Schizoide Persönlichkeitsstörung – wenn das Leben unaushaltbar wird

Die Diagnose „Schizoide Persönlichkeitsstörung“ wird meiner Erfahrung nach immer seltener gestellt – ich erkläre mir das mit der Nähe des „Störungsbildes“ zu den Autismus-Spektrum-Störungen. Als Betroffener bist Du vielleicht jemand, der sich gerne zurückzieht. Du bist vielleicht beruflich genial und sehr gewissenhaft. Viele „Schizoide“ sind intellektuelle Menschen. Vielleicht beschäftigst Du Dich außerordentlich gerne mit theoretischen Dingen und es fällt Dir schwer, zu anderen eine emotionale Nähe aufzubauen. Möglicherweise hast Du in Deiner vorsprachlichen Zeit als Baby psychisch krankmachende Traumata erlitten wie z.B. medizinische Eingriffe, lange Trennungen von der Mutter oder Krankenhausaufenthalte.

Wenn Du selbst diese Diagnose erhalten hast, dann gehörst Du vielleicht zu den Menschen, deren Persönlichkeit recht beständig ist. Wichtig: Die „Schizoidie“ ist nicht zu verwechseln mit der Schizophrenie.
ICD-10: Schizoide Persönlichkeitsstörung: F60.1 | ICD-11: Schizoid 6D10.X/6D11.1 (empfehlenswert hierzu der Beitrag von Professor Stefan Döring: ICD 11 und Persönlichkeitsstörungen, PDF)

Die stark ausgeprägte Form der schizoiden Persönlichkeitsstörung heißt „schizotype (= schizotypische) Persönlichkeitsstörung“. Das Wortteil „schizo“ bedeutet „gespalten“. Bei der Schizoidie können Denken und Fühlen relativ stark voneinander getrennt sein. Viele schizoide Menschen können exzellent logisch denken, aber es fällt ihnen – insbesondere innerhalb einer Beziehung – schwer, einen Zugang zu ihren Gefühlen zu finden bzw. darüber zu sprechen. Der Hauptaffekt ist häufig die Wut. Auch Rache, die sich ursprünglich gegen die Eltern richten soll oder auch ungerichtet ist, wird häufig an anderen ausgeübt.

Du wirst vielleicht häufig von Gefühlen übermannt

Gefühle von Wut, Schuld, Scham, Trauer oder Trennungsangst bedrohen Dich innerlich vielleicht manchmal sehr. Heute weiß man, dass z.B. frühe Trennungen von der Mutter oder frühe medizinische Eingriffe auf gewisse Weise „erinnerbar“ sind – die frühen schrecklichen Gefühle tauchen im Erwachsenenleben möglicherweise wieder auf, z.B. als Spannungen, über die man kaum sprechen kann oder die kaum zu beeinflussen sind. Du wirst von Deinen Gefühlen vielleicht manchmal regelrecht übermannt.

In Lehrbüchern heißt es, dass Menschen mit einer schizoiden Persönlichkeitsstörung häufig die Abwehrform der „projektiven Identifizierung“ nutzen, was allerdings meistens unbewusst abläuft. In der frühen Entwicklung ist die projektive Identifizierung eine wichtige Form der Kommunikation zwischen Mutter und Kind. Wenn die Mutter zu dieser Kommunikationsform nicht zur Verfügung steht, kann es sein, dass die Kinder auf dieser Stufe quasi steckenbleiben.

Wenn Deine Mutter Dir nicht oft genug und ausreichend angepasst auf Deine Gefühle antworten konnte, z.B. weil sie abwesend oder selbst gestresst oder traumatisiert war, dann konntest Du Dich in Deiner Gefühlswelt nicht gut einrichten. Man sagt, dass die Betroffenen ihre Gefühle, aber auch Persönlichkeitsanteile, die sie an sich auf keinen Fall ertragen können, bei anderen unterbringen, sodass der andere auf einmal starke Gefühle erlebt. Der andere wird auf einmal wütend, fühlt sich schuldig oder bekommt eine namenlose Angst. Auch die guten Seiten können so in den anderen verlegt werden, dass nur der andere sie spürt. So kann sich der andere möglicherweise auf einmal stark fühlen, während Du Dich selbst geschwächt fühlst.

Die „projektive Identifizierung“ ist einerseits eine Abwehrform, andererseits aber auch eine gesunde Kommunikationsform. Kleine Kinder entwickeln sich psychisch unter anderem über die „projektive Identifizierung“ und werden psychisch krank, wenn sie zu wenig Gelegenheit zur „projektiven Identifizierung“ haben.

Frei und unabhängig

Vielleicht haben Dich sehr frühe, erschreckende Erfahrungen dazu gebracht, die Abhängigkeit zu scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Vielleicht leidest Du unter Ekzemen, Schuppenflechte oder Asthma – symbolisch gesprochen könnte dies Deine schwierigen Erfahrung mit mangelnder (oder gewaltvoller) Berührung widerspiegeln. Dieses Phänomen findet sich häufig auch bei Erwachsenen, die als Babys die Vojta-Therapie erhalten haben. Sich nicht berühren lassen zu können ist aus meiner Sicht eine der schlimmsten Formen psychischer „Behinderung“. Mit viel Geduld und Mühe lässt sich meiner Erfahrung nach die Berührungsfähigkeit zB. durch intensives Yoga oder in einer Analytischen Psychotherapie (wieder-)herstellen. Somit können sich vielleicht auch erstmals Gefühle von „Sinn“ und Lebensfreude entwickeln.

Vielleicht wird Dir manchmal gesagt, Du wirktest kühl oder nur oberflächlich freundlich – oder Du kommst Dir sogar selbst abweisend vor. Innerlich aber bist Du möglicherweise reich an Phantasie. Wenn Du Filme schaust und für Dich bist, dann kannst Du wahrscheinlich sehr wohl mitfühlend und gerührt sein. Das macht vielleicht deutlich, dass die Nähe zum anderen Menschen vielleicht wie ein Störfaktor wirkt. Vielleicht bemerkst Du auch, dass Du bei zwischenmenschlichen Spannungen besonders verletzend und schroff sein kannst. Die „Fähigkeit“, einen anderen besonders zu verletzten, zeigt auch eine Art von „Empathie“ – Du musst Dich ja in den anderen hineinversetzen können und ihn sehr gut kennen, damit Du „weißt“, wie Du ihn verletzen kannst. Gleichzeitig bekommt ein Außenstehender vielleicht eine Ahnung davon, wie sehr Du selbst vielleicht verletzt wurdest.

Viele schizoide Menschen beäugen alles kritisch und neigen zum Nihilismus. Noch einmal, so wie als Baby, passiv oder ohnmächtig zu sein, gehört für viele Betroffene mit zu den schlimmsten Vorstellungen. Das könnte mit ein Grund sein, warum schizoide Menschen eher selten „gläubig“ oder religiös sind, denn „Glauben“ heißt oft auch „Sich hingeben“, Geschehenlassen und anerkennen, dass wir auf vieles keinen Einfluss haben. Andererseits neigen schizoide Menschen oft zur Zwanghaftigkeit und Rituale (z.B. Weihnachten, Geburtstage) bedeuten ihnen viel. Vielleicht bist Du sehr gewissenhaft und kümmerst Dich gut um Deine Beziehungen. Dennoch fühlst Du vielleicht recht oft eine bestimmte Leere in Dir (wie wahrscheinlich alle Menschen ab und an). Vielleicht hast Du schon früh Deine Lebensfreude verloren, weil Du vielleicht das Gefühl hast, auf keine einzig gute Beziehung zurückgreifen zu können. .

Vielleicht kennst Du auch das: Du nimmst vieles sehr wörtlich (konkretistisches Denken) und denkst weniger symbolisch oder vergleichend. Du sagst vielleicht seltener: „Es ist, als ob …“, sondern drückst Dich sehr konkret aus („Das ist so. Das wird nicht passieren.“) Psychologen sagen dazu, dass der „Als-Ob-Modus“ seltener vorkommt und häufiger ein „Modus der psychischen Äquivalenz“ vorhanden ist („So wie ich die Realität sehe, so ist sie auch.). Vielleicht hast Du einen Beruf gewählt, indem insbesondere das „Denken“ gefragt ist – so werden viele Menschen mit einer schizoiden Störung zum Beispiel Mathematiker oder Informatiker.

Es gibt viele Ausprägungen und Facetten

In den letzten Jahren wird in der Psychotherapie immer weniger „kategorisiert“. Der Mensch lässt sich eben nicht in eine Schublade stecken. Heute werden psychische Störungen eher „dimensional“ abgebildet, das heißt, es gibt viele Skalen (wie z.B. von freundlich bis feindselig), auf denen man sich fein abgestimmt verorten kann. Manche Menschen sind tendenziell schizoid – sie sind mit ihrer logischen Denkfähigkeit gesegnet, aber durchaus auch vertraut mit ihrer Gefühlswelt oder zufrieden mit ihren Beziehungen. Andere leiden unter einer so stark ausgeprägten schizoiden Störung, dass sie fast ständig in Angst sind oder mit Suizidgedanken zu kämpfen haben. Viele fühlen sich mitunter entsetzlich gefangen in dieser Welt. Manche leiden an einem fast unaushaltbaren Gefühl der Einsamkeit und fühlen sich von anderen und vom Leben abgeschnitten – was wiederum die mögliche frühe Erfahrung des Getrenntseins widerspiegeln könnte. Abwesenheit ist sehr schwer zu ertragen.

Viele Betroffene leiden scheinbar unter einem ausgeprägten Narzissmus, denn sie wirken arrogant und tun sich in intimen Beziehungen schwer. Doch ist Arroganz oft ein Zeichen für die Enttäuschung darüber, dass man in der Tiefe schon wieder nicht verstanden wurde. Es kann auch Ausdruck des Neids sein, dass es anderen sichtlich besser geht und sie sich nicht so viel so hart erarbeiten mussten. In einem Interview hörte ich den Schriftsteller Martin Walser (1927-2023, Wikipedia) sinngemäß so etwas sagen wie: „Ich kann doch auch nichts dafür, dass ich es einfach besser wusste.“

Sinnlosigkeit und Leere

Nicht selten leiden Schizoide so sehr unter einem Gefühl innerer Leere, dass sie einen Psychotherapeuten oder Psychoanalytiker aufsuchen. Das kann zu einer Zeit passieren, in der sie so an ihrem inneren Schmerz leiden, dass sie ihrem Leben am liebsten ein Ende setzen würden.

„Das Schlimmste ist, wenn man freundlich zu mir ist. Ich fühle mich dann oft sofort manipuliert“, sagt ein Betroffener.

Wenn Du an einem frühen Trauma leidest und die Diagnose „Schizoide Persönlichkeitsstörung“ hast, spricht man auch von „Primärer Schizoidie“. Solltest Du erst später Traumatisches erlebt und Dich infolgedessen zurückgezogen haben, leidest Du an einer sogenannten „Sekundären Schizoidie“. Auch hier wieder lässt sich das wohl nur eher theoretisch formulieren. Im Alltag lassen sich diese Formen nicht so leicht trennen, denn viele Kinder erleben es von Beginn an, in ihren Gefühlen nicht verstanden oder ernstgenommen zu werden und werden dann später nochmals vom Schicksal geschlagen. Vielleicht hast Du auch über viele Jahre Vernachlässigung oder Gewalt in der Familie erlebt, sodass sich die vielen, auch „kleineren“ Verletzungen, über die Jahre zu einer „Komplextraumatisierung“ angehäuft haben.

Therapie

Vielen Betroffenen hilft eine Analytische Psychotherapie bzw. Psychoanalyse, denn hier können Analytiker und Patient genau untersuchen, was in einer Beziehung passiert. Durch so eine intensive Therapie gelingt es Dir vielleicht, Dich wieder „vollständiger“ zu fühlen und Deinen Körper und Deine Emotionen wieder mehr zu Deinem „Eigenen“ werden zu lassen. Emotionale Berührung kann im Laufe der Zeit möglich werden, was meistens mit einer Rückkehr von Lebensfreude verbunden ist.

Der Psychoanalytiker bemüht sich darum, gut zuzuhören. Infolge seiner eigenen Lehranalyse gelingt es ihm möglicherweise recht oft, Deine Gefühle zu verstehen und mitzufühlen, ja auf gewisse Weise mitzuleiden. Man sagt: Der Analytiker „containt“ die Gefühle der Patienten. Dann spricht der Psychoanalytiker aus, welche Bilder ihm gekommen sind und welche Gefühle er bei Dir vermutet. Dies kann ein sehr heilsamer Vorgang sein, der sich normalerweise zwischen einer gesunden Mutter und ihrem Kind über viele Jahre wiederholt abspielt. Wenn sich der Psychoanalytiker in Deinen Schmerz, Deine Einsamkeit und Leere oder Deine unaushaltbaren Gefühle so gut wie möglich einfühlen kann, dann erfährst Du vielleicht erstmals in Deinem Leben emotionale Berührung, die so ist, dass Du nicht weglaufen musst (siehe: Präsenz als Wirkfaktor). Es kann in gutem Sinne das Gefühl einer „zweiten Haut“ entstehen, sodass möglicherweise auch Deine – falls Du welche hast – Ekzeme zurückgehen.

Mit der Zeit kannst Du Dir Deine Innenwelt erobern und leichter in Deinen Grenzen bleiben. Das heißt, dass Du besser spürst, was Du fühlst. Du kannst Dich besser beobachten und musst nicht „am anderen“ Deine unaushaltbaren Gefühle abhandeln. Insbesondere, wenn Du lernst, Schuldgefühle besser zu ertragen und sie in Dir zu „halten“, funktionieren Deine Beziehungen besser. Schließlich werden auch unbewusste „falsche“ Schuldgefühle gefunden, sodass Du vielleicht große Erleichterung verspürst („Von mir fiel die Schuld ab wie Steine von den Schultern“, sagen manche). Du kannst Dich dann auch besser als getrennt vom anderen erleben, ohne Dich so immens verloren zu fühlen.

Verwandte Artikel in diesem Blog:

Therapeutenadressen:

Links:

Schizotypal Personality Questionnaire (SPQ, 1991):
https://web.sas.upenn.edu/araine/about-cv/

Siegfried Elhardt:
Tiefenpsychologie
Kohlhammer Stuttgart, 2001: 117-119
medimops.de

Michael Ermann:
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Ein Lehrbuch auf psychoanalytischer Grundlage
Kohlhammer, Stuttgart 2004: 180-183
medimops.de

VG-Wort Zählmarke im ersten Absatz (06a9210c535e4a11bec5a9ec885d1838)

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht im Jahr 2006.
Aktualisiert am 15.1.2024

39 thoughts on “Schizoide Persönlichkeitsstörung – wenn das Leben unaushaltbar wird

  1. Elise sagt:

    „Der Hauptaffekt ist häufig die Wut. Auch Rache, die sich ursprünglich an die Eltern richten soll, wird häufig an anderen stellverstretend ausgeübt.“
    In den ganzen Jahren die ich mit der SPS lebe, habe ich sowas noch nie gehört und selbst erlebt auch nicht, wobei ich Gründe genug dafür hätte.
    Bei mir ist das am meisten ausgeprägte Gefühl „Angst“, ich bin fähig Frust zu empfinden, jedoch reine Wut empfand ich bis jetzt nicht, die Wut geht immer in Frust über. Ich selbst kenne keinen Mitbetroffenen bei dem ich das bestätigen könnte.

    Als es zu dem Punkt „projektiven Identifizierung“ kam, war es ebenfalls etwas neues was ich über die SPS nie gehört hatte.
    Allgemein der ganze „Gefühle werden Abgewehrt“ Abschnitt ist für mich fremd, es verursacht bei mir Zweifel und es kommt der Gedanke „Hab ich die falsche Diagnose?“
    Mir ist bewusst das nicht jede/r SPS betroffene gleich ist.
    Ich empfinde es als einerseits belastend, nicht fähig zu sein Emotionen zu empfinden wie es eine „normale“ Person tut und andererseits finde ich es als erleichternd, kein Gefangener von Emotionen zu sein.

    Mit dem Leid des Schizoiden finde ich mich wieder, ich empfinde mich auch als Gefangen in dieser Welt und als ewiger Beobachter, der nie fähig sein wird Emotional am Leben teilzunehmen.

    Der Abschnitt „Nähe“ beschreibt zu nächst extrem Fälle, was irreführend für nicht Betroffene wirken kann.
    Denn es gibt einen klaren Unterschied zwischen emotionaler und physischer Nähe.
    Bei mir ist es physisch eine starke Abneigung, jedoch bin ich fähig zu tolerieren. Bei der emotionalen Nähe, nun ich bin oft überfordert von den Emotionen und Gefühlen von anderen Menschen, auch wenn es meine Geschwister sind.

    Alles andere nicht erwähnte, überkreuzt sich mit dem schon von mir bekannten und bewährten.

  2. Dunja Voos sagt:

    Lieber Chrisp,
    ich freue mich sehr über Ihre Nachricht, ganz herzlichen Dank!
    Ebenso herzliche Grüße,
    Dunja Voos

  3. Chrisp sagt:

    Hallo Frau Voss,

    ich habe die Kommentare -noch- nicht gelesen, weil ich Sorge hatte, dass sie meinen ERSTEN Eindruck verwässern. Mein erster Eindruck:
    Danke.
    Ich bin seit 16 Jahren nicht richtig diagnostiziert, obwohl ich ein ganzes Diagnosepaket aufgeschnürt bekommen habe. Erst seit kurzer Zeit steht die Diagnose: SPS.
    Ihre Beschreibung trifft weitestgehend zu. Ich „erkenne“ mich wieder, ein Phänomen, das mir bislang derart nicht vorgekommen ist.
    Sicherlich kann man hier und da geteilter Meinung sein, ob das alles zu 100% zutrifft, aber darum geht es mir nicht. Die Grundaussage, das Eigentliche, das Wesen-tliche ist m. E. erfasst und beschreiben, so bekomme ich eine Ahnung davon, dass auch ich zu einer „Gruppe“ gehören könnte.
    daher nochmals: Danke.
    Mit herzlichen, nicht pseudoherzlichen, Grüßen
    Chr. B.-Spähr

  4. Dunja Voos sagt:

    Vielen Dank, lieber modean, für diesen hilfreichen Hinweis!

  5. modean sagt:

    Hallo Frau Voos,

    von Springer gibt es eine Buchreihe in der Filme und Filmcharaktere psychodynamisch analysiert werden. So beispielsweise:

    Blade Runner, Matrix und Avatare: Psychoanalytische Betrachtungen virtueller Wesen und Welten im Film
    ISBN: 9783642256240

    Neo im Film Matrix befindet sich demnach in einem schizoiden Modus von dem er sich nicht löst. Ich persönlich finde die Buchreihe interessant.

    Grüße
    modean

  6. Dunja Voos sagt:

    Lieber Modean,
    Ergänzung: Danke auch für den Hinweis auf diesen Beitrag:
    Klaus Lieberz und Franziska GEiser:
    Narzissmus und Schizoidie
    Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychoanalyse
    Vol. 42, No. 4 (1996), pp. 358-374 (17 pages)
    Published By: Vandenhoeck & Ruprecht

  7. Dunja Voos sagt:

    Lieber Modean,
    ganz herzlichen Dank für Ihren ausdifferenzierten Kommentar. Besonders bewegend finde ich diesen Abschnitt:
    „Mitunter wird hier auch ein Narzissmus diagnostiziert, was ich jedoch nicht fuer richtig erachte. Im Aussen manifest gewordene Fantasien sind der Versuch das Innen mit dem Aussen in Einklang zu bringen. Es ist also ein Kontaktversuch oder ein Beziehungsangebot und somit keine genuin realisierte Groessen- oder Omnipotenzphantasie die von einem Anspruchsdenken begleitet ist. Es ist also ein Versuch die Stoerung der eignen nicht gelungenen Hinwendung zur Welt zu ueberwinden.“
    Ich habe meinen Beitrag daraufhin ein wenig überarbeitet – er war schon ziemlich alt.
    Danke für Ihre Anregungen!
    Herzlich, Dunja Voos

  8. modean sagt:

    Hallo Frau Voos,

    ich wuerde Schizoidie wie folgt beschreiben. Es ist die sehr fruehe, womoeglich praenatale Erfahrung, nicht in Kontakt, nicht in Beziehung mit der Welt zu sein. Es manifestiert sich mitunter die Idee nie in diese Welt geboren worden zu sein, ja es manifestiert sich die Idee, die eigene Existenz sei nur ein Traum, aus dem es zu erwachen gilt.

    In der Folge kehrt sich die eigene Emotion als auch das eigene Denken nach innen. Eine umfassende innere Fantasiewelt wird erschaffen, von der man oft in Beschlag genommen ist. Fuer die Aussenwelt entsteht so der Eindruck der Affektlosigkeit oder Affektverflachung, da man ja faktisch in zwei Welten lebt. In einer transzendental, selbst erschaffenen Welt und in einer physischen Welt, in die man hinein geboren wurde.

    Bei entsprechender emotionaler Inanspruchnahme durch die Aussenwelt entstehen intrusive Gefuehle und somit dadurch induzierte Angst als auch Panikzustaende. Oft existiert diese Angst als auch Panik anlasslos. Beispielsweise wenn man auf grossen leeren Plaetzen steht und sich dort von der Aussenwelt beobachtet fuehlt. Diese Angst kann mitunter ueberwunden werden, indem ein solcher Platz objekthaft besetzt wird. Beispielsweise indem er durch Objekte der eigenen Fantasiewelt angereichert, also umgestaltet und somit transformiert wird und somit letztlich in Kongruenz zur eigenen Phantasiewelt tritt.

    Bei entsprechend ausgepraegtem Intellekt als auch emotional-musischer Begabung wird zeitlebens der Versuch unternommen, die eigene innere Fantasiewelt im Aussen zu manifestieren. So entstehen sowohl ausserordentliche intellektuelle als auch musische Leistungen.

    Insofern widerspreche ich dem Satz Schizoidie manifestiere sich ausschliesslich in der Intellektualitaet, was das Einschlagen eines Nagels in eine Wand oftmals verunmoeglichen wuerde. Stattdessen sind Emotion und Intellekt fragmentiert und je nach Persoenlichkeit und Interaktionspartner steht eines von beidem wahrnehmbar im Vordergrund. Letztlich ist die Intellektualitaet auch ein Weg, um intrusive Uebergriffe auf die Innenwelt, das eigene Selbst, zu verhindern.

    Die in die Aussenwelt transferierte Fantasiewelt, also das intellektuelle oder musische Werk wird mitunter sehr konkretistisch wahrgenommen. Angriffe auf eben diese werden mit dem eigenen Selbst identifiziert und so als Angriff auf das eigene Selbst wahrgenommen. Bei Angriffen auf Objekte oder bei Verlust eines solchen Objekts in der Aussenwelt, mit welchem man sich sehr stark indentifiziert, kommt es zu pseudo-psychotischen Phaenomenen. Mitunter wird hier auch ein Narzissmus diagnostiziert, was ich jedoch nicht fuer richtig erachte. Im Aussen manifest gewordene Fantasien sind der Versuch das Innen mit dem Aussen in Einklang zu bringen. Es ist also ein Kontaktversuch oder ein Beziehungsangebot und somit keine genuin realisierte Groessen- oder Omnipotenzphantasie die von einem Anspruchsdenken begleitet ist. Es ist also ein Versuch die Stoerung der eignen nicht gelungenen Hinwendung zur Welt zu ueberwinden.

    Der Artikel „Narzißmus und Schizoidie“ (Klaus Lieberz and Franziska Geiser), der mir leider nicht im Volltext vorliegt, scheint hier einen Versuch der Ausdifferenzierung beider Phaenomene vorzunehmen.

  9. Christianius sagt:

    Ach, ein schizoider Mensch handelt aus keinem Leidendruck heraus.

    Er, Sie ist sich also den Konsequenzen seines ,, verrückten“ Handels manchmal nicht bewusst?!

    Teilweise Ausgrenzung, Spiegelung des eigenen Missverhaltens ist genug selbstverschuldetes Leiden.

  10. Patrick sagt:

    Liebe Elfe,

    deine Wut, Verwirrung und Enttäuschung ist mehr als verständlich! All die investierte Arbeit in die Beziehung, all der Schmerz und die abrupten Wechsel.

    Doch eins kann ich dir versichern, dein ehemaliger Partner hat gelitten, vielleicht war es ihm nicht ganz bewusst. Ich spreche aus eigener Erfahrung. Ich mache seit Jahren eine Therapie, leide unter extremsten Ängsten, habe eigentlich so ziemlich alle Gefühle, die es gibt auf dieser Welt total abgespalten bis ich 33 Jahre alt wurde. Die Ursachen kann ich nur bestätigen. Die ersten 5-7 Jahre meiner Kindheit waren die absolute Hölle. Ich habe auf emotionaler Ebene praktisch nicht existiert, wie eine Puppe wurde ich behandelt und nur von allen schikaniert. Meine Mutter war total überfordert, sie hatte selbst eine höllische Kindheit. Die Konsequenz war, dass ich mit 0.5 Jahren zu Tante und Onkel kam. Die hatten selbst schon 4 Kinder. Die Tante war sehr streng, der Onkel ziemlich witzig und verspielt, jedoch auch sexistisch zu Frauen. Diese Ideologie hat er mir versucht weiterzugeben. Mein älterer Cousin hat mich gehasst, war eifersüchtig, fühlte sich bedroht, weil er den Verlust seiner Mutter fürchtete, die Konsequenz war ständiges auf mir rumhacken.
    Meine Mutter war in jener Zeit in einer psychiatrischen Klinik. Mein Vater ständig am arbeiten, er wurde selber adoptiert und sehr lieblos erzogen. Irgendwie wurde ich hin- und hergereicht. Meine Mutter, wenn sie denn mal da war, behandelte mich mal total überschwenglich und war völlig süchtig nach meiner Liebe. Danach war sie wieder verschwunden. Alles in allem, kann ich sagen, dass ich mich als Kind komplett hilflos, isoliert, unverstanden, vernachlässigt, schutzlos, überfordert, verängstigt, terrorisiert und masslos eingeschüchtert fühlte. Deswegen flüchtete ich mich ständig in Fantasien und schaute exzessiv Fernsehen. Heute sehe ich mein stark asoziales Verhalten und versuche Zugang zu meinen Gefühlen zu finden, aber da ist auch einfach soviel Hass auf meine zerstörte Kindheit und auf diese rücksichtslosen Menschen in meinem Umfeld, speziell meine Mutter. Tja, Menschen spalten ab, wenn sie abspalten müssen. Das lernen eben schon Kinder, ganz einfach um zu überleben. Wenn jedesmal das Kind rebelliert und seine Gefühle trotzdem negiert werden, dann stellt sich irgendwann Resignation ein, um weitere Ablehnung zu vermeiden – man könnte sagen, dass man beginnt sich selbst aufzulösen. Heute interessiert mich das nicht mehr, denn ich bin erwachsen und es ist mir völlig egal, ob mich jemand liebt oder nicht. Wenn mich jemand angreift oder verletzt dann kenne ich kein Halten mehr! Den Kontakt zu meiner Familie hab ich auf ein Minimum reduziert, ich ertrage ihr heutiges Heucheln nicht mehr! Diese Scheiss-Familienidylle nur weil sie zu feige sind, sich einzugestehen, dass sie komplett versagt haben. Diese Wut, die dann in mir aufsteigt, ist kaum zu bändigen. 33 Jahre alte Wut. Zu meiner Prognose kann ich nicht viel sagen, ich nehms, wie es kommt, Tag für Tag. Gehe in Therapie und versuche Zugang zu meinen Gefühlen zu finden. Ich hoffe, dass ich irgendwann mal eine glückliche Beziehung führen kann, aber bis dahin ist es wohl noch ein langer Weg. Auch ich habe in der Vergangenheit sovielen Menschen weh getan, und hoffe, dass diese mir verzeihen können. Vielleicht kann ich mir selbst irgendwann verzeihen.

    Ich wünsche allen Angehörigen und Betroffenen viel Kraft.

  11. Sandra sagt:

    Hi,

    ich bin auf der Suche nach Menschen zum Austausch, sprich: Selbsthilfegruppen mit Menschen mit SPS im Raum Augsburg/München?

    .Liebe Grüße

  12. Tinkerbell sagt:

    Ich kenne eine Frau mit genannter Störung.
    Neben dieser Störung hat sie auch noch das Leid einer Multiple Sklerose zu tragen – sie kann ihre Beine nicht mehr zum Stehen oder Gehen benutzen.
    Auch Das sollte nicht genug sein… Die Diagnosen im Bericht geben eine große Ansammlung von chronischen Erkrankungen an. Ob Magen/Darm, Schilddrüse oder Nieren… dieser Frau blieb nichts erspart!
    Bedingt ihrer Immobilität zog sie sich einen Dekubitus am Gesäß zu welcher nur mittels wochenlangem KKH-Aufenthalt inkl. Hauttransplantation in den Griff zu bekommen war.

    Der Umstand ihrer sozialen, physischen und psychischen Situation war nicht zu tragen und ließ sie in eine schwere Depression fallen. Die Motivation zur aktiven Mitarbeit an Rehabilitation war nicht mehr gegeben – Kooperation quasi unmöglich.
    Ein Betreuungsverfahren wurde eingeleitet…
    Das Schicksal nahm seinen Lauf – ein Betreuer wurde bestellt und übernahm ihre Belange in allen Bereichen (mit Einwilligungsvorbehalt).
    Obwohl die Betreuung über den Betreuungsverein lief/läuft, ließ Professionalität sehr zu wünschen übrig. Die bestehende PS wurde im persönlichem Umgang völlig außer Acht gelassen… AKTION… unerwartete REAKTION… EVALUATION – psychisch krank! Fazit: ab in die Schublade mit dem Titel „ohne Herz und Verstand“
    Jetzt hatte man dieser armen Person nicht nur ihre Geschäftsfähigkeit abgenommen, sondern sprach ihr auch jegliches Recht auf Persönlichkeit, eigene Emotionen und Verletzbarkeit ab.
    Obwohl sie ihre Situation sehr klar einschätzen kann – sie weiß, sie kann momentan ohne Unterstützung den Alltagsanforderungen nicht gewachsen ist. Auch hat sie sehr deutliche !ANGEMESSENE! Vorstellungen über Unterkunft und äußert diese unmissverständlich.! Man hält es nicht für notwendig dem Beachtung zu schenken und rechtfertigt das mittels Diagnose dessen Symptome man nicht mal im Ansatz kennt..

    Ich bin Altenpflegerin in einem Seniorenheim – Schwerpunkt Senioren mit Demenz und palliative Care…
    Ich arbeite ausschließlich im Nachtdienst. Es gibt sehr viel zu tun im Nachtdienst… jedoch hat man in der Nacht einfach häufiger die Gelegenheit zu längeren Gesprächen. Man kann sich besser kennen lernen und eine Basis des Vertrauens schaffen…

    Seit knapp 6 Monaten wohnt eine Frau in unserem haus… Ich schätze sie auf Ende 40 / Anfang 50. Sie ist verzweifelt, wütend, traurig, bestraft… denn das Leben hatte es nicht gut mit ihr gemeint…und durch chronische Erkrankungen ist kaum ein Schatten von „LEBEN“ übrig geblieben… Sie vergisst schnell – weil sich sich dessen bewusst ist, schreibt sie sich ganz viel auf. Weil sie nicht in der Lage ist das Bett zu verlassen möchte sie immer viel Papier in Reichweite haben. Sie sammelt Blöcke damit sie sich sicher fühlen kann -weil sie aufschreibt was wichtig ist UM NICHT DURCHZUDREHEN VOR LAUTER ANGST SICH SELBST ZU VERLIEREN!!!!!!!!!!!!
    Manchmal schaffe ich es sie zum lächeln zu bringen, (zweimal haben wir sogar herzhaft gelacht)
    Sie weint viel – sie ist hier nicht gut aufgehoben. Es ist gefährlich für sie hier! Die Mitarbeiter können mit PS nicht umgehen und schaden ihrer Seele………………………….

    Sie kann das super einfach erklären aber keiner hört sie an und niemand nimmt sie ernst

    DENN ALLE SAGEN SIE SEI SCHIZOPHREN

    Irgendwann wird sie diesen Druck, der unbeschreiblich tiefen Traurigkeit nicht mehr aushalten können… und ein wunderbarer Mensch hat sich das Leben genommen – weil er versehentlich in der Schublade „ohne Herz und Verstand“ gelandet ist

  13. Fips sagt:

    Ich brauche viel Zeit für mich und mit mir alleine. Das Alleinsein wird im höheren Maße gesucht, weil gebraucht. Wird es nicht erfüllt, erfolgt die „Nähe“ablehnung zunächst mittels Rückzug. Der Rückzug wird von manchen schwer verstanden. Sie empfinden es gegen sich gerichtet, aber ich handele für mich. Das Gegenüber ist austauschbar. Wohnt man mit wem zusammen, ist das häufigste Gegenüber logischerweise der Partner. Läßt er mir nicht den Raum oder gibt die Wohnsituation es nicht her, geht der Rückzug nach innen. Ich höre dann zB. auf zu reden, nicht weil ich es will, sondern weil mir jedes Wort Überwindung kostet und ich einfach nur meine Ruhe haben möchte und keinen sehen/hören, auf keinen reagieren will.

    Ich würde lieber von Kontaktablehnung sprechen, weniger von Näheablehnung, wobei die Wunschart nach Nähe schon eine andere zu sein scheint. Ich blicke auf „andere“ ebenso versuchsverstehend, wie andere auf mich. Man versucht zu verstehen, fühlt aber eben anders, hat anderes Bedürfnis.

    Letztendlich sind die Gegensätze nach Kontakt, vielleicht eher Beziehung (sich beziehen), schwer zu vereinbaren, ohne sich oder den anderen dabei zu Rücknahme Seinens zu bringen. Introvertierte beziehen sich durch sich, weniger durch außen/andere. Ein wenig aber brauchen sie aber auch Bezug von anderen, sehe das aber mehr als Input zur Eigenbeziehung. Bei mir ist das so.

  14. sourcream sagt:

    hallo

    ich selbst habe die Diagnose Schizoide Persönlichkeitsstörung in einer Klinik erhalten. Ich habe es mit meinem Freund einfach nicht mehr ausgehalten. Ich habe 2 1/2 Jahre immer mit Nähe und dann wieder mit Distanz gelebt. Und so war ich auch glücklich. Dann als ich nur Nähe hatte, dh ich bin zu ihm gezogen, bekam ich Panik, ich wusste nicht mehr wie ich da raus kommen soll. Es ging soweit das ich Depressionen bekam und in die Klinik kam, dort stellte man die Diagnose fest. Ich habe gehört das man schizoid und Asperger gleich stellt? Aber warum? Sind das nicht zwei unterschiedliche Krankheitsbilder?

    lg

  15. domi sagt:

    Mein Sohn ist 16. Bei ihm wurde schizoide Persönlichkeitsstörung festgestellt. Da er es zuhause nicht mehr aushält ( Nähe ) möchte er ausziehen. Meine Sorge ist das er sich noch mehr zurückzieht und den Kontakt total abricht. Einen eigenen Haushalt führen? Sein Zimmer sieht aus wie ein Messie Zuhause. Von daher lehne ich das ab. Außerdem vermute ich das er kifft. Was kann man machen.? Ein Zusammenleben ist inzwischen unerträglich.

  16. Khope sagt:

    Hallo Frau Dr. Voos,

    meine Schwester ist 35 Jahre alt und seit Ihrem 15. Lebensjahr schizotyp. Meine Eltern und ich sind die letzten Personen, zu denen sie seit vielen Jahren noch Kontakt hat. Sie selbst ist nicht krankheitseinsichtig und daher aktuell nicht in Behandlung.

    Was kann ich als Angehöriger machen? Wie kann ich ihr helfen und wie kann ich mich selbst vor ihrem schroffen, herabwürdigenden und verletzendem Verhalten schützen? Das beschäftigt mich/uns seit 20 Jahren, es kostet unendlich viel Kraft, den Kontakt nicht komplett abzubrechen und wir haben immer noch keine Antwort darauf finden können.

    Haben Sie allgemeine Tipps? Gibt es Bücher?

    Danke für diese tolle Seite und viele Grüße!

  17. IstJaEgal sagt:

    Hallo erstmal an alle die das hier lesen….
    Ich bin 19 Jahre alt und bin mir fast sicher, dass ich an einer Schizoiden Persönlichkeitsstörung leide…
    Und wenn ich sage leide dann mein ich das auch…Ich denke eine Schizoide Persönlichkeit ist ein Zusammenspiel von großer Angst, Unsicherheit, Schwäche (damit meine ich die fehlende Motivation?!…ich weiß nicht genau wie ich es beschrieben soll, aber es fühlt sich an als ob man nicht selbst die Zügel in der Hand hat) und der fehlenden Fähigkeit mit Menschen in Kontakt zu treten.
    Wie gesagt, ich bin 19 Jahre alt und habe bis ich sechs war bei meiner Mutter in Hamburg gewohnt. Meine Mutter hat eine Psychose.
    Ich hab ab dem 6. Lebensjahr nicht mehr bei ihr gewohnt ,b.z.w. nur sehr kurz bis sie wieder krank wurde, sondern in Pflegefamilien und Heimen. Mein Vater kommt aus Afrika und deshalb konnte ich aufgrund von fehlender Sprachkenntnisse und auch wegen fehlendem Geld nicht bei ihm wohnen. Ich habe zu ihm ein recht distanziertes Verhältnis. Ich habe diverse Umzüge, „Umschulungen“ und vor allem Umstellungen seit dem mit erlebt. Ich kann sagen, das ich schon immer ein Sonderlich war. Immer Interessiert an der Umwelt. Ausgenommen Menschen. Ich hab zwar bis heute immer einen gesunden Freundeskreis, aber dennoch immer das Gefühl zwischen den Stühlen zu sein. Was dieses Gefühl noch verstärkt, ist die Tatsache, dass ich ein Mischling bin. Wenn ich mit fremden Menschen reden „muss“ dann fühle ich mich immer unterlegen und bin neidisch auf die Fähigkeit mit Menschen „flüssig“ und ohne paranoide Hintergedanken reden zu können. Ich habe schon ein paar Beziehungen gehabt, aber ich habe mich nie so gefühlt wie ich es mir erhofft habe…ich hab mich bei Sozialen Kontakten mit fremden aber manchmal auch ganz normalen Freunden das Gefühl, dass sobald ich in Irgendeiner Weise in den Mittelpunkt rücke, mich total ausgeliefert zu fühlen und aufgrund dessen verhalte ich mich „unpassend“. Ich habe ein PokerFace wenn ich nicht will das jemand auch nur irgendetwas von mir weiß, dann wird er es auch nicht, aber auch nur über einen bestimmten Zeitraum…ich würde mal sagen so ca. ne Woche. aber dann kommt mein wahres Ich zum Vorschein und ich schäme mich erstens dafür, dass ich den Schauspieler gespielt habe und anderer Seits auch wegen meiner Persönlichkeit an sich…wenn sie denn existiert. Denn ich sehne mich in erstens Linie nach einer Persönlichkeit mit der ich so sein kann wie ich bin ohne mich zu schämen. Es fühlt sich zusammengefasst so an, als ob ich nie gelernt hätte zu leben wie alle anderen…es ist glaube ich grundlegend anders mit dieser Krankheit und deshalb auch die Missverständnisse…der eine (kranke) versucht mit aller kraft aber auf der anderen Seite gar nicht normal zu sein und fühlt sich mittellos in Umgang mit anderen Menschen. Das schlimmste ist eigentlich die Erwartungshaltung die von anderen Leuten ausgeht. Man weiß das man bestimmte Dinge tuen muss aber man will/kann/versucht nicht sie zu bewältigen und somit wird die Erwartungshaltun noch größer…somit auch der Druck auf mich und somit auch auf mein Verhalten auf andere.Meine größte Angst ist im Prinzip die totale Soziale Isolation bzw. die Unfähigkeit auf ein eigenständiges Leben. Damit meine ich Soziale Isolation, kein Job, kein Bock auf nichts, Sozialer Tiefpunkt…

    Ich hoffen ich hab jetzt nicht zu viel geschrieben und bedanke mich dafür das du dir das alles durchgelesen hast. :)) Rechtschreibfehler dürft ihr behalten. :P

  18. prittiwummen sagt:

    Hallo liebe Forum Mitglieder,
    ich habe m Moment so viele Fragen – meine Gedanken kreisen…..
    Vielleicht habt Ihr meine u.s. 2 Einträge gelesen.
    Einmal davon ausgehend, mein Ex-Partner ist Betroffener einer schizoiden Persönlichkeitsstörung :
    Sind solche Menschen denn nach einiger Zeit überhaupt fähig, den Kontakt trotz Trennunsakt wieder aufzunehmen ? Kann sich ein Vermissen wieder einstellen ? Oder überwiegt bei Menschen mit einer schizoiden Persönlichkeitsstruktur allein die „Ratio“ ?
    Mein Ex-Partner hatte mir in seiner Email, in der er sich getrennt hat, geschrieben, ich sei „eine tolle Frau, mit guter Figur und schönem Anlitz“, dass wir aber „zu verschieden seien“ und „dass er nicht zu mir und ich nicht zu ihm passen würde“. Das klingt brutal rational und völlig emotionslos.
    4 Tage vorher war ich noch am Wochenende bei ihm, wir haben gemeinsam eine neue Ski Jacke für ihn gekauft und unseren Ski urlaub gebucht.
    Wie passt das alles zusammen ??
    Kann es sein, dass seine Reaktion, unsere Beziehung zu beenden, eine „Kurzschlußreaktion“ – verursacht durch meine harsche Kritik am Telefon, in dem ich wütend das Gespräch beendet habe – war ???

    Interessanter Weise erzählte er mir einmal zu Beginn unserer Beziehung, dass er mit seiner Partnerin vor mir während eines Streits am Telefon die Beziehung beendet hätte und dass das eine „Kurzschlußreaktion“ gewesen wäre. Als ich ihn damals fragte, aus welchem Grund die Beziehung in die Brüche gegangen wäre sagte er mir, „er hätte sie und ihn nicht in der Zukunft gesehen / sich in der Zukunft nicht vorstellen können“.

    Und mir hat er u.a. auch in seiner email geschrieben „ich sehe uns nicht in der Zukunft“.

    Mir geht es gerade total schlecht. Ich fühle mich hilflos und wie gelämt.

    Danke für Eure Aufmerksamkeit & Eure Anregungen !

  19. prittiwummen sagt:

    P.S. : noch ergänzend zur Information.
    ich stehen in gutem Kontakt mit einer engen Bekannten meines EX-Partners (sie kennt ihn seit 17 Jahren).
    Sie sagte mir dieser Tage, dass ich die längste Beziehung für ihn war (das wusste ich vorher gar nicht !) und dass mein Exfreund im Moment shr verschlossen und in sich gekehrt wäre – sie hat ihn seit unserer Trennung 2 x gesehen. Sie sagte, er wäre überhaupt nicht zugänglich und als sie in fragte, wie es ihm ginge (er hatte ihr und ihrem Freund von unserer Trennung berichtet), zählte er lediglich „körperliche Gebrechen“ auf. Er hatte ihr nur vor 2 Wochen gesagt, dass „er sich nicht sicher wäre, ob es eine gemeinsame Basis für eine Zukunft für uns gäbe“.
    Ich verstehe die Welt nicht mehr. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich seit unserem ersten Kennenlernen das Gefühl hatte, dass er emotional blockiert zu sein scheint – irgendwie anders als „normal“. Komisch war für mich auch, dass er einerseits immer an den Wochenenden mit mir zusammen sein wollte – sogar das Thema zusammen ziehen mehrfach anklingen lies, aber – die ersten 12 Wochen ausgenommen – fand zwischen uns keine Intimität mehr statt. Ab und zu ein Küsschen, – ja. Und abends eng aneinander auf der Couch beim TV schauen. Das wars aber auch. Letztes Jahr im Sommer, als ich ihn auf seine sexuelle Unlust einmal vorsichtig ansprach, erklärte er mir, dass sich bei ihm generell einfach keine „Leidenschaft“ in Form von erhöhtem Puls, Begehren, usw. einstellen würde und er sagte auch schon 2 Mal in unserer Beziehung, dass es ja wohl „nur eine Frage der Zeit wäre, bis ich ihn verlassen würde“. Ich hatte sowieso oft den Eindruck, dass er Angst hatte, ich würde ihn verlassen. Selbsterfüllte Prophezeihung ???

  20. prittiwummen sagt:

    Liebe A.
    Ich habe gerade Deinen Eintrag hier vom 23.06.2013 gelesen und frage mich, ob ein Austausch auch heute noch mit Dir möglich ist – ob Du hier in diesem Forum noch „erreichbar“ bist ?
    Nach umfangreichen Recherchen im Netz bin ich zu der Vermutung gekommen, dass ich 15 Monate mit einem Mann zusammen war, auf den auc meiner Sicht alle Beschreibungen der schizoiden Persönlichkeitsstörung zutreffen. Er hat sich völigst abrupt – ohne zuvor für mich erkennbare Signale – vor ca. 4 Wochen per Email von mir getrennt. Voraus gegangen war am Abend zuvor ein Telefonat, in dem ich verärgert das Gespräch beendet hatte. 4 Tage davor haben wir noch unseren gemeinsamen Ski-Urlaub gebucht. ich bin völlig vor den Kopf gestossen. Ich hatte ihm einen ausführlichen Brief geschrieben – habe ihm beschrieben, wie schwer es für mich war, eine Partnerschaft zu führen, ohne Intimität, Körperlichkeit und Emotionen nahe dem Nullpunkt. dass ich ihn jedoch sehr liebe (er hat definitiv auch positive Eigenschaften, die ich an ihm mag !). Er hatte sich per WhatsApp für meine „ehrlichen Zeilen“ bedankt und ferner geschrieben „ich denke aber, es ist der richtige Schritt“ (er meinte die durch ihn vollzogene Trennung). Ich bin sehr verzweifelt und irgendwie passt dieser Schritt von ihm gar nicht mit seinem ganzen Verhalten davor zusammen. 4 Tage vorher gemeinsam unseren Ski-Urlaub gebucht, 10 Tage davor er mir einen grossen Blumenstrauß zum Valentinstag geschenkt. Ich habe überhaupt keine Erfahrungswerte mit solchen Persönlichkeitsstrukturen. Ist es besser, ihn erst einmal ganz in Ruhe zu lassen ? Zwischen uns herrscht absolute Funkstille und ich bin am Boden zerstört. Ich überlege, ob ich ihm zu Ostern einen kleinen Ostergruß schicken soll – habe aber wiederum Angst, von ihm abgelehnt zu werden, Hast Du oder hat hier jemand Erfahrungswerte und kann mir eine Empfehlung geben ? Danke an alle, die meine Zeilen lesen und kommentieren mögen !
    Wir haben übrigens eine Fernbeziehung (270 km Distanz) geführt, haben uns jedes Wochenende gesehen und waren in diesen 15 Monaten 3 x Mal zusammen im Urlaub. Ich muss dazu sagen, dass ich seit November 2013 ein diagnostiziertes Burnout habe – was sicherlich auch für meinen Freund belastend war.
    Mich haben in erster Linie mein Job, aber aus heutiger Sicht wohl auch die emotionale Kälte meines Partners, belastet und wohl in der Kombination zu dem Burnour geführt. Gott sei Dank wurde mir eine Reha genehmigt, die ich im Juni beginnen werde.
    prittiwummen

  21. Sicker sagt:

    „Ein Hauptproblem der Betroffenen ist die sehr große Sehnsucht nach Nähe bei gleichzeitiger Angst davor. “

    In meinen Augen beschreibt das, wie auch einige Kommentatoren hier, eher die unsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung, die zwar mit der schizoiden verwandt ist und auch zusammen in gewissen Verhältnissen auftreten können, aber sich eben dadurch unterscheidet, dass schizoide kein Bedürfniss nach Kontakten haben. Mögliche Kontakte werden passiv vermieden, während der unsicher-vermeidende diese aktiv vermeidet.

  22. Nessaja sagt:

    Hallo Elfi,

    Gewiß ist es nicht einfach, eine Beziehung mit so jemandem zu haben und Du hast sicher zuviel reingeben müssen, ohne viel dafür zurück zu bekommen. Wichtig wäre, für Dich in der Therapie zu klären, warum Du Dir ausgerechnet so jemanden als Partner ausgesucht hast, denn es ist ja kein Zufall, in wen man sich verliebt. Zu einer Beziehung gehören immer zwei, die sich von ihrem Muster her ergänzen.

    Es ist sicher nicht so, daß alle Menschen mit einer SPS grundsätzlich therapieresistent sind. Es kommt immer auf den individuellen Fall an. Wenn zwei psychisch Kranke die gleiche Diagnose haben, können sie trotzdem von Ihren Problemschwerpunkten her sehr verschieden sein, und die Stärke ihrer destruktiven Reaktionen hängt von der Ausprägung ihrer Störung ab.

  23. Dave sagt:

    Hallo,

    Bei mir ist es wieder soweit i liege nachts wach im Bett 3uhr. Meine panikattacken bekam ich vor 1 Jahr. Während meiner Ausbildung zur prüfungsvorbereitung. Habe viel gelernt etc um die Prüfung so gut es geht bestehen zu können. Nur habe ich mich was die Praxis angeht , mich selbst überfordert. Viel muss i mir selbst beibringen und hatte Dan angst die Prüfung nicht bestehen zu können (teils auch überfordert).. Bis ich mich so sehr unter Druck setzte das i während der Arbeit meinte ein Herzinfarkt zu kriegen. Ich ging nachHause weil ins KH wollte ich nicht. Und klappte fasst um. Herzrasen . Linker arm kribbelt , atemnot, Schwindel . Und das mit Mitte 20jahren. Ich dachte das wars jetzt. Ging zum Hausarzt der meinte das wäre meine Psyche..ruhe EKG war ok und dachte an Verwandte die selbst vor kurzem an Herzinfarkt starb… . Nunja die Prüfung bestand ich gut auch wenn i währenddessen fasst zusammenbrach. Seitdem habe ich panikattacken. Ich meide nichts, sag auch nein zu etwas wenn mir was nicht passt etc… Meist kriege ich sie nachts meistens gegen 3 Uhr oder sonntags… Die Arbeit denke i überfordert mich auch der Leistungsdruck immer alles gut machen zu wollen. Und wenn was nicht klappt wirft es mich aus der Bahn. So muss i sagen habe i seit dem Angst zur Arbeit zu gegen um zu Versagen. Vieles muss man sich selbstbeibringen und i fühle mich eher verheizt bei meiner Ausbildung. So das i auch unter Konzentrationsprobleme leide. Und auch sportlich eingeengt mit Schwindelgefühle und herzrasen.. . Muss auch sagen privat habe ich auch meine Baustellen Freundin . Und Freundeskreis ist eher dürftig. Mein Ausgleich geht gegen Null. Und habe seitdem Angst die Kontrolle zu verlieren , nicht mehr arbeiten zu können… Sozial absteigen. Und eine bu- Versicherung habe i auch nicht… Deshalb habe ich den Gang zum Psychologen gemieden.. Weil ich mir einerseits denke ich kriege keine bu mehr. Und durchgecheckt ärztlich habe i bis EKG auch nix gemacht. Und die Wartezeiten sind auch bis 1 Jahr lang… Naja das zu mir. Wenn i nachts wachliege lese i in Foren durch das beruhgt ein wenig. Nicht der einzige zu sein. Tolles Forum übrigens

  24. Velvetdoll sagt:

    Auch ich bin schon immer anders seit ich denken kann. Was genau ich habe weiß ich nicht… entweder SPS oder ich bin ein Aspie, oder vielleicht beides? Als Kind schon war ich extrem scheu, was allerdings durch meine Eltern noch gefördert wurde. Ich wurde total abgeschottet, verbrachte meine frühe Kindheit auf einem Dorf ohne Kontakt zu anderen Kindern (mein Vater sagte, das seien Bauern und unter unserem Niveau). Als ich in die Schule kam, war das für mich ein Schock. Ich wusste nicht, wie ich mich anderen Kindern gegenüber verhalten sollte, kannte ja keine. Daraus folgte, das meine Eltern zum Lehrer bestellt wurde, weil ich alle verprügelte. Ich wollte einfach allein sein, nicht angeprochen werden, nur in Ruhe gelassen werden.

    Später hatte ich in der Schule keine Probleme mehr, fiel eigentlich gar nicht auf, war nur scheu und schüchtern. Auf dem Gymnasium erlebte ich dann einige Enttäuschungen – meine beste Freundin z. B. freundete sich mit einem anderen Mädchen an, das neu in die Klasse gekommen war. Gemeinsam mobbten sie mich dann wegen meinen etwas abstehenden Ohren. Natürlich zog ich mich dann noch weiter zurück.

    Als Erwachsene habe ich mit Beziehungen kein Problem, allerdings habe ich meistens Fernbeziehungen, weil mich die ewige Nähe nervt. Und die irre viele Arbeit, die so ein Mann macht *lach*. Und dann das Gemeckere, wenn ich nicht putzen und aufräumen will, wenn Zeit dazu ist. Ich mach das schon, aber dann, wenn ich es für richtig halte!

    Zum Rest meiner Familie habe ich keinen Kontakt, finde ich auch gut so. Unterstützung habe ich ohnehin nie bekommen und mich immer unverstanden gefühlt. Freunde habe ich eigentlich keine (suche auch keine), auch diese Verpflichtungen nerven mich. Im Beruf hab ich genug mit Menschen zu tun, so dass ich abends völlig erschöpft bin und nur meine Katze sehen will :)

  25. doreen sagt:

    Hallo ihr Lieben,

    ich lebe bereits seit 9 jahren in einer beziehung mit einem schizoiden partner. was ich mir in den letzten jahren an verletzungen,demütigungen sowie zurückweisungen gefallen lassen habe ist unglaublich. wenn wir nicht einen kleinen sohn(6) hätten,wäre ich schon längst weg. dieses ewige spiel zwischen nähe und distanz ist kaum zu ertragen. ich habe jetzt das buch „jein“ über bindungsängste gelesen und uns widergespiegelt gesehn,schockierend zu 100%. er ist der gleichgültige bindungsvermeider,wo eine heilung sehr unwahrscheinlich ist. wenn er es denn einsehen würde. ich denke stark über trennung nach,weil ich seelisch so ausgelaugt von diesem menschen bin. doch die paartherapeutin sieht wohl noch eine chance für uns. ich habe mich jetzt emotional von ihm entfernt,aus selbstschutz und weil ich nicht glaube,dass er etwas ändern könnte. ich möchte ihn eigentlich nur noch weg haben,er hat mir so geschadet. und er wird nie wirklich lieben können. doch genau danach sehne ich mich…

  26. MS sagt:

    Hallo an alle,

    ich möchte einmal aus der Sicht einer Angehörigen beschreiben, was bei uns Alltag ist. Inzwischen denke ich, dass das beschriebene Krankheitsbild auf meinen Mann zutrifft. Die vorhergegangenen Seiten habe ich mit Interesse gelesen, denn was mit meinem Mann los ist, lässt mir keine Ruhe…

    Mein Problem ist, dass ich mit meinem Mann keinen emotionalen Austausch habe. Er fragt am liebsten Dinge über die Sachebene ab. Dabei spielen das Wetter, die Nachbarn, die Arbeit oder die Kollegen eine große Rolle. Oder was noch organisiert oder gekauft werden muss.

    Ich beobachte immer wieder, dass es ihm nicht gelingt, bei Gesprächen in den Austausch zu gehen, sozusagen „den Ball zurück zu spielen“. Dabei stelle ich fest, dass er emotionale Gespräche hasst und keine „Seelenpflege“ betreiben kann. Wenn ich ein Problem schildere, schaut er an mir vorbei aus dem Fenster oder an die Wand.

    Oft tut er so, als ginge ihn das Gesagte nichts an. Fordere ich den Augenkontakt ein, schafft er das für zwei Minuten. Frage ich ihn, was er von dem, was ich gesagt habe, verstanden hat, sagt er, dass er mir nichts raten kann. Werde ich dann traurig oder ärgerlich, nennt er mich „aggressiv“.

    Oft geht er früh ins Bett, um mir aus dem Weg zu gehen; das kann auch mal schon um 18:00 Uhr sein. Natürlich spricht er am nächsten Tag den Vorfall nicht an, so dass ich mich darum bemühen muss, eine Aufklärung herbeizuführen. Leider bekomme ich dann keine verwertbaren Antworten.

    Wenn ich ihm persönliche Fragen über seine Kindheit, über Träume, Gedanken oder Gefühle stelle, bekomme ich ebenfalls nur eine ausweichende oder auch keine Antwort. Oftmals sagt er, dass er das nicht weiß oder vergessen hat. Oder noch nie daüber nachgedacht hat.

    Im Bekanntenkreis redet er nur, wenn er etwas gefragt wird; von sich aus gibt er nichts preis. Bei Familientreffen rede ich, unterhalte mich mit den Kindern und Bekannten, organisiere die Kommunikation. Mein Mann sitzt stumm dabei, schaut in der Gegend herum, kann keinen der Anwesenden anschauen. Sein Blick geht stets an den Menschen vorbei; er wirkt oft teilnahmslos.

    Bemerkt habe ich dieses Verhalten schon vor einigen Jahren. Da mir ein solches bei Menschen bisher gänzlich unbekannt war, dachte ich immer, dass es verschwindet, wenn er mich besser kennt. Und ich dachte, dass er von einer Therapie profitiert hat. Aber auf meine Nachfrage hin sagt er, dass er „solche Sachen“ nicht besprochen hat.

    Mein Mann sagt oft, dass ihm alles zu viel ist. Was aber ist „alles“? Und was ist „zu viel“? Hier auch keine Definition von seiner Seite; ich rate meistens und ziehe ihm „die Würmer aus der Nase“. Heraus kommt dann, dass er nicht weiß, wie und was er mit Menschen reden soll. Und dass er nicht weiß, wie sie denken, was sie denken und was sie fühlen…

    Leider gehöre ich auch dazu.

    Auffällig ist auch, dass er oft gerne daheim bleiben und seine Ruhe haben will. Abends geht er um 20:00 Uhr ins Bett, weil er „einen anstrengenden Job“ hat (Sachbearbeiter mit Publikum). Ich sitze jeden Abend alleine daheim.

    An den Wochenenden sieht es nicht anders aus. Wir unternehmen keine Aktivitäten an Abenden oder „mal einfach so“, aus dem Bauch heraus. Stets muss alles geplant und vorher festgelegt werden, dann mein Mann mag keine spontanen Entscheidungen.

    Merkwürdigerweise ist er in vielen Dingen äußerst kompetent und willig. Dann widmet er sich den Dingen in einer Hingabe, dass ich erstaunt bin. Das Chaos, das er dann aber hinterlässt, ist aber immer wieder ein Streitpunkt, denn er räumt nichts weg, weil er nach manchen Tätigkeiten so erschöpft ist, dass er sich erst mal im Sessel oder im Bett entspannen muss.

    Für mich ist diese Quälerei bald beendet, denn ich habe heute eine kleine Wohnung gefunden. Ich habe Tränen in den Augen, weil ich mich so auf ein Leben OHNE IHN freue.

    Allen Angehörigen viel Kraft; ich musste nach bald 12 Jahren beziehungsmäßig leider das Handtuch werfen….

    LG MS

  27. Harlekinmaus sagt:

    P.S.:
    Die fachliche Erklärung (siehe angefügter Text) habe ich z.T aus ihrer Seite http://www.medizin-im-text.de sowie aus http://de.wikipedia.org/wiki/Schizoide_Persönlichkeitsstörung entnommen.

    „Nach vorherrschender Auffassung nimmt diese Persönlichkeitsstörung in der frühen Kindheit ihren Ausgang. Sehr häufig haben schizoide Menschen schon als Baby Enttäuschungen im Mutter-Kind-Kontakt erlebt, etwa wenn sie sich der Mutter vertrauensvoll genähert haben. Eine hochgradige angeborene Sensibilität und Irritierbarkeit wird ebenso als Voraussetzung für ihre Entstehung angesehen wie Formen starker emotionaler Vernachlässigung, chaotischer sozialer Verhältnisse, oder auch Formen brüsker mütterlicher Fürsorge. In vielen Fällen weist ein Elternteil psychische Störungen auf und/oder konnte sein Kind nicht verstehen.
    Dem Säugling und Kleinkind fehlt dadurch ausreichender Schutz, um die ersten selbstständigen Kontakte mit der nächsten Umgebung auszuführen.
    Diese Versuche wurden entweder von der Bezugsperson gar nicht beantwortet sodass sie sich dadurch nicht weiterentwickeln konnten oder es wurde so stark auf sie reagiert, dass nicht die Freude an der Antwort, sondern die Beängstigung durch sie, als bleibende Erfahrung im Gedächtnis bleibt.“

  28. Harlekinmaus sagt:

    Hallo und „Danke“ für die Möglichkeit, hier schreiben zu dürfen!

    Der Satz von Elfe: „Diese Menschen leiden nicht. Sie verursachen Leiden bei Personen, die mit ihnen in einer gefühlsmäßigen Bindung stehen.“ hat mich sehr nachdenklich gemacht, denn er stimmt so nicht!

    Gleichzeitig aber rüttelt er für SPS Patienten, die noch in der Lage sind auch die andere Seite einer Beziehung sehen zu wollen auf. Er zeigt, wie sehr auch Angehörige leiden!

    SPS- Patienten sind nicht wirklich böse. Sie befinden sich in einem Teufelskreis aus welchem sie kaum herausfinden. Schuld, Verlußtangst, Scham, das Gefühl nicht verstanden und daher abgewiesen zu werden lösen die bizarren Nebenwelten aus in denen sie leben.
    Die Versuche, sich aus Liebe zu dem Partner, Freunden oder der Familie daraus zu befreien, kosten sie Unmengen an Kraft. Das Bemühen ihrerseits wird oft als unbedeutend abgetan.

    Nach vorherrschender Auffassung nimmt diese Persönlichkeitsstörung in der frühen Kindheit ihren Ausgang. Sehr häufig haben schizoide Menschen schon als Baby Enttäuschungen im Mutter-Kind-Kontakt erlebt, etwa wenn sie sich der Mutter vertrauensvoll genähert haben. Eine hochgradige angeborene Sensibilität und Irritierbarkeit wird ebenso als Voraussetzung für ihre Entstehung angesehen wie Formen starker emotionaler Vernachlässigung, chaotischer sozialer Verhältnisse, oder auch Formen brüsker mütterlicher Fürsorge. In vielen Fällen weist ein Elternteil psychische Störungen auf und/oder konnte sein Kind nicht verstehen.
    Dem Säugling und Kleinkind fehlt dadurch ausreichender Schutz, um die ersten selbstständigen Kontakte mit der nächsten Umgebung auszuführen.
    Diese Versuche wurden entweder von der Bezugsperson gar nicht beantwortet sodass sie sich dadurch nicht weiterentwickeln konnten oder es wurde so stark auf sie reagiert, dass nicht die Freude an der Antwort, sondern die Beängstigung durch sie, als bleibende Erfahrung im Gedächtnis bleibt.

    Noch heute rufen viele dieser, jetzt erwachsenden, Babys und Kleinkinder nach einer Antwort, welche sie nie erlernt haben.
    Einzig die Fehlfunktion so kompensieren zu können um im Alltag überleben zu können ist erhalten geblieben. Das Fehlende „Modul“, der „Chip“ in welchem des Puzzles Lösung liegt, kann vielleicht mit viel Geduld, einer/m guten Therapeutin/en aufgearbeitet werden.
    Ganz besonders unterstützend tragen die Liebe, und die Geduld des Partners sowohl Unmengen an Kraft, Mut und Willen von Seiten des SPS-Patienten, dazu bei eine Verbesserung des Zustandes zu erreichen.

    Unverständnis, Lieblosigkeit, zurückstoßen und Kränkung von beiden Seiten, werden nur immer wieder Verzweiflung und Verfestigung der beschwerten Situation zur Folge haben.

    Ich wünsche allen Angehörigen und SPS-Patienten Mut, Kraft und Verständnis, für einen neuen gemeinsamen Weg in eine bessere Zukunft.

    Harlekinmaus, (48), SPS-Patientin und Angehörige

  29. Logika sagt:

    Hallo Frau Dr. Voss,

    auch bei mir könnte es sich um eine schizoide Persönlichkeitsstruktur handeln. Ich kann mich zwar ab und zu in andere Menschen hinein versetzen, allerdings solle ich wohl ein „Sensibelchen“ sein. Aber meine größte Schwäche ist es, dass ich keine oberflächlichen Unterhaltungen (Small Talk) führen kann sondern nur tiefgründige Unterhaltungen. Ich bin auch eine ziemlich direkte Person und sage was ich fühle und denke. Weder mit Freundschaften noch mit Beziehungen hat es bei mir jemals geklappt. In meiner Familie bin ich da allerdings ein Einzelfall. Mein Bruder wie auch meine Mutter sind extrovertiert, teilweise narzisstisch. In meiner Kindheit war ich auch eher aufs Alleine handeln aus. Ich konnte mich nicht richtig zu einer Gruppe angehören. Möchte sogar heute noch alles selbst machen ohne Fremdeinflüsse. Als ich noch ein Kleinkind war, solle ich mir einfach genommen haben was ich wollte statt es zu sagen.

    Wie kann man sich so etwas selbst bei bringen? Ich war schon bei einigen Verhaltenstherapeuten und Tiefenpsychologen sowie einem Psychoanalytiker. Allerdings konnte ich mich mit ihnen nicht verstehen. Mit den meisten verstehe ich mich die ersten beiden Sitzungen. Danach nicht mehr.

    Danke.

  30. Klabauterin sagt:

    hallo,
    ich bin bestätigte SPS. Dennoch habe ich eine Position zu scheinbar SPS-Kranken. Zunächst ist es keine Krankheit, wie ein Grippe-im vorbeilaufen eingefangen. Man wird so geboren. Mütter erzählen oft gerne, daß ihr Kind im Alter von 2 Jahren ja so wunderbar alleine spielen konnte. Das das nicht normal ist, hat meiner Mutter 1968 – 1970 niemand gesagt. So ging ich weiter in der Zeit unter. In der Schule beurteilten mich Lehrer 10 Jahre lang immer mit den selben Floskeln: sie gelang nie an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit, ruhige und zurückhaltende Schülerin, freundlich und hilfsbereit, trat im Klassenkolektiv nie in Erscheinung. Im 10. Klasse Abgangsjahrbuch stand unter meinem Namen: Wer auffallen will, verhält sich unauffällig.
    Kränkende Kindheit, und dann? Es passierte soviel. Zwei eigene Töchter, Scheidung, Alleinerziehend, Tochtersuizied, und Epilepsie, Kardiomyopathie, Sehnervschädigung…..Ich könnte brüllen, damit mich nur jemand hört. Ich war immer allein

  31. Dunja Voos sagt:

    Liebe A.,

    leider kann ich auf diese Frage nicht so richtig antworten, weil das Zusammenspiel immer viel zu komplex ist. Es mag sein, dass Ihr Partner außergewöhnlich empfindlich auf Kritik reagiert. Es könnte aber genauso gut sein, dass Sie selbst etwas übersehen: Was aus Ihrer Sicht eine „kleinste Kritik“ ist, trifft den anderen vielleicht eben doch sehr.
    Aus meiner Sicht ist es in den seltensten Fällen gewinnbringend, über Strategien oder Mechanismen nachzudenken – ich würde nach meinem eigenen Schmerzempfinden gehen und mich fragen, ob ich mich länger quälen möchte oder ob ich rausgehe aus der Beziehung.

    Viele Grüße
    Dunja Voos

  32. A. sagt:

    Hallo,
    Ich lebe seit geraumer Zeit in einer Fernbeziehung mit einem Mann, der nach allem, was ich bisher erlebt und erfahren habe, eine ausgeprägte schizoide Persönlichkeitsstörung hat. Noch bin ich nicht bereit mich zu trennen, auch wenn zuverlässig alle 3 Monate von Ihm eine Trennung ausgesprochen wird. Nach einiger Zeit nähern wir uns wieder an und die Intensität und Zärtlichkeit unserer Begegnungen bewegen mich zu neuer Hoffnung und das Spiel beginnt von Neuem. Eingeleitet werden die Trennungen durch eine übermäßige Reaktion meines Partners auf die kleinste Kritik. Oft habe ich auch das Gefühl, dass er Situationen heraufbeschwört, die so verletzend sind, dass man ohne kritische Worte ersticken würde und dann ist der Anlass geschaffen für die nächste abrupte Trennung.
    Ich würde gern wissen, ob man über die Zeit Mechanismen entwickeln kann, diesem ewigen Kreislauf zu entkommen, wenn es auf der Seite des Partners keinerlei Reflektion gibt. Gibt es ein „sich richtig verhalten“ wenn die Zeit der Distanzierung wieder gekommen ist, ohne völlige Selbstaufgabe der eigenen Bedürfnisse?

  33. Piräus sagt:

    Liebe Frau Dr. Voos,
    Jedes Ihrer Sätze über die schizoide Persönlichkeitsstörung finde ich für meinen Fall passend. Ich bin seit 3 Jahren verheiratet und kenne meine Frau schon seit 8 Jahren. Vor kurzem haben wir uns getrennt, auch weil ich ihr wegen meiner schwierigen beruflichen Situation Vorwürfe gemacht habe, wir wohnten nämlich seit 4 Jahren zusammen im Ausland und es war mein Wunsch mit ihr nach Deutschland zu kommen. Es ist sehr vieles schlecht gelaufen, auch weil ich ein Perfektionist bin, der viel an ihr herumkritisiert hat – ich glaube fast an eine milde Form des Sadismus oder vielleicht ein Assoziationsstörung, weil wir uns ständig gestritten haben und ich oft wollte, dass sie den Streit mit einem Kompromiss beendet. Ihre Ängste aus ihrer Heimatstadt fortzugehen habe ich als Schwäche interpretiert, aber wollte ihr andererseits keine Versprechungen oder Zugeständnisse machen, dass alles Gut werden würde, weil ich dies nicht voraussehen könnte. Auch bin ich hin- und her gerissen, was Entscheidungen im Allgemeinen betrifft, überdies habe ich Angst vor Ablehnung – gleichzeitig provoziere ich diese aber durch teils aggressives Verhalten.

    Meine Eltern haben sich als ich ein Kind war oft gestritten, es wurde geschrien, Vorwürfe gemacht und Grundsatzdiskussionen vor mir und meinem Bruder ausgetragen. Auch Objekte wurden manchmal geschmissen und das hat mich wohl irgendwie traumatisiert. Wir waren ziemlich oft alleine oder haben gelesen, um uns abzulenken.

    Mein Bruder leidet seit über 10 Jahren an Depressionen und Agoraphobia – in unserer Familie sind 4 Personen mit psychischen Störungen bzw. Schizophrenie und Depression.

    Ich bin nicht depressiv und habe eine starke Persönlichkeit. Ich möchte im Leben erfolgreich sein, doch ist es momentan wirklich nicht einfach…jeder Rat ist mir recht. Vielen Dank!

    Piräus

  34. Dunja Voos sagt:

    Liebe Maja, liebe Tamara,

    haben Sie vielen Dank für Ihre Kommentare.

    Falls Sie irgendwann noch einmal Mut fassen, könnten Sie ja schauen, ob Sie vielleicht eine psychoanalytische Therapie beginnen möchten (auch, wenn Sie es vielleicht schon einmal versucht haben). Dabei muss man sich nicht auf die Couch legen – Therapeut und Patient können sich auch gegenübersitzen.

    Gut ausgebildete Therapeuten (mit leider langen Wartezeiten) finden Sie auf http://www.dpv-psa.de, http://www.dpg-psa.de und http://www.dgpt.de. Hier hat man so viel Zeit, Raum und „Freiheit“, dass sich doch irgendwann die Erfahrung einer guten Beziehung machen lässt. Das Gefühl von „Sinn“ entsteht ja nur, wenn es Zusammenhänge gibt: Die Sonne macht Sinn, wenn es ein Blümchen gibt, das dank Sonne wachsen kann. Und eine gute Beziehung, die berührt, ohne allzusehr wehzutun oder zu bedrängen, kann das Gefühl erwecken, dass das Leben sinnvoll ist (die „echte Beziehung“ ergibt Sinn).

    Das kann zwar Angst machen, denn jede „Bindung“ erweckt auch die Angst vor dem Freiheitsverlust. Aber schließlich kann es gelingen, sich innerlich frei zu fühlen und dennoch die Vorteile der Bindung zu genießen. Das entspricht dann dem, was Sie sagen, Maja: Sie suchen Nähe und meiden sie gleichzeitig. Dieses Dilemma kann sich lockern und mit der Zeit sieht man in der Therapie, dass man in gewisser Weise beides haben kann: Nähe und Freiheit.

    Viele Grüße
    Dunja Voos

  35. Maja sagt:

    Ein interessanter Artikel und auch durchaus interessante Kommentare.
    Ich kann im Großen und Ganzen vieles unterzeichnen, was „Tamara“ schrieb. Auch ich leide unter einer schizoiden Persönlichkeitsstörung – ja, ich leide tatsächlich oft darunter und halte es für einen Irrglauben, dass „nur“ die Angehörigen eines solchen Menschen leiden.

    Seit ich denken kann, war ich anders. Als Kind schon grübelte ich ständig über alles und jedes, war hypersensibel und kontaktscheu. Seltsamerweise hatte ich zu diesem Zeitpunkt dennoch einen gewissen Freundeskreis, wenngleich ich auch nie zu den fürchterlich Beliebten gehörte. Ich hasste es, fremden Menschen die Hand geben zu müssen, hasste jede neue Situation, hatte fast panische Angst vor Herausforderungen. Veränderungen jeglicher Art, haben mich nicht gelockt oder gereizt, sondern nervlich fertig gemacht. Habe nächtelang schlaflos dagelegen und mir die Fingernägel abgeknabbert. Als ich älter wurde fiel mein Andersein immer stärker auf. Zwar interessierte ich mich für das andere Geschlecht, ließ aber niemals jemanden in meine Nähe. Sobald einer echtes Interesse zeigte, war ich weg. So begann ich irgendwann meine Vorliebe für Männer zu entdecken, die für mich unerreichbar waren. Ich träumte von ihnen und fühlte mich doch absolut sicher – von diesen „Prachtexemplaren“ hatte ich nichts zu befürchten. Meist wussten sie ja nicht einmal, dass es mich gab. Überhaupt habe ich jede engere Beziehung kommentarlos abgebrochen, sobald ich das Gefühl bekam, hier will jemand mehr, als ich zu geben vermochte. Ich habe viele Menschen vor den Kopf gestoßen.
    Irgendwann dann, begannen die Kommentare über mein Single-Dasein. Ich muss dazu sagen, dass ich in einem kleinen Ort aufwuchs, ein wirklich hübsches Mädchen war und die Nachbarn schlichtweg nicht verstanden, warum eine Hübsche wie ich, keinen Freund hatte und dazu noch der Meinung waren – Wer mit 18 noch keinen abbekommen hat, der stirbt als alte Junfer! DAS wollte ich natürlich auch nicht. Ich fühlte mich zunehmend unter Druck gesetzt, auch von der Familie, konnte aber keinem jungen Mann wirklich etwas abgewinnen. Ich saß in meinem Turm und wartete auf den Prinzen mit weißem Ross. Dass der nie kam, muss ich nicht betonen, oder?

    Dazu kamen die beruflichen Probleme. Ich hatte schon damals große Versagensängste. Habe mir nie etwas zugetraut, hatte fürchterliche Angst Fehler zu machen, nicht gut genug zu sein, den Erwartungen nicht standhalten zu können. Entsprechend dümpelte ich Jahrelang vor mich hin. Jobbte hier und da – manchmal blieb ich ein paar Wochen, ehe ich weiterzog, manchmal ging ich schon am nächsten Tag nicht mehr hin. Mir war und ist es bis heute unmöglich, längere Zeit in einem Beschäftigungsverhältnis zu bleiben. Ich weiß selbst nicht warum…Mehr oder weniger durch Zufall, schaffte ich es doch noch eine Ausbildung zu beenden, jedoch blieb ich auch in diesem Beruf nur wenige Jahre, verlor den Anschluss und habe nie wieder Fuß fassen können.

    Um nicht zu sehr aufzufallen, bin auch ich zur „großartigen“ Schauspielerin mutiert. Meine Maskerade funktioniert gut, meist sehr gut sogar. Jedoch bemerke ich mit zunehmendem Alter, dass mir das Versteckspiel immer schwerer fällt; ich immer widerwilliger mich und meine Seele verbiegen mag. Es strengt mich unglaublich an, so zu tun, als ob ich normal wäre. Meine sozialen Kontakte beschränken sich mittlerweile auf engste Familienangehörige – Freunde habe ich gar keine. Das Schlimme ist – ich vermisse sie auch nicht, im Gegenteil. Und dennoch sehne ich mich nach Nähe und Vertrautheit. Verrückt. Ich suche Nähe, aber stoße entsprechende Angebote weit von mir. Es ist so krank…

    Ich kann nicht sagen, dass ich ein glückliches Leben führe. Oft wünsche ich mir, ich wäre nie geboren worden. Niemals könnte ich mich einem Menschen offenbaren – auch keinem Therapeuten – und selbst meine engsten „Vertrauten“ wissen nicht einmal 10% dessen, was in mir vorgeht. Ich schäme mich für mein Denken, Handeln und Fühlen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals wirklich Freude und Spaß am Leben gehabt zu haben. Ich kann mich nicht überschwenglich freuen, breche nicht in emotionsgeladene Hysterieanfälle aus und bin auch sonst eine eher kühle, misstrauische Natur, die von anderen oft als arrogant empfunden wird. Der Sinn des Lebens hat sich mir bisher nicht erschlossen und ich fürchte, er wird es auch weiterhin nicht. Ich mag keine Menschenmassen, hasse Lärm, gehe nicht gern aus und bin am liebsten für mich allein. Schon klar, dass man mit diesem Verhalten aneckt.

    Ich könnte noch ewig lange so weiterschreiben, noch so viele Begebenheiten aus meinem Leben schildern, von dem ich lediglich annehme, es sei schizoid. Wie auch immer, es ist schwer als seltsamer Mensch, wie ich einer bin, in dieser leistungsorientierten, lauten Spaßgesellschaft zu bestehen. Lange hatte ich die Hoffnung, dass ich mich ändern würde, wenn ich älter bin. Naja, die Hoffnung habe ich aufgegeben. Ich merke, dass die Isolation mich immer mehr in ihren eiseneren Griff nimmt und ich zunehmend stärker dagegen ankämpfen muss, will ich nicht völlig untergehen. Die Frage ist, wie lange ich das schaffe…

    Danke für diese Seite – hat mir gutgetan, das hier zu schreiben.

    Viele Grüße
    Maja

  36. Tamara sagt:

    Hallo zusammen!

    Ich möchte mich für eure Beiträge bedanken. So gebt ihr doch einen Einblick in die Gefühlswelt der Angehörigen von Menschen mit einer schizoiden Persönlichkeitsstörung.Ich bin betroffene Frau von 45 Jahren und leide seit über 30 jahren an der schizoiden Störung. Habe eine kleine Odysse an erfolglosen Therapieversuchen hinter mir. Weder ich noch die Therapeuten konnten herausfinden, weshalb keine Therapie anschlägt. Erst vor einigen Wochen nach Beendigung meiner letzten Therapie, die für meinen Therapeuten und für mich wieder nicht den erwünschten Erfolg brachte, habe ich herausgefunden, daß ich an dieser Störung leide. Ich habe dies aber noch nicht von einem Arzt abklären lassen. Ich scheue mich davor, weil ich Angst habe nicht ernst genommen zu werden. Alles was ich bisher darüber gelesen habe trifft auf mich zu und es erklärt meine Schwierigkeiten. Um sicher zu sein und mir evtl. doch noch zu helfen werde ich aber doch zum Arzt gehen müssen.
    Ich möchte etwas zu den betroffenen Angehörigen sagen. Sie haben es sehr schwer in so einer Beziehung. das weiß ich aus eigener Erfahrung.(Dazu später)Sie geben viel und bekommen meißt wenig zurück.Eine „normale“ Beziehung ist wohl unmöglich. Immer wieder muß man sich als Partner einer schizoiden Person selbst schützen, um nicht emotional zu verhungern. Ich habe großes Verständnis für die schwierige Stuation der Personen, die mit einem schizoiden Menschen leben und bewundere sie. Es ist ihnen hoch anzurechenen, wenn sie sich durch sein Verhalten nicht abschrecken lassen. Aber ich weiß nicht ob es auf Dauer für einen normalen Menschen zu ertragen ist und verstehe, wenn er es irgendwann nicht mehr aushält und geht.Eine Bezugsperson ist für einen schizoiden Menschen würde ich sagen überlebenswichtig obwohl er autark sein möchte. Was natürlich eine Abhängigkeit darstellt und für beide Seiten nicht förderlich ist. Aber auch er kann nicht ganz ohne menschliche Zuwendung sein.Ich möchte noch hinzufügen, daß ein schizoider Mensch nicht böswillig ist. Er verhält sich nicht absichtlich so, sondern weil er nicht anders kann. Natürlich hat er deswegen keinen Freifahrtsschein, eine Spur seelischer Verwüstung hinter sich zu lassen. Oft weiß ich, daß ich verletzend und abstoßend bin, ich versuche entgegen meiner Natur zu handeln. Aber oft gelingt es mir einfach nicht und ich mache mir Vorwürfe. Die Spirale der Selbstvorwürfe und Schuldgefühle führt immer mehr nach unten.
    Ich lebe auch in einer Partnerschaft. Wir führen eine Wochenendbeziehung, was für mich genau richtig ist. Da ich mit ihm keine sozialen Stuationen ( Gebutstage, Treffen mit Bekannten usw.) mehr wahrnehmen kann, ist das für unsere Beziehung, vor allem für ihn sehr belastend. Ich leide sehr darunter, nach außen so emotions- und teilnamslos zu wirken. Oft empfinde ich auch tatsächlich nichts und schäme mich dafür. Ich wünsche mir, ein ganz normaler Mensch zu sein. Aber es ist mir fast unmöglich. Teilweise gelingt mir ein angepasstes Verhalten. Aber für mich ist es wie Schauspielerei, um Andere nicht zu verletzen. Natürlich kann und will ich mich nicht permanent verstellen, das führt dazu, daß ich mich ausgebrannt, unfähig und wertlos fühle. Ich habe kein Selbstbewußtsein mehr und scheue mich schon davor einkaufen zu gehen, weil ich dann Kontakt mit der Verkäuferin haben muß und ich wieder irgendwie sein muß, wie ich nicht bin. Mein Partner ist für mich mein einziger Halt und ich weiß zu schätzen, was er erträgt aus Liebe zu mir. Oft frage ich mich, was er an mir findet. Er kann es mir nicht erklären. In schlimmen Phasen, in denen ich mich extrem wertlos fühle auf Grund meine Gefühllosigkeit und diverser anderer Mängel, habe ich ihn weggestoßen und wollte mich auch schon mehrmals von ihm trennen, weil ich denke, daß ich ihm sein Leben versaue, daß er etwas Besseres verdient hat. Immer wieder konnte er mich halten. Doch ich kann diese Gedanken nicht los werden. Ich habe Verständnis, wenn er sich eines Tages doch von mir trennt. Häufig denke ich an Suizid. Das Leben erscheint mir leer und sinnlos.
    Für mich ist das Schlimmste zu wissen, eine Belastung für die Mitmenschen zu sein. Daher habe ich fast keine sozialen Kontakte mehr. Wenn ich mit anderen Menschen zusammen bin, habe ich immer das Gefühl die Leute wären jetzt lieber woanders als mit mir zuasammen. Mit der Zeit, im Laufe der vielen Jahre bin ich wohl auch zu einem Misanthropen geworden und depressiv. Als Kind war ich nicht so. Hatte viel Freunde. War zwar ruhig aber interessiert an anderen. Irgendwann ist es gekippt.

    Es wäre schön, wenn beide Seiten mehr miteinander reden würden und so auf beiden Seiten mehr Verständnis für den Anderen da wäre und Mißverständnisse aus der Welt geräumt werden könnten. Dies wünsche ich allen Angehörigen und Betroffenen.

    Gebt nicht auf in Euren Bemühungen.

    Liebe Grüße von Tamara

  37. Sandra sagt:

    Hallo

    Elfe spricht mir aus dem Herzen, auch ich habe eine (kurze) Bezeihung mit einem Partner mit schizoiden Anteilen hinter mir und begriff in dieser Zeit teilweise die Welt nicht mehr. Ich war noch nie in meinem Leben in einer Partnerschaft, bei der eine Persönlichkeitsstörung vorlag und konnte mir auf die vielen – für mich seltsamen – Âusserungen und Angriffe keinen Reim machen.

    Ich hatte das Gefühl, als Partnerin nicht ernst genommen zu werden und dass die Partnerschaft für meinen Partner nicht die Quelle von Glück und Freude war. Es blieb der schale Nachgeschmack, dass ich mehr in die Partnerschaft investiere als er.

    Auch war es nicht möglich, Probleme oder emotionale Bedürfnisse mit dem Partner zu diskutieren. Klärende Diskussionen und Gespräche wurden verweigert mit dem Hinweis, dass er keine Lust habe, solche Themen zu diskutieren (diese hätte er bereits mit seiner früheren Partnerin diskutieren müssen) und in diesem Fall lieber alleine bleibe statt ewig Diskussionen zu führen. Oder mir wurde klar gesagt, dass ich mich mit gewissen Tatsachen abzufinden habe, daran werde nichts geändert, eher würde er die Beziehung abbrechen. Dabei wären es meines Erachtens Diskussionspunkte gewesen, die man mit einem klärenden Gespräch aus der Welt hätte schaffen können. Auch Kritik durfte nicht angebracht werden (auch nicht scherzhaft), da reagierte mein Partner sehr verletzt und emotional.

    Am schlimmsten waren die meiner Ansicht nach unberechtigten Vorwürfe, die mir gemacht wurden. Ich verstand teilweise die Welt nicht mehr und hatte das Gefühl, dass mein Partner seine eigenen Probleme in mich hineinprojiziert und ich als Puffer diente. So wurden mir sogar Dinge zum Vorwurf gemacht, da ich meinem Partner zuliebe getan hatte.

    Auch hatte ich Mühe mit der Situation, dass mein Partner seine Agressionen schlecht kontrollieren konnte. Er rastete wegen Kleinigkeiten aus und es schien mir, dass er nur Schwarz oder Weiss kennt ohne Graustufen.

    Generell schien er mir unzufrieden mit sich und der Welt und er meinte oft, mein Optimismus sei einfach nur naiv und ich würde schon noch auf die Welt kommen.

    Anfangs hatte er sich sehr um mich bemüht, aber schon nach zwei Monaten viel mir auf, wie wenig Körperkontakt zwischen uns herrschte. Kein Aussenstehender wäre wohl auf die Idee gekommen, dass wir eigentlich frisch verliebt waren. Dies habe ich meinem Partner mitgeteilt und auch daraufhin rastete er aus. Teilweise bat ich explizit darum, von ihm in die Arme genommen zu werden (was ich irgendwie erniedrigend fand, dass ich darum „betteln“ musste), aber auch auf meine expliziten Bitten reagierte er nicht.

    Seit zwei Wochen sind wir getrennt. Ich bin nun daran, diese Erfahrung mit einer Psychologin aufzuarbieten. Ich leide einerseits darunter, dass ich diesen Mann immer noch liebe, jedoch weiss, dass mir diese Beziehung schadet. Andererseits frage mich, wie ein Mensch dazu kommt, seinen Partner derart abzuwerten und irgendwie auch zu erniedrigen. Obwohl die Beziehung nur 5 Monate dauerte, fühle ich mich sehr verletzt, gedemütigt und irgendwie auch benutzt.

    Ich teile Elfe’s Meinung, dass sich solche Menschen wohl kaum ändern, da sie sich ja auch keiner Schuld bewusst sind. Es ist nun meine Aufgabe, von meinem ehemaligen Partner auch emotional loszukommen und mir dahingehend Sorge zu tragen, dass ich nicht nochmals in ein solches Fiasko gerate.

    Allen, die solche Erfahrungen machen mussten, wünsche ich viel Mut und Kraft. Foren wie diese zeigen, wir nicht alleine sind mit unseren Erfahrunge. Also – auf geht’s!

    Sandra

  38. Marja sagt:

    Hallo,
    vielen Dank für die erklärenden Worte. Ich habe bisher gedacht, mein Mann, der sich im Frühjahr – als sein Leidensdruck für ihn unerträglich wurde – von mir nach 13 Jahren mit einem Scherenschnitt trennte, hätte allein eine narzisstische Persönlichkeitsstörung. Aber in all den Jahren war immer das Gefühl in mir, das da noch etwas anderes „schlummert“.

    Die Trennung ist – auf den Grund herunter gebrochen – ein großer Segen für mich. Aber natürlich muss ich mich mit mir nun sehr stark und schmerzhaft auseinandersetzen und anerkennen, dass ich in diesen Jahren auch immer den Gegenpol und Mitspieler geboten habe.

    Wir haben, trotz seiner Therapie niemals wirklich über die Ursache seines Schweigens, seiner Abgegrenztheit zu anderen Menschen, des ständigen Rückzugs, des nie wirklich zusammen seins und seines stetigen Wunsches nach Getrenntheit in vielen Dingen sprechen können. Und es gab auch niemals eine direkte Diagnose.

    Seine Trennungsbegründung kam unerwartet und war knapp: Ich sei der Grund, dass er psychisch erkrankt sei, und damit müsse nun Schluss sein. Es gab nach diesem Satz nie wieder, obwohl wir noch etliche Wochen zusammen leben mussten – die Möglichkeit eines gemeinsamen Gespräches.

    Da wir aber eine kleinen zehnjährigen Jungen haben, der ein Drittel seiner Zeit bei seinem Papa verbringt, ist es unmöglich für mich, einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen.
    Die Kommunikation läuft nur schriftlich – immer verbunden mit Vorwürfen über meine Unzulänglichkeiten in Bezug auf die Kindesversorgung oder das Leben an sich.

    Es kostet mich viel Kraft, den stetigen Vorwürfen mit Ruhe zu begegnen, bzw. diese an mir abstreifen zu lassen und zu ignorieren, um unserem Sohn gegenüber Verständnis oder zumindest Neutralität dem Vater gegenüber zu zeigen.

    Ich wünsche ich mir, einen Weg zu finden – für unseren Jungen – um einen friedlichen und vertrauensvolleren Umgang pflegen zu können. Aber bisher scheiterte jeder Versuch mit dem Hinweis, ich suche in Gesprächen nur die Möglichkeit, meinen Frust über das Verlassen worden zu sein Ausdruck geben zu können.

    Ich habe aber u.a. durch den Blog-Beitrag ihn und uns in jedem Satz wieder finden können. Der Gedanke, dass er sich um eine wirkliche Erkrankung handelt, hilft mir daher etwas.

    Marja (39)

  39. Elfe sagt:

    Hallo, liebe Frau Dr. Voos,

    vielen Dank für Ihren obigen Beitrag der schizoiden Persönlichkeitsstörung.

    Etliches, was ich in Ihrem Artikel lesen konnte, habe ich leibhaftig in einer Beziehung sozusagen „hautnah“ erleben müssen, vor allem in Form des wörtlich zu nehmenden Ausdrucks „schizotypisch / Schizoidie, = Abspaltung vom Denken und Fühlen und zusätzlich total abgespaltenem Verhalten in Sinne von Nähe und Distanz.
    In vieler Hinsicht kamen noch andere „Merkwürdigkeiten“ hinzu, wie ein ausgeprägtes Schamgefühl, Ekel vor nicht zubereiteten fleischlichen Lebensmitteln, selbst rohe Eier verursachten einen Widerwillen zum Nicht-mehr-Essen-Wollen sowie eine starke Geräuschempfindlichkeit usw. .

    Diese Menschen können sich einerseits sehr stark nach Nähe und Geborgenheit sehnen, sich über die Maßen auf ihren Partner liebevoll einstellen, fast sogar aufgeben und für einen langen Zeitraum dieses auch „ausleben“, sodass man sich stark geliebt fühlt.
    Jedoch ist die Sehnsucht nach Distanz und totaler Eigenständigkeit immer präsent. Diesbezüglich musste ich in einer Partnerschaft mit einer schizoid-narzisstischen Persönlichkeit eine extremste Abspaltung auch in dieser Hinsicht erleben und bin erschüttert über die extreme Unterschiedlichkeit dieser beiden Wesen in einer Person.
    Wenn der ständig vorhandene Wunsch nach Distanz sich bei diesen Menschen wieder in den Vordergrund stellt, können sie zur Abwehrreaktion äußerst verletzend werden bis zum persönlich – subjektiven Empfinden von Demütigung und Erniedrigung.
    Auffällig war auch das Vergessen! vieler positiver oder anderer wichtiger Ereignisse innerhalb der Beziehung, wenn der schizoid-narzisstische Partner, die Nähe nicht mehr erträgt und Äußerungen wie: …“wenn wir einmal nicht mehr zusammen sind!“ …
    Ein Besprechen oder gar Aufarbeiten emotionaler Alltagsprobleme, die noch nicht einmal gravierend sein müssen und somit in wenigen Erläuterungen eine andere, erklärende Sichtweise bekommen könnten, ist nach meiner schmerzhaften Lebenserfahrung innerhalb einer Beziehung mit einem Partner mit solch einer Persönlichkeitsstörung leider nicht möglich.
    Ich befinde mich nun in psychischer Beratung, um wieder zu einem Gefühl der Mitte und Selbstachtung zu gelangen.

    Alles in allem: Es war der Himmel und die Hölle zugleich.

    Aber aus Erfahrung wird man ja bekanntlich klug.
    Ich glaube nicht daran, dass sich diese Menschen ändern können. Auch nicht bei einer erstklassigen Therapie, sofern diese Persönlichkeiten eine solche überhaupt anstreben würden. Diese Menschen leiden nicht. Sie verursachen Leiden bei Personen, die mit ihnen in einer gefühlsmäßigen Bindung stehen.

    „Elfe“

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