
Gefangen in den Gängen der Uniklinik. Mit einem Gleichgewichtsnerven außer Gefecht schwanke ich mühselig von Untersuchung zu Untersuchung. Hektische Ärzte. Unfreundliche Anweisungen auf dem Drehstuhl, den ich mit Schrecken im laufenden Betrieb schreiend verlasse. Warten auf dem Flur. In den Gängen Betrieb. Ungewissheit. Ich weiß nicht, was los ist, keiner sagt was.
Die letzte Station: Ein kleiner Technikraum im Keller. Das Fenster auf, frische Morgenluft, ein paar Vögel zwitschern. Ein technischer Assistent. Ein ganz einfacher Mann. Die einzige Anweisung: Zwanzig Minuten ruhig liegen während der Hirnstammaudiometrie. Er sitzt die ganze Zeit neben mir und sagt nichts. Er hält meine Hand. Er macht mich gesund. Am Ende stehe ich auf und fühle mich das erste Mal seit Tagen wieder halbwegs sicher auf meinen Beinen.
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Dieser Beitrag erschien erstmals am 14.9.2017
Aktualisiert am 12.10.2019
Melande meint
Zwei klassische Musikstücke im Radio („Reigen wilder Geister“ aus „Orpheus und Euridike“ von Gluck und v.a. „Das Gebet“ aus der Oper „Moses Auszug aus Ägypten“ von Rossini), klagende, sehr kräftige und sehnsuchtsvolle, zärtliche Männerstimmen, hatten mich so tief berührt, dass mir erstmals nach sehr langer Zeit Tränen in die Augen getreten waren, was mir sehr gutgetan hat. Bisher hatte ich um „solche“ Musik immer einen Bogen gemacht, vielleicht wegen meiner sehr ambivalenten Einstellung zu meinem (verstorbenen) Vater.
Danke für Ihre Texte, Fr. Dr. Voos!
Melande
Dunja Voos meint
Das freut mich, lieben Dank!
schnurpfel53 meint
Ein ebenso berührender Text. Dankeschön!