
Mit Eckhart Tolle gibt es ein wunderbares Video, in dem er auf eine Frage eines Zuschauers antwortet, der fast permanent ein Gefühl der Angst verspürt (siehe „Das eigene Leid zur Lebensmeditation machen“): Was kann man tun? „Mein Leben mit der Angst“ heißt eine berührende Reportage einer über 40-jährigen Frau, die seit ihrer Jugend an Angst leidet und die mit dieser Angst lebt ( http://www.welt.de/angst/reportage/ ). Aus meiner Sicht haben solche tiefgreifenden Ängste ihre Ursache in der frühen Kindheit, in der das Kind Todesangst erlebte und in einer Familie aufwuchs, die das Kind nicht verstand und die eine angstvolle Atmosphäre entstehen ließ.
Tiefgreifende Ängste sind eine echte Herausforderung – immer und immer wieder. Wenn die Angst da ist, ist es, als hätte man nie auch nur einen Tag Therapie gemacht. Es ist dann immer wieder wie das erste Mal – der Betroffene fühlt sich wieder so, als stünde er am Rande des Verrücktseins.
Berufswahl, Partnerwahl, Kinderwunsch – immer wird die Angst mitbedacht
Immer wieder auftauchende Ängste erschweren den Betroffenen das Berufsleben. Berufe wie TagesschausprecherIn; LehrerIn oder auch PsychotherapeutIn sind für die Betroffenen häufig kaum vorstellbar, weil sie immer das Gefühl haben: „Ich kann mich nicht auf mich verlassen. Die Angst kann mich jederzeit attackieren, sie kann, egal wo ich bin und wie gut es mir geht, immer wieder auf einmal da sein. Sie kann mich in einen Zustand versetzen, in dem gutes Zureden und Verstand nicht mehr helfen.“
Die Verzweiflung der Betroffenen ist unvorstellbar groß: „Werde ich so alt werden müssen? Werde ich so sterben müssen?“, fragen sie sich. Immer wieder verstecken sie ihre Angst, immer wieder tauchen diese furchtbaren vegetativen Symptome auf, die sie verraten.
„Die Angst bringt Sie nicht um“, hören die Betroffenen von Ärzten und Experten, ja sogar von Eckhart Tolle. Aber das stimmt so nicht. Diese Angst geht auf’s Herz und sie belastet bei jeder Panikattacke erneut den Kreislauf. Viele Betroffenn befürchten, dass die vielen Panikattacken auf Dauer ihre Lebenszeit verkürzen. Studien zu den Themen „Panik, Thrombosebildung, Herzinfarkt“ bestätigen das (z.B. diese Studie aus dem Jahr 2010).
Die Betroffenen müssen, je älter sie werden, zusätzlich mit der Sorge fertig werden, dass die Angstattacken real einen möglicherweise schädigenden Einfluss auf ihren Körper haben. Der einzige Weg „da raus“ ist aus meiner Sicht, sich wirklich viel damit zu beschäfitgen (was die meisten Betroffenen sowieso tun).
Wer Yoga erlernt, kann täglich üben, bei sich zu bleiben, seinen Körper zu beobachten und das vegetative Nervensystem zu beeinflussen. Wer eine Psychoanalyse macht, der lernt, schneller Zusammenhänge herzustellen und die Ursachen der Angstattacke öfter zu erkennen. Viele kleine Schritte können helfen, die Angst bzw. sich selbst wie ein Segelschiff auf Kurs zu halten. Einbrüche gibt es immer wieder. Es ist dann die Frage, wie sehr man sich dadurch „beeindrucken“ lässt.
„Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“, fragt Jesus am Kreuz in seiner schwersten Stunde. Wenn die Angstattacke da ist, fühlt man sich verlassen – von allen guten Geistern verlassen, aber auch von sich selbst. Wut, Resignation, Hass, Verzweiflung herrschen dann vor. Die Tränen der Erleichterung, des Mitgefühls mit sich selbst und der Liebe zu sich selbst kommen meistens erst ein wenig später.
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