Kinder nachts schlafen lassen – egal, wie groß die Wut ist

Immer wieder kommt es vor, dass Eltern ihre Kinder nachts aus dem Schlaf reißen. Wer abends auf einmal wütend feststellt, was das Kind am Tag alles „falsch“ gemacht hat, der ist vielleicht wie süchtig danach, das Kind aufzuwecken und es anzuschreien. Oder umgekehrt: Wenn ich als Mutter oder Vater feststelle, dass ich dem Kind etwas angetan habe, das mir jetzt am Abend leid tut, dann bin ich vielleicht versucht, das Kind zu wecken, um mich zu entschuldigen oder es zu mir ins Bett zu holen. Auch sexuelles Verlangen führt manche Eltern dazu, das Kind nachts zu „besuchen“ und sich an ihm in irgendeiner Weise zu befriedigen. Vielleicht ist Alkohol im Spiel, vielleicht nicht. Doch wie groß auch immer der Druck sein mag, das Kind zu wecken: Es ist enorm wichtig, Wege zur eigenen Beruhigung zu finden, damit man dem Kind sein Privatsphäre lassen kann. Am Ende hilft man sich als Mutter oder Vater damit selbst, aber es kann sehr schwierig sein.

Eine Oase in der Nacht finden

Auch, wenn tagsüber vielleicht großes Chaos in der Familie herrscht, ist es enorm wichtig, das Kind nachts schlafen zu lassen. Auch ich als Mutter oder Vater finde durch diese Übung auf Dauer mehr Ruhe und Zufriedenheit. Nicht zu handeln, ist für so manche Eltern sehr kraftaufwendig.

Sollten Sie unter so großer Anspannung stehen, dass Sie meinen, Sie müssten das Kind jetzt wecken, dann schauen Sie, wie Sie sich auf andere Weise Abhilfe verschaffen können. Eine heiße Dusche, eine Tasse heißer Kakao oder der Anruf bei der Telefonseelsorge (Tel. 0800 1110111) kann helfen, die immense Anspannung zu lindern.

Es ist möglich, die Nacht abzuwarten

Manchmal kann man sich vielleicht kaum vorstellen, wie man eine ganze Nacht lang abwarten soll. Doch wenn man sich einige Minuten lang die Chance gibt, zu warten, stellt man vielleicht fest, wie die Anspannung Schritt für Schritt nachlassen kann. Es ist vielleicht im Feuersturm fast unmöglich, sich selbst nachts eine kleine Oase der Ruhe zu schaffen, aber man kann es immer wieder versuchen und üben.

Wer so angespannt ist, dass er seine Kinder abends oder nachts weckt, hat oft enorme Schuldgefühle. Nicht selten spielen eigene Traumata eine Rolle, an die man nachts immer wieder denken muss. Es braucht oft unendlich viel Kraft und Geduld, um da herauszukommen. Die Suche nach einem guten Psychotherapeuten erscheint da manchmal fast unmöglich, aber vielleicht kann man sich langsam durch viele kleine Schritte herantasten.

Buchtipp:

„Liebst Du mich, auch wenn ich wütend bin?
Was gefühlsstarke Kinder wirklich wollen.“ Ein Buch von Dunja Voos

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Dunja Voos:
Schatten der Vergangenheit.
Trauma liebevoll heilen und innere Balance finden.