
Die Psychoanalyse-Ausbildung z.B. bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) ist teuer. Eine Lehranalyse-Stunde kostet in der Regel zwischen 80 und 100 €. Bei der DPV sind vier Stunden Lehranalyse pro Woche vorgeschrieben – es müssen mindestens 600 Lehranalyse-Stunden absolviert werden. Pro Jahr geht man zu ca. 160 Sitzungen Lehranalyse, das macht also 16.000 € pro Jahr. Das entspricht also ungefähr einem Mittelklasse-Neuwagen pro Jahr.
Vor dem Vorkolloquium, also etwa in den ersten zwei bis drei Jahren der DPV-Ausbildung, darf man noch keine Patienten psychoanalytisch behandeln – es sei denn, man arbeitet schon als staatlich geprüfter Psychoanalytiker in eigener Praxis.
Es ist es wert
Nach dem Vorkolloquium kommen noch die Kosten für die Supervisionen hinzu. Außerdem zahlt man Semestergebühren an das Ausbildungsinstiut. Monatlich muss man während der Ausbildung (Beispiel DPV) etwa mit 1800 € Ausgaben pro Monat rechnen.
Die Finanzierung stellt für viele Ausbildungsteilnehmer*innen und -kandidat*innen (vor und nach dem Vorkolloquium) ein großes Problem dar. Doch wenn der Wunsch da ist, diese Ausbildung zu beginnen, dann tun sich hier oft ungeahnte Möglichkeiten auf.
Das Geld, das man in der Ausbildung ausgeben wird, ist eine Investition in die eigene Lebensschule. Was man durch Lehranalyse und Ausbildung für sich persönlich gewinnt, ist unbezahlbar, denke ich oft. Der Spruch „Geld macht nicht glücklich“ ist völlig falsch – das spürt man wohl kaum mehr als in der Ausbildung, in der es immer auch um Hoffnungen, Beziehungen, Liebe, Trauer und Schmerz geht.
Manchmal muss man sich überwinden, aber man kann mit den Eltern, mit Freunden und auch sogar mit Twitter-Followern sprechen. Man kann von seinem Vorhaben und Herzenswunsch erzählen.
Es gibt etliche Stiftungen, die einen unterstützen, vorne an natürlich die DPV-Stiftung.
Später möchte ich selbst gerne ein Patenschaftssystem oder eine Stiftung gründen, die Ausbildungen leichter möglich macht.
„Es“ kommt
Durch die Lehranalyse, die erst einmal mit vier Stunden pro Woche „unmöglich“ erscheint, gewinnt man ein besseres Gespür für sich selbst. Man selbst wendet sich Arbeiten zu, die einen weniger Kraft kosten und mehr Geld einbringen. Durch den Weg zu sich selbst – es klingt vielleicht abgehoben, aber es ist meiner Erfahrung nach so – kann man zu neuen Verdienstmöglichkeiten finden. Manchmal muss man sehr mutige und kreative Wege einschlagen.
Manche legen aus finanziellen, familiären und persönlichen Gründen zwischendurch auch eine Ausbildungspause ein. Manche geraten durch die Lehranalyse an sehr wunde Punkte und machen in der Pause dann für sich auch noch einmal eine Patientenanalyse – manchmal sogar bei ihrem Lehranalytiker.
Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung – neben dem Beruf – sind diese (Beispiel DPV):
– Die Stiftung der DPV vergibt Kredite bis zu einer Höhe von 20.000 €.
– Die Internationale Psychoanalytische Vereinigung (IPV), zu der die DPV gehört, vergibt ebenfalls Kredite. Nähere Infos hier: Candidate Loans.
Crowdfunding:
Wer ein bisschen kreativ ist, kann auch versuchen, sich ein zweites Standbein aufzubauen. Es ist spannend, über ein eigenes Projekt und Crowdfunding an Geld zu kommen. Schwierig, aber möglich ist es, auch direkt für die eigene Ausbildung zu sammeln:
- gofundme.com
- www.startnext.de
- Fundsters.de – für Ideen aller Art
- Companisto
- Seedmatch.de
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am: 14.6.2013
Aktualisiert am 15.3.2020
Nessaia meint
Kostet eine Analysestunde für einen „normalen“ Analysanden, also jemanden, der keine Ausbildung zum Analytiker macht, ebenfalls 87 Euro??? Oder wie sind da die Tarife? Und macht man da als Selbstzahler eine Art Vertrag mit dem Analytiker, bevor man anfängt? Wie sehen da die rechtlichen Formalitäten aus? Ich habe eine Frau kennengelernt, der es passiert ist, daß der Analytiker nachdem die von der Krankenkasse genehmigten Analysestunden „aufgebraucht“ waren, einfach weitergemacht hat, ohne seine Analysandin darüber in Kenntnis zu setzen, daß sie fortan selbst für die Kosten aufkommen müsse. Als sie es gemerk hat, hat sie die Analyse abgebrochen, bekam aber weiterhin Rechnungen für Analysestunden, die sie gar nicht wahrgenommen hatte. Zum Schluß hat sie die Angelegenheit einem Rechtsanwalt übergeben. Erst danach hatte sie Ruhe. Sie war fünf Jahre in Analyse. Es ist ihr sehr schwer gefallen, sich von dem Analytiker zu lösen, weil sie zu ihm eine Abhängigkeit entwickelt hatte und er dagegen war, daß sie die Behandlung bei ihm abbrechen wollte. Ihr Urteilsvermögen war durch die Abhängigkeit geschwächt. Als sie sich ihren Erbteil auszahlen lassen sollte, um die Analyse zu finanzieren, haben ihre Eltern gemerkt, daß etwas nicht stimmt und haben dafür gesorgt, daß sie endlich von dem Analytiker los kam. Hinterher hat sie sich mit einer Beschwerde an die Standesorganisation des Analytikers gewandt, was aber im Sande verlaufen ist. Solche Geschichten machen Angst, wenn man überlegt, ob man eine Analyse machen sollte. Ich kenne die Frau persönlich, also nicht etwa nur aus dem Internet.