ADHS tritt häufiger in sozial schwachen Familien auf

Randnotiz: Das Kinder- und Jugendgesundheitssurvey des Robert-Koch-Instituts (KIGGS, 2003-2006) kam zu folgendem Ergebnis: „ADHS wurde häufiger bei Teilnehmern mit niedrigem sozioökonomischem Status diagnostiziert als bei Teilnehmern mit hohem Status. Von Migranten wird seltener über eine ADHS-Diagnose berichtetet, sie sind jedoch häufiger unter den Verdachtsfällen. Diese Diskrepanz könnte auf eine Unterdiagnostizierung oder auf Inanspruchnahmeeffekte bei Migranten hinweisen.“ Quelle: R. Schlack, H. Hölling, B.-M. Kurth, M. Huss: Die Prävalenz der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt, Mai 2007, Volume 50, Issue 5-6, pp 827-835: http://link.springer.com/article/10.1007/s00103-007-0246-2

Weiterer Link:

Bildungsferne Mütter geben ihren Kindern rascher ADHS-Medikamente:
A Hjern, GR Weitoft, F Lindblad:
Social adversity predicts ADHD-medication in school children – a national cohort study.
Acta Paediatrica, 2009; 99 (6): 920 DOI: 10.1111/j.1651-2227.2009.01638.x, http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1651-2227.2009.01638.x/pdf

One thought on “ADHS tritt häufiger in sozial schwachen Familien auf

  1. Eliza sagt:

    Im sozial gefestigten Status haben Kinder vielleicht mehr Strukturen, Kontrolle und Vorbilder, die oft sozial auch gut eingebunden sind.
    Eltern können aufgrund ihres eigenen Bildungsstatus vielleicht einige Zeit besser unterstützen. Das ADHS oder das Kindes ansich ist durch weniger Stress, mehr Geld für ausgleichende Hobbys etc. nicht so hochgefahren. ADHS Symptome sind dann oft verträglicher , fallen nicht so stark auf aber die Kinder leiden trotzdem. Eltern versuchen vielleicht gar diese Diagnose abzuwenden.
    Mit Ausbildung, Studium , Auszug aus dem Elternhaus fällt oft die Kontrolle und Struktur weg und vor allem die exekutiven Probleme werden dann deutlicher.
    ADHS zieht sich durch alle Schichten und ungünstige Lebensumstände auch.

    Doch vor allem halte ich es für Lebenswichtig bei Kinder aus einem Umfeld mit geringerem Status zu schauen ob es wirklich ADHS ist , oder nur eine Reaktion auf die Lebensumstände. Ebenso bedarf es jedoch einen klaren Blick ob ADHS oder beides vorliegt um dort dass Kind gezielt zu unterstützen.
    Ein unbehandeltes ADHS ist ebenso fatal.

    Es Bedarf einfach mehr Psycholgen/Psychiater denen einfach genug Zeit zur Verfügung steht differenziert schauen zu können und dann eine passende Behandlung anbieten oder vermitteln zu können.
    Es ist auch dem System geschuldet , das Fehldiagnosen in beide Richtungen leider immer wieder geschehen.

    Ich denke bei Migranten bedarf es gar noch einer genaueren Diagnostik. Weil ggf. Trauma, „südländisches“ Temperament, kulturelle Unterschiede und dann mögliches oder kein ADHS noch schwieriger zu erfassen ist. Es stellt sich auch die Frage wie weit Frisch immigrierte Eltern überhaupt von unserem psychologischem Gesundheitssystem in Kenntnis sind bzw. Wie psychische Krankheiten gesellschaftlich dort gesehen bzw akzeptiert werden.

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