Wir sind dabei, unsere Kinder immer früher in die Gemeinschaft mit anderen Kindern zu schicken. Die Anzahl der Erwachsenen pro Kleinkind ist dafür jedoch zu gering. Der Psychologe Professor Gordon Neufeld beschreibt in seinem Buch „Unsere Kinder brauchen uns“ die Probleme der „Gleichaltrigenorientierung“. (Text: © Dunja Voos; Bild: © Albrecht E. Arnold, Kopp-Verlag)
Nur Erwachsene können Kleinkindern wirklich Halt geben
Wir, die Erwachsenen, haben es: das Interesse zu teilen, die Fähigkeit zu warten, die Fähigkeit, Dinge zu überblicken. Wir wissen, was Realität und was Phantasie ist. Wir können unsere Gefühle ordnen. Unsere Kleinkinder können das noch nicht. Sie brauchen die Erwachsenen, die das alles für sie tun. Die Erwachsenen sind die Landkarte, die die Kinder zur Orientierung brauchen. Gordon Neufeld verdeutlicht: Kinder werden nicht bindungsfähig und sozial, indem wir sie zuhauf mit anderen Kindern zusammenbringen. Sie werden sozial, indem wir ihnen die Gelegenheit geben, sich ausreichend an uns Erwachsene zu binden. Und sie sind nur frei zu lernen, wenn sie sich sicher gebunden fühlen – an uns Eltern, an die Erzieher und die Lehrer. Darüber und über vieles mehr schreibt Gordon Neufeld in einer äußerst engagierten Weise.
Gutes Buch mit kleinen Hindernissen
Das Buch verdeutlicht, warum Kleinkinder in erster Linie Erwachsene brauchen und nicht andere Kleinkinder. Es zeigt, worin die Schwierigkeiten liegen, wenn Kinder nur noch mit Gleichaltrigen ihre Zeit verbringen. Doch das Buch schreckt mich manchmal auch ab durch seinen irgendwie religiös anmutenden Charakter. Manches Mal finde ich die Meinungsäußerungen zu extrem und auch das Buchcover lässt nicht vermuten, dass es sich eigentlich um ein hochmodernes Buch handelt, das wahrscheinlich erst in einigen Jahren ausreichend gewürdigt werden wird.
Verwandte Artikel in diesem Blog:
Die Bindungstheorie von John Bowlby
„Ihr könnt doch zusammenspielen!“
Dieser Beitrag erschien erstmals am 9.8.2009
Aktualisiert am 24.1.2013