Bild: © wildgans-qigong.de)
In der Not hilft Freund Zufall
Snezana Galijas lernte 2005 rein zufällig den chinesischen Arzt Dr. Weihong Yang in der Volkshochschule Aschaffenburg kennen. „Eine Kollegin wurde krank und schenkte mir ihren bereits bezahlten Platz.“ Was die Unternehmerin bereits am ersten Tag des Wochenendkurses erlebte, war ein wahres „nächtliches Feuerwerk und Heer an Soldaten“. Im Laufe der Jahre stellte sie fest, dass es außer dem in Würzburg ansässigen Dr. Yang in Deutschland so gut wie keine Lehrer und auch kein brauchbares Videomaterial für diese spezielle Form von Qigong gibt. Dabei ist die Wildgans in China sogar staatlich anerkannt und zählt dort zu den beliebtesten Qigongs.
Qigong-Medizin und Traditionelle Chinesische Medizin
Die Wildgans ist ein medizinisches Bewegungs-Qigong, das auf Vorbeugung, Heilung und Regeneration ausgerichtet ist. Es ist in China seit 1995 staatlich als Heilmethode anerkannt und wird in chinesischen Krankenhäusern bei einer Vielzahl von Krankheiten und sogar bei Krebspatienten eingesetzt. Was viele nicht wissen: Neben der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) gibt es sogar eine spezielle, auch anerkannte, Qigong-Medizin, die auf den Prinzipien von TCM beruht. Darauf basieren im Grunde alle Qigong-Übungen, von denen es Hunderte von individuellen Interpretationen gibt. Die bekanntesten sind Tai Chi (ursprünglich als Kampfkunst konzipiert) und die acht Brokate. Diese, sowie die meisten anderen Qigongs, sind im Wesentlichen in der Wildgans vereint – obwohl man für einen „Wildgansflug“ nur 10 Minuten braucht.
Was passiert während der Übungen?
Beim Üben werden durch Bestrahlen, Massieren und Akupressur der Meridiane und Energiepunkte mit den Fingern die inneren Organe aktiviert und stimuliert. So werden alle Akupressurpunkte und Meridiane sorgfältig und präzise abgearbeitet. Das typische Flattern – also das Drehen der Hände aus dem Handgelenk – öffnet zusätzlich auch die kleinsten Meridiane, die bis in die Fingerspitzen führen. Damit wird die harmonische Zusammenarbeit der Organe gefördert. Der Kreislauf – also der Durchfluss von Qi (Lebensenergie) und Blut – wird verbessert und damit der Stoffwechsel angeregt.
Die Energie fließt schon nach den ersten Übungen
Schon nach den ersten Übungen spüren viele, wie die Energie fließt. Bei den bewegten und dynamischen Sequenzen mit Beugen, Bücken und Drehbewegungen werden Muskeln, Bänder und Sehnen schonend gedehnt und geschmeidig gemacht. Besonders die Rechts-/Links-Sequenzen und die Balanceübungen auf den Zehenspitzen stärken das innere und äußere Gleichgewicht, womit die Verletzungsgefahr reduziert und die Konzentration verbessert wird. Sie geben gleichzeitig Hinweis darüber, wie gut der Mensch sich im psychischen Gleichgewicht befindet. So erlebt der Übende bei fehlender Standfestigkeit sehr eindrücklich, dass er unter Umständen den äußeren Stress reduzieren und einen Gang herunterschalten sollte, um auch wieder zur inneren Balance zu finden. Bei alledem spielt die Atmung (es wird ganz normal geatmet) oder Visualisierung bestimmter Zustände oder Energieflüsse keine Rolle. Der Körper macht praktisch alles von selbst. Nebenwirkungen sind (im Gegensatz zu anderen Qigongs) nicht bekannt.
Ein Geschenk für die Psyche
Dass Meditation und Qigong sich positiv auf die Gesundheit auswirken, ist tausendfach bewiesen. Besonders bei Stress und Angst konnten in klinischen Studien gute Erfolge verzeichnet werden (Fox, Sedlmeier et al. 2014). Konzentration, Kreativität und geistige Klarheit werden gefördert. Mit den Übungen wird also nicht nur der physische Körper gestärkt, sondern auch die Psyche. Denn die Meridiane haben direkten Zugang zu Geist und Seele.
„Der große mütterliche Strom“ und „das Meer der Yang-Meridiane“
Ein Beispiel für die Verbindung von Körper und Geist ist der Sondermeridian „Konzeptionsgefäß“ (Ren Mai), der vom Perineum (Damm) über Schambein, Magen und Brust bis zur Unterlippe verläuft. Er verbindet die Energien aller Yin-Meridiane und gleicht diese aus. Eine besondere Bedeutung hat er für die weiblichen Geschlechtsorgane, Fruchtbarkeit und Empfängnis. Er unterstützt die Fähigkeit, ruhig und offen zu sein, ermöglicht spirituellen Frieden, stärkt die emotionale Sicherheit, Charme und erotische Ausstrahlung. Es ist verantwortlich für den Ablauf unbewusster Prozesse.
Sein Partner, der die Energien aller Yang-Meridiane verbindet und ausgleicht, ist der Lenkermeridian (Du Mai). Er verläuft vom Steißbein kommend über Rücken, Kopfmitte, Stirn, Nase und Oberlippe bis zum Gaumen. Er ist wichtig für die Funktionen der Wirbelsäule, Muskeln und Nerven. Er sorgt für innere Stabilität in Belastungssituationen, Kreativität und Selbstsicherheit. Auch psychovegetative Funktionsstörungen, wie Nervosität, Angstzustände, Erschöpfung und vieles mehr lassen sich durch das Stimulieren der Akupunkturpunkte lindern.
Neben allen anderen Meridianen werden beim Wildgans Qigong auch diese beiden Sondermeridiane mit den Händen bestrahlt bzw. aktiviert. Zum Beispiel gleich in der Anfangsübung (und auch immer mal während der anderen 63 Übungen), bei der die Zunge gegen den Gaumen gedrückt wird.
Konzentriert. Dynamisch. Gesund
Im Gegensatz zu den meisten anderen meditativen, ruhigen Qigongs ist die Wildgans wohl die mit den meisten Bewegungen. „Das kommt mir als Unruhegeist, der nicht lange stillsitzen kann, sehr entgegen.“ gibt Snezana Galijas, gebürtige Bosnierin, offen zu. Neben den gesundheitlichen Auswirkungen auf den Körper profitiert die Unternehmerin insbesondere von der Wirkung auf die Psyche. „Ich habe nicht nur meine Ängste in den Griff bekommen, sondern bin geistig fokussierter, konzentrierter, insgesamt leistungsfähiger und auch selbstbewusster geworden.“
Links:
www.wildgans-qigong.de
www.apropos-text.de
Fox KCR, Nijeboer S, Dixon ML, Floman JL, Ellamil M, Rumak SP, Sedlmeier P, Christoff K (2014):
Is meditation associated with altered brain structure? A systematic review and meta-analysis of morphometric neuroimaging in meditation practitioners.
Neuroscience & Biobehavioral Reviews, Volume 43, June 2014, Pages 48–73, doi:10.1016/j.neubiorev.2014.03.016
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0149763414000724
Snezana Galijas ist wie ich Mitglied des www.texttreff.de