„Wenn der Herr nicht das Haus baut …“ Warum wir unser Unbewusstes berücksichtigen sollten

„Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen“ (Psalm 127). Dieser Satz kommt mir in den Sinn, wenn ich mich schon lange abmühe und arbeite, ohne dass die Arbeit Früchte trägt. Der Psalm lässt sich sehr gut auf innere Kämpfe übertragen. Immer wieder kann man beim Bau seines inneren (und auch äußeren Hauses) ins Stocken geraten oder scheitern, wenn es ein Hindernis gibt, das man noch nicht verstanden hat. Einmal sah ich eine Reportage über Trolle in Norwegen. Eine Stadt hatte sehr engagiert den Bau einer Straße geplant, der jedoch über Jahre nicht gelingen wollte. Es verunglückten Bauarbeiter und es kam zu Zwischenfällen, die den Bau schier unmöglich machten.

Die Baufirma zog eine Expertin für Trolle hinzu. Sie stellte fest, dass der geplante Weg von Trollen belagert war, die sich dem Bau entgegenstellten. Sie schlug den Bau-Ingenieuren einen anderen möglichen Weg für diese Straße vor – und flugs war die Straße fertig. Die Trolle wollten wohl mitreden.

Der gute Wille allein reicht oft nicht

Wir kennen es aus unserem Leben: Wir wollen etwas wirklich sehr, wir planen genau und mühen uns ab und doch will es nicht vorwärtsgehen. Das ist oft dann der Fall, wenn wir unser Unbewusstes übergehen. Was immer wir uns denken oder wünschen – unser Unbewusstes hält häufig auch das Gegenteil für erstrebenswert. Wenn wir selbst unsere inneren Gegenstimmen übergehen oder wenn wir etwas nur tun, weil es ein anderer will, wird es schwierig. Wenn wir Angst haben, unseren Träumen zu folgen, weil wir vielleicht ein großes Selbstbestrafungsbedürfnis haben, dann kann uns der Weg kaum frei werden.

„Das Ich fühlt sich unbehaglich, es stößt auf Grenzen seiner Macht in seinem eigenen Haus, der Seele. “ Sigmund Freud, Gesammelte Werke, 1917a): Eine Schwierigkeit der Psychoanalyse. GW XII: 11

Wenn wir immer wieder steckenbleiben, dann ist es sinnvoll, sich mit dem eigenen Unbewussten auseinanderzusetzen. Wir können aus der Falle aussteigen, wenn wir es wagen, das Gegenteil vom Gewohnten zu denken, die wirklichen Gefühle zuzulassen und still zu werden.

Das Sich-Besinnen auf die eigene innere Stimme kann helfen, uns auf den Weg zu bringen, der uns selbst entspricht. Und dann stellen wir oft fest, wie sich auch die äußeren Hindernisse auf einmal auflösen und wir Rückenwind bekommen.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 26.1.2020
Aktualisiert am 21.12.2022

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