
In der Psychoanalyse ist es oft ganz still. Doch eines kann man hören: Den Atem des Analytikers und den des Patienten. Viele Patienten fühlen sich unbehaglich, wenn es zum Schweigen in der Psychoanalyse kommt. Oft können sie nicht direkt sagen, warum. Manchmal aber sind es die Geräusche der Stille, die ihnen Angst machen. Es werden Phantasien geweckt: Der Atem des Analytikers kann Geborgenheit bedeuten und beruhigen. Er kann aber auch beunruhigen, weil man merkt: Ich bin nicht allein. Man fühlt sich vielleicht beobachtet.
Atemgeräusche können aber auch – bewusst oder unbewusst – Lust wecken. Wenn zwei Menschen miteinander schlafen, hört man ihren Atem.
Analytiker und Patient lauschen
Der Patient spitzt die Ohren: Sind die beiden Atemgeräusche synchron? Oder haben sie eine unterschiedliche Frequenz? Hört man, wie Kleidungsstoffe aufeinanderreiben? Analytiker und Analysand sind sich im Raum ganz nah – fast könnten sie sich berühren. Die Spannung wird manchmal schwer erträglich. Es ist für viele sehr schwer, über sexuelle Phantasien zu sprechen. Aus der Angst vor den Atemgeräuschen können sich wunderbare Gespräche ergeben, die nicht nur zu einer psychischen sondern auch körperlichen Weiterentwicklung führen.
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 28.11.2015
Aktualisiert am 19.12.2021
Jonni1 meint
Was genau ist mit der körperlichen Weiterentwicklung gemeint !?