Dreimonatskoliken – haben Windeln etwas damit zu tun? Elimination Communication

Der Schweizer Kinderarzt Remo Largo hat in seiner Zürcher Längsschnittstudie gezeigt, dass Kinder früherer Zeiten nicht früher sauber wurden als die Kinder heute, sondern dass die Eltern sie nur viel öfter über das Töpfchen hielten. Beim Kinderarzt hören wir oft, dass die bewusste Kontrolle der Schließmuskeln (Sphincter vesicae der Blase und Sphincter recti des Darmausgangs) erst mit zwei oder drei Jahren möglich sei. Fragend oder gar verächtlich schauen wir manchmal auf die osteuropäischen Länder, wo die Kinder angeblich schon mit einem Jahr trocken sind. Wir können uns das nicht vorstellen. Meistens gehen wir davon aus, dass diese Kinder besonders streng erzogen werden und dadurch Schaden erleiden, denn nach der klassischen psychoanalytischen Theorie gibt es möglicherweise einen Zusammenhang zwischen einer strengen Sauberkeitserziehung und einer späteren Zwanghaftigkeit beim Kind.

Dabei kann es vielleicht ganz anders gehen: Im Kapitel Die anale Phase dieses Blogs machte mich eine Leserin in ihrem Kommentar darauf aufmerksam, dass windelfreie Kinder auf natürliche Weise schon sehr früh sauber sind. Der Schlüssel zu diesem Weg könnte eine feinfühlige Mutter-Kind-Bindung sein.

Vegetative Abstimmung

Ich erinnerte mich an eine Fernsehsendung, die eine Mutter in einem abgelegenen Regenwald zeigte, die vegetativ vollkommen abgestimmt auf ihr Baby war. Diese Mutter trug ihr Baby am Körper und spürte, wann das Baby sich entleeren wollte. Sie hielt es dann ab, woraufhin schon das sehr kleine Baby „machte“, ohne dass irgendetwas danebenging. Die Mutter wurde kein einziges Mal beschmutzt. Könnte es sein, dass eine frühe Sauberkeit nicht unbedingt mit einer frühen Sauberkeitserziehung zu tun hat, sondern möglicherweise mehr mit einer guten Abstimmung zwischen Mutter und Kind?

Elimination Communication (EC)

Im Internet fand ich einige Informationen zur „Diaper-free-Bewegung“ in den USA („Diaper“ = Windel) und zur „Elimination Communication“ (www.diaperfreebaby.org). Hierbei sind Mutter und Kind eng verbunden und gut aufeinander abgestimmt. Wird das Kind unruhig, zappelt es mit den Beinen und jammert es, dann spürt die Mutter, dass sie es abhalten muss. Das funktioniert nach Meinung der Befürworter schon im frühen Säuglingsalter, denn auch Säuglinge haben einen natürlichen Instinkt, sich selbst nicht zu beschmutzen. Sie wollen nicht in die Windel machen.

Ich dachte an die vielen Babys, die sich winden und vergeblich „drücken“. „Dreimonatskoliken“ lautet die Diagnose oft und wird damit begründet, dass der Darm sich erst an die Außenwelt gewöhnen müsse, dass er sich umstelle und reife. Doch so richtig weiß es niemand. Manche gehen von Gelenk- oder muskulären Problemen aus („KISS-Syndrom“), andere betonen den Zusammenhang mit der Zahnentwicklung.

Vielleicht könnte man ja einmal einen Therapieversuch mit der der „Elimination Communication“ (EC) machen. Vielleicht will das Baby sich tatsächlich nicht beschmutzen und wehrt sich gegen die Windel. Wenn die Babys auch noch nicht bewusst die Darmausgangs- und Blasenmuskeln kontrollieren können, so zeigen sie doch durch Unruhe an, wann sie sich entleeren wollen.

Babys spüren von Anfang an, wenn „etwas kommt“. Warum auch nicht? Sie spüren ja auch Hunger und Schmerz. Und die Mutter kann es erkennen. „Neugeborene entleeren sich etwa alle 20 Minuten (Urin oder Stuhl), etwas ältere Babys etwa alle 40 Minuten“, sagt Maggie Howell im Youtube-Video (Min. 3.14). Im Schlaf urinieren Babys nicht (siehe auch die Studie von CK Yeung et al., 1995).

Wenn die Mutter die Zeichen ihres Babys erkennt, kann sie das Baby rechtzeitig über einem Gefäß abhalten. Diese Technik ist wohl für die meisten hierzulande sehr gewöhnungsbedürftig und oft auch nicht praktikabel, denn viele Kinder entleeren sich zum Beispiel während des Stillens. Der Anblick von Müttern, die ihrem Kind während des Stillens ein Gefäß unterstellen, ist uns überhaupt nicht vertraut und vielleicht auch abstoßend. In der Natur warmer Länder können die Mütter ihr Baby während des Stillens in der Hocke auf ihren gespreizten Beinen lagern, sodass die Babys während des Stillens einfach unter sich lassen können.

Die dreifache, britische Mutter Maggie Howell (Youtube) erklärt, wie die „Elimination Communication“ auch in unseren Breiten funktionieren kann. Sie erklärt auch, wie das Baby sich streckt, wenn es nicht aufs Töpfchen will. Die Mutter erkennt also auch die Zeichen der Abwehr und lässt das Baby dann in Ruhe. Dieses Miteinander ist weit entfernt von Töpfchenerziehung – vielleicht müssen wir es langsam wieder erlernen.
„Satte Babys, die sich wohl und sicher fühlen, verhalten sich ruhig. Sobald sie anfangen, unruhig zu treten, heißt das, dass sie sich entleeren müssen.“ … „Als ich erkannt habe, wie mein Baby mit mir kommuniziert, konnte ich es nicht mehr ignorieren.“
Maggie Howell

Verwandte Artikel in diesem Blog:

Links:

„Micturition never occurred during quiet sleep. There was cortical arousal in response to a full bladder even in new-born infants. This contradicts the traditional concept of a totally uninhibited bladder in infancy.“ (Übersetzt von Voos: Wasserlassen kam nie während des ruhigen Schlafes vor. Es konnte eine kortikale Erregung als Reaktion auf eine volle Blase festgestellt werden, sobar bei Neugeborenen. Diese Ergebnisse widersprechen dem traditionellen Konzept einer völlig unkontrollierten Blase in der Säuglingszeit. CK Yeung et al. (1995):
Some new insights into bladder function in infancy
British Journal of Urology, Volume 76, Issue 2, pages 235-240, August 1995
Article first published online: 21 NOV 2008, DOI: 10.1111/j.1464-410X.1995.tb07682.x
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1464-410X.1995.tb07682.x/abstract

„Seasonal variation, depth of sleep, size of family, birth rank, age of mother, child’s usual bedtime, occupational class, financial status, and separations could not be shown to influence sphincter control. There was a tendency for bladder control at night to be delayed in children (aged 30–42 months) whose mothers went out to work when they were 6–12 months old, suggesting that there may be a critical period for nocturnal control of the bladder.“
Zena Stein, Mervyn Susser (1967):
Social Factors in the Development of Sphincter Control
Developmental Medicine & Child Neurology
Volume 9, Issue 6, pages 692-706, December 1967
DOI: 10.1111/j.1469-8749.1967.tb02352.x
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1469-8749.1967.tb02352.x/abstract

Issenman Robert et al.:
A Review of Bowel and Bladder Control Development in Children
How Gastrointestinal and Urologic Conditions Relate to Problems in Toilet Training
Pediatrics Vol. 103 No. Supplement 3 June 1, 1999, pp. 1346 -1352
http://pediatrics.aappublications.org/content/103/Supplement_3/1346.short

Daniela Schlutz-Lampel et al.:
Einnässen beim Kind
Ärzteblatt, Oktober 2011
http://www.aerzteblatt.de/pdf/PP/10/10/s471.pdf

Kamleitner, Katrin (2010):
Enuresis und Enkopresis aus psychoanalytisch-pädagogischer Perspektive.
Diplomarbeit, Universität Wien. Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
BetreuerIn: Wininger, Michael
http://othes.univie.ac.at/11970/

Patrick Meunier und Pierre Mollard (1977):
Control of the internal anal sphincter (manometric study with human subjects)
Pflügers Archiv European Journal of Physiology
Volume 370, Number 3 (1977), 233-239, DOI: 10.1007/BF00585532
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/563054/

Lehmann, Mandy (2007):
Entwicklung der Blasenfunktion bei Kindern und Jugendlichen mit neurogener Blasenfunktionsstörung
Dissertation 2007, Uni Greifswald
https://epub.ub.uni-greifswald.de/frontdoor/index/index/searchtype/simple/query/%2A%3A%2A/browsing/true/yearfq/2006/start/12/rows/1/nav/next/docId/322

Enkopresis: Ein Literaturüberblick von 1988 bis 1998
Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Verlag Verlag Hans Huber, Heft Volume 27, Number 4 / 1999
Seiten 267-276, DOI 10.1024//1422-4917.27.4.267
https://econtent.hogrefe.com/doi/10.1024//1422-4917.27.4.267

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 14.10.2012
Aktualisiert am 20.12.2023

12 thoughts on “Dreimonatskoliken – haben Windeln etwas damit zu tun? Elimination Communication

  1. Dunja Voos sagt:

    Liebe Katty,

    vielen Dank für Ihren Beitrag! Ich denke ganz genauso!
    Wenn sich ein Baby so streckt, wenn es zappelt, unruhig wird und nölig, fragen sich die Leute: Ist es zu warm, zu kalt? Hat es Durst? Hat es Hunger? Aber sie fragen nie: Will es sich vielleicht einfach entleeren und will es nicht in die Windel machen? Ich freue mich sehr, dass wir langsam aber sicher in die richtige Richtung gehen.

    Viele Grüße
    Dunja Voos

  2. Katty sagt:

    Ich habe 2 Kinder. Kind 1 normal mit Windeln groß geworden als Schreibaby mit „Drei-Monats-Koliken. Windelfrei hab ich damals als grad modernen Humbug abgetan. Kind 2 hat in den ersten Wochen fast ausschließlich auf dem Wickeltisch bei offener Windel gemacht. Meine Hebamme sagte dann wenn ich genau wüsste dass das Kind jetzt in die offene Windel macht kann ich es auch gleich übers Klo halten. Gesagt, getan. Seitdem regelmäßiges Abhalten, viel nackig
    Strampeln. Vor ein paar
    Wochen las ich dann das genau das windelfrei ist. Ups! Interessanterweise zeigt mit mein Baby auf die Art und Weise an dass es muss wie bei meinem Sohn die Schreiattacken anfingen. Es ist wirklich genau das gleiche Zappeln und Abdocken und der gleiche Tonfall. Und so frage ich mich, ob ich denn nicht selber Schuld bin am Drama mit dem Großen und ihn nur hätte abhalten müssen?! Vermutlich schon! Leute heut auf Eure Babys zu quälen und gebt windelfrei eine Chance. Seit nicht so dumm wie wir bei Kind 1!

  3. Sabrina sagt:

    Hallo,
    ich hätte da eine Frage, gibt es ein richtig oder ein flasch wenn ein oder beide Elternteile zwanghaft sind bzw die Mutter wirklich unter Zwangsstörungen leidet und sogar in behandlung ist, wie man dann die Kinder in der analen Phase „behandelt“ damit sie so eine Zwangsneurose eben nicht entfalten.
    Das heisst ist die Windelfreibewgung dann Sinnvoll, oder einfach nur Kinder so lange in die Windel machen zu lassen bis sie selber aufs Töpfchen gehen.
    Ich habe ein kind im alter von 2 Jahren der noch in die Windel macht und das Töpfchen bis land nur spielerisch sieht, sich mal draufsetzt oder auch mal eine Puppe.
    Mein Säugling verusche ich mit Stoffwindeln zu wickeln. Ist es also ratsam mit dem EC also Windelfreibewegung anzufangen, oder kann man sagen, aus der westlichen Sicht gesehen einfach warten bis das Kind selber aufs Töpfchen geht.
    Zu mir, ich selber komme aus Osteuropa wo es früher „normal“ war das Kinder mit 1 Jahr trocken waren, ich war angeblich ca mit 1 1/2 Jahren trocken. Dann noch mit dem Aspekt des Aberglaubens und ich weiss leider nicht wieso noch, entsanden bei mir in der Jugend Zwänge.

    Gibt es also einen weg das man seine eigenen Kinder vor sowas Schützen kann, vorallem wenn in der Famile Zwänge ( evtl auch vll Süchte ) bekannt sind.

  4. Agnes sagt:

    Ich habe mit zwei Kindern EC (Elimination Communication) gemacht, mit meinem ersten Kind nur halb (intuitiv, ohne zu wissen, dass das einen Namen hat). Meine Bilanz sieht so aus:

    – Kind 1 ab 11 Monate regelmäßig Töpfchen angeboten, was auch gerne genutzt wurde. Bis dahin voll gewindelt. Das Kind hatte später leichte Probleme mit dem komplett sauber Werden, weil es lange eingehalten hat in Windelzeiten und sich daran gewöhnt hatte. Nicht schön.
    – Kind 2 ab Geburt mit Abhalten und trotzdem Windeln. Hat es aber kaum/selten benutzt. Ab 3 Wochen war das Kind nahezu komplett sauber. Ja, richtig gelesen, als es 3 Wochen alt war hat es aufgehört, Stuhl in der Windel abzusetzen und sich dafür immer gemeldet. War mit 18 Monaten Tag und Nacht komplett ohne Windel, was gar nicht das Ziel war, aber wenn die Windel halt mehr als eine Woche nicht mehr benutzt wurde kann man sie dann ja auch weglassen.
    – Kind 3 ab Geburt ebenso mit Abhalten und Windeln. Selbes Ergebnis wie Kind 2. Thema Klogang ist kein Thema sozusagen, sie spüren, wann sie müssen und gehen auf’s Klo, es gab nie Unfälle. Einfach erstaunlich.

    Meine Beobachtungen sind also: Meine Babys wollen auch schon als ganz kleine Säuglinge ihre großen Geschäfte nicht in die Windel machen. Auch über das Pipi hatten sie recht früh gute Kontrolle. Die beiden Kleineren hatten nie Probleme mit Verstopfung oder mit dem sauber Werden, auch nicht mit Dreimonatskoliken. Auch kleine Babys können zwar nur kurz, aber sie können eine Weile aushalten. Und wenn es mal daneben geht ist es auch nicht schlimm.

    Das Abhalten/EC ist in meinen Augen einfach eine vergessene Kulturtechnik, um den Bedürfnissen von Babys nachzukommen. Aber es spricht sich immer mehr herum, das ist gut, denn ohne dieses Wissen fehlt Eltern ein wichtiger Baustein, um ihr Kind zu verstehen, und das ist die Basis für eine gelingende Beziehung. Einen Kurs oder besondere Ausstattung braucht man dafür aber nicht aus meiner Sicht. Es gibt so viele Informationsquellen, Bücher und Austauschplattformen dazu im Internet, dass ich vielerlei Erfahrungsberichte nachlesen und so meinen eigenen Weg finden konnte.

    Meine Quellen waren:
    Laurie Boucke – Topffit
    http://www.diaperfreebaby.org
    Das Rabenelternforum http://community.rabeneltern.biz (Forum „Mit und ohne Windeln“)
    Das Stillen-und-Tragen-Forum http://www.stillen-und-tragen.de (Forum „Windelfrei-Ecke“ und „Windelfrei-Berichte“)

    Herzlichen Dank, dass Sie das Thema aufgegriffen haben!

  5. JoVo sagt:

    Danke für den sehr interessanten Artikel und den weiteren Grund, es mit Windelfrei zu versuchen.

    Auch für Sichtweise zum Thema „mit einem Jahr trocken“ möchte ich mich bedanken. Jede Epoche hat ihre Glaubenssätze und unser Glaubenssatz der heutigen Zeit lautet wohl: Das Kind bloß nicht zu früh zum Trocken werden zwingen, damit es später nicht „zwanghaft“ wird.

    … noch kann ich nicht viel sagen, doch ich werde über diesen Aspekt nachdenken.

  6. Lena sagt:

    Hallo,
    auch wir halten jetzt schon das dritte Baby ab und sind überzeugt von Windelfrei zur Kommunikation.
    Unsere Tochter brachte uns dorthin und zeigte uns, wie es geht – sie tolerierte die Windel fast gar nicht und weinte, wenn sie Pipi hineingemacht hatte. Jetzt mit unserem Sohn kann ich nur bestätigen, daß man mit Windelfrei sozusagen auch blähungsfrei wird :-)
    Ich bin inzwischen auch Windelfrei Coach und freue mich, daß dies immer bekannter wird – und helfe dabei gern mit :-)

  7. Katharina B. sagt:

    Ein weiterer Link im Deutschsprachigen Raum wäre das Artgerecht-Projekt, das auch Windelfrei-Kurse anbietet:
    http://www.artgerecht-projekt.de/

  8. Alja sagt:

    Seit meine Tochter 4 Wochen ist, halte ich sie erfolgreich ab. Genau zu dieser Zeit ging ihre 3-Monats-Kolik wie durch „Zauberhand“ weg. Sie wurde sichtlich zufriedener. Ich bin so froh, dass ich auf Windelfrei gestoßen bin. :)

  9. Franziska K. sagt:

    Hallo Frau Voos,
    Meine beiden Kinder wachsen auch „windelfrei“ auf, das eine ab 3 Monaten, das andere ab Geburt.
    Vor den Kindern dachte ich auch, dass “ die Babys auch noch nicht bewusst die Darmausgangs- und Blasenmuskeln kontrollieren können“, wurde aber schnell eines Besseren belehrt.
    Nicht nur nehmen die Kinder wahr, wenn sie mal müssen, sie warten (nicht immer) auch, bis sie ausgezogen sind und auf Topf oder Toilette sitzen oder an den Baum gehalten werden.
    Sie können sogar (mit wenigen Monaten) während des Pullerns anhalten, und wieder loslassen!
    Es ist ein verloren gegangenes Wissen, dass Babys auch in dieser Hinsicht sehr kompetent sind, und von uns Bezugspersonen ein wenig Unterstützung brauchen, um „sauber zu bleiben“.
    Meine eigenen Erfahrungen können viele Eltern windelfreier Babys bestätigen.
    Es gibt mittlerweile auch Kurse zu dem Thema, um Eltern das verlorene Wissen zurückzugeben, damit sie die Signal der Babys deuten lernen und nicht ihrem Kinderarzt der „alten Schule“ glauben, der behauptet, Babys und Kinder unter 2 Jahren hätten keine Kontrolle über ihre Schließmuskeln.
    Weitere Informationen finden Sie unter
    http://www.babysohnewindeln.de
    Herzliche Grüße

  10. Moritz' Mama sagt:

    Wir halten unser Baby, geboren im Oktober 2012, auch ab, seit er 2,5 Monate alt ist. Ich kann den Kommentar von J. Böhm zu 100% unterschreiben. Ich bin der Meinung, dass alle Babys Blähungen haben und „drücken“ müssen. Die meisten machen das ohne viel Theater und erst zum Abend hin wird das für alle Beteiligten mitunter zur Qual, vor allem wenn der Tag davor stressig war. Die meisten Babys sind abends angespannt/überreizt. Manche sehr sensible oder gestresste babys aber auch mal tagsüber. Und wenn sie dann eh schon am limit sind, ist so ein quersitzender Pups natürlich kaum auszuhalten. Dagegen helfen übrigens auch keine Salben, Tropfen, Tees oder Zäpfchen. Und um dem Baby dann zu helfen, den quersitzenden Pups oder auch die drückende volle Blase schneller loszuwerden, ist es ein Leichtes es einfach abzuhalten. Ende der Geschichte. Seit ich mein Baby abhalte, weint er weniger und „Koliken“ oder abendliche Schreistunde waren auch kein Thema mehr. Ich kann nur allen Eltern raten, es einfach mal auszuprobieren. Es kostet nichts außer ein bisschen Überwindung, die Windel auszuziehen und aus zu lassen. Man hat übrigens mit ein wenig Übung weniger Arbeit als beim Vollzeitwickeln, da man z.B. keine Popos mehr „freikratzen“ muss und das komplette Umziehen entfällt, da es keine „Rückenkrabbler“ gibt.
    Eine weitere Vermutung meinerseits als Ursache von „Koliken“ ist übrigens nicht nur generell der Gebrauch von Windeln sondern vor allem auch wie fest diese geschlossen werden. Meine Hebamme erklärte mir anfangs, dass man Windeln gar nicht fest genug schließen könne. Was ein Quatsch! Jeder, der schon einmal den ganzen Tag eine zu enge Hose an hatte, weiß, dass man davon abends eher Blähungen bekommt und wie weh der Bauch nach einer Zeit weh tun kann, wenn er die ganze Zeit eingequetscht wird. Bei Jungs kommt noch hinzu, dass der kleine Pullermann sich beim Lospieseln automatisch etwas anhebt, was in der frischen Windel noch möglich ist, aber sobald das Sauggel durch Kontakt mit Feuchtigkeit schon aufgequollen ist, ist dafür kaum mehr Platz. Daher kann der kleine Junge dann schlechter loslassen und muss vielleicht wegen des steigenden Drucks weinen. Das ist meine Interpretation dafür, warum Jungs eher an „Koliken“ leiden als Mädchen.

  11. Ja wir praktizieren mit unserem Baby auch windelfrei. Es ist mit 6 Monaten fast trocken und gibt regelmäßig Handzeichen, wenn es muss. Wir haben nach etwa 2 Wochen nach Geburt mit windelfrei angefangen. Meine Freundin ist Windelfrei Coach und schreibt regelmäßig über ihre Erfahrungen. Ihre Selbstexperimente sind legendär, da man hier erkennen kann das sich das Ausscheidungsverhalten des Kindes innerhalb der ersten Monate deutlich verändert. Der erste Teil der Reihe ist besonders beliebt, da er auch ein wenig die Grundlagen von Windelfrei erläutert:

    http://trainyabrain-blog.com/2013/01/ein-tag-ohne-windeln/

    Unser Kinderarzt unterstützt Windelfrei übrigens auch – wegen der Windeldermatitis usw, sodass wir regelmäßig Windelfrei-Kurse in seiner Praxis anbieten können. Windelfrei ist mehr als nur keine Windeln zu benutzen, es ist eine Methode, die Kommunikation zwischen Eltern und Kind zu verbessern – und dies wirkt sich nicht nur hinsichtlich der Trockenheit aus. Sondern man erkennt auch leichter, was das Baby für Sorgen hat. Das finde ich für mich als Vater am besten – ich weiß häufig, warum unser Baby schreit und bekomme es auch schnell zur Ruhe. Das habe ich Windelfrei zu verdanken – ich wäre nie darauf gekommen, dass Babies schon so gut kommunizieren können.

    Viele Grüße
    Marcus Krahlisch

  12. J. Böhm sagt:

    Ich halte meine mittlerweile 10 Monate alte Tochter seit ihrer Geburt zum Ausscheiden ab. Meine Mutter war diesem Konzept gegenüber anfangs skeptisch. Ich muss dazu sagen: Sie ist Ärztin und hielt das bei uns präsente Mindset, Babies könnten ihre Ausscheidungen nicht kontrollieren, wie fast alle Menschen auch, für selbstverständlich – man nimmt diese Information auf und stellt sie nicht infrage. Mittlerweile hält sie ihre Enkelin begeistert ab und berichtet nach dem Babysitten immer ganz stolz von den Erfolgen. Auch bei meinen Freunden und Bekannten habe ich das Konzept bekannt gemacht. Vielleicht finden sich ja in meinem Umfeld einige Nachahmerinnen unter den werdenden Müttern. Es ist schließlich so einfach, schön und praktisch und das Baby freut sich so sehr, wenn man ihm dabei hilft, sich sauber zu erleichtern. Meine Tochter hüpft mir, wenn ich sie abhalte, manchmal vor Freude förmlich aus den Händen. Deshalb bin ich mittlerweile dazu übergegangen, sie, nachdem sie signalisiert hat, dass sie mal muss, aufs Töpfchen zu setzen. Wenn sie fertig ist, krabbelt sie weg. Ich lobe sie dann, wische ihr den Po ab und wir bestaunen beide ihr Geschäft und gießen es feierlich in die Toilette. Wenn mir jemand sagen würde, ich würde meine Tochter quälen und mit verfrühter Sauberkeitserziehung unter Druck setzen, wäre ich wirklich schockiert. Denn das ist windelfrei gerade NICHT. Es ist ein Konzept, das auf Intuition, Bindung, positive Bestärkung und Körperkontakt setzt. Ich kann es nur jeder (werdenden) Mutter ans Herz legen, es einmal auszuprobieren :-)
    Prominente deutsche Windelfrei-Mütter sind u.a. Julia Dibbern (http://www.juliadibbern.de/) und Nicola Schmidt (http://windelfrei.blog.de/).

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